Ob am Arm, in der Hosentasche oder in der Hand – es gibt verdammt viele Läuferinnen und Läufer die beim Laufen ihr Smartphone dabei haben. Dafür gibt es viele gute Gründe: Musik, Erreichbarkeit, Fotos, Sicherheit – und, nicht zuletzt, Lauf-Apps. Denn mit der entsprechenden App wird das Smartphone zum zuverlässigeb Lauf-, Fitness- und Trainings-Tracker sind. So braucht man keine teure Laufuhr und kein zusätzliches Equipment, um das Lauftraining aufzuzeichnen.
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Alle Apps in unserem Test bieten bereits in den Gratis-Versionen die Aufzeichnung von Distanz, Geschwindigkeit, Pace, Dauer und zurückgelegter Höhenmeter. Zudem wird auf Basis der Angabe von Größe und Gewicht der Kalorienverbrauch ermittelt und während des Trainings ein Audio-Feedback hinsichtlich Zeit, Distanz und Tempo zur Verfügung gestellt. Die Hauptunterschiede liegen in den zusätzlichen Features, den damit verbundenen kostenpflichtigen Premium-Angeboten und dem Datenschutz, den wir in diesem Test erstmalig separat bewertet haben (mehr dazu lesen Sie weiter unten). Auch in der Verfügbarkeit von Trainingsplänen und Datenzugriffen über Webportale unterscheiden sich die Anbieter.
Die Top 5 Lauf-Apps kurz und knapp verglichen
Bevor Sie alle Funktionen der einzelnen Apps in vollem Umfang erkunden, finden Sie hier schon mal das Wichtigste zu jeder App kurz zusammengefasst:
Adidas Running by Runtastic
Die App bietet die Möglichkeit, die Aufzeichnung zu individualisieren, ein Workout-Ziel festzulegen und Intervalltraining durchzuführen. Eine Besonderheit der App ist das Live-Tracking, bei dem Freunde Ihre Aktivität live mitverfolgen und Sie mit akustischen Signalen unterstützen. Außerdem gibt es die Option "Story Running", bei der Sie während des Laufens von einem virtuellen Coach begleitet werden. Für das Community-Gefühl hält Adidas regelmäßig Challenges bereit, bei denen Punkte für das Kundenbindungsprogramm, den Creators Club, gesammelt werden. In der Rangliste sehen Nutzer, wie viele Kilometer sie im Vergleich zu ihren Freunden zurückgelegt haben.
Für wen eignet sich Adidas Running? Für Menschen, die ihre sportlichen Aktivitäten und Fortschritte verfolgen möchten und nach einer benutzerfreundlichen, mobilen Anwendung suchen, die sie dabei unterstützt.
Nike Run Club
Nike Run Club ist die einzige komplett kostenlose App für Läufer, die Fokus auf Motivation und Design legt. Die App bietet Challenges, geführte Läufe, Trophäen, Trainingspläne und lokale Clubs und Veranstaltungen. Das Menü ist intuitiv bedienbar und die App ist auf Usability getrimmt. Die App zeigt alles, was nötig ist, aber nicht zu viel. Es gibt Audio-Feedback, eine Auto-Pause-Funktion und die Touchfunktion kann gesperrt werden. Die Community-Features sorgen für jede Menge Motivation und Spaß beim Vergleich mit Freunden und Gleichgesinnten auf der ganzen Welt. Auf tiefe Einblicke in Trainingsdaten wird verzichtet, dafür ist die App gelungen gestaltet und äußerst übersichtlich. Perfekt, auch für Einsteiger.
Für wen eignet sich Nike Run Club? Für reine Läufer, die ihre Laufleistung verbessern und ihre Ziele erreichen möchten. Für Liebhaber von Community-Funktionen, Challenge-Verrückte und Trophäensammler.
Asics Runkeeper
Die App bietet umfangreiche Funktionen wie Trainings- und Zielsetzung, die Möglichkeit Freunde hinzuzufügen, Audio-Feedback und die Verbindung mit Musik-Apps wie Spotify und Apple Music. Im Praxistest zeigte sich, dass Runkeeper solide und zuverlässig ist, obwohl es einige versteckte Funktionen gibt. Die App bietet eine umfassende Auswertung der Aktivitäten, einschließlich der Durchschnittsgeschwindigkeit von jedem Kilometer und ermöglicht es, Aktivitäten bei Facebook und Twitter zu teilen. Runkeeper GO ist die Premium-Version und bietet noch mehr Funktionen wie Trainingspläne und Wetterdaten, die für datengesteuerte Sportler von Vorteil sind.
Für wen eignet sich Runkeeper? Für Läufer und Multisportler, die ihre Aktivitäten tracken, analysieren und Ziele setzen möchten. Mit der Premium-Version Runkeeper GO auch für datengesteuerte Sportler.
MapMyRun by Under Armour.
Die MapMyRun-App ist eine vielseitige Tracker-App für verschiedene Sportarten, die Daten wie Dauer, Distanz, Tempo, Kalorien und Herzfrequenz aufzeichnet. Über 50 verschiedene Sportarten können ausgewählt und manuelle Einträge erstellt werden. Das Design der App ist funktional, jedoch einfach gehalten. Während des Praxistests funktionierte die Bedienung der App einfach und das GPS-Signal wurde schnell gefunden und zuverlässig gehalten. Es gab jedoch einige Probleme bei der Datenaufzeichnung, wenn der Akku leer wurde oder Signale doch einmal verloren gingen. Nach dem Training zeigt MapMyRun die Daten auf dem Smartphone an und auf der Web-Anwendung stehen differenzierte Auswertungen zur Verfügung. Eine Premium-Version bietet zusätzliche Funktionen wie Live-Tracking und individuelle Trainingspläne.
Für wen eignet sich MapMyRun? Für Laufeinsteiger und Fortgeschrittene, die ihre Strecken verfolgen und analysieren möchten, sowie für Menschen, die ihre Fitness und Gesundheit im Auge behalten möchten.
Strava
Strava ist eine Plattform für Sportler, die ihre Einheiten verwalten, auswerten und planen möchten. Als soziales Netzwerk für Sportler steht zudem der Austausch zwischen den Sporttreibenden im Fokus. Die App bietet zuverlässige Aufzeichnung von Strecke, Zeit, Distanz und Geschwindigkeit, ein klares und verständliches Audio-Feedback sowie eine sehr gut ansprechende Auto-Stopp-Funktion. Besonders interessant sind die Segmente, die ein spezielles Feature einer Strecke beschreiben. Jedes Mal, wenn man ein Segment „durchläuft“, wird die Zeit gestoppt. So kann man seine eigenen Segment-Zeiten vergleichen und auch die anderer Sportler der Community, die dieselben Segmente durchlaufen. Strava bietet auch zahlreiche Clubs und Challenges, denen man mit einem Klick beitreten kann. Die Routen-Funktionalität ist ebenfalls sehr gelungen und bietet verschiedene Möglichkeiten, tolle Strecken zum Laufen oder Radfahren zu kreieren.
Für wen eignet sich Strava? Für alle, die gerne Daten analysieren, ihre Aktivitäten mit anderen teilen und durch Challenges extra Motivation gewinnen möchten.
Ausführliche Tests zu den fünf verbreitetsten und beliebtesten Lauf-Apps finden Sie am Ende dieses Specials oder Sie klicken gleich hier:
Wie haben wir getestet?
Wir haben bei allen 5 Apps sowohl die Android als auch die iOS Versionen getestet und eingesetzt. Um ein möglichst „echtes“ Ergebnis zu erreichen, wurden im Rahmen eines Feldtests zusammen mit Johannes Widmann und seinem Team von passbrains im Zeitraum von drei Monaten zwischen April 2019 und Juni 2019 die Daten und Feedbacks von 10 Läuferinnen und Läufern gesammelt und ausgewertet. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer hat dabei mindestens drei Läufe mit jeder der Apps aufgezeichnet und verglichen. Das nun vorliegende Ergebnis reflektiert ganz unterschiedliche und reale Nutzungen der Apps in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter dem Einsatz verschiedener iOS und Android Smartphones.
Welche Lauf-App ist für wen geeignet?
Wenn Sie nur Ihre Lauf,- und Fitnessdaten aufzeichnen wollen, können Sie jede der Apps verwenden, es gilt sich also ein paar Fragen zu stellen, um dem passenden Produkt näherzukommen. Hier präsentieren wir eine Auswahl an Unterscheidungsmerkmalen. In den detaillierten Tests der einzelnen Apps finden Sie jeweils eine Tabelle, die alle Features, Wertungen und Kosten (für Premium-Versionen) im Einzelnen darlegt.
Bedienung: Wer Wert auf Design und intuitive Bedienbarkeit legt und alles „out of the box“ nutzen will, ohne individuelle Einstellungen vorzunehmen und im Zweifel auf Detailreichtum zu verzichten bereit ist, ist bei Nike Run Club gut aufgehoben. Auch Adidas Running konnte in der intuitiven Bedienung für Einsteigerinnen und Erstnutzer absolut überzeugen.
Multi-Tracking: Runkeeper, Adidas Running, MapMyRun und Strava bieten die Möglichkeit auch andere Aktivitäten aufzuzeichnen. MapMyRun deckt mit über 50 Aktivitäten von Aerobic bis Zirkeltraining eigentlich alles ab.
Motivation: Communities bieten tatsächlich alle Apps. Einen speziellen Motivationsfokus bieten Strava und Nike Run Club. Bei Strava kann man sich durch andere Nutzer motivieren, anfeuern und herausfordern lassen – die Motivation kommt also von anderen Mitgliedern. Strava bietet eine riesige Community mit Gleichgesinnten weltweit. Nike Run Club bietet viele Motivationsfunktionen bereits innerhalb der App – in dem Falle also ausgehend vom Hersteller, nicht von einer Community.
Kosten: Nike Run Club ist die einzige App im Test, die auch Trainingspläne und weitere Features komplett kostenfrei anbietet. Dafür muss man dann aber Nike Werbung in Kauf nehmen, inklusive eines persönlichen Nike Run Shop innerhalb der App.
Datenauswertung: Runkeeper, MapMyRun und Strava bieten Web-Logins, um Daten auszuwerten. Runkeeper zeigte sich hier als echtes Vielseitigkeitstalent, was die Menge an Daten, Einstell,- und Auswertungsmöglichkeiten anbelangt.
Trainingsplanung: Adidas Running und MapMyRun bieten die Möglichkeit an, innerhalb der App Trainingseinheiten (etwa Intervalltrainings) zu planen.
Berücksichtigung des Datenschutzes
Neben der Zuverlässigkeit und der Benutzerfreundlichkeit haben wir uns gemeinsam mit Rechtsanwalt Christian Schmoll von der Datenschutzberatung dp.institute auch die Datenschutz-Aspekte der einzelnen Apps angeschaut. Schließlich werden eine Menge an personenbezogenen Daten gesammelt, anhand derer man ein äußerst präzises Profil des jeweiligen Nutzers erstellen kann. Und diese Profile können für die Wirtschaft sehr interessant sein. Einigermaßen unkritisch ist dabei vielleicht noch standortbezogene Werbung, die anhand Ihrer Laufstrecke angezeigt wird. Aber schon der Gedanke daran, wie Ihre Krankenkasse mit den Daten aus Ihrer Fitness-App individuelle Tarife anbieten könnte, zeigt das Potenzial des Datenmaterials. Bei Datenspeicherung im außereuropäischen Ausland, wo zum Teil wesentlich laxere Datenschutzregelungen gelten, sollte man sich ganz genau anschauen, was die Anbieter der Apps mit Ihren Daten vorhaben.
Eine wesentliche Rolle bei unserer Beurteilung des Datenschutzes spielt daher, ob die Daten der Nutzer allgemein für Werbezwecke verwendet werden. Wie so oft gilt auch hier: Wenn es nichts kostet, sind meist Sie das Produkt. Wir haben uns auch angesehen, für wen die Daten standardmäßig sichtbar sind, ob Ihre Laufstrecke und Ihr Kalorienverbrauch also weltweit von jedermann bewundert werden können oder ob nur Ihre „Freunde“ diese Daten sehen können. Bei vielen Apps sind die Standardeinstellungen für die Privatsphäre äußerst „offenherzig“ und transparent und sämtliche Nutzer der jeweiligen App weltweit können sich das Profil des Nutzers und seine Trainingsaktivitäten ansehen. Das europäische Datenschutzrecht fordert „datenschutzfreundliche Voreinstellungen“ – und dass eine solch mitteilungsfreudige Standardeinstellung dieser Anforderung einer datenschutzfreundlichen Voreinstellung gerecht wird, darf vehement bezweifelt werden.
Das europäische Datenschutzrecht fordert auch, dass die Anbieter der Fitness-Apps den Nutzer transparent und in „klarer und einfacher Sprache“ darüber informieren sollen, welche Daten sie erheben und was sie damit vorhaben. Bei einem Blick in die Datenschutzerklärungen der einzelnen Fitness-Apps kann von Transparenz und klarer und einfacher Sprache leider oft nicht die Rede sein. Den geneigten Leser erwarten dort juristische Textwüsten, bei denen oftmals eher verschleiert, als erhellt wird, was genau mit den Daten der Nutzer geschieht.
Man merkt zwar deutlich, dass bei allen Fitness-Apps seit der Geltung des neuen Rechts im Bereich Datenschutz deutlich nachgebessert wurde, aber eine aus Sicht des Datenschützers rundum überzeugende App konnten wir dennoch nicht finden. Eine eindeutige Erläuterung in einfacher Sprache, was genau mit den Daten Ihres letzten Laufes geschieht, wäre bei allen Anbietern wünschenswert. Eine kurze Einschätzung, ob eine App eher eine Datenkrake ist oder nicht, finden Sie im jeweiligen Testbericht.
Wenn Sie Apps suchen, die Ihre Laufmotivation steigern und Sie jeden Tag aufs Neue nach draußen locken, finden Sie weitere App-Empfehlungen hier.