Hand aufs Herz: Denken Sie darüber nach, wie Sie vor dem Laufen Ihre Schuhe schnüren? Es sind ja nur ein paar Handgriffe, erlernt schon im Kindergartenalter, die zwischen Hausflur und Laufstrecke liegen. Doch es lohnt sich, das nächste Mal innezuhalten und genau hinzuschauen – denn viele Läuferinnen und Läufer schnüren ihre Schuhe unbewusst falsch und nehmen damit offene Schnürsenkel während des Laufens in Kauf. Das muss nicht sein: Damit es sich läuft "wie am Schnürchen" sind einige simple Tipps zu beachten. Wir zeigen, wie es klappt.
Wie schnüre ich meine Laufschuhe richtig?
Ganz so einfach, wie man es früher lernte, ist das richtige Schnüren nicht: Es gibt nämlich mehr als eine Variante, die Laufschuhe zu binden. Fast alle Schuhschnürungen beginnen mit einem Knoten und enden mit zwei Schlaufen. Nur: Wenn Sie die Schlaufen in die gleiche Richtung binden wie den Anfangsknoten, hält dies nicht auf Dauer. Diesen Knoten trägt den (etwas veralteten) Spitznamen "Altweiberknoten" und endet meist früher oder später in offenen Schnürsenkeln.
Die einfachste und sicherste Alternative zum herkömmlichen Knoten ist ein Kreuzknoten. Dabei werden der Anfangsknoten in eine Richtung und die Endschlaufen in die andere Richtung gebunden. Der Unterschied zwischen einem Kreuzknoten (ausgeglichener Knoten) und einem „Altweiberknoten“ (unausgeglichener Knoten) ist die Festigkeit.
Altweiberknoten: Anfangsknoten und Schlaufen sind in die gleiche Richtung gebunden --> geringe Festigkeit, „unordentliches“ Aussehen.
Kreuzknoten: Anfangsknoten und Schlaufen sind in verschiedene Richtungen gebunden --> hohe Festigkeit, Schlaufen und Senkelenden fallen ordentlich zur Seite.
Die Fußbewegungen beim Gehen und Laufen sorgen dafür, dass beim Kreuzknoten die Schnürung bei jedem Schritt gefestigt wird. Beim "Altweiberknoten" trägt hingegen jeder Schritt dazu bei, dass sich die Schnürung löst. Beim ausgeglichenen Kreuzknoten gibt es gegenläufige Zugkräfte innerhalb des fertigen Knotens, der Zug des unteren Knotens verfestigt den oberen Teil des Knotens. Hier fallen die Schlaufen gleichmäßig seitwärts. Die Unterschiede beim Schnüren der beiden Knoten sind also nur marginal, die Auswirkungen jedoch deutlich spürbar.

Beide Knoten können Sie übrigens ganz einfach auf den ersten Blick unterscheiden: Fallen die Schnürsenkel in gleichmäßigen Schlaufen nach links und rechts, handelt es sich um einen Kreuzknoten – Sie haben Ihre Laufschuhe richtig geschnürt. Dreht sich die Schlaufe und steht abgewinkelt, schief oder senkrecht, handelt es sich um einen Altweiberknoten – er löst sich leicht. Die Umstellung zu einem Kreuzknoten ist also simpel: Gewöhnen Sie sich an, den ersten Knoten andersherum zu machen und binden Sie danach die Schleife wie immer.
Anleitung zum richtigen Schnüren Ihrer Laufschuhe
Schritt 1: Für den Anfangsknoten schlagen Sie den linken Schnürsenkel über den rechten und binden Sie einen Knoten oder umgekehrt (rechts über links). Beides kann zu einem ausgeglichenen oder aber zu einem unausgeglichenen Knoten führen – das hängt vom übernächsten Schritt ab.

Schritt 2: Als Nächstes bilden Sie eine Schlaufe mit dem rechten Schnürsenkel (Abbildung) oder mit dem linken. Noch immer entscheidet sich nicht, ob dies ein ausgeglichener oder ein unausgeglichener Knoten wird. Der entscheidende Schritt folgt jetzt.
Schritt 3: Jetzt drehen Sie das andere Schnürband um die Schlaufe, die Sie gerade gemacht haben, und zwar entweder vorn um die Schlaufe herum oder hintenherum: Dies hängt davon ab, wie der 1. und der 2. Schritt aussahen. In der Abbildung links ist die Variante „hintenherum“ korrekt.
Welche Schnürtechnik passt zu welchem Läufer?
Der vorgestellte Kreuzknoten ist effektiv, hält garantiert und ist vor allem die einfachste Umstellung gegenüber dem „Altweiberknoten“. Dennoch gibt es eine ganze Reihe an weiteren Binde-Arten. Hier finden Sie weitere Möglichkeiten und Tipps, für welchen Zweck sich die Schnürung jeweils am besten eignet.
Der Ian-Knoten
Ian Fieggen beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Schuhschnürungen. 1982 erfand er eine eigene Schnürungsmethode, die folglich auch seinen Namen trägt: den Ian-Knoten. Dabei wird von beiden Seiten gleichmäßig gezogen. Der Knoten ist eine Alternative zum Kreuzknoten, um den Schuh gleichmäßig und einfach zu schnüren.
So funktioniert's:
Schritt 1: Binden Sie einen Startknoten. Fassen Sie das rechte Schuhband zwischen Daumen und Zeigefinger, legen Sie das linke Schuhband um den Zeigefinger. Bilden Sie so jeweils eine Schlaufe. Auf der rechten Seite läuft deren loses Ende hinter dem Schuhband nach rechts, auf der linken Seite vor dem Band nach links.
Schritt 2: Legen Sie die beiden Schlaufen übereinander, sodass die linke über der rechten Schlaufe liegt. Das innere Band führen Sie durch die jeweils gegenseitige Schlaufe und übergeben es an Daumen und Zeigefinger der anderen Hand.
Schritt 3: Ziehen Sie beide Schlaufen gleichzeitig fest. Dabei lässt jede Hand die eigene Schlaufe los. Damit der Knoten funktioniert, müssen die losen Enden richtig liegen.

Die Parallelschnürung
Diese Schnürung eignet sich für Läuferinnen und Läufer, die unangenehmen Druck auf dem Spann verspüren. Das kann bei Läuferinnen und Läufern der Fall sein, die insgesamt einen hohen Spann haben, oder auch für alle, die an einer bestimmten Stelle Druck verspüren, etwa durch einen Insektenstich.
So funktioniert's:





Die Marathonschnürung
Haben Sie sich schonmal gefragt, weshalb Laufschuhe meist zwei weitere, meist ungenutzte Ösen oben am Schuhkragen haben? Sie sitzen etwas seitlicher als die restlichen Ösen und eignen sich dafür, dem Fuß zusätzlichen lateralen Halt zu geben (also der Länge des Schuhs nach, nicht an einer einzelnen Stelle auf dem Spann). Obwohl die Technik den Spitznamen „Marathonschnürung“ trägt, eignet sie sich nicht ausschließlich auf langen Strecken. Sie kann auf jeglichen Distanzen verwendet werden, wenn man sich damit wohlfühlt.
So funktioniert's:





Wie eng sollte ich Laufschuhe schnüren?
Mithilfe der passenden Schnürung lässt sich der Sitz des Schuhs zwar oft verbessern, grundsätzlich sollte der Laufschuh an sich aber gut passen. Schnüren Sie Ihre Laufschuhe immer nur so eng wie unbedingt nötig, um Druck auf den Spann zu vermeiden. Wenn Sie trotz strammer Schnürung noch im Schuh umherrutschen, ist dies eher ein Zeichen für einen insgesamt zu großen Schuh und nicht für eine falsche Schnürung.

Die richtige Senkel-Form: Tagliatelle statt Spaghetti
Neben allen möglichen Schnürtechniken trägt übrigens auch die Form der Schnürsenkel zu einem festsitzenden Knoten bei. Denn grundsätzlich gilt: Runde Senkel lockern sich schneller, während abgeflachte Senkel in Tagliatelle-Form zu einer festen Schnürung beitragen. Auch das Material der Senkel kann ausschlaggebend sein: Testen Sie im Idealfall schon im Laufladen, ob die Senkel fest und rutschfest sitzen.
Fazit: Mit Kreuzknoten oder Ian-Knoten ungewollten Zwischenstopps entgehen
Wer offene Schnürsenkel beim Laufen vermeiden möchte, lässt lieber die Finger vom sogenannten „Altweiberknoten“. Sichere und simple Alternativen sind der Kreuzknoten oder der Ian-Knoten. Weitere spezielle Binde-Arten helfen etwa bei der Stabilisierung des Fußes oder nehmen den Druck vom Spann. Die Schnürung ist also alles andere als banal und will gelernt sein – und das nicht nur, um lästigen offenen Schnürsenkeln vorzubeugen.