Trailschuh
Adidas Terrex Agravic Speed

Adidas bezeichnet den brandneuen Terrex Agravic Speed als Trailrunning-Waffe.
Adidas Terrex Agravic Speed
Foto: Hersteller

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Als ich den Adidas Terrex Agravic Speed aus seinem Schuhkarton befreie, bin ich wirklich sehr angetan. Die Optik ist genau nach meinem Geschmack: aggressiv und klar – so soll ein Wettkampfschuh (für den Trail) aussehen. Die nächste Überraschung erlebe ich, als ich den Schuh in die Hand nehme: er ist leicht. In meiner Größe (US 10/EU 44) wiegt er gerade mal 262 Gramm – ich habe minimalistische Straßenschuhe, die schwerer sind. Der erste Eindruck passt. Mal sehen, wie lange die Begeisterung währt.

Laufmarke Adidas

Optik und Passform

Minimalismus ist beim Terrex Agravic Speed ein gutes Stichwort: Applikationen oder Overlays, mit denen andere Laufschuhe gerne überladen sind, fehlen komplett. Die typischen Adidas-Streifen sind nur aufgeklebt und nicht genäht. Gleiches gilt für das Gummi des Zehenschutzes. Im Fernsenbereich gibt es eine stabile Fersenkappe. So wie das Äußere ist auch das Innere sehr gelungen. Dank einer sockenähnlichen Konstruktion, die mit nur wenigen Nähten auskommt, fühlt sich mein Fuß direkt sehr wohl. Selbst ohne den Schuh zu schnüren, sitzt er fest am Fuß. Das Obermaterial ist ein wenig dehnbar, sodass sich der Schuh wirklich angenehm um meinen normal breiten Fuß schließt. Es drückt nichts. Einzig im Zehenbereich könnten sich Läufer mit einem breiteren Fuß mehr Raum für ihre Zehen wünschen. Mal sehen, wie sich der Schuh beim Laufen schlägt.

Laufgefühl und Grip

Die ersten Meter verlaufen über Asphalt. Hier fühlt sich der Trailschuh anders als viele seiner Kollegen nicht schwammig an. Das liegt sicher auch daran, dass die Stollen der Außensohle, die von Reifenhersteller Continental stammt, nicht zu hoch sind. Gerade mal 5 Millimeter messen sie im äußeren Bereich der Sohle – im inneren Bereich sind sie sogar noch flacher. Was mir gleich von Beginn an gut gefällt: der Adidas Terrex Agravic Speed macht seinem Namen alle Ehre. Speed ist angesagt. Er rollt sehr gut und leicht ab, was zum einen an dem abgerundeten Fersenbereich und zum anderen an der leicht gebogenen Leistenform – Adidas spricht wie bei Skiern oder Snowboards von der Rocker-Shape – liegt, wodurch der Schuh den Abrollvorgang unterstützt.

Funktionieren soll der Adidas Terrex Agravic Speed aber ja sowieso im Trail. Und das tut er auch. Auf Schotter, auf Wurzeln, auf Steinen, im Schlamm und im Schnee – egal über welchen Untergrund ich den Adidas Terrex Agravic Speed während meiner 80-Kilometer-Testphase schicke, Grip ist nie ein Problem. Selbst auf nassen Felsen bin ich nie in die Bredouille geraten. Chapeau, Continental! Ebenfalls positiv: Der Terrex ist weit weg von vielen eher steifen Trailschuhen, die mehr mit einem Wander- als mit einem Laufschuh gemein haben. Der Schuh ist flexibel und torsionsfähig, wodurch man immer einen guten Stand auf unebenem Untergrund hat. Sicherlich mögen viele Läufer einen festeren Schuh. In meinen Augen ist es aber gerade beim Laufen im Gelände gefährlich, wenn der Schuh zu steif ist, und etwa bei einem Tritt auf einen Stein wie ein Hebel wirkt.

Auch der Schutz ist solide. Dass der Adidas Terrex Agravic Speed keine Steinschutzplatte in der Mittelsohle hat, merke ich erst beim Schreiben dieser Zeilen, als ich das Datenblatt in der Hand halte. Nie hat sich ein Stein oder eine Wurzel durch die Sohle schmerzhaft bis zu meinen Füßen durchgedrückt. Im Gegenteil: Man hat eher ein richtig gutes Gefühl für den Untergrund. Ich würde mir lediglich wünschen, dass der Zehenschutz etwas weiter über die Seiten gezogen wäre. So kommt es aufgrund der eher schmalen Passform doch mal dazu, dass die Zehen seitlich eine Wurzel abbekommen.

Was ich sehr erstaunlich finde, ist, dass der Schuh für mich trotz seiner flachen Bauweise langstreckentauglich ist. Die Sohle hat vorne eine Höhe von 14 und hinten von 22 Millimetern, was eine Sprengung von 8 Millimetern ergibt. Beim Frauenmodell sind es 13,5 und 21 Millimeter und somit eine Sprenung von 7,5 Millimeter. Damit ist der Adidas Terrex Agravic Speed natürlich kein Dämpfungsschuh mit dicker Sohle à la Hoka One One, aber auch nicht zu hart. Er hat sogar einen gewissen Komfort, was dem sehr ausgewogenen EVA-Mittelsohlenmaterial zuzuschreiben ist. Einschränkend muss ich hier aber erwähnen, dass ich grundsätzlich kein Fan von allzu viel Dämpfung bin. Gerade im Gelände möchte ich den Untergrund spüren. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass vielen der Trailschuh für lange Strecken zu wenig gedämpft ist.

Fazit

Ja, dieser Schuh ist eine Waffe. Er wildert in den Revieren des Salomon S-Lab Sense 5 Ultra, des Nike Zoom Terra Kiger 3 oder des Brooks Mazama. Er kommt auf allen Trails zurecht und ist für leichtere Läufer mit einem aktiven Laufstil auch Ultra-Trail-tauglich. Zum Preis von rund 130 Euro bekommt man einen rundum gelungenen Schuh fürs Gelände, der neben seiner sportlichen Optik – klar, ist Geschmackssache – auch mit seiner guten Haltbarkeit überzeugt. Nach 80 Kilometer sieht der Schuh noch aus wie neu, obwohl ich ihn über Asphalt, Schotter und Felsen gejagt habe. Und er wird mich sicherlich noch auf einigen Kilometern begleiten dürfen.

Der Adidas Terrex Agravic Speed ist die "schnelle" Variante des Adidas Terrex Agravic. Außerdem gibt es noch ein GTX-Modell, das durch ein Membran-Obermaterial Wasser von außen abhält.

Hersteller

Adidas Terrex Agravic

Kategorie: Trailschuh
Gewicht: 315 g (pro Schuh in Größe 42 2/3)
UVP: 130 €

Hersteller

Adidas Terrex Agravic GTX

Kategorie: Trailschuh
UVP: 150 €

Die aktuelle Ausgabe
10 / 2023

Erscheinungsdatum 19.09.2023