Alles andere als ein Hitzerennen erwartete die Teilnehmer des Ironman Hamburg 2021. Regen satt, kühle Temperaturen – und der Wind redete auf der Radstrecke auch ein Wörtchen mit. Dennoch gingen die Triathleten bestens gelaunt ab 6:30 Uhr in der Binnenalster auf ihre 226 Kilometer lange Reise Richtung Ziel auf dem Rathausmarkt. Zuerst wurde das Profi-Feld der Frauen losgeschickt, 15 Minuten später folgten die Altersklassen-Athleten. Ein Profi-Feld der Männer war keines am Start. Die schnellsten Frauen sollten allerdings genügend Spannung für alle bietet. Mit viel Dynamik waren bis in die Schlussphase die zwei zu vergebenden Hawaii-Slots umkämpft. Die Baiersbronnerin Laura Zimmermann lief nach 8:54:31 Stunden als Siegerin über die Ziellinie.
Für runnersworld.de waren die Fotografen Thomas Sobczak und Ingo Kutsche beim Ironman Hamburg 2021 vor Ort. Ihre schönsten Bilder vom Rennen finden Sie in den Bildergalerien ober- und unterhalb sowie inmitten dieses Artikels.
Nach dem Ironman Frankfurt kam auch das zweite große Ironman-Rennen Deutschlands zurück in den Rennkalender 2021 – wenn auch etwas verspätet am 29. August. 3,8 Kilometer Schwimmen in Binnen- und Außenalster, 180 Kilometer Radfahren auf drei flachen, schnellen Runden und ein abschließender Marathon über vier Runden entlang der Westseite der Binnen- und Außenalster standen auf dem Menü. Ebenfalls zur Herausforderung wurde für viele Triathleten das Kälte-Management auf dem Rad. Bei großzügiger Abkühlung von oben und High-Speed auf der Triathlon-Maschine hatten nicht wenige Athleten mit Auskühlung zu kämpfen.
Lauren Brandon steigt nach 47:46 Minuten aus der Alster
Wenig verblüffend stieg die starke US-amerikanische Schwimmerin Lauren Brandon als Erste aus dem Wasser. Doch ihre Zeit von 47:46 Minuten, gleichbedeutend mit einem neuen Schwimm-Streckenrekord der Frauen, ließ aufhorchen. Mehr als fünf Minuten später war es die Debütantin Anna-Lena Best-Pohl, die nach 52:06 Minuten als Zweite das Schwimmen absolviert hatte. Die nächsten Mitfavoritinnen um Carolin Lehrieder und Svenja Thoes folgten nach 56:10 Minuten. Noch etwas mehr Rückstand hatte Laura Zimmermann, die nach 59:52 Minuten die Alster verließ.





Favoritinnen-Feld schiebt sich auf den 180 Radkilometern langsam zusammen
Besonders auf der zweiten Hälfte der Radistanz sollte sich das Feld an der Spitze der Frauen zusehends zusammenschieben. Dass Lauren Brandon als Führende in die zweite Wechselzone zu gehen schien, war kaum zu bezweifeln. Doch dahinter brachten sich vor allem die Australierin Renee Kiley und die bereits vorab für den Ironman Hawaii qualifizierte Carolin Lehrieder in eine gute Position.

Das deutsch-australische Duo absolvierte weite Teile der letzten Radrunde zusammen und verkürzte ihren Rückstand auf die führende US-Amerikanerin nach einem Radsplit von rund 4:40 Stunden auf nur noch vier Minuten vor dem abschließenden Marathon. Ebenfalls in Schlagdistanz stieg Svenja Thoes vom Rad, musste das Rennen allerdings schon vor dem Laufen beenden. Knapp zehn Minuten Rückstand hatte Laura Zimmermann auf dem fünften Platz. Die Schwarzwälderin hatte in ihrer Karriere erst eine Langdistanz absolviert. Knapp zwei Jahre zuvor wurde sie auf Anhieb beim Ironman Barcelona Zweite in hochklassigen 8:49:12 Stunden und stellte bereits dort ihre Laufstärke unter Beweis.
Viele Positionswechsel und hart umkämpfte Quali-Slots für den Ironman Hawaii
Nach rund sechseinhalb Stunden in der alleinigen Führung musste diese Brandon an Lehrieder abgeben, die sich immer mehr zur Favoritin auf den Sieg herauskristallisieren sollte. Dahinter machte von Beginn des Marathons an Zimmermann in großen Schritten Minute um Minute auf die vor ihr liegenden Konkurrentinnen gut. Ähnlich schnell war auch Leonie Konczalla unterwegs, die sich ebenfalls in den Kampf um die beiden Quali-Slots für den erst kurz zuvor in den Februar 2022 verschobenen Ironman Hawaii einmischen wollte. Nach gut einer Stunde in Führung liegend, liefen Kiley und Zimmermann in Schlagdistanz zu Lehrieder auf, die sichtlich Probleme hatte und ihr anfangs angeschlagenes Lauftempo nicht mehr aufrechterhalten konnte.
Laura Zimmermann übernimmt in der dritten Laufrunde die Führung
Auf der zweiten Hälfte der dritten Laufrunde ging es plötzlich ganz schnell: Lehrieder musste einen Toiletten-Stop einlegen und die zuvor nur noch gut 30 Sekunden dahinterliegenden Kiley und Zimmermann liefen an ihr vorbei. Nur kurz darauf nahm Zimmermann der Australierin die Führungsposition ab und gab diese nicht mehr her. Auch Brandon ging an Lehrieder vorbei und verdrängte diese vorerst auf den vierten Platz.
Zimmermann schien nichts mehr anbrennen zu lassen, konnte ohne großen Einbruch auch die letzte der vier Laufrunden absolvieren und ihren Vorsprung auf die ebenfalls stabil laufende Kiley konstant ausbauen. Mit der zweitbesten Laufzeit von 3:05:43 Stunden lief die Baiersbronnerin unter großem Jubel ihrem ersten Ironman-Sieg entgegen. Nach insgesamt 8:54:31 Stunden machte sie auf dem Rathausmarkt ihren Triumph sowie die WM-Qualifikation perfekt. Ebenfalls noch unter der 9-Stunden-Marke schaffte es Renee Kiley, die sich nach 8:56:48 Stunden über ihren zweiten Platz und das zweite Hawaii-Ticket freute. Die WM-Quali verpasste dahinter Lauren Brandon als Dritte nach 9:00:50 Stunden, zeigte sich dennoch nicht unzufrieden über ihr starkes Rennen. Noch auf den vierten Platz konnte Leonie Konczalla vorlaufen. Nach 9:04:14 Stunden stoppte für die zweite Deutsche an diesem Tag die Uhr. Sichtlich erschöpft blieb für die über weite Strecken souverän aussehende Carolin Lehrieder nach 9:12:19 Stunden der fünfte Platz. Die schnellste Laufzeit des Tages lief die US-Amerikanerin Ashley Paulson mit 2:57:14 Stunden. Dennoch kam sie mit etwas mehr als 41 Minuten Rückstand hinter Zimmermann nicht über Platz acht hinaus.
Lars Wichert wird in 8:12:43 Stunden schnellster Age-Group-Athlet
Zwar gingen beim Ironman Hamburg 2021 keine Profi-Männer auf die Strecke, dennoch hatte das Rennen der schnellsten Age-Group-Athleten einiges zu bieten. Allen voran der ehemalige Ruderer Lars Wichert zeigte eine herausragende Leistung. Nach 59:50 Minuten stieg Wichert als 53. aller Männer aus dem Wasser. Danach zündete der Vizeweltmeister im Leichtgewicht-Doppelvierer von 2009 so richtig den Turbo. In beeindruckenden 4:11:12 Stunden absolvierte er den Radkurs an diesem Tag in einer eigenen Liga und ließ darauf einen Marathon in 2:54:31 Stunden folgen. Somit überquerte Wichert schon nach 8:12:43 Stunden – einer Zeit eines Profis würdig – die Ziellinie als schnellster Athlet des Tages.

Eine beeindruckende Laufstärke zeigte dahinter Jan Stelzner, der den Marathon in 2:45:42 Stunden absolvierte. Als 14. war Stelzner auf die Laufstrecke gegangen und durfte sich nach seiner starken Laufleistung nach 8:30:31 Stunden über den zweiten Platz freuen. Enger wurde es im Kampf um den dritten Platz, den sich nach einem über die drei Disziplinen hinweg ausgeglichenen Rennen Alexander Siegmund nach 8:37:18 Stunden sichern konnte. Weitere 21 Athleten blieben noch unter der 9-Stunden-Marke und bewiesen, dass der Kurs des Ironman Hamburg auch an diesem wenig sommerlichen Tag zu den schnellsten gehört.









