Halbmarathon Berlin 2022
Kipchumba und Chepkirui streben Streckenrekorde an

Die beiden Kenianer möchten Streckenrekorde aufstellen. Amanal Petros könnte als erster Deutscher die Stunden-Barriere unterbieten.
Kipchumba und Chepkirui streben Streckenrekorde an
Foto: Petko Beier

Zwei der schnellsten Läufer aller Zeiten werden beim Berliner Halbmarathon 2022 an den Start gehen: Die Kenianer Abel Kipchumba und Sheila Kiprotich Chepkirui führen die Startlisten des größten und hochklassigsten deutschen Rennens über die 21,0975 Kilometer an. Während sie die Streckenrekorde und damit Weltklassezeiten anstreben, könnte der deutsche Halbmarathon- und Marathon-Rekordhalter Amanal Petros als erster Deutscher eine Zeit von unter einer Stunde erreichen. Die Veranstalter registrierten 32.267 Läufer aus 121 Nationen für das Rennen.

Kenianer mit guten Chancen auf den sechsten Sieg in Folge

Es spricht viel dafür, dass Kenia seine Dominanz beim größten deutschen Halbmarathon fortsetzen wird. Seit der Jahrtausendwende gab es 18 kenianische Sieger bei dem Rennen. Die fünf schnellsten Läufer auf der Startliste kommen aus dem ostafrikanischen Land, so dass es eine große Überraschung wäre, wenn es nicht den sechsten Sieg in Serie eines Kenianers geben würde. Abel Kipchumba hat sich bei seinem Sieg beim Valencia-Halbmarathon im Oktober 2021 auf 58:07 Minuten verbessert und ist damit der sechstschnellste Läufer aller Zeiten. Damit ist er deutlich schneller als der derzeitige Kursrekord von 58:42 Minuten, den sein Landsmann Eric Kiptanui 2018 in Berlin aufstellte. In diesem Jahr zeigte der 28-jährige Abel Kipchumba beim Rennen in Ras Al Khaimah in den Vereinigten Arabischen Emiraten eine gute Form und erreichte eine Zeit von 59:47 Minuten. „Mein Ziel ist es, am Sonntag den Kursrekord zu brechen“, sagte Abel Kipchumba.

Vier weitere Athleten aus Kenia gehen mit Bestzeiten von unter einer Stunde an den Start: Alex Kibet lief in Ras Al Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate) 2018 seine Bestzeit von 59:06 Minuten und ist damit der zweitschnellste auf der Liste. Joshua Belet (59:28 Minuten), Josphat Kemei (59:32 Minuten) und Geoffrey Koech (59:36 Minuten) sind die anderen drei.

Amanal Petros möchte die Stunden-Barriere unterbieten

Bereits an siebter Stelle in der nach Bestzeiten sortierten Startliste steht Amanal Petros. Der Läufer des TV Wattenscheid verbesserte im vergangenen Jahr in Valencia den deutschen Uralt-Rekord von Carsten Eich, der in Berlin 1993 mit der damaligen Europarekordzeit von 60:34 Minuten gewonnen hatte, auf 60:09 Minuten. Amanal Petros könnte somit in Berlin eine sehr gute Platzierung erreichen. Doch noch wichtiger ist für ihn, als erster deutscher Läufer die Stunden-Barriere im Halbmarathon zu unterbieten. Der einzige europäische Läufer, dem dies bisher in Berlin gelang, ist Fabián Roncero, der 2001 mit 59:52 Minuten einen kontinentalen Rekord aufstellte und damals als erster Europäer unter 60 Minuten blieb. „Wenn es gut läuft am Sonntag, dann will ich probieren, die Stunden-Marke zu unterbieten. Das wäre natürlich etwas besonderes, das als erster Deutscher zu schaffen“, sagte Amanal Petros.

Johannes Motschmann hat Möglichkeit auf Platz im deutschen Marathon Team

Mit persönlichen Rekorden im Bereich von rund 63:00 Minuten gehen drei weitere deutsche Läufer an den Start, die auch gute Platzierungen erreichen können: Johannes Motschmann (Marathon Team Berlin) zeigte zuletzt einen guten Aufwärtstrend und steigerte sich 2021 auf 62:42 Minuten. Im Marathon hat er gute Chancen, zum deutschen Team bei den Europameisterschaften im Sommer in München zu gehören. Der Halbmarathon am Sonntag ist für ihn ebenso ein Vorbereitungsrennen für einen Frühjahrs-Marathon wie für Philipp Pflieger (Marathon Team Berlin) und Tom Gröschel (TC Fiko Rostock). Die erfahrenen Straßen-Langstreckler gehen mit Bestzeiten von 62:50 Minute beziehungsweise 63:07 Minuten ins Rennen.

Sheila Kiprotich Chepkirui hat Berliner Kursrekord bereits mehrfach unterboten

Über viele Jahre hinweg war der Streckenrekord des Berliner Halbmarathon praktisch unantastbar. Im Jahr 2006 hatte die Kenianerin Edith Masai in 67:16 Minuten triumphiert. Es dauerte 13 Jahre, bis diese Bestzeit schließlich fiel: 2019 lief Sifan Hassan (Niederlande) 65:45 Minuten. Doch schon bei der nächsten Auflage des Rennens verbesserte Joyciline Jepkosgei (Kenia) im August 2021 die Marke auf 65:15 Minuten. Jetzt ist die Besetzung in der Spitze des Frauen-Rennens so gut, dass der Streckenrekord sogar zum dritten Mal in Folge gebrochen werden könnte. Angeführt wird das Feld von Sheila Kiprotich Chepkirui. Nachdem sich die Kenianerin im Herbst 2021 in Valencia zunächst auf 64:54 Minuten verbesserte, steigerte sie sich nun im Februar 2022 in Ras Al Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate) auf 64:36 Minuten. Damit ist sie die siebtschnellste Halbmarathonläuferin aller Zeiten und war bereits deutlich schneller als der Berliner Kursrekord. Ihre neue persönliche Bestzeit macht natürlich Hoffnung auf ein weiteres starkes Rennen in Berlin. „Ich habe gut trainiert und will mich am Sonntag mit einem persönlichen Rekord weiter steigern“, sagte Sheila Kiprotich Chepkirui.

Während die 31-jährige Kenianerin aufgrund ihrer aktuellen Form als Favoritin gilt, könnten aber zwei Landsfrauen sie herausfordern: Irene Kimais und Joyce Chepkemoi weisen mit 66:03 Minuten beziehungsweise 66:19 Minuten ebenfalls hochkarätige Bestzeiten auf.

Die deutschen Starterinnen

Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) und Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel) sind mit persönlichen Bestzeiten von 70:05 Minuten beziehungsweise 70:49 Minuten die schnellsten deutschen Läuferinnen auf der Startliste. „Ich hoffe, dass ich nun in Berlin eine Zeit von unter 70 Minuten erreichen kann“, sagte Katharina Steinruck, die sich vor kurzem in Lille um eine gute halbe Minute auf 70:05 Minuten verbesserte. Mit Deborah Schöneborn (SCC Berlin) ist auch eine aussichtsreiche Athletin dabei, die für den Veranstalter-Klub des Rennens startet und dort zum „Marathon Team Berlin“ gehört. Bei Olympia in Japan im vergangenen Sommer hatte die Berlinerin mit einem starken 18. Platz im Marathon überrascht. Deborah Schöneborn, die eine Bestzeit von 71:37 Minuten über die 21,0975 Kilometer aufweist, nutzt den Berliner Halbmarathon als Vorbereitungsrennen für ihren Start beim Hamburg-Marathon am 24. April 2022. „Ich hatte keinen so guten Winter“, sagte Deborah Schöneborn, die lange mit einer Verletzung zu kämpfen hatte. „Jetzt geht es darum, wieder ins Rollen zu kommen, um dann beim Hamburg-Marathon die Qualifikation für die Europameisterschaften zu schaffen.“

Favoriten und deutsche Topläufer mit Bestzeiten

Männer

Abel Kipchumba, KEN, 58:07 Minuten

Alex Kibet, KEN, 59:06 Minuten

Joshua Belet, KEN, 59:28 Minuten

Josphat Kemei, KEN, 59:32 Minuten

Geoffrey Koech, KEN, 59:36 Minuten

Zerei Mezngi, NOR, 60:07 Minuten

Amanal Petros, GER, 60:09 Minuten

Mathew Samperu, KEN, 61:04 Minuten

Napoleon Solomon, SWE, 61:17 Minuten

David Nilsson, SWE, 61:40 Minuten

Girmaw Amare, ISR, 62:03 Minuten

Pietro Riva, ITA , 62:19 Minuten

Johannes Motschmann, GER, 62:42 Minuten

Philipp Pflieger, GER, 62:50 Minuten

Tom Gröschel, GER, 63:07 Minuten

Frauen

Sheila Kiprotich Chepkirui, KEN, 64:36 Minuten

Irene Kimais, KEN, 66:03 Minuten

Joyce Chepkemoi, KEN, 66:19 Minuten

Samantha Harrison, GBR, 70:05 Minuten

Katharina Steinruck, GER, 70:43 Minuten

Laura Hottenrott, GER, 70:49 Minuten

Giovanna Epis, ITA, 71:00 Minuten

Bojana Bjeljac, CRO, 71:12 Minuten

Deborah Schöneborn, GER, 71:37 Minuten

Jill Holterman, NED, 71:41 Minuten

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04 / 2023

Erscheinungsdatum 16.03.2023