Hier bestellen: Polar Grit X2
Ein Jahr nach der Grit X2 Pro bringt Polar die Grit X2 auf den Markt. Auch wenn der Verzicht auf den Zusatz „Pro“ darauf hindeuten mag, dass es sich um eine im Funktionsumfang abgespeckte Variante handelt, liegt der Hauptunterschied im Grunde nur bei der Größe und der Akkulaufzeit. Die Grit X2 ist eine kleinere, schmalere und leichtere Variante der Grit X2 Pro. Und sie ist deutlich günstiger.
Herstellerangaben
In puncto Funktionen gibt es keine nennenswerten Unterschiede, zumal auch die Pro-Variante das neue Betriebssystem Polar OS 4.0 erhält. Dieses neue Betriebssystem kommt mir ein paar kleinen Designanpassungen daher. Die neuen Funktionen lassen sich an einer Hand abzählen – es sind vier:
- Abbiegehinweise beim Navigieren (Turn by Turn)
- Darstellung von Schlafphasen auf der Uhr
- PIN-Sperre
- Herzfrequenz-Übermittlung via Bluetooth an andere Geräte (Radergometer, Laufbänder, …)

Das neue Betriebssystem von Polar stellt nun auch die Schlafphasen auf der Uhr dar. Bislang war das nur in der App möglich.
Ich kann also guten Gewissens auf meinen ausführlichen Testbericht der Polar Grit X2 Pro verweisen, um die Grundfunktionen zu beschreiben, und gehe im Folgenden lediglich auf die spezifischen Besonderheiten der Grit X2 ein.
Bequemer Sitz

Das Gehäuse der Polar Grit X2 besteht aus robustem Kunststoff. Die Edelstahllünette und das Saphirglas sorgen für eine edle Optik und hohe Widerstandsfähigkeit.
Das Gehäuse aus Kunststoff mit Edelstahl-Lünette ist hochwertig verarbeitet und wirkt sehr robust. Durch die kompakten Maße und das geringe Gewicht sitzt die Uhr an schmalen Handgelenken bequem und wackelfrei. Mich hat die Uhr auch nachts im Schlaf nicht gestört. Damit die Grit X2 auch wirklich um jeden Arm passt, legt Polar standardmäßig zwei Armbänder (S und M-L) bei.

Ist der Always-on-Modus aktiviert, wird das AMOLED-Display nach wenigen Sekunden abgedunkelt und nur noch die Uhrzeit stark vereinfacht angezeigt. Während einer Aktivität leuchtet das Display in dieser EInstellung hingegen in voller Helligkeit.
Die Bedienung mittels fünf Knöpfen und Touchdisplay folgt dem bekannten Schema von Polar und funktioniert alles in allem sehr gut. Wie bei AMOLED-Sportuhren üblich, schaltet sich das Display nach wenigen Sekunden aus, um Energie zu sparen. Im Always-On-Modus dunkelt es sich stark ab (siehe Foto oben). Auf das Anheben des Armes reagiert die Uhr und schaltet das je nach Einstellung ausgeschaltete oder abgedunkelte Display an. Dabei gibt es ab und an eine kleine Verzögerung, die beim Laufen echt nervig sein kann. Meist reagiert die Uhr aber zügig auf das Anheben des Armes.
Flottes GPS
Bei höchster Aufzeichnungsqualität nutzt die Polar Grit X2 fünf Satellitensysteme im Dualband-Modus. Die Uhr findet das Signal zuverlässig und ist stets innerhalb weniger Sekunden startklar. Im Test kam es jedoch mehrfach vor, dass die Uhr auf den Knopfdruck zum Starten einer Einheit nicht reagierte. Es wirkte, als hätte sich die Uhr aufgehängt. Erst nach mehreren weiteren Startversuchen begann die Uhr mit der Aufzeichnung. Eventuell wird dieses Problem durch ein Update der Firmware behoben.
Die Aufzeichnung der absolvierten Strecke ist ausreichend genau, auch wenn die Uhr manche Kurven schneidet (siehe Abbildung unten) und man laut GPS durch ein Haus rennt. Auf einer offiziell vermessenen Runde ist die Abweichung aber marginal und beträgt pro Kilometer +- 10 Meter. Beim Training auf einer 400-Meter-Laufbahn ermittelte die Polar Grit X2 pro Runde exakt 400 Meter – und das ohne den Laufbahnmodus zu nutzen. Komplette Aussetzer in Form von Signalsprüngen gab es keine. Die Anzeige der aktuellen Pace ist zuverlässig und springt nicht hin und her.

Bei der Streckenaufzeichnung nimmt die Polar Grit X2 die Kurven manchmal enger als der Läufer. Generell geht die Aufzeichnungsqualität aber in Ordnung.
Der optische Herzfrequenzsensor, der in der Gehäuseunterseite steckt, hat die üblichen bauartbedingten Schwächen. Im Test ermittelte er die Herzfrequenz mal zu niedrig, meist lag er aber 15 bis 20 Schläge über der Referenzuhr, die mit einem Pulsgurt verbunden war. Selbst wenn du nicht nach Herzfrequenz trainierst, sind korrekte Daten wichtig, da viele Funktionen der Uhr diese benötigen, um richtig zu arbeiten.
Schwächelnde Analysefunktionen
Als Pionier der Herzfrequenzmessung hat Polar in den vergangenen Jahren allerlei Funktionen in ihre Uhrenmodelle implementiert, die Rückschlüsse über die Auswirkungen des Trainings liefern. So wird jede Aktivität einzeln analysiert, um zu erkennen, welchen Nutzen das Training hatte. Daraus ermittelt Polar nach einigen Wochen ein vollständiges und nachvollziehbares Bild über den Fitnesszustand. Das hilft dabei, Be- und Entlastung zu steuern.
Hierfür sind aber natürlich verlässliche Daten wichtig, da die Algorithmen mit falschen Werten keine korrekten Resultate berechnen können. Besondere Bedeutung kommt dabei vor allem der Herzfrequenz zu, was sich am folgenden Beispiel anschaulich erklären lässt. Misst der optische Herzfrequenzsensor bei einem langsamen Dauerlauf eine zu hohe Herzfrequenz, deutet das für die Uhr auf eine höhere Intensität hin. Daraus resultiert ein anderer Nutzen, aber auch eine andere Belastung des Trainings. Im Foto unten sieht man den von der Uhr ermittelten Energieverbrauch und die Aufteilung der Energiequellen bei einem langsamen Dauerlauf. Da die Polar Grit X2 hier aber eine im Schnitt um 13 Schläge höhere Herzfrequenz angenommen hat, stimmt weder der Energieverbrauch noch die Aufteilung. Wer die Uhr mit einem Pulsgurt nutzt, verhindert diese Fehler.

Polar-Uhren ermitteln den Energieverbrauch einer Einheit und geben überdies Auskunft darüber, aus welcher Mikronährstoffquelle (Kohlenhydrate, Fette, Eiweiß) die Energie stammt.
Beim generellen Tracking von Alltagsbewegung und Schlaf gibt es Licht und Schatten. Die Schlafenszeiten hat die Polar Grit X2 im Test mal erkannt, mal aber auch gar keine Schlafdaten ermittelt. Das ist insofern schlecht, als ein erholsamer Schlaf wichtig für eine gute Regeneration ist. Hat die Uhr Schlafdaten ermittelt, stimmte die Bewertung des Schlafs durchaus mit dem Körpergefühl überein. Allerdings ermittelte die Uhr jede Nacht angebliche Schlafunterbrechungen/Wachzeiten, die es in der Vielzahl nicht gab.
Bei der Messung der Herzfrequenzvariabilität waren die Ergebnisse im Vergleich zur Referenzuhr stets in einem ähnlichen Bereich und zeigten denselben Trend. Die Polar Grit X2 kann innerhalb von 30 Sekunden ein EKG erstellen, welches in der Smartphone-App als PDF exportiert werden kann. Für medizinische Zwecke sei der Test laut Polar aber nicht geeignet.
Kurzum: Wer die Polar Grit X2 einige Zeit – mit einem Pulsgurt – benutzt, erhält belastbare Aussagen zu Fitness und Bewegung. Das Schlaftracking ist hingegen – zumindest im Test – unzuverlässig.

Das Polar „Fitnessprogramm“ erstellt anhand von recht oberflächlichen Fragen und individuellen Trainingsdaten vierwöchige Trainingspläne.
Neu ist das kostenpflichtige „Fitnessprogramm“ von Polar, welches 9,99 Euro pro Monat kostet und für alle aktuellen Modelle verfügbar ist. Es ist in die Flow-App integriert und soll anhand individueller Angaben einen Trainingsplan erstellen. Dabei ist es derzeit nicht möglich, ein Wettkampfziel zu definieren oder Bestzeiten anzugeben – zumindest habe ich diese Möglichkeit nicht gefunden. Anhand von drei recht oberflächlichen Fragen (Wie oft trainierst du?, Wie lange dauert deine übliche Trainingseinheit?, Wie würdest du die durchschnittliche Intensität beschreiben?) wird dann ein Vierwochenplan vorgeschlagen, in den Kalender integriert und auf die Uhr übertragen. Für alle, die allgemein ihre Fitness verbessern möchten, mag das sinnvoll sein. Wer wettkampforientiert läuft, kann mit dem kostenpflichtigen Fitnessprogramm nichts anfangen, da es nicht möglich ist, konkrete Ziele zu definieren.
Mäßige Akkulaufzeit
Da ich alle Uhren zunächst mit aktiviertem Display teste, war ich bei der Polar Grit X2 anfangs schockiert. Im Always-on-Modus hält der Akku der Grit X2 nicht annähernd so lange durch, wie Polar es verspricht. Im Alltag verliert die Uhr dann knapp 40 Prozent Akkuladung in 24 Stunden. Mit einer Stunde Aktivitätsaufzeichnung ist man bei 45 Prozent. Kurzum: Ich musste die Uhr nach zwei Tagen aufladen.
Ist die Always-on-Einstellung des Displays ausgeschaltet, geht der Akkuverbrauch in Ordnung, beträgt aber immer noch 30 Prozent am Tag. Mit einer Stunde Sport am Tag kam ich im Test dann drei Tage aus. Zumal die Polar Grit X2 im Grunde nur bis zu einem Akkustand von 10 Prozent funktioniert, denn darunter schaltet sich die Touchfunktion aus und auch der Schlaf wird nicht mehr aufgezeichnet.
Die von Polar versprochenen 30 Stunden Aktivitätsaufzeichnung werden in der Realität nicht erreichbar sein, da die Uhr im Schnitt 5 Prozent Akkuladung je Stunde verliert. Ist die Navigationsfunktion aktiv und blickt häufiger aufs Display, ist der Energieverbrauch noch etwas höher.
Fazit: Update mit Schwächen
Wer eine kleine, robuste und schicke Uhr für alle sportlichen Aktivitäten sucht, kann getrost zur Polar Grit X2 greifen. Allerdings fällt es mir schwer, eine Empfehlung auszusprechen. Die eigentlich fundierten Analysefunktionen werden von der unzuverlässigen Schlafaufzeichnung beeinträchtigt. Auch darf es bei einer Uhr in dieser Preiskategorie nicht vorkommen, dass es Probleme gibt, überhaupt eine Aktivität zu starten. Zudem kann die Akkulaufzeit nicht mit den ähnlichen kompakten Modellen Suunto Race S (369 Euro) oder Coros Pace Pro (399 Euro) mithalten. Eventuell schafft es Polar, diese Unzulänglichkeiten mittels Firmware-Update zu beheben.
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