Beim HAJ Hannover-Marathon wurde am 3. April eine kleine Gruppe der führenden Läufer versehentlich fehlgeleitet. Befürchtungen, dass dadurch die Athleten möglicherweise eine zu kurze Strecke liefen, bestätigten sich jedoch nicht. Allerdings war es haarscharf: Der in der vergangenen Nacht vom Hamburger Streckenvermesser Wolfgang Timm vermessene Kurs, der tatsächlich von den betroffenen Athleten gelaufen wurde, ergab eine Distanz von 42,196 km. Dies ist genau ein Meter mehr als die offizielle Distanz.
Zwischen Kilometer 28 und 29 war ein falsch postiertes Schild der Grund dafür, dass die Spitzengruppen der Marathonläufer eine andere Route liefen. Diese gehörte zur Halbmarathonstrecke. Am Ende fehlten dadurch fast 90 Meter zur eigentlichen Strecke. Allerdings waren die Verantwortlichen relativ optimistisch, dass die Streckenlänge trotzdem stimmte, was die Nachmessung nun bestätige. Es ist im internationalen Reglement vorgeschrieben, dass bei einer derartigen Vermessung von relevanten Straßenrennen pro Kilometer vorsichtshalber ein Meter zugeschlagen wird. In Hannover wurden bei der ursprünglichen Vermessung jedoch 25 weitere Meter hinzugerechnet. Dadurch gab es einen Puffer von rund 67 Metern und die vermeintlich fehlende Distanz betrug nur noch rund 20 Meter. „Auf der Strecke gab es in diesem Jahr eine ungewöhnlich große Anzahl von Baustellen, so dass die Athleten ohnehin nicht die Ideallinie laufen konnte. Durch diese Mini-Umwege kamen wir nun auf die 42,196 Kilometer“, erklärte der für das Eliterennen in Hannover zuständige Christoph Kopp.
Diverse Athleten hatten in Hannover die Normen für die Welt- beziehungsweise Europameisterschaften unterboten. Allen voran die Sieger Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid) und Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg). Ob ihre Zeiten bei einer zu kurzen Strecke als Norm hätten gelten können, wäre fraglich gewesen. Im schlimmsten Fall hätte dies den Athleten den Start bei der EM beziehungsweise WM kosten können. In den vergangenen Tagen hatten Medien bereits von dem Faux-pas berichtet. Dabei titelte die Bild-Zeitung sogar: „Wirbel um Deutschen Meister: Marathon-Sieger kürzte Strecke ab“. Dies ist als eine Rufschädigung für Hendrik Pfeiffer einzuordnen.
„Ich hatte natürlich ein paar schlaflose Nächte, bin aber jetzt einfach nur froh, dass unsere Spitzenathleten den Fehler nicht ausbaden müssen“, sagte Race-Direktorin Stefanie Eichel. „Ein ganz besonderer Dank gilt dem Vermesser-Team und auch der Polizei, die so schnell diesen Termin für die Nachmessung ermöglicht haben - das ist keine Selbstverständlichkeit.“