Zuerst ist man überwältigt, da ein gut sortierter Laufladen mindestens sechs Laufschuhmarken führt. Im „Laufwerk Hamburg“, wo wir die Laufschuhberatung exemplarisch durchspielen, stehen weit über 100 Modelle zur Auswahl. Eine gute Beratung geht deshalb mit System vor. Vor der Anprobe erfolgt ein Blick auf die Schuhwand, wo die Modelle nach ihrem Einsatzzweck sortiert sind, denn das oberste Auswahlprinzip bei Laufschuhen lautet: „Der Zweck bestimmt die Mittel.“ Suche ich einen Schuh fürs tägliche Training, für schnelle Läufe oder fürs Gelände?
Diese Marken unterstützen SUPPORT YOUR LOCAL DEALER:
1. Größe herausfinden
Die meisten Menschen kennen ihre Schuhgröße. Durch die Gewichtsbelastung und das Spreizen der Zehen beim Laufen werden die Füße aber größer, daher nimmt man bei Laufschuhen in der Regel eine halbe bis eine Größe mehr. Zur Kontrolle hilft die Daumenregel: Im Stand bei gleichmäßiger Belastung beider Füße sollte vor dem längsten Zeh ein Daumenbreit Platz im Schuh sein. Zur korrekten Bestimmung gibt es in gut ausgestatteten Laufläden spezielle Fußscanner, fürs Erste genügt jedoch eine mechanische Messung.


2. Beratung, Teil 1
Im Beratungsgespräch werden zuerst persönliche Bedürfnisse analysiert. Laufschuhe unterscheiden sich vor allem in den Kriterien Dämpfung, Stabilität und Passform. Welche Präferenzen man hier hat, lehrt entweder die Erfahrung oder man findet es durch Anprobe und kurzes Probelaufen heraus. Dabei sollte man unbedingt verschiedene Modelle zum Vergleich heranziehen und nicht nur auf ein bestimmtes setzen, nur weil man Gutes darüber gehört oder mit dem Vorgängermodell positive Erfahrungen gemacht hat. Außerdem gibt es im Fachgeschäft immer Tipps für vergleichbare Alternativen.

3. Socke auswählen
Vor der Schuhanprobe muss die passende Socke gewählt werden, denn die soll mit dem Fuß eine Einheit bilden. Wenn der Fuß im Schuh rutscht, dann soll er mit der Socke rutschen und nicht in der Socke. So kann diese die Scherkräfte aufnehmen und die Haut vor Blasen schützen. Bevor man also in einen neuen Schuh schlüpft, unbedingt immer erst die Socke auswählen, die in den Schuhen getragen wird.
Bei der Laufsocke verhält es sich anders als beim Schuh: Sie muss eng sitzen. Die Größe wird nach der Fußgröße gewählt und nicht, wie bei den Laufschuhen, eine halbe oder eine Nummer größer, da Laufsocken elastisch sind und sich dem Fuß anpassen. Sie dürfen nicht zu groß sein, sonst gibt es Falten. Wettkampfsocken sind leichter und deutlich dünner, Trainingssocken sind besser gepolstert und komfortabler. Übrigens: Auch Laufsocken haben sehr unterschiedliche Passformen, ein guter Laufladen berät auch hier. Und es gibt spezielle Frauenmodelle mit entsprechender Passform.

4. Schuh-Anprobe
Der große Vorteil im Laufladen ist, dass sich nahezu beliebig viele verschiedene Modelle in der Anprobe vergleichen lassen. Das ist durch nichts zu ersetzen und dafür muss man keineswegs ein Laufprofi sein. Man kann sich ganz auf das Gefühl verlassen. Der persönliche Eindruck ist entscheidend: „Welcher Schuh fühlt sich besser an?“

5. Laufen und Vergleichen
Nun kommt der Test am Fuß, wobei zahlreiche Kriterien in den Vergleich einfließen können. Umso mehr sollte man es sich einfach machen. Zunächst gilt die Aufmerksamkeit der richtigen Größe (gern mit der nächsten halben Größe vergleichen). Dann werden die Laufeigenschaften geprüft: die Dämpfung, der Komfort, die Abrolleigenschaften. Der Schuh muss in jeder Hinsicht auf Anhieb überzeugen. „An einen Laufschuh gewöhnt man sich nicht“, sagt Helge vom Laufwerk, „entweder er passt zum eigenen Fuß oder nicht“. Bei Zweifeln das Modell gleich von der Auswahl ausschließen.
6. Beratung, Teil 2
Viele Laufläden bieten zusätzliche Analysemöglichkeiten. Oft wird die Laufbandanalyse herangezogen, unterstützt durch eine Videoaufzeichnung. Beinachsen- oder Bewegungstests im Gehen und Laufen sowie Druckplattentests können die Analyse weiter verfeinern. Viele erfahrene Laufhändler setzen aber auch stark auf ihr Auge: Sie betrachten und analysieren Ihren Laufstil und helfen mit der persönlichen Erfahrung aus Tausenden verkauften Laufschuhen bei der Auswahl. Denn jedes technische Hilfsmittel hat Stärken und Schwächen.
Die Laufbandanalyse, die einst als Nonplusultra galt, ist heute vielerorts passé, da gerade bei Laufanfängern das Laufen auf dem Band nicht dem alltäglichen Laufbild entspricht. Zudem gibt es keinen perfekten Laufstil, jeder Mensch läuft anders. Wenn etwa in der Videoanalyse eine „Überpronation“ festgestellt wird, so muss das nach neuesten Erkenntnissen nicht zwingend korrigiert werden, da „Überpronierer“ keine höhere Verletzungsrate haben. Warum also das Abrollverhalten korrigieren? Viel wichtiger: Die Laufanalyse sollte stets die gesamte Beinachse inklusive Knie betrachten, nicht nur die Fußbewegung.

7. Auswahl
Verschiedene Schuhe werden anprobiert, probegelaufen, begutachtet und verglichen. Die Beratung ist dabei wichtig, aber über die Auslese entscheidet jeweils das eigene Laufgefühl. Auf Ihr Urteil kommt es am Ende an. Der für Sie beste Schuh gewinnt.
8. Ab zur Kasse
Der Schuhpreis ist eine einmalige Ausgabe. Teuer sind nur Schuhe, die nicht genutzt werden. Solche, die gut passen und Freude bereiten, sind dagegen preiswert.
