Altra hat sich einen Namen gemacht mit flach gehaltenen Sohlen ohne Sprengung: Vor- und Rückfuß stehen auf einer Höhe. Doch damit kommen nicht alle Läufer und Läuferinnen gut klar. Und so schlugen die neuen Experience-Modelle vor gut eineinhalb Jahren eine ganz neue Richtung ein: Statt komplett flacher Konstruktion hatte der Experience Flow als erstes Altra-Modell eine 4-Millimeter-Sprengung. Das ist beim neuen Experience Flow 2 genauso, aber er ist auch aufgrund einer anderen Eigenschaft für viele Läuferinnen und Läufer interessant.
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Bekannter Aufbau, neue Formel
Die Altra-Konstruktion weist die Marken-typische „Footshape“-Geometrie auf, orientiert an der Fußform. Der Zehenbereich läuft nicht spitz zu, sondern wird breiter. Die Zehen haben also viel Platz, das ist besonders beim Abdruck vorteilhaft. Das Obermaterial besteht aus einem durchgängigen Mesh und ist sehr leicht, leichter als beim Vorgänger und luftdurchlässiger.
Besondere Aufmerksamkeit verdient die Mittelsohle: Wie gesagt, gibt es hier 4 Millimeter Sprengung. Die Geometrie ist die des Vorgängermodells. Wer den gelaufen ist: Einige unserer Testläufer lobten den Schuh – gerade wegen der 4 mm Sprengung. Aber es gab auch den Hinweis, dass die Sohle eher steif und fest abrollt und dabei wenig Dynamik bietet. Das ist beim Experience Flow 2 anders – und hier sind wir bei der wichtigsten Neuerung.
Neuer Schaum in der Mitte
Der Experience Flow 2 hat als erstes Altra-Modell einen neuen Mittelsohlenschaum, genannt Altra Ego P35. Basierend auf einer EVA-Formel, ist er sehr leicht und hat einen Stickstoff-Zusatz. Altra-Schuhexperte Tim Rose erklärt: „Dadurch ergibt sich ein leichteres Gewicht und mehr Rebound.“ Die Sohle baut 32 Millimeter hoch unter der Ferse (Frauenmodell: 30 mm).

Wie läuft er sich? Kleiner Rocker!
Eine angedeutete Rocker-Geometrie lässt den Schuh etwas dynamischer abrollen. (Lies hier, was es mit Rocker-Lauschuhen auf sich hat.) Die Mittelsohlenkomposition ist etwas reaktiver als beim Vorgänger. So entsteht ein sehr komfortabler Abrolleindruck, der gleichwohl etwas Dynamik mitbringt.
Passform: Platz für die Zehen
Der Experience Flow 2 ist auf dem Standard-Leisten von Altra gefertigt, wie beim Vorgängermodell. An der Ferse und im Mittelfußbereich ist der Schuh normal breit – in der Zehenbox deutlich breiter als durchschnittliche Laufschuhe. Die Passform der Frauenmodelle ist anatomisch angepasst, etwa mit schmalerer Fersenkonstruktion und geringerem Volumen in der Passform.
Kurze Schnürung
Die Schnürung bedeckt nur eine relativ kurze Spanne auf dem Fußrücken, daher sollte sie mit Sorgfalt zurechtgezogen und auf gleichmäßige Druckverteilung geachtet werden. Die Lasche ist angenehm gepolstert. Gut ist der tiefe Ausschnitt des Schuhkragens unter dem Fußknöchel sowie die sich nach hinten wegbiegende Achillessehnen-Konstruktion.

Dämpfung/Komfort: der Game-Changer!
Der Schaum macht den Unterschied. Das, was derzeit viele Trainingsschuhe so stark von ihren Vorläufer-Modellen unterscheidet, gilt beim Experience Flow 2 ganz besonders. Der Komfort-Unterschied zum Vorgänger ist groß – der Flow 2 läuft sich wirklich gut gedämpft, aber nicht zu soft. Gut: Auch für Mittelfuß-Aufsetzer funktioniert die Dämpfung sehr gut. „Gerade in der ersten Stunde meines Trainings lande ich mit dem Mittelfuß“, erklärt ein Testläufer, „aber je länger der Lauf dauert, desto mehr lande ich auf der Ferse: Der Experience Flow 2 macht beides sehr komfortabel.“
Weicher als der Vorgänger
„Der Experience Flow 2 läuft sich weich, aber nicht ganz so weich wie Konkurrenzmodelle wie etwa Asics Gel-Nimbus, Brooks Glycerin oder Hoka Bondi“, schätzt es ein Testläufer ein und ergänzt: „Die Dämpfung ist nicht übermäßig weich, sondern trifft einen komfortablen Sweetspot!“
Reaktivität ist spürbar
Die Reaktivität des Experience Flow 2 ist für das Niveau eines Trainingsschuhs gut; wenngleich weniger geeignet für Tempoläufe oder Wettkämpfe. Da gibt es reaktivere Mischungen und Konstruktionen.
Stabilität durch Breite
Die Fersenkonstruktion des Experience Flow 2 ist neu gestaltet und bietet ganz leichte Führung. Der Fuß ruht quasi ab dem Rückfuß in einer Art Wanne – die Sohle ist seitlich leicht hochgezogen – was in Kombination mit der breiten Plattform etwas Halt verleiht und vor allem für einen stabilen Abrollvorgang sorgt.

Außensohle: für Asphalt gemacht
Die Sohle ist vom Profil und der Profilausrichtung für glatten und festen Untergrund konstruiert – eine typische Straßen-Konstruktion. Der Aufsatz erfolgt sehr sanft. Der Fuß rollt sehr geschmeidig ab. Unter der Ferse ist die Außensohle am Aufsatzpunkt schön abgerundet, was zusammen mit der Flexibilität für einen weichen Aufsatz sorgt.
Auf Waldboden oder Schotter wird die Sohle allerdings schnell rutschig – es fehlen Quer-Streben im Profil. Deshalb sind Schotter- Kies- oder Parkwege nicht so das Terrain für den Experience Flow 2. Auch auf Nässe lässt die Sohle leichten Schlupf zu und ist hier weniger gut geeignet.
Positiv:
- Sehr komfortable Passform für mittelbreite und breite Füße
- Hoher Dämpfungskomfort bei geringem Gewicht
- Weicher Bodenkontakt und Abrollkomfort, natürliches Abrollen
Negativ:
- Schnürung bedeckt nur einen kurzen Teil des Fußrückens, sorgfältige Druckverteilung/Schnürung durch die Schnürsenkel ist ratsam
- Konstruktion wenig geeignet für Downhills oder unwegsames Gelände
- Wenig Grip auf Gravel, rutschige Außensohle abseits von Asphalt und bei nassem Untergrund
Für wen eignet er sich?
Der neue Experience Flow 2 eignet sich hervorragend für ruhige Trainingsläufe auf der Straße, ob für Laufanfänger oder im Marathontraining. Die Dämpfung verträgt ein breites Spektrum, von leichtem über mittleres bis höheres Körpergewicht. Durch das leichte Gewicht (ein Testschuh in Herrengröße US 11,5 wog lediglich 266 Gramm) und die mild-reaktive Sohle sind auch Tempoverschärfungen gut möglich; aber für den Wettkampfeinsatz gibt es geeignetere Modelle.
Der Experience Flow 2 ist vergleichbar mit Modellen wie Hoka Clifton, Asics Gel-Cumulus, Brooks Ghost, 361° Ventus oder Saucony Ride. Als schnellere Alternative böte sich beispielsweise der Altra Escalante.
Hybrid-Version als Alternative
Eine weitere interessante Alternative dürfte der Altra Experience Wild sein (noch nicht im RUNNER’S WORLD-Test). Ein Schuh, der auf der gleichen Plattform aufbaut und die gleiche Mittelsohle hat wie der Experience Flow 2, aber eine griffigere Max-Trac-Außensohle; „auf diese Hybrid-Version bin ich gespannt!“, fasst ein Testläufer zusammen.

Fazit: Leichter Trainingspartner
Der Altra Experience Flow 2 ist ein leichter, gut gedämpfter Trainingsschuh. Die Betonung liegt auf Training, für ruhige und lange Einheiten auf festem Untergrund ist der Schuh ideal geeignet. Damit öffnet sich Altra einer breiten Zielgruppe: Die 4 mm Sprengung sind im Vergleich zwar immer noch gering, aber sie bieten einen Zugang für viele Läuferinnen und Läufer zur Marke Altra. Zudem eignet sich die breite Konstruktion auch für mittelschwere und schwerere Läufer. Ein großes Plus ist hier der Komfort des Schuhs bei geringem Gewicht. Bei diesem Quotienten steht der Altra Experience Flow 2 zurzeit in der Spitzengruppe der Trainingsschuhe.
Hier bestellen: Männermodell oder Frauenmodell
- Gewicht: 200 g (Frauenversion), 231 g (Männerversion)
- Sohlenhöhe: Frauen: 30 mm / 26 mm, Männer 32 mm / 28 mm (je: Ferse/Vorfuß)
- Sprengung: 4 mm
- Preis: 150 Euro