Zum ersten Mal werden die beiden Schweizer Marathon-Rekordhalter Fabienne Schlumpf und Tadesse Abraham gemeinsam bei einem Rennen über die 42,195 km an den Start gehen. Das jedoch passiert am Sonntag nicht in der Schweiz sondern in Österreich, beim 38. Vienna City Marathon. „Ich hoffe, es gibt einen Schweizer Doppelsieg“, sagt Tadesse Abraham. Für einen solch denkwürdigen Triumph müssten die Schweizer allerdings eine Reihe von afrikanischen Topläufern hinter sich lassen. Das Rennen wird am Sonntag ab 8.30 Uhr im Livestream unter www.vienna-marathon.com zu sehen sein.
Tadesse Abraham freut sich auf seine Rückkehr zum Wien-Marathon
„Ich freue mich, dass ich wieder zurück zum Vienna City Marathon kommen konnte“, sagt Tadesse Abraham, der dort 2019 als Zweiter mit 2:07:24 Stunden die zweitbeste Zeit seiner Karriere erzielt hatte. 2016 war er in Seoul mit 2:06:40 den Schweizer Rekord gelaufen. Im gleichen Jahr belegte er dann einen starken siebenten Platz beim Olympia-Marathon in Rio. Dieses Mal lief es bei dem olympischen Rennen in Sapporo nicht gut für Tadesse Abraham, der bei feucht-heißen Bedingungen nicht ins Ziel kam. „So ist das im Sport: Es gibt immer Höhe- und Tiefpunkte“, sagt der 39-Jährige, der noch laufen will „solange die Beine mitmachen“.
„Nach Sapporo war es gut, dass ich mit dem Vienna City Marathon schnell ein neues Ziel hatte“, sagt Tadesse Abraham, der in Wien der zweitschnellste Läufer auf der Startliste ist. Der erst 22-jährige Äthiopier Betesfa Getahun führt mit einer Zeit von 2:05:28 diese Liste an. Der Japaner Kento Kikutani (2:07:26) sowie die Kenianer Bethwell Rutto (2:07:41) und Edwin Kosgei (2:07:51) sind neben Tadesse Abraham die anderen Athleten, die Bestzeiten von unter 2:08 Stunden aufweisen. Voraussichtlich wird die Spitzengruppe ein Tempo laufen, das auf eine Zielzeit von unter 2:06 Stunden hinausläuft. Der Streckenrekord des Äthiopiers Getu Feleke steht bei 2:05:41 (2014).
Japaner Kento Kikutani eifert in Wien Eliud Kipchoge nach
Kento Kikutani führt in Wien ein vierköpfiges japanisches Team an: Yuta Koyama (2:08:46), Koki Yoshioka (2:10:13) und Daji Kawai (2:10:50) sind die anderen drei Japaner, die in Wien starten werden. Aufmerksam auf dieses Rennen wurden sie durch Eliud Kipchoge, der im Wiener Prater vor zwei Jahren in einem allerdings nicht rekordkonformen Lauf als Erster die Zwei-Stunden-Barriere im Marathon unterboten hatte. „Ich habe das im Live-Stream verfolgt. Das war eine riesige Leistung von Kipchoge“, sagt Kento Kikutani, der am Sonntag in den Kampf um den Sieg eingreifen will. Für Unterhaltung sorgte er auf der Pressekonferenz als er seinen Arm hoch hielt und erklärte: „Zumindest habe ich mir schon mal die Uhr besorgt, die Kipchoge in Wien trug!“
Gelete Burka geht als Schnellste der Veranstaltungs-Geschichte ins Rennen
Mit einer persönlichen Bestzeit von 2:20:45 Stunden ist Gelete Burka die schnellste Läuferin, die je auf einer Startliste beim Wien-Marathon stand. Die frühere Crosslauf-Weltmeisterin und Hallen-WM-Siegerin über 1.500 m schaffte mit dieser Zeit vor drei Jahren ihren Durchbruch im Marathon. Danach gewann sie die Marathonrennen in Ottawa 2018 und Paris 2019.
Die Corona-Pandemie ist eine schwere Zeit für die Eliteläufer in Äthiopien, erklärte Gelete Burka. „Sie haben alle weiter trainiert, sind aber ansonsten nur zu Hause geblieben. Denn es gab ja keine Wettkämpfe“, sagte die 35-Jährige, die selbst vor zwei Jahren in Chicago zuletzt einen Marathon gelaufen war. Dort wurde sie Dritte in 2:20:55 Stunden. „Es ist daher schwierig für mich, abzuschätzen was ich laufen kann in Wien. Aber ich glaube, ich bin gut vorbereitet und hoffe auf einen Erfolg.“ Drei Kenianerinnen mit persönlichen Bestzeiten von unter 2:25 Stunden sind voraussichtlich ihr stärksten Konkurrentinnen: Risper Chebet (2:23:45), Rebecca Kangogo (2:24:25) und Celestine Chepchirchir (2:24:48).
Fabienne Schlumpf greift als Olympia-Zwölfte nach neuer Bestzeit in Wien
Es wird interessant sein, wie sich Fabienne Schlumpf nur gut einen Monat nach ihrem starken Rennen bei Olympia nun in Wien behaupten kann. Die Schweizerin erreichte in Sapporo einen beachtlichen zwölften Rang. „Das war ein Traum-Resultat für mich“, sagt Fabienne Schlumpf, die erst im April in Bern ihr Marathon-Debüt gelaufen war und dabei auf Anhieb mit 2:26:14 einen Schweizer Rekord aufgestellt hatte. Wie sie erklärte, hatte sie langfristig geplant, sowohl bei Olympia als auch in Wien zu laufen. „Nach Sapporo war ich sehr müde und es war nicht leicht, die richtige Balance zwischen Erholung und Training zu finden. Ich habe dann mit Radfahren und Schwimmen begonnen. Aber dann habe ich es geschafft, auch noch ein Höhentraining in St. Moritz zu absolvieren“, erzählt Fabienne Schlumpf. „Wien wird mein erster City-Marathon mit Zuschauern sein. Ich freue mich sehr darauf und hoffe, dass mich die Zuschauer antreiben werden“, sagte die frühere Hindernisläuferin. „Es wäre toll wenn ich eine persönliche Bestzeit erreichen könnte.“
Topläufer mit persönlichen Bestzeiten
Männer
Betesfa Getahun ETH 2:05:28
Tadesse Abraham SUI 2:06:40
Kento Kikutani JPN 2:07:26
Bethwell Rutto KEN 2:07:41
Edwin Kosgei KEN 2:07:51
Derara Hurisa ETH 2:08:09
Yuta Koyama JPN 2:08:46
Edwin Kangogo KEN 2:09:12
Isaac Kosgei KEN 2:09:17
Koki Yoshioka JPN 2:10:13
Leonard Langat KEN 2:10:49
Daiji Kawai JPN 2:10:50
Jiksa Tadesse ETH Debüt
Evans Cheruiyot KEN Debüt
Frauen
Gelete Burka ETH 2:20:45
Risper Chebet KEN 2:23:45
Rebecca Kangogo KEN 2:24:25
Celestine Chepchirchir KEN 2:24:48
Medina Armino ETH 2:26:12
Fabienne Schlumpf SUI 2:26:14
Lucy Cheruiyot KEN 2:27:16
Vibian Chepkirui KEN Debüt