Lauf der Woche
Donnerstag, 30.4.2020
Tübingen
Geisterspiele-Dauerlauf
Ich melde mich vom Dauerlaufen in der Woche, in der die Maskenpflicht in Deutschland eingeführt wurde. Klar, wir halten weiter Abstand und wir waschen uns die Hände. Ständig. Wir tun alles, um aus dieser vertrackten Kiste wieder rauszukommen. Und liebe Freunde der Laufkunst, wir packen das.
In dieser Woche der Maskenpflicht möchte ich einen Satz zum Fußball verlieren. Nein, jetzt bitte nicht schießen, liebe Fußballfreunde. Ich verstehe die Aufregung, die Emotion, die Wichtigkeit des Fußballs durchaus. Des Profifußballs wohlgemerkt. Denn während tausende Freizeitkicker noch nicht einmal auf den Platz dürfen, um einzeln mit dem Ball zu jonglieren, geht es bei den Vereinen der Bundesliga um die Fortsetzung der Liga.
Nein, von Athleten aus anderen Sportarten – auch und gerade im Leistungssportbereich – die keine Sportstätte für ein Training betreten dürfen, möchte ich hier gar nicht erst anfangen. Unerwähnt müssen auch die hunderttausend Kinder bleiben, denen es verboten ist, eine Schaukel oder Rutsche zu nutzen. Toben, Tollen, Turnen fällt gerade aus.
Bleiben wir beim Proiffußball. Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke stellte fest: „Wenn wir die nächsten Monate nicht mehr spielen, dann säuft die ganze Bundesliga ab.“
Ein kleiner Hinweis für den Fußballmanager: sollten in den nächsten Wochen keine weiteren Lockerungen beschlossen werden, saufen sehr viele Menschen in sehr vielen Branchen ab. Gut, das ist noch kein Argument. Nur weil andere absaufen, müssen die Fußballprofis nicht auch absaufen. Das stimmt. Allerdings ist die Ausgangslage der Fußballprofis eine ganz andere. Ablösesummen in zweistellige Millionenhöhe gehören zum guten Ton. Gehälter unter einer Millionen Euro pro Jahr für Spieler findet man allenfalls auf der Ersatzbank.
Zum erwerbmäßigen Wirtschaften gehört es auch, in guten Zeiten vorzusorgen. Dies haben die Kicker nicht gemacht.
Würde Herr Watzke mitsamt seinen Managerkollegen allen Profis die Gehälter für die Zeit, in der nicht gespielt wird, um 50 Prozent kürzen (freiwilliger Verzicht wäre ja auch eine Möglichkeit gewesen), würden die Fußballer weiterhin ein Vielfaches des Jahresdurchschnittseinkommens verdienen, doch könnten dafür alle weiteren Mitarbeiter der Vereine mit 100 Prozent in Lohn und Brot gehalten werden. Das setzt nur eines voraus: Verzicht.