Hier bestellen: Coros Vertix
Ich fange gleich mal mit dem Ende an. Vier Wochen lang habe ich Coros Vertix getestet. Doch erst als ich anfing, diesen Testbericht zu schreiben, fiel mir auf, dass ich die Uhr nicht ein einziges Mal aufgeladen hatte. Als die Coros Vertix in einem kleinen Koffer (siehe Foto unten) – ja, so wird die Uhr tatsächlich verkauft – bei mir eintrudelte, betrug die Akkuladung 89 Prozent. Und nach 28 Tagen, in denen ich die Uhr bei 13 Läufen nutzte und ebenso häufig mit der App synchronisierte, war der Akku bei 23 Prozent. Laut Coros soll die Vertix im Alltag 45 Tage durchhalten. Klar, für uns Läufer ist die Akkulaufzeit während der Trainingsaufzeichnung wichtiger. Hier verspricht Coros 60 Stunden im genauesten Modus und 150 Stunden im Ultra-Modus. Damit hält sie länger durch als jede andere Uhr auf dem Markt – und wohl auch als die allermeisten Läufer. Nur um es zu verdeutlichen: Wer den Marathon in vier Stunden läuft, soll die Strecke 15-mal absolvieren können, bis der Akku leer ist. Mein längster Lauf mit der Coros Vertix war knapp über zwei Stunden lang und knapste gerade mal drei Prozent vom Akku ab. Keine Ahnung, wie die Coros-Ingenieure das machen, aber auch die Coros Pace 2 glänzte mit einer langen Akkulaufzeit.

Robustes Gehäuse, simple Bedienung, komfortables Tragegefühl
Der ausdauernde Akku steckt in einem großen Gehäuse (47 Millimeter im Durchmesser, 15,6 Millimeter in der Höhe), welches aus Titan gefertigt ist und in dem ein LCD-Farbdisplay unter einem kratzfesten Saphirglas steckt. Das Gewicht beträgt mit dem Silikonarmband 76 Gramm. Somit ist die Uhr 16 Gramm leichter, 4 Millimeter kleiner und 7 Millimeter dicker als die Garmin Fenix 6X Pro, der sie zum Verwechseln ähnelt und die später in diesem Testbericht nochmal als Referenz herhalten muss. Die Verarbeitung der Vertix wirkt hochwertig und vor allem robust.
In Sachen Passform punktet die Vertix, denn sie sitzt auch an schmalen Handgelenken überraschend gut. Ja, die Uhr ist mächtig und wirkt an dünnen Armen riesig. Doch wenn sie eng sitzt, was mit dem weichen Silikonarmband problemlos gelingt, wackelt nichts.

Die Bedienung erfolgt über drei Knöpfe an der rechten Gehäuseseite, von denen der mittlere zudem eine drehbare Krone ist. Die Bedienung ist wirklich intuitiv, sodass man sich ohne Anleitung schon nach wenigen Minuten zurechtfindet: Die Krone dient zur Navigation durchs Menü, zum Wechseln der Trainingsansicht und zur Bestätigung. Mit dem unteren Knopf geht man zurück durchs Menü und nimmt eine Runde. Der obere Knopf schaltet die Hintergrundbeleuchtung des Displays an oder aus. Die Knöpfe und die drehbare Krone haben einen guten Druckpunkt und lassen sich auch mit Handschuhen sicher bedienen. Dabei reagiert die Uhr schnell auf Eingaben und gibt mittels Vibration und Ton (beides kann man leicht abstellen) deutliche Rückmeldungen.
So simpel wie das Bedienkonzept ist auch der Aufbau des Menüs. Auch hier bewegt man sich nach kurzer Eingewöhnung sicher durch die Nutzeroberfläche und findet schnell den richtigen Weg zur gewünschten Funktion oder Einstellung.
Einen kleinen Kritikpunkt habe ich aber doch: Erst nach mehreren Tagen des Testens fiel mir auf, dass das Display ein Touchscreen ist. Der Grund, warum mir das nicht eher auffiel: Die Uhr lässt sich nur in den Sportprofilen über das Display bedienen. So kann man während einer Aktivität durch die einzelnen Ansichten wischen, aber überall sonst reagiert die Uhr nicht auf Touch-Eingaben. Da ich generell kein Freund von Touchscreens bei Laufuhren bin und die Rückmeldung von Knöpfen besser finde, habe ich die Touchscreen-Funktion, kurz nachdem ich sie entdeckt hatte, einfach ausgeschaltet – dennoch finde ich, dass die Funktionalität konsistenter implementiert sein sollte, wenn schon ein Touchdisplay verbaut ist.
Übersichtliche App
Fast so wichtig wie die Uhr ist die dazugehörige Software. Im Falle von Coros gibt es kein Computer-Programm, um die Uhr zu synchronisieren, und auch kein Web-Interface, um Einstellungen vorzunehmen. Für all das gibt es die Coros-App auf dem Smartphone (iOS und Android). Die Verbindung zwischen Uhr und Smartphone erfolgt mittels Bluetooth und funktioniert anstandslos. Sobald Uhr und Smartphone einmal gekoppelt sind, startet die Synchronisation, sobald die App geöffnet wird.
Die Coros-App wird zwar keinen Design-Award gewinnen, ist aber logisch aufgebaut und intuitiv zu bedienen. Die aufgezeichneten Daten der Einheiten und des Actitvity-Trackings werden übersichtlich und detailliert dargestellt.

In der App können die Einstellungen ganz leicht verändert und die Sportprofile angepasst werden. Es lassen sich eigene Trainingseinheiten und ganze Trainingspläne anlegen und diese auf die Uhr synchronisieren. Auch Routen im .gpx-Format können über die App auf die Uhr gebracht werden. Die Möglichkeit, seine Daten zu einen Drittanbieter wie Strava, TrainingPeaks oder Apple Health zu verbinden, ist vorhanden und funktioniert einwandfrei.
Allerlei Sensoren, fehlende Funktionen
Wie das robuste Gehäuse und die lange Akkulaufzeit vermuten lassen, ist die Coros Vertix eine Multisport- und Outdoor-Uhr. An der Gehäuseunterseite befindet sich ein optischer Herzfrequenzsensor, der zudem auch die Sauerstoffsättigung misst – so kann sich einerseits ein Sauerstoffmangel in der Höhe zeigen, aber auch die Anpassung an die Höhe (Akklimatisierung). Im Testzeitraum war der höchste Punkt, an dem ich mich befand, der 116 Meter hohe Hasselbrack, weshalb ich zu dieser Funktion nichts sagen kann. Was ich sagen kann: Die Höhe wird mittels Barometer ermittelt und ist, einmal kalibriert, sehr genau. Für die Temperaturmessung gibt es ein Thermometer. Beschleunigungssensor und Gyroskop sind wichtig für die Activity-Tracking-Funktionen, die Laufstilanalyse und die Wattmessung.

Wattmessung? Ja, die Coros Vertix hat wie auch die Pace oder die Vantage-Serie und die Grit X von Polar einen eingebauten Wattsensor. Ohne gesonderten Fuß-Bewegungssensor (wie bei Stryd) oder Brustgurt (wie bei Garmin) ermöglicht dies die Ermittlung der Laufleistung in Watt.
Als Outdoor- und Multisportuhr unterstützt die Coros Vertix die gängigsten Sportarten und bietet entsprechen Profile für Laufen, Radfahren, Schwimmen, Triathlon, Wandern, Krafttraining, Wintersport und Wassersport.
Auch als Activity- und Sleep-Tracker fungiert die Coros Vertix. Die Daten, die dabei ermittelt werden, lassen sich zum Teil direkt auf der Uhr aufrufen. Top: Die Uhr ermittelt einen Trainings- beziehungsweise Belastungszustand, der einem verrät, welchen Trainingseffekt die letzten Aktivitäten hatten und wie erholt man ist. Mehr Details, wie etwa eine berechnete VO₂max und die aerob-anaerobe Schwelle, liefert die App. Alles in allem sind diese Werte übersichtlich dargestellt und nachvollziehbar.
Trainingsvorschläge in Form eines Smart-Coaches gibt es indes keine. Ebenso fehlen Lifestyle- und Smartwatch-Funktionen wie etwa ein eingebauter Musikplayer oder eine Bezahlfunktion, lediglich rudimentäre Smart-Funktionen wie das Anzeigen von Benachrichtigungen unterstützt die Uhr.
Zuverlässige Messwerte
In Sachen Messgenauigkeit schlägt sich die Coros Vertix sehr gut. Das GPS-Signal findet die Uhr stets schnell (zwischen 5 und 20 Sekunden). Bei allen Testläufen, in der Stadt, aber auch im Wald, gab es keinerlei GPS-Aussetzer. Die Aufzeichnungen folgten dabei stets der gelaufenen Strecke. Zur Referenz trug ich bei allen Läufen eine Garmin Forerunner 945, die bei der gelaufenen Distanz eine vernachlässigbare Abweichung (etwa: Garmin: 11,65 Kilometer, Coros: 11,66 Kilometer). Auch die optische Herzfrequenzmessung am Handgelenk ist zu gebrauchen und ergab im Vergleich zur Garmin, die ich mit Pulsgurt lief, vernachlässigbare Abweichung von ein bis zwei Schlägen. Aussetzer gab es bei der Pulsmessung nur selten und wenn, dauerten sie nicht lange an. Auch bei hohem Tempo, war die Messung überraschend gut, wobei hier wichtig ist, dass die Uhr eng getragen wird und möglichst wenig wackelt, was bei der eher schweren Uhr umso wichtiger ist. Wer in Sachen Herzfrequenzmessung ganz sicher gehen möchte, kann über Bluetooth oder ANT+ einen Pulsgurt koppeln. Diese Schnittstellen machen es zudem ganz einfach, auch andere externe Sensoren wie etwa einen Wattsensor fürs Radfahren mit der Uhr zu verbinden.
Aporopos Watt, die integrierte Wattmessung erfolgt wie bei der Polar-Vantage-Serie ohne zusätzlichen Bewegungssensor am Fuß. Die Werte wirken bei der Auswertung nachvollziehbar. Beim Training gibt es keine störende Latenz, sodass man die Wattmessung durchaus zur Steuerung der Intensität nutzen kann.
Fazit: Die Coros Vertix ist etwas für Puristen
Die Coros Vertix überzeugt. Sie ist eine zuverlässige, unkomplizierte Uhr für lange Ultraläufe und andere Abenteuer, bei denen es auf eine lange Akkulaufzeit ankommt. Letztlich bietet sie alle Funktionen, die man als Läufer – egal, ob Straßen- oder Trailläufer –, Triathlet oder sonstiger Outdoor-Sportler wirklich braucht.
Doch aufgrund des hohen Preises (UVP: 599 Euro) muss man sie mit ähnlich teuren Uhren vergleichen. Und hier hat die Garmin Fenix die Nase vorne. Die kleine Fenix 6 kostet gerade mal 50 Euro mehr und hat "nur" eine Akkulaufzeit von 25 Stunden im genauesten GPS-Modus, dafür bietet sie aber Karten-Navigation – etwas, was ich super finde, wenn ich an einem Ort laufe, wo ich mich nicht auskenne – und zudem auch die deutlich bessere App, Coaching-Funktionen und Lifestyle-Funktionen wie Musik und Bezahlfunktionen.
Plus- und Minuspunkte
+ robustes Gehäuse
+ lange Akkulaufzeit
+ einfache Bedienung mit klarer Rückmeldung
+ steckt voller Sensoren und Funktionen
+ exakte GPS-Messung
+ zuverlässiger optischer Herzfrequenzsensor
- hoher Preis (weshalb sich die folgenden Minuspunkte ergeben)
- Navigationsfunktion ohne Karten
- kein Web-Interface
- keine Lifestyle-Funktionen
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