In kleinem Rahmen mit nur wenigen dutzend Läufern fand am Samstag, den 3. April der Olympia-Quali-Marathon von Swiss Athletics rund um den Flugplatz Bern-Belp statt. Bei kühlen Temperaturen und böigem Wind galt es für die Marathon-Distanz neun Runden zu absolvieren, ehe die Ziellinie überlaufen werden durfte. Auch ein 10-km-Lauf und ein Halbmarathon wurden angeboten, der sportliche Fokus lag jedoch auf dem Marathon und der Möglichkeit, das Olympia-Ticket zu lösen.
Als um zehn Uhr der Startschuss fiel, war die Marschroute für die erste Gruppe der Männer wie auch die schweizer Ausnahmeläuferin Fabienne Schlumpf schnell ersichtlich: Trotz der nicht idealen Bedingungen ging der Kurs Richtung Olympia-Norm beziehungsweise für Schlumpf trotz Debüts deutlich darunter. Ebenfalls für die Läufer und ihre Vorbereitung nicht von Vorteil war die kurzfristig nötige Verschiebung des Rennens nur drei Tage vor dem ursprünglichen Termin im März.
Mit perfekter Renneinteilung Richtung Olympia
Unterstützt von mehreren Pacemakern – darunter auch der deutsche Marathonläufer Simon Stützel – schlug Fabienne Schlumpf ein Tempo von 3:28 Minuten pro Kilometer an. Wie ein Uhrwerk lief die Gruppe Kilometer für Kilometer und erreichte nach 1:13:11 Stunden die Halbmarathon-Marke. Auf eine schnelle erste Hälfte konnte Schlumpf eine zweite folgen lassen, die fast identisch war. Weitere 1:13:03 Stunden später überquerte die 30-Jährige die Ziellinie nach einem nahezu perfekten Debüt über die Königsdistanz von 42,195 Kilometern. Mit 2:26:14 Stunden erreichte sie nicht nur eine Top-Zeit, die sich auf europäischem Niveau nicht verstecken muss, sondern unterbot gleichzeitig den schweizer Rekord. Maja Neuenschwander war beim Berlin-Marathon 2015 die seither gültige Bestmarke von 2:26:49 Stunden gelaufen. Damit machte Schlumpf ihren zweiten nationalen Rekord binnen 14 Tagen perfekt, nachdem sie aufgrund der Verschiebung des Marathons spontan beim Citylauf Invitational in Dresden über die Halbmarathon-Distanz gestartet war und in 68:27 Minuten ihren eigenen Rekord um elf Sekunden unterbot.
Noch schneller war an diesem Tag die Äthiopierin Helen Tola Bekele. Die 2:21-Stunden-Läuferin passierte die Halbmarahon-Marke nach 1:11:21 Stunden, musste auf der zweiten Hälfte dann jedoch etwas an Tempo herausnehmen und gewann dennoch in 2:24:57 Stunden vor Fabienne Schlumpf, die auf dem Schlussabschnitt sogar nochmals näher kommen konnte. Dritte wurde die Tschechien Moira Stewartova, die ebenfalls ihr Debüt gab. Lange Zeit lag sie auf Kurs einer Zeit unter der Olympia-Norm von 2:29:30 Stunden, velor auf der zweiten Hälfte aber sukzessive Sekunde um Sekunde. Bis zum letzten Meter kämpfte die 25-Jährige, um dann total erschöpft nach 2:29:39 Stunden trotz starken Debüts denkbar knapp an der Olympia-Norm gescheitert zu sein.
Adrian Lehmann meldet sich mit Top-Resultat im Marathon zurück
Im Rennen der Männer bildete sich schnell eine neunköpfige Spitzengruppe, die bis zur Halbmarathon-Marke auf sieben Läufer geschrumpft war. Nach 65:50 Minuten gingen diese geschlossen auf die zweite Hälfte. Nach 30 Kilometern waren nur noch der 31-jährige Schweizer Adrian Lehmann und seine zwei Pacemaker in der unmittelbaren Führung verblieben. Die prognostizierte Zielzeit deutete auf 2:11:28 Stunden und somit hauchdünn innerhalb der Olympia-Norm hin. Doch schnell wurde es für den Schweizer einsam. Statt jeweils knapp über 31 Minuten wurde der vierte 10-km-Abschnitt mit knapp unter 32 Minuten etwas langsamer. Von einem Einbruch kaum zu sprechen, geriet dennoch die im besten Falle anvisierte Norm ins Hintertreffen. Dennoch gab es nach 2:12:34 Stunden im Ziel kaum Grund zum Ärgern, wie man Lehmanns emotionalem Ausbruch entnehmen konnte. Immer wieder zurückgeworfen, konnte er in der Vergangenheit oft über die Marathon-Distanz nicht sein Potenzial abrufen. Umso größer war die Freude über eine Steigerung seiner Bestzeit um mehr als zweieinhalb Minuten. Nur vier Schweizer liefen den Marathon bisher schneller.
Am Ende wurden die Abstände der verbliebenen Läufer doch sehr deutlich. Der Eritreer Simon Tesfay lief nach 2:16:30 Stunden als Zweiter ins Ziel. Ebenfalls zu einer grandiosen Bestzeit lief der 24-jährige Belgier Nicolai Saké. Dieser steigerte sich von 2:24:40 Stunden um mehr als siebeneinhalb Minuten auf 2:17:06 Stunden.
Nicola Spririg über 10 Kilometer schnell unterwegs
Die Triathlon-Olympiasiegerin von 2012, Nicola Spirig, ging über die 10-km-Distanz ins Rennen. Nach schneller erster Hälfte von 16:29 Minuten verlor die 39-Jährige auf den zweiten fünf Kilometern etwas an Zeit. Mit 33:35 Minuten präsentierte sie sich dennoch auf starkem Niveau. Nach 34:31 Minuten erreichte ihre halb so junge Landsfrau Nora Gmür die Ziellinie als Zweite knapp vor der Deutschen Hanna Gröber (34:33 Minuten).
Schnellster Mann über die zehn Kilometer wurde Abdi Salam Ali mit 30:56 Minuten. Dieser gewann deutlich vor Lukas Klante (32:34 Minuten) und Jonas Gübeli (33:59), allesamt nicht älter als 20 Jahre. Im Halbmarathon die einzigen Zieleinläufer waren Fanny Pruvost (1:16:15 Stunden) und Lucas Pruvot (1:16:14 Stunden), die somit schnellste Frau und schnellster Mann waren.