Darf ich mit Blasenentzündung Sport machen?

Infektion der Harnblase
Darf ich mit Blasenentzündung Sport machen?

Veröffentlicht am 14.06.2024
Toilettensymbole auf einer gefliesten Wand
Foto: iStockphoto

Fast 50 Prozent der Frauen haben vor ihrem 32. Lebensjahr mindestens einmal eine Harnwegsinfektion. Fast jede dritte Blasenentzündung wird mit Antibiotika behandelt – dabei könnten die meisten unkomplizierten Infektionen mit einfachen Hausmitteln ganz von allein ausheilen. Das hätte für die sportliche Leistungsfähigkeit große Vorteile. Wir erklären, was abseits von Antibiotika gegen eine Blasenentzündung hilft und wann Sie (wieder) Sport machen dürfen.

Woher kommt eine Blasenentzündung?

Die Blasenentzündung, lateinisch: Zystitis, ist eine Entzündung der Schleimhaut der Harnblase. Hartnäckig hält sich unter Frauen die Vorstellung, öffentliche Toiletten oder die Toilette beim Frauenarzt würden das größte Risiko für eine Blasenentzündung darstellen. Dabei sind die Ursache für die meisten Harnwegsinfekte körpereigene Bakterien. Eine Infektion durch Pilzsporen oder Viren ist möglich, aber selten.

Frauen erkranken aufgrund der Anatomie häufiger an einer Blasenentzündung: Sie haben eine deutlich kürzere Harnröhre als Männer und die Harnröhre liegt näher am Darmausgang. Durch die Harnröhre gelangen die (körpereigenen) Bakterien, vorwiegend Darmbakterien wie Escherichia Coli oder Enterokokken, in die Blase und vermehren sich dort an der Blasenschleimhaut. Ist das Immunsystem zu diesem Zeitpunkt nicht intakt, führen Abwehrprozesse zu einer Schwellung und Entzündung der Schleimhaut. Aufgrund hormoneller Veränderungen sind Frauen während der Schwangerschaft und in den Wechseljahren (Menopause) anfälliger für Harnwegsinfekte. Eine Blasenentzündung kann akut auftreten und bei häufig wiederkehrender Infektion chronisch werden.

Ursachen, die zur Entstehung einer Blasenentzündung führen können, sind:

  • Flüssigkeitsdefizit: Wer vor, bei und/oder nach dem Laufen zu wenig Flüssigkeit zu sich nimmt, produziert weniger Urin und hemmt damit die Reinigung der Blasenschleimhaut.
  • Schwäche des Immunsystems: Zu kurze Regenerationszeiten nach dem Training oder einem Wettkampf und Stress schwächen das Immunsystem.
  • Intimpflege: Mädchen wird schon früh beigebracht, auf der Toilette mit dem Toilettenpapier immer von vorn nach hinten abzuwischen. Zu Recht, denn so sinkt das Risiko, Darmbakterien in den Scheiden- und Harnröhrenbereich einzutragen. Das regelmäßige Waschen des Intimbereichs mit parfümiertem und seifenhaltigem Duschgel kann den Säureschutzmantel der Schleimhäute empfindlich stören und so die Einwanderung von Bakterien begünstigen.
  • Medikamente: Die Einnahme von Antibiotika führt zu einer Störung der schützenden Schicht der Blasenschleimhaut und erleichtert das Eindringen der Bakterien.

Gut zu wissen: Die Warnung „Kind, dein Rücken ist nackt, zieh' ein Unterhemd an!“ haben viele von uns schon gehört. Gedroht wurde uns mit einer Blasenentzündung. Die entsteht allerdings nicht allein durch Unterkühlung, solange keine Infektion durch Bakterien im Spiel ist.

Was sind typische Symptome einer Blasenentzündung?

Dass etwas nicht stimmt, merkt man häufig daran, dass man häufiger zur Toilette muss, ohne dass die Harnblase wirklich voll ist. Oft ist der sonst klare Urin eingetrübt und dunkler. Außerdem riecht er unabhängig von der Ernährung eher streng als süßlich. Kurze Zeit später kommen brennende Schmerzen beim Wasserlassen dazu, insbesondere ab dem Mittelstrahl, sowie krampfartige menstruationsähnliche Unterleibsschmerzen. Ähnlich einer Beckenbodenschwäche kann es schwierig sein, den Urin zu halten und längere Zeit auszuhalten, bis eine Toilette in der Nähe ist. Eine erhöhte Körpertemperatur deutet ebenfalls auf eine Infektion hin. Die körperliche Leistungsfähigkeit ist abhängig von der Stärke der Infektion eingeschränkt.

Bei einer schweren Blasenentzündung können zu den typischen Symptomen auch Fieber, Übelkeit, (Klopf-)Schmerzen in der Nierengegend und Blut im Urin hinzukommen. Treten diese Symptome auf, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Ziel sollte die Vermeidung einer Entzündung der Nieren (Pyelonephritis) sein.

Wie kann man testen, ob man eine Blasenentzündung hat?

Sie leiden unter den typischen Symptomen einer Blasenentzündung, sind aber nicht sicher, ob es wirklich eine ist? Mit einem Urin-Kontrolltest aus der Drogerie oder Apotheke kommen Sie sich zu Hause selbst testen. Der Schnelltest misst innerhalb von zwei Minuten, ob sich Nitrit, vermehrt Leukozyten (weiße Blutkörperchen) und/oder Blut im Urin befinden und gibt erste Hinweise darauf, ob Sie einen Harnwegsinfekt haben. Zeigt der Teststreifen einen erhöhten Leukozytenwert an, erkannt man daran, dass im Körper eine Entzündung abläuft. Das Nitrit im Urin entsteht dadurch, dass die Bakterien in der Harnblase Nitrat abbauen.

Sie können Ihren Urin zusätzlich mit Teststreifen untersuchen, die den pH-Wert anzeigen. Dieser sollte im Urin normalerweise zwischen 5,0 und 7,0 liegen, also eher leicht sauer sein. pH-Werte bis 6,9 sind sauer, der Wert 7,0 bedeutet neutrales Milieu und Wert ab 7,1 sind basisch. Die meisten Bakterien, die Harnwegsinfekte auslösen, mögen es basisch, weil dadurch die schützende saure Umgebung des Körpers an Abwehrkraft verliert. Daher kann ein erhöhter pH-Wert auf eine Blasenentzündung hindeuten.

Was hilft sofort bei Blasenentzündung?

Eine Blasenentzündung können Sie im Normalfall selbst behandeln und kurieren. Die Kombination aus viel Flüssigkeit, Wärme, Ruhe, entzündungshemmenden Nahrungsmitteln und Heilpflanzen und/oder Hausmitteln reicht dafür aus.

1

Viel trinken

2

Warmhalten

3

Ausruhen

4

Entzündungshemmende Nahrungsmittel

5

Heilpflanzen

6

Sitzbad mit Kamille

7

Einnahme von Antibiotika bei Blasenentzündung

Wie kann ich einer Blasenentzündung vorbeugen?

Bei der Vorbeugung von Blasenentzündungen kommt es vor allem auf eine gute Trainingsplanung, regelmäßige Regeneration und eine gesunde Ernährung an. Worauf es sonst noch ankommt, lesen Sie hier.

Ausgeglichener Flüssigkeitshaushalt: Regelmäßiges Trinken erhöht den Durchlauf in der Harnblase und erschwert es Bakterien, dort zu bleiben.

Richtige Körperhaltung auf der Toilette: Die Harnblase ist nicht rund, sondern hat eine längliche Form. Machen wir auf der Toilette den Rücken krumm, verbleibt immer ein wenig Restharn im unteren Ende der Blase. Dieser Restharn begünstigt die Ansiedelung von Bakterien. Deshalb: Zum Wasserlassen immer gerade hinsetzen.

Probiotische Lebensmittel: Mit probiotischen Bakterien versetzte und fermentierte Lebensmittel wie Kefir, Kimchi oder Sauerkraut unterstützen die körpereigene Schutzwirkung der Schleimhäute.

Vorausschauende Trainingsplanung: Zu viel Training setzt unseren Körper unter Stress. Der richtige Trainingsumfang, eine gute Planung des Lauftrainings und regelmäßige Regeneration sind ein wichtiger Pfeiler der Vorbeugung von Infektionserkrankungen.

pH-neutrale Intimpflege: Nutzen Sie zum Waschen des Genitalbereichs pH-neutrale Pflegeprodukte, die den körpereigenen Säureschutzmantel intakt halten. Wer zu Blasenentzündungen neigt, kann einen Versuch mit einer speziellen Intimwaschlotion starten, die Milchsäurebakterien und teilweise sogar Kamillenextrakt enthält, dafür aber frei von Parfum und Seife bzw. Lauge ist. Somit wird der pH-Wert im Genitalbereich nicht in den basischen Bereich verschoben.

Immunsystem unterstützen: Nach dem Antibiotikum ist vor dem nächsten Antibiotikum. Wenn Sie bereits eine Blasenentzündung mit Antibiotikum behandelt haben, sollten Sie Ihrem Darm danach etwas Gutes tun. Ein Großteil des Immunsystems befindet sich nämlich im Dünndarm. Die Voraussetzung für eine einwandfreie Funktion der Abwehr im Dünndarm ist eine intakte Bakterienflora. Diese wird durch die Einnahme von Antibiotika ge- und zerstört, lässt sich aber durch eine gezielte Supplementation wieder aufbauen. Nahrungsergänzungsmittel, die die entsprechenden Bakterienstämme enthalten, können den Wiederaufbau unterstützen und neuen Infektionen vorbeugen.

Impfung: Für Menschen, die an wiederkehrenden Harnwegsinfekten leiden, gibt es eine Impfung. Die Wirkung ist allerdings umstritten und konnte in Studien nicht belegt werden.

Welche Hausmittel helfen bei einer Blasenentzündung?

Wissenschaftliche Arbeiten zeigen, dass die meisten unkomplizierten Blasenentzündungen keiner Behandlung mit Antibiotika bedürfen. Sie heilen durch körperliche Ruhe ganz von allein. Der Einsatz von Hausmitteln kann die Genesung beschleunigen.

Apfelessig: Geben Sie dreimal pro Tag einen Esslöffel naturtrüben Bio-Apfelessig in ein Glas Wasser und trinken Sie das Gemisch schluckweise aus. Eine Apfelessig-Kur hilft bei einer akuten Blasenentzündung und kann weiteren Infekten vorbeugen.

Ingwer: Ingwer, entweder roh gegessen oder als Tee in kochend heißem Wasser, wird eine entzündungshemmende Wirkung nachgesagt.

Tee: Da wissenschaftlich keine eindeutige Empfehlung für die Wirkung von fertigen Blasen- und Nierentees existiert, sollte man sich einen Tee am besten mit frischen Zutaten selbst kochen. Blasen- und Nierentee sollte unterschiedliche Bestandteile enthalten. Das Ziel ist es, eine harntreibende und antientzündliche Wirkung zu erreichen. Heilpflanzen, die sich für die Herstellung von Tee eignen, finden Sie unter „Was hilft sofort bei Blasenentzündung?“. Brennnesselblätter und Löwenzahn spenden zusätzliche Mineralien für die Teemischung. Trinken Sie bis zu fünf Tassen des Tees pro Tag.

Manuka-Honig: Der bekannte Honig aus Neuseeland ist für seine antientzündliche Wirkung bekannt. Ein Teelöffel des methylglyoxalhaltigen Manuka-Honigs im Tee schmeckt gut und unterstützt die Heilung.

Kamille: Die Heilpflanze wirkt entzündungshemmend und antibakteriell. Sie eignet sich für Sitzbäder zur Linderung von Blasenentzündungen.

Meerrettich: Frische Meerrettichpflanzen gibt es in Deutschland von Mai bis Juli. Ein Teelöffel der geriebenen Heilpflanze bekämpft die Bakterien in der Harnblase. Im Frühjahr, Herbst und Winter können Sie alternativ 1–2 Teelöffel Meerrettich aus dem Glas essen. In Präparaten aus der Apotheke wird Meerrettich oft mit Kapuzinerkresse kombiniert, die ebenfalls antibakterielles Senföl enthält.

Kann ich bei einer Blasenentzündung Sport machen?

Eine Blasenentzündung ist eine Infektionserkrankung, die meist mit körperlicher Abgeschlagenheit und Müdigkeit einhergeht. Die körperliche Einschränkung der (alltäglichen) Leistungsfähigkeit entsteht durch Zytokine (Entzündungsmediatoren), die aus dem Entzündungsgebiet Informationen an das Gehirn senden, in Falle einer Blasenentzündung: Ausruhen! Man nennt den körpereigenen Aufruf zu diesem Verhalten auch „Sickness Behaviour“ und das hat durchaus Sinn. Denn das Immunsystem benötigt die gesamte Körperenergie, um seine Arbeit zu erledigen.

Reicht die Energie nicht aus, weil Sie joggen gehen oder im Fitnessstudio trainieren, können die Immunzellen nicht effektiv gegen die Bakterien ankämpfen. Die Folge: Wir verschleppen die Entzündung und riskieren eine aufsteigende Harnwegsinfektion, eine Entzündung der Nieren. Und die tut richtig weh und macht eine Therapie mit Antibiotika notwendig, die wir als Läuferinnen und Läufer gerne vermeiden möchten. Denn je öfter wir Antibiotika einnehmen, desto höher wird das Risiko, dass eine Antibiotikaresistenz entsteht. Die wunderbare Wirkung der Antibiotika und deren Unterstützung im Notfall sollten wir nicht leichtfertig verspielen, denn sie können bei wirklich ernsthaften Erkrankungen die Laufsaison retten.

Übrigens tun wir uns auch nicht unbedingt einen Gefallen, wenn wir bei Blasenentzündung Antiphlogistika wie ASS (Acetylsalicysäure), Ibuprofen oder Diclofenac einnehmen. Diese entzündungshemmenden Medikamente vertreiben zwar das Gefühl, im Bett liegen zu müssen, sorgen aber eher für eine Verlängerung der Krankheitsdauer als für eine schnellere Genesung. Wer um ein schmerzlinderndes Medikament nicht herumkommt, sollte zu Paracetamol greifen, denn das wirkt nur minimal antientzündlich und lässt das Bedürfnis nach Ruhe bestehen.

Wann sollte ich bei einer Blasenentzündung auf Sport verzichten?

Bei Blasenentzündung gilt: Beine stillhalten. Eine Blasenentzündung mit leichten bis mittelschweren Symptomen braucht zwei bis drei Tage konsequente Sportpause mit Ruhephasen im Bett oder auf der Couch und eine Woche, bis Sie wieder fit sind. Wer trotzdem joggen geht, riskiert eine Ausbreitung der Infektion in die ableitenden Harnwege bis zu den Nieren. Eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) dauert mindestens doppelt so lange wie eine Blasenentzündung, erfordert eine Antibiotikatherapie und bringt den Trainingsplan definitiv mehr durcheinander als drei Tage Bettruhe. Deshalb: Drei Tage auf jegliche Sportart verzichten und die Laufschuhe in die Ecke stellen. Erst danach Pulsuhr richten und weiterlaufen. Und nein, auch Krafttraining ist bei Blasenentzündung nicht okay. Geben Sie Ihrem Körper die Ruhe, die er braucht.

Wann muss ich mit einer Blasenentzündung zum Arzt?

Wenn die Symptome der Blasenentzündung stetig schlimmer werden oder nach drei Tagen keine deutliche Verbesserung eintritt, sollten Sie zur Ärztin oder zum Arzt gehen. Fieber (Körpertemperatur ab 38,1 °C), blutiger Urin und Schmerzen in der Nierengegend am unteren Rücken sind ebenfalls ein Grund, eine Ärztin aufzusuchen. Männern wird geraten, bereits bei den ersten Anzeichen eines Harnweginfekts bei einer Allgemeinmedizinerin oder einem Urologen vorstellig zu werden, da das Risiko für Komplikationen höher ist als bei Frauen. Wer wiederholt an einer Blasenentzündung leidet, auch wenn sie nur leicht ist, sollte das ebenfalls ärztlich abklären lassen.

Fazit: Bei einer leichten bis mittelschweren Blasenentzündung helfen Ruhe und Hausmittel

Eine Blasenentzündung wird meist durch körpereigene Bakterien aus dem Darmbereich verursacht. Die Bakterien wandern in die Harnblase ein und setzen sich dort an der Blasenschleimhaut fest. Viel trinken, (Bett-)Ruhe, Wärme und eine Ernährung mit wenig Zucker und entzündungshemmenden Nahrungsmitteln unterstützen eine schnelle Genesung. Blasen- und Nierentee können Sie sich mit Heilpflanzen wie Schachtelhalmkraut selbst aufbrühen. Weitere Hausmittel wie Ingwerwurzeln, Apfelessig und ein Sitzbad mit Kamille können ebenfalls helfen.

Schon bei den ersten Anzeichen einer Blasenentzündung sollten Sie eine konsequente Sportpause von drei bis sieben Tagen einhalten. Eine Verschlimmerung der Symptome ist ein Grund, einen Arzt zu konsultieren. Gleiches gilt, wenn Sie nach drei Tagen trotz konsequenter Ruhe keine Besserung feststellen. Antibiotika sollten nur bei schweren Infekten eingenommen werden, um Antibiotikaresistenzen und eine Schwächung des Immunsystems zu vermeiden. Für Menschen mit wiederkehrenden Harnwegsinfekten gibt es eine Impfung, deren Wirkung jedoch in Fachkreisen umstritten ist.