Werfen Sie doch mal einen Blick auf Ihre Laufschuhe, am besten jetzt gleich. Befindet sich da ein hässlicher Doppelknoten? Sind die Schleifen ungleich oder hängen weit über die Schuhe? Öffnen sich die Schnürsenkel Ihre Laufschuhe manchmal während des Laufens? Ian Fieggen kennt sich aus und weiß worauf es beim Schnüren der Laufschuhe ankommt. Wenn Sie das System einmal verstanden haben, brauchen Sie sich nie wieder über offene Schnürsenkel zu ärgern.
Auf die Richtung kommt es an!
Man nehme einen Schnürsenkel und mache mit dem anderen Schnürsenkel einen einfachen Knoten. Dann bildet man eine Schlaufe. So weit ist alles bekannt. Aber ganz so einfach ist das richtige Schnüren der Laufschuhe nicht. Es gibt nämlich mehr als eine Variante, die Laufschuhe zu schnüren. Fast alle Schuhschnürungen beginnen mit einem Knoten und enden mit einer Schlaufe. Nur: Wenn Sie die Schlaufen in die gleiche Richtung binden wie den Anfangsknoten, hält dies nicht auf Dauer. Das nennt man dann einen Altweiberknoten.
Die Folgen, gerade beim Laufen, braucht man wohl nicht zu beschreiben. Um offene Schnürsenkel bei Laufschuhen zu vermeiden, ist ein Kreuzknoten zu empfehlen. Dabei werden der Anfangsknoten in eine Richtung und die Endschlaufen in die andere Richtung gebunden. Der Unterschied zwischen einem Kreuzknoten (ausgeglichener Knoten) und einem Altweiberknoten (unausgeglichener Knoten) ist die Festigkeit.
Altweiberknoten: Anfangsknoten und Schlaufen sind in die gleiche Richtung gebunden --> geringe Festigkeit, "unordentliches" Aussehen
Kreuzknoten: Anfangsknoten und Schlaufen sind in verschiedene Richtungen gebunden --> hohe Festigkeit, Schlaufen und Senkelenden fallen ordentlich zur Seite
Die Fußbewegungen beim Gehen und Laufen sorgen dafür, dass beim Kreuzknoten die Schnürung bei jedem Schritt gefestigt wird. Beim Altweiberknoten trägt hingegen jeder Schritt dazu bei, dass sich die Schnürung löst. Beim ausgeglichenen Kreuzknoten gibt es gegenläufige Zugkräfte innerhalb des fertigen Knotens, der Zug des unteren Knotens verfestigt den oberen Teil des Knotens. Hier fallen die Schlaufen gleichmäßig seitwärts. Der Unterschied beim Schnüren der Laufschuhe fällt den meisten Menschen durch den automatisierten Schnürvorgang gar nicht auf, und er ist auch nur marginal, die Auswirkung ist aber sehr effektiv.

Beide Knoten können Sie übrigens ganz einfach auf den ersten Blick unterscheiden (siehe erstes Bild): Fallen die Schnürsenkel in gleichmäßigen Schlaufen nach links und rechts, handelt es sich um einen Kreuzknoten – Sie haben Ihre Laufschuhe richtig geschnürt. Dreht sich die Schlaufe und steht abgewinkelt, schief oder senkrecht, handelt es sich um einen Altweiberknoten – er löst sich leicht. Doch auch wenn Sie für gewöhnlich einen Altweiberknoten binden (weil Sie es sich als Kind falsch angewöhnt haben), ist die Umstellung nicht schwer: Gewöhnen Sie sich an, den ersten Knoten andersherum zu machen und binden Sie danach die Schleife wie immer. So erhalten Sie einen ausgeglichenen Knoten und brauchen sich nicht mehr mit offenen Schnürsenkeln im Rennen herumplagen.
Extra-Tipp: Für noch mehr Sicherheit gegen sich öffnende Schnürsenkel stecken Sie Schlaufen und Enden einfach unter eine Lasche der Schnürung. So baumeln sie nicht herum und können nirgends hängenbleiben. Gegenüber einem Doppelknoten hat diese Methode den Vorteil, dass Sie die Schleife jederzeit einfach öffnen können, selbst mit kalten Fingern, auch, wenn es etwa im Rennen mal schnell gehen muss.
Anleitung zum richtigen Schnüren Ihrer Laufschuhe
Schritt 1: Für den Anfangsknoten schlagen Sie den linken Schnürsenkel über den rechten und binden Sie einen Knoten oder umgekehrt (rechts über links). Beides kann zu einem ausgeglichenen oder aber zu einem unausgeglichenen Knoten führen – das hängt vom übernächsten Schritt ab.

Schritt 2: Als nächstes bilden Sie eine Schlaufe mit dem rechten Schnürsenkel (Abbildung) oder mit dem linken. Noch immer entscheidet sich nicht, ob dies ein ausgeglichener oder ein unausgeglichener Knoten wird. Der entscheidende Schritt folgt jetzt.
Schritt 3: Jetzt drehen Sie das andere Schnürband um die Schlaufe, die Sie gerade gemacht haben, und zwar entweder vorn um die Schlaufe herum oder hintenherum: Dies hängt davon ab, wie der 1. und der 2. Schritt aussahen. In der Abbildung links ist die Variante „hintenherum“ korrekt.
Ian Fieggen: Der Schnürungs-Experte
Ian Fieggen beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Schuhschnürungen. 1982 erfand er eine eigene Schnürungsmethode, die folglich auch seinen Namen trägt: den Ian-Knoten. Dabei wird von beiden Seiten gleichmäßig gezogen. Mit dem Internet und den damit verbundenen Möglichkeiten expandierte Fieggens Schnürungsprojekt, und er entwickelte die unterschiedlichsten Schnürungssysteme. 2002 startete er mit seiner Website (www.fieggen.com) , die sich mit allen Aspekten dieses Themas beschäftigt.
Dort finden beispielsweise Läufer Anleitungen, wie sie ihre Laufschuhe so schnüren, dass sie speziell im hinteren Fußbereich gut sitzen, oder so, dass möglichst wenig Druck auf dem Fußrücken liegt. Fieggen gab sogar seinen Job auf und beschäftigt sich seither ausschließlich mit dem Thema Schuhschnürung. Er veröffentlichte ein Handbuch, das allerdings hauptsächlich dazu dient, das Schuhwerk möglichst gut aussehen zu lassen. Die ultimative Schuhschnürung für Läufer ist und bleibt aber der nach ihm benannte Ian-Knoten. In der Bildfolge unten finden Sie die Anleitung zum Schnüren des Ian-Knotens.
Der Ian-Knoten: So bekommen Sie ihn hin
Binden Sie einen Startknoten. Fassen Sie das rechte Schuhband zwischen Daumen und Zeigefinger, legen Sie das linke Schuhband um den Zeigefinger.

Bilden Sie so jeweils eine Schlaufe. Auf der rechten Seite läuft deren loses Ende hinter dem Schuhband nach rechts, auf der linken Seite vor dem Band nach links.
Legen Sie die beiden Schlaufen übereinander, sodass die linke über der rechten Schlaufe liegt. Das innere Band führen Sie durch die jeweils gegenseitige Schlaufe und übergeben es an Daumen und Zeigefinger der anderen Hand. So verknoten Sie die jeweils gegenüberliegenden Schlaufen miteinander.
Ziehen Sie beide Schlaufen gleichzeitig an. Dabei lässt jede Hand die eigene Schlaufe los. Damit der Knoten funktioniert, müssen die losen Enden richtig liegen (siehe oben).
Im letzten Schritt ziehen Sie beide Schlaufen fest. Mit etwas Übung können Sie so Ihre Schuhe schneller und sicherer schnüren als mit einem konventionellen Knoten.