Straßenschuh mit Zehenfreiheit
Der NimbleToes Addict von Joe Nimble im Test

Der neue NimbleToes Addict von Joe Nimble: Flacher Aufbau, gedämpfte Mittelsohle und viel Platz für die Zehen. Im Test zeigt der Addict seine Qualitäten
Nimble Toes Addict
Foto: Hersteller

Der NimbleToes Addict ist von Joe Nimble als Laufschuh für festen Untergrund entwickelt worden, aber diese Beschreibung wird dem Schuh kaum gerecht. Zunächst zur Konstruktion: Auffällig sind beim Addict zwei Eigenschaften. Die flache Konstruktion der Sohle mit Null Millimetern Sprengung und die für Laufschuhe ungewöhnlich breite Schuhkonstrukion im Vorfußbereich. Die Mittelsohle besteht aus ein 10 mm starken EVA-Schicht, die Außensohle wurde entwickelt in enger Kooperation mit „Soles by Michelin“, die nicht erst seit dem Michelin-Männchen bekannt sind.

Laufmarke Joe Nimble

Viel Zehenfreiheit für einen gesunden Laufstil

Den Schuh als ein Modell, das viel Zehenfreiheit bietet zu beschreiben, trifft einerseits das charakteristischste Merkmal des Addict, andererseits greift die Beschreibung zu kurz. Denn hinter der breiten Zehenbox steht eine komplette Schuh-Philosophie. Von „Functional Footwear“ spricht Hersteller Joe Nimble, der bei dieser Entwicklung mit Wissenschaftlern wie Mick Wilkinson (Dozent für Sport-, Bewegungs- und Rehabilitationswissenschaften an der Northumbria University in England) und Lauftrainern wie Lee Saxby zusammengearbeitet hat.

Dieser hat in Untersuchungen darauf hingewiesen, wie wichtig der ausreichende Zehenraum insbesondere im Bereich der Großzehe für einen gesunden und stabilen Abrollvorgang ist. Lee Saxby betont, dass die Großzehe am Ende des Abrollvorgangs, wo sie voll belastet wird und wesentlich zum Fußabdruck beiträgt, ungehindert nach vorne in Laufrichtung zeigen muss. Dies sei bei vielen klassischen Laufschuhe mit spitz zulaufender Zehenbox nicht gewährleistet.

Man fühlt sich spontan wohl im Schuh

Da aber beim Addict hier der Platz gegeben ist, können sich die Zehen ausbreiten – und sorgen für einen stabilen Stand. Nebenbei vermindere dies auch die Gefahr von Verletzungen. Tatsächlich unterscheidet sich das Laufgefühl im Addict spürbar von dem des Durchschnitts-Laufschuhs. „Zunächst fällt natürlich der flache Stand im Schuh auf“, so ein Testläufer, „aber zusammen mit der üppigen Zehenbox fühlt sich mein Fuß spontan wohl in dem Schuh.“ Der bei der Laufschuh-Anprobe so entscheidende „Step-In Comfort“, also das Gefühl, wie sich der Schuh im ersten Moment anfühlt, wurde von durchweg als sehr positiv beschrieben. „Bei vielen Frauenlaufschuhen achte ich als erstes auf die Breite im Vorfußbereich, weil das erfahrungsgemäß ein kritischer Bereich ist“, so eine Testläuferin, „im Addict ist wohltuend viel Platz.“

Der Laufeindruck unterscheidet sich durch die neutrale Fußstellung von den meisten anderen Laufschuhen: Die „fehlende“ Rückfußerhöhung fühlt sich auf den ersten Metern zunächst ungewohnt an. „Sobald ich etwas Vertrauen in den Schuh gewonnen hatte“, ein Testläufer, „hatte ich aber ein sehr sicheres Abrollgefühl.“ Durch die vergleichsweise breit konstruierte Sohle mit großer Aufsatzfläche wird ein stabiler Abrollvorgang garantiert. Das Laufgefühl ist dabei eher direkt und nicht vergleichbar etwa mit den ultraweichen Dämpfungsschuhen mit den Rocker-Konstruktionen. „Vor allem bei ruhigem Dauerlauftempo ist der Laufeindruck durchaus komfortabel“, so ein Testläufer, „zumindest für leichtere bis mittelschwere Läufer kann das eine Alternative zu den ganz weich gedämpften Schuhen sein.“ Positiv wurde im Test auch die Flexibilität der Sohlenkonstruktion hervorgehoben. In Verbund mit der sehr guten Traktion der Außensohle wird das sichere Abrollverhalten mit direktem Bodenkontakt noch zusätzlich unterstützt.

An die Null-Sprengung muss man sich gewöhnen

Nimble Toes Addict
Hersteller
Der Addict in der Farbvariante Pop-Up.

Das komfortable Tragegefühl wird durch die flexible und nahtfrei verarbeitete Schaftkonstruktion der Mesh-Variante unterstützt. Übrigens hat Hersteller Joe Nimble einige Design-Variationen entwickelt, etwa auch in „Pop-Art-Design“, die sich wohltuend von dem eher konservativen Design der Basisversion abheben. Eine Besonderheit ist dabei das spezielle Verfahren im Sohlenguss, das „Camo Blending“, es gestaltet den Farbverlauf der Außensohle in jedem Modell individuell; eine wohl bei Laufschuhen bislang einmalige Erfindung.

Kritische Anmerkungen gab es von den Testläufern aber auch: Ein Testläufer verwies (nach längerer eigener Leidensgeschichte) auf die generelle Problematik von Laufschuhen mit 0 Millimeter Sprengung. „Wir sind das nicht gewohnt“, schreibt er ins Testprotokoll, wobei er das nicht als Kritik am Addict versteht, sondern auf die Problematik verweist, dass die meisten Alltags- und Laufschuhe mindestens über 4 mm Sprengung verfügen. Auch eine andere Testerin beschrieb, dass sie die durchaus Muskelkater hatte, „vor allem die Waden waren bei mir gefühlt stärker belastet.“ Sie sah das allerdings eher als Trainingsansporn für sich selbst.

Den vielleicht wichtigsten Effekt formulierte ein überzeugter Testläufer so: „Mit dem komfortablen Abrollverhalten des Addict wird Läufern, die bislang keine Erfahrung mit Barfußlaufschuhen beziehungsweise flachen Sohlen haben, die Angst genommen, es mal auszuprobieren.“ Auch ein gegenüber den 0-mm-Sprengung-Schuhen kritischer Tester argumentiert: „Für eine natürliche Fußfunktion und zum Training ist das Konzept einleuchtend.“ Er plädiert: „Wer den Addict abwechselnd zu seinen „Standard“-Laufschuhen mit Sprengung einsetzt, macht wahrscheinlich alles richtig.“ Unter dem Strich ergibt sich für den Nimble Toes Addict also ein breites Einsatzgebiet. Tatsächlich hatten auch Läuferinnen mit schmalem Fuß beim Addict kein Problem. „Die Fersenkonstruktion ist zwar auch eher voluminös gestaltet, aber ich hatte durch das gut sitzende Obermaterial keinen Schlupf“, so eine Testläuferin.

Fazit: Ein Trainingsschuh für die Muskulatur

Zu empfehlen ist der Nimble Toes Addict für ruhige Dauerläufe. Läufer, die bislang mit Laufschuhen mit hoher Sprengung gelaufen sind, sollten jedoch zunächst nur kürzere Trainings mit dem Schuh absolvieren – oder ihn zunächst in der Freizeit einsetzen, wofür er allemal auch taugt. So gewöhnen sich die Muskulatur und der Bandapparat an die flache Fußstellung und wird von der breiten Zehenbox verwöhnt.

Der NimbleToes Addict in Zahlen

Gewicht: 250 g (m/w)

Sprengung: 0 mm

UVP: 179 Euro