Suunto Race im Test

Outdoor-Uhr mit AMOLED-Display
Suunto Race im Test

Veröffentlicht am 04.04.2024
Suunto Race
Foto: RUNNER’S WORLD

Hier bestellen: Suunto Race Edelstahl (439 Euro) und Titan (539 Euro)

Es gab mal eine Zeit, da trugen in der Trail- und Ultralaufszene eigentlich alle eine Uhr von Suunto. Dann häuften sich die Probleme – vor allem die Software zickte gerne mal rum. Doch mit den beiden jüngsten Modellen, Vertical und Race, hat die finnische Marke wieder zurück zu alter Stärke gefunden. Anders als die Vertical (zum ausführlichen Testbericht) verfügt die Race über ein hochauflösendes AMOLED-Touchdisplay. Trotz der energiehungrigen Technologie ist die Akkulaufzeit mit bis zu 40 Stunden Aufzeichnung im genauen Dualband-Empfang sehr beeindruckend – keine AMOLED-Uhr hält länger durch.

Die Uhr(en)

Wie auch bei der auf den ersten Blick sehr ähnlich aussehenden Vertical setzt Suunto bei der Race auf zwei Gehäusevarianten aus Edelstahl (UVP: 449 Euro) und Titan (UVP: 549 Euro). Der Durchmesser des Gehäuses beträgt 49 Millimeter, die Höhe 13,3 Millimeter. Die Edelstahlvariante wiegt 83 Gramm, die Titanversion ist mit 69 Gramm deutlich leichter. Was Größe und Gewicht angeht, ist die Race damit 0,3 Millimeter flacher und drei Gramm leichter als die Vertical. An meinem eher schmalen Arm wirkt die Suunto Race zwar groß, aber nicht wuchtig. Dank des weichen Silikonarmbandes trägt sie sich sehr bequem und störte mich auch beim Schlafen kaum. Das 1,43 Zoll große AMOLED-Farbdisplay, welches von robustem Saphirglas geschützt wird, löst mit 466 x 466 Pixeln auf und ist derart hell, dass es selbst bei direkter Sonneneinstrahlung gut ablesbar ist.

Suunto Race
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Wie bei den meisten Uhren mit einem AMOLED-Display üblich, schaltet sich auch das Display der Suunto Race standardmäßig ab, um Strom zu sparen. Hebt man den Arm oder dreht das Handgelenk, aktiviert sich das Display recht schnell und zuverlässig. Wer möchte, kann das Display aber auch dauerhaft eingeschaltet lassen – bei dieser Einstellung schaltet die Suunto Race trotzdem in einen energieeffizienteren Modus, bei dem nur noch die Uhrzeit angezeigt wird. Auch hier wird das Display erst vollständig aktiviert, wenn man den Arm anhebt.

Während einer Aktivitätsaufzeichnung wird die Helligkeit des Displays ebenfalls reduziert – je nach Batteriemodus wird die Anzeige sogar komplett ausgeschaltet –, mit Heben des Armes aber schnell wieder erhöht, sodass man stets alle wichtigen Daten im Blick hat.

Die Bedienung

Die Suunto Race verfügt – wie auch die Vertical – über drei Knöpfe an der rechten Gehäuseseite und einen Touchscreen, nutzt aber eine andere Bedienlogik. Grund: Der mittlere Knopf der Race ist eine drehbare Krone, die das Scrollen durchs Menü beziehungsweise das Wechseln der Seiten erleichtert. Die Krone dient zudem der Bestätigung und dem Seitenwechsel in der Widget-Ansicht. Anfangs etwas seltsam: Während einer Aktivitätsaufzeichnung wechselt man nicht durch Drehen der Krone zu den weiteren Datenseiten, sondern durch Drücken. Dafür dient die drehbare Krone dem Herein- und Herauszoomen in der Kartenansicht. Anders als bei der Vertical ist es bei der Race möglich, in der Kartenansicht, also beim Navigieren, die Aktivität zu pausieren. Generell ist die Bedienlogik der Suunto Race recht intuitiv, sodass man bereits nach kurzer Zeit sicher durchs Menü manövriert.

Um die Uhr nutzen zu können, ist die Suunto-App, die es für Android- und iOS-Geräte gibt, mitsamt Benutzerkonto notwendig. Eine Computer-Software oder Browser-Anwendung gibt es nicht. Die App ist übersichtlich gestaltet und erlaubt es, alle wesentlichen Einstellungen an der Uhr vorzunehmen. Hier können die einzelnen Sportmodi angepasst, Trainings geplant und Aufzeichnungen ausgewertet werden. Zudem ist es möglich, das Suunto-Konto mit Drittanbieter-Apps wie Komoot, Strava und TrainingPeaks zu verbinden, sodass Aufzeichnungen und Routen direkt synchronisiert werden. Nervig: Die App zeigt ständig an, dass die Uhr „ausgelastet“ sei. Wer also gerade Kartenmaterial (mehr dazu weiter unten) herunterlädt oder die Uhr synchronisiert, muss warten. Das ist keine angenehme Nutzererfahrung und fühlt sich alles andere als zeitgemäß an.

Suunto Race

Die Akkulaufzeit

Wie bei Suunto schon lange üblich, verfügt auch die Race über mehrere vordefinierte und anpassbare Batteriemodi, die man vor dem Start einer Aufzeichnung, aber auch währenddessen wechseln kann. Vor dem Start sieht man, wie lange der Akku in dem jeweiligen Modus voraussichtlich durchhält. Mit vollständig aufgeladenem Akku sind im genauesten Aufzeichnungsmodus (Multiband/Dualband) bis zu 40 Stunden Aufzeichnung am Stück möglich – keine andere AMOLED-Uhr kann da mithalten. In den weiteren Modi hält die Uhr sogar noch länger durch.

Suunto Race
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Laufzeiten der verschiedenen Batteriemodi:

  • Leistung: 40 Stunden (Multiband + alle Satellitensysteme)
  • Ausdauer: 50 Stunden (alle Satellitensysteme)
  • Ultra: 70 Stunden (alle Satellitensysteme mit „halber Power“)
  • Tour: 120 Stunden (alle Satellitensysteme, aber Datenaufzeichnung nur alle zwei Minuten)

Ich habe die Uhr lediglich im Leistungsmodus genutzt und kann bestätigen, dass der Akku wirklich sehr ausdauernd ist. Nach einem dreistündigen Lauf mit eingeschalteter Navigationsfunktion sank die Anzeige nur um neun Prozent. Nach einer Woche täglicher Nutzung und insgesamt elf Stunden Aufzeichnung verblieben mehr als 30 Prozent Akkuladung. Das ist beeindruckend gut für eine AMOLED-Uhr.

Die Messgenauigkeit

Suunto spendiert auch der Race einen Dualband-Sensor (auch Multiband genannt). Dieser verarbeitet nicht nur die Signale des GPS, sondern mehrerer globaler Navigationssatellitensysteme (GNSS) für eine besonders hohe Strecken- und Distanz-Aufzeichnungsqualität auf gleich zwei Frequenzen. Weil somit mehr Messpunkte zur Verfügung stehen, können Messfehler unter schwierigen Bedingungen (enge Häuserschluchten in der Stadt, dichtes Blätterdach im Wald, hohe Felswände im Gebirge) vermieden werden. Im Test hatte die Uhr sowohl im Dualband- als auch im Singleband-Modus keinerlei Auffälligkeiten. Die aufgezeichnete Strecke war auch tatsächlich die gelaufene Strecke.

Die optische Herzfrequenzmessung der Suunto Race ist hingegen ein ziemlicher Flop. Beim Dauerlauf wurden teilweise Pulswerte jenseits der 200 angezeigt, wobei ein Brustgurt, der mit einer anderen Uhr gekoppelt war, einen Wert von unter 150 ermittelte. Auch bei intensiveren Belastungen stimmten Anstrengung und Herzfrequenz nicht überein.

Suunto Race

In Ruhe, wenn man im Bett liegt oder auf der Couch sitzt, ermittelt die Uhr die Herzfrequenz korrekt. Die hohe Fehleranfälligkeit muss also etwas mit der Bewegung zu haben. Dabei saß die Uhr eng und wackelfrei am Arm. Wer Wert auf korrekte Herzfrequenzmessung legt, muss unbedingt einen Pulsgurt verwenden, der mittels Bluetooth verbunden werden kann.

Die Analyse

Die Suunto Race bietet eine Vielzahl von Tracking- und Coaching-Funktionen. Als Activity-Tracker zeichnet die Uhr die alltägliche Aktivität (Schritte, Herzfrequenz, Kalorienzahl) und den Schlaf auf. Wenn man morgens aufwacht, sieht man eine „Good Morning“-Anzeige mit einigen Informationen zum Schlaf. Was Einschlaf- und Aufwachzeitpunkt angeht, lag die Uhr meist richtig, es gab aber auch Tage, an denen sie bei der Einschlafzeit um mehrere Stunden danebenlag. Was sie einmal komplett aus dem Konzept brachte, war ein nächtlicher Gang auf die Toilette. Die Uhr dachte, nachdem ich um 2:05 Uhr aufstand und anschließend sofort weiterschlief, dass meine Nacht vorbei war. Die verbleibenden mehr als vier Stunden Schlaf ermittelte die Uhr nicht.

Basierend auf den Trainingseinheiten gibt die Uhr zudem Rückmeldung über die Leistungsfähigkeit (VO2max) und die Erholung. Alle Werte werden übersichtlich in der „Training Zone“ der Suunto-App dargestellt. Hier kann man sehen, wie sich das Fitnessniveau in den vergangenen acht Wochen bis acht  Jahren entwickelt hat und wie ermüdet man ist. Dafür nutzt Suunto den Trainings Stress Score (TSS) von www.trainingpeaks.com. So erfährt man einerseits, wie hart eine Aktivität war und wie lange man sich voraussichtlich erholen sollte. Je länger man die Uhr nutzt, desto besser sind die Analysen und Prognosen. Manche Werte werden dabei detailliert erklärt und mit Ratschlägen versehen. Alles in allem gefällt mir das richtig gut und kann Sportlerinnen und Sportler sicherlich dabei helfen, das Training zu steuern. Wichtig sind hierfür korrekte Herzfrequenzwerte, die, wie bereits erwähnt, der optische Sensor nicht liefert. Ein Brustgurt ist daher essenziell.

Was mir bei der Vertical noch fehlte, hat Suunto in die Race integriert: die nächtliche Messung der Herzfrequenzvariabilität (HFV beziehungsweise HRV). Dieser Wert wird inzwischen von vielen Modellen der großen Uhrenhersteller (Garmin, Polar, Coros, Apple, ...) ermittelt und ist ein wirklich sinnvoller und leicht nachvollziehbarer Wert, der Aufschluss über Stress, Gesundheit und Trainingsbelastung liefern kann.

Das Messen des Blutsauerstoffgehalts (SpO2) funktionierte im Test hingegen überhaupt nicht. Die Messung lief und lief und lief, bis eine Fehlermeldung erschien. Dieses Fehlverhalten war auch schon bei der Suunto Vertical zu beobachten, weshalb ich von einem Softwareproblem ausgehe, was durch zukünftige Firmware-Updates eventuell behoben werden kann. Relevant ist diese SpO2-Messung zwar ohnehin nur für sehr wenige Personen, aber wenn man eine Funktion implementiert, sollte sie schon funktionieren, denke ich.

Die Navigation

Die Suunto Race verfügt über eine Navigationsfunktion inklusive Offline-Kartenmaterial. Bevor man die Kartennavigation nutzen kann, muss das kostenlose Kartenmaterial erst mal auf die Uhr geladen werden. Genau hier habe ich drei Kritikpunkte:

1. WLAN: Die Karten müssen über das WLAN heruntergeladen werden, was kein Problem wäre, wenn die Uhr einen aktuellen WLAN-Standard unterstützen würde. Ich musste mein heimisches WLAN tatsächlich von 5 auf 2,5 GHz umstellen, damit sich die Uhr verbinden konnte. Darauf muss man erst mal kommen. Zudem darf es kein WLAN mit einem zusätzlichen Login sein, was bei vielen öffentlichen Netzwerken in Hotels und Restaurants der Fall ist.

2. Kleinteilig: Statt ganzer Länder lädt man einzelne Regionen herunter. In Deutschland sind es Bundesländer und teilweise sogar Regierungsbezirke. Wer, wie ich, häufig an verschiedenen Orten unterwegs ist, muss im Vorhinein planen, welche Karte er wo benötigt. Und im Ausland wüsste ich nicht mal, welche Karte ich herunterladen müsste, wenn ich irgendwo laufen möchte, wo ich mich gar nicht auskenne. Mir würde es besser gefallen, wenn die Karten auf Länderebene herunterladbar wären. Bei 32/16 Gigabyte (Titan-/Stahlvariante) Speicherplatz sollte das kein Problem sein.

3. Downloadgeschwindigkeit: Man muss nicht nur viele einzelne Karten herunterladen, sondern auch lange warten. Der Download von Hamburg und Niedersachsen (811,5 Megabyte) dauerte mehr als 90 Minuten.

Suunto Race

Was die Navigation beim Laufen angeht, überzeugt die Suunto Race. Die Route, die man in der Suunto-App erstellen, aber auch mittels GPX-Datei oder Drittanbieteranbindung (Komoot, Strava) auf die Uhr bekommt, wird so angezeigt, dass man ihr leicht folgen kann. Bevor man eine Einheit startet, wählt man die entsprechende Route aus und läuft los. Die Uhr stellt Straßen, Wege und Trails übersichtlich dar. Namen von Straßen oder wichtige Punkten von Interesse (POI), wie bei Garmin, bieten die Suunto-Karten nicht, aber das braucht es meiner Meinung nach auch nicht. Eine blaue Linie mitsamt Pfeilen zeigt an, wo es langgeht. Die Kartenausrichtung erfolgt dabei der Uhrenausrichtung. Bedeutet: Man hebt den Arm, blickt auf die Uhr und sieht sofort, wo die Route entlangführt.

Wer möchte, kann sich neben der Strecke auf der Karte auch noch Abbiegehinweise (Turn-by-Turn-Navigation) anzeigen lassen. Allerdings füllt ein Abbiegehinweis das gesamte Display aus, sodass man die Karte nicht mehr sieht. Gehen dann mehrere Wege in eine Richtung ab, hilft der Hinweis, dass man rechts abbiegen soll, nicht recht weiter. Diese Funktion kann man beim Übertragen einer Route von der Suunto-App auf die Uhr ausschalten.

Suunto Race
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Wichtig zu erwähnen ist noch, dass die Uhr kein aktives Routing unterstützt. Einfach ein Ziel eingeben, wie man es vom Navigationssystem im Auto oder auch einigen Top-Modellen (Epix, Forerunner, Fenix) von Garmin kennt, ist nicht möglich. Offen gesagt empfinde ich das nicht als großen Nachteil, da man doch meist einfach der Route folgt, die man vorher auf die Uhr geladen hat. Wünschen würde ich mir aber, dass es möglich ist, während einer Aktivität eine neue Route auf die Uhr zu laden. Man kann zwar eine bereits auf der Uhr befindliche Route starten, aber die Uhr lässt sich, sobald sie aktiv ist, nicht mit der App synchronisieren.

Neben der Strecke kann man sich beim Navigieren auch das Höhenprofil der Route mit den bereits absolvierten und den verbleibenden Höhenmetern anzeigen lassen. Was ich vermisse, ist das „ClimbPro“-Feature von Garmin. Dabei erkennt die Uhr Anstiege entlang der geplanten Route und zeigt an, wie viele Anstiege es gibt und wann der nächste Berg beginnt. Und hat man den Anstieg dann erreicht, sieht man das Höhenprofil, die verbleibende Strecke und die restlichen Höhenmeter. Das hilft mir enorm, meine Kräfte einzuteilen. Suunto hat diese Funktion (noch) nicht. Zwar erkennt die Suunto Race selbstständig, wenn die „Climb“-App aktiviert ist, dass man einen Anstieg hinaufläuft, aber mehr als die Aufstiegsgeschwindigkeit und die Neigung erfährt man nicht. Außerdem nimmt die Uhr am Anfang und Ende eines Anstiegs, den sie selbstständig erkennt, eine Runde. Bei längeren Läufen mit mehreren Auf- und Abstiegen hat man am Ende eine Aufzeichnung mit diversen Runden auf der Uhr.

Das Fazit

Wer eine hochwertige Multisportuhr mit hübschem AMOLED-Display, langer Akkulaufzeit, smarten Analysefunktionen und gelungener Kartennavigation zu einem fairen Preis sucht, sollte sich die Outdoor-Multisportuhr genau anschauen. Die Suunto Race eine richtig gute Uhr für alle, die lange Abenteuer bestreiten möchten und dabei einen treuen, robusten Begleiter suchen.

Die wichtigsten Vor- und Nachteile der Suunto Race

+ tolles AMOLED-Display
+ gute Kartennavigation
+ hohe GPS-Messgenauigkeit
+ lange Akkulaufzeit (speziell für die AMOLED-Displaytechnologie)
+ übersichtliche App
+ wertige Verarbeitungsqualität
+ überragendes Preis-Leistungs-Verhältnis
- umständliches Karten-Management
- unbrauchbare optische Herzfrequenzmessung
- keine Lifestyle-Funktionen (Musikplayer, bargeldlose Bezahlung)

Hier bestellen: Suunto Race Edelstahl (439 Euro) und Titan (539 Euro)