ITU World Triathlon Hamburg 2020
Britisch-Französischer Triumph im Stadtpark

Vincent Luis wird erneut Weltmeister. Die Britin Georgia Taylor-Brown siegt bei den Frauen. Frankreich gewinnt die Mixed Staffel.
ITU World Triathlon Elite Men; Hamburg, 05.09.20
Foto: Thomas Sobczak

Vincent Luis verteidigt den Weltmeistertitel bei den Herren und gewinnt die 19. Auflage der ITU World Triathlon Series 2020 in Hamburg mit einer Zeit von 49:13 Minuten und zwei Sekunden Vorsprung vor Vasco Vilaca (49:15 Minuten) aus Portugal und seinem französischen Landsmann Léo Bergere (49:18 Minuten).

Unser Fotograf Thomas Sobczak war vor Ort. Bildergalerien mit Fotos von beiden Wettkampftagen finden Sie ober- und unterhalb des Artikels.

Bei den Frauen setzte sich Georgia Taylor-Brown (54:16 Minuten) vor Flora Duffy aus Bermuda (54:25 Minuten) und der Deutschen Laura Lindemann (54:39 Minuten) durch. Die Potsdamerin sicherte sich als einzige der deutschen Athletinnen und Athleten einen Platz auf dem Podium.

Das Wetter hatte sich nach den nassen und windigen Bedingungen vom frühen Nachmittag beruhigt, als die Herren um 16 Uhr die Masken absetzten und sich zum Startsprung aufreihten. Die Bedingungen konnten ungewöhnlicher kaum sein, nachdem alle weiteren Rennen der World Triathlon Series in 2020 abgesagt werden mussten, aber es sollte der Franzose Vincent Luis sein, der beim HAMBURG WASSER World Triathlon 2020 eine brillante Leistung ablieferte und sich damit seinen zweiten Weltmeistertitel in Folge sicherte. Aufgrund der vorherigen Absagen erhalten die beiden Sieger direkt den Weltmeistertitel.

Athleten aus 34 Nationen auf speziell konzipierter Strecke im Stadtpark

Insgesamt starteten am Samstag, den 05. September 2020 etwa 130 Athleten aus 34 verschiedenen Nationen auf die Strecke. Üblicherweise findet die Triathlon WM im Hamburg rund um die Binnenalster in der Stadtmitte statt. Da jedoch keine Zuschauer erlaubt waren wurde der Wettkampf im Hamburger Stadtpark hinter blickdichten Zäunen ausgetragen. Bei der Sprintdistanz müssen die Athleten 750 Meter Schwimmen, 18,6 Kilometer Radfahren und 5 Kilometer Laufen. Start der Strecke befand sich am knapp 16° C warmen Stadtparksee auf der so genannten Liebesinsel. Geschwommen wurde eine Runde um drei Bojen. Die erste Wende erfolgte nach 260 Metern. Raus aus dem Wasser galt es 31 Treppenstufen nach oben zur Wechselzone zu nehmen.

Die technisch anspruchsvolle Radstrecke ohne nennenswerte Steigungen verlief ebenfalls in Runden. Sechs Runden á 3,1 Kilometer plus 150 Meter zu den Wechselzonen galt es zu absolvieren. Gelaufen wurden auf einer ebenfalls recht flachen Strecke. Nach der Wechselzone wurden 900 Meter zur Runde gelaufen. Dann galt es, die Zwei-Kilometer-Runde zweimal zu laufen, bevor es dann links auf den 100 Meter langen Zieleinlauf zuging.

Knapper Sieg für den Franzosen Luis

Nach einer starken Leistung beim Schwimmen reihte er sich gemeinsam mit Alistair Brownlee und einem weiteren Franzosen, Dorian Coninx, in die führende Gruppe beim Radfahren ein. Auch der Deutsche Jonas Schomburg war einer der ersten die aus dem Wasser kamen, verpasste allerdings nach dem Wechsel auf das Rad den Anschluss auf die Spitzengruppe. Justus Nieschlag konnte auf dem Rad dem Tempo der Spitzengruppe mithalten, musste schlussendlich aber abreißen lassen.

Auf der Laufstrecke setzten sich die drei Medaillengewinner schon recht früh von der Hauptgruppe ab. Jelle Geens (BEL) und Alex Yee (GBR) waren die ersten Verfolger die es schafften, mit Laufzeiten unter 14:30 Minuten, die Lücke zur Spitze zu reduzieren. Letztendlich konnte der Champion von 2019, Vincent Luis (49:13 Minuten), dem Portugiesen Vasco Vilaça (49:15 Minuten) und seinem französischen Landsmann Léo Bergere (49:18 Minuten) davonziehen. Die entscheidende Tempoverschärfung des Franzosen erfolgte allerdings erst kurz vor dem Ziel auf dem letzten Laufkilometer. Der 20-Jährige Vilaça konnte sich bei seinem erst zweiten WTS-Ausflug eine sensationelle Silbermedaille sichern. Geens (49:22 Minuten) und Yee (49:24Minuten) belegten die Plätze vier und fünf. "Ich wusste, dass ich gut in Form bin, und ich habe die letzten sechs Wochen damit verbracht, viele Trainingseinheiten mit einigen der besten Jungs der Welt zu machen", gab sich ein begeisterter Vincent Luis nach dem Rennen zufrieden. Als bester Deutscher kam Lasse Lührs auf Rang zwölf in 49:51 Minuten ins Ziel. Mit Tim Hellwig (50:01 Minuten), der als 17. finishte, befinden sich zwei Deutsche unter den Top 20.

Taylor-Brown: "Ich habe nicht wirklich viel von mir erwartet"

Es gab zwar keine Zuschauer an der Strecke, aber es fehlte ebenfalls nicht an Spannung im Rennen der Frauen, als Georgia Taylor-Brown als Erste die Ziellinie überquerte und einen großartigen ersten Weltmeistertitel holte. Die Britin setzte sich gegen Flora Duffy von den Bermudas und die Deutsche Laura Lindemann durch. Für Taylor-Brown war es von Anfang bis Ende ein tadelloses Rennen. "Ich war überhaupt nicht zuversichtlich", sagte die neue Weltmeisterin. "Ich habe vor ein paar Wochen an Super League-Arenaspielen teilgenommen und mir dort schwere Lungenverbrennungen zugezogen. Ich habe mich gefragt, wie es laufen würde und habe nicht wirklich viel von mir erwartet. Ich war dankbar, dass ich wieder an einem Rennen teilnehmen durfte, aber bin ziemlich schockiert über diese Leistung, um ehrlich zu sein", erklärte sie.

Lindemann mit kleinen Wechselproblemen auf Platz drei

Die Deutsche Laura Lindemann konnte sich als einzige Athletin aus dem Deutschen Aufgebot einen Platz auf dem Podium sichern. „Ich bin echt froh, dass eine Medaille rausgekommen ist. Das Rennen war echt hart“, freut sich die viermalige Deutsche Meisterin. Sowohl beim Wechsel auf das Fahrrad als auch beim zweiten Wechsel sollte nicht alles glatt laufen. Zuerst hat der Neoprenanzug am Fuß etwas geklemmt, wodurch sie nicht direkt mit den Führenden auf die Radstrecke konnte. Durch taktisch geschicktes Fahren gelang es ihr, mit den anderen Verfolgerinnen bei der Hälfte der Strecke auf die bis dato führende britisch -österreichische Spitze, mit Jessica Learmonth und Therese Feuersinger, aufzuschließen.

In der zweiten Wechselzone hatte sie Probleme beim Schuhwechsel: „Ich war richtig sauer in dem Moment, meine Hände waren so kalt und meine Füße auch, da habe ich noch ein paar Sekunden verloren“, sagte sie. Dadurch startete sie als Zehnte auf die Laufstrecke und konnte recht früh schon in Richtung der Siegerin Taylor-Brown auflaufen und sich als Dritte einreihen. Letztere lief nahezu von Beginn an der Spitze und konnte sich dann von Flora Duffy entscheidend absetzten.

Titelverteidigerin Katie Zafers wird Fünfte

WM-Titelverteidigerin Katie Zaferes wurde Fünfte und konnte beim Laufen nicht mehr in den Kampf um die Medaillen eingreifen. Die zweitschnellste Laufzeit (16:37 Minuten) ging an die Deutsche Lisa Tertsch, die sich mit 55:56 Minuten Rang 16 sicherte.

Mixed-Team Weltmeisterschaft: Frankreich gewinnt

Nach den Rennen der World Triathlon Series am Vortag stand am frühen Sonntagnachmittag, den 06. September 2020 beim World Triathlon die Mixed Team WM im Mittelpunkt. Bei milden Temperaturen und wechselhaftem Wetter lieferten sich die besten Teams der Welt auf der eigens für die Veranstaltung konzipierten Strecke im Hamburger Stadtpark ein spannendes Rennen. Schließlich konnte sich Frankreich gegen die weiteren 18 Nationen durchsetzen konnte und somit den dritten Titel in Folge feiern.

Der Wettbewerb wurde im Supersprint-Format über 300 Meter Schwimmen, 6,5 Kilometer Radfahren und 1,7 Kilometer Laufen ausgetragen. Vertreten werden die Länder dabei von jeweils zwei Frauen und zwei Männern, die die oben genannten Disziplinen absolvieren müssen. Die Franzosen, in Person von Cassandre Beaugrand, Leonie Periault, Léo Bergere und Dorian Coninx schafften es sich mit 1:18:25 Stunden und acht Sekunden Vorsprung vor dem Zweitplatzierten Team aus den USA (1:18:33 Stunden) durchzusetzen, gefolgt von Großbritannien (1:18:59 Stunden) auf Platz Drei. Obwohl Norwegens Stine Dale mit einem Vorsprung von 15 Sekunden in den dritten Staffelabschnitt startete, waren es die USA, Frankreich und Großbritannien die im letzten Staffelabschnitt die Podiumsplätze unter sich ausmachten.

Coninx wollte Sprintduell mit Yee vermeiden

Durch eine herausragende Schwimmleistung verlies Coninx als Erster für Frankreich das Wasser, dicht gefolgt von Morgan Pearson (USA). Ein schneller Wechsel half Alex Yee (GBR) wieder aufzuschließen, jedoch erfuhr der Franzose sich auf dem Rad einen Vorsprung, der groß genug war, um einen der schnellsten Läufer im Feld in Schach zu halten und den Sieg für die Franzosen zu sichern. „Letztes Jahr hatte ich ein verrücktes Sprintduell mit Alex Yee und wollte das so gut es ging vermeiden. Wir geben immer alles, wenn wir mit vier Athleten gemeinsam ein Rennen bestreiten, auch wenn es nicht immer die gleichen sind“, schwärmt der Matchwinner der Franzosen. Eine Anspielung darauf, dass er kurzfristig für den frischgebackenen Weltmeister Vincent Luis ins Team gerückt war, der am Vortag bereits einen anderen Titel für Frankreich verteidigen konnte, als er das Einzelrennen der Herren gewann.

Deutsche Staffel verpasst Podest deutlich

Die deutsche Mannschaft belegte Rang acht und verpasste damit nach dem dritten Rang von Laura Lindemann im Einzelrennen am Samstag die erhoffte zweite Medaille an diesem Wochenende bei der Heim-WM. Startläuferin Lisa Tertsch übergab mit großem Rückstand auf Jonas Schomburg. Er konnte die Lücke zu den Führenden nicht bedeutend schließen. Laura Lindemann und Schlussläufer Lasse Lührs führten die deutsche Staffel schlussendlich auf Platz acht. Nichtsdestotrotz nimmt die deutsche Mannschaft von dem Wochenende viel Positives mit, wie Lasse Lührs berichtet: „Das Wochenende war sehr cool für uns. Ich will mich ausdrücklich bei allen bedanken, die das möglich gemacht haben. Wir waren alle sehr happy, hier in Hamburg starten zu können“, sagte Lührs.