Es ist der Klassiker: Die Woche ist komplett verplant, der Trainingsplan steht, der nächste Wettkampf ist geplant, der Startplatz schon bezahlt – und dann wachen Sie nachts auf und plötzlich ist das Schlucken unangenehm. Am nächsten Morgen ist keine Besserung der Beschwerden in Sicht. Es ist amtlich: Sie haben Halsschmerzen! Ist die trockene Luft oder die Klimaanlage Schuld an den vorübergehenden leichten Halsschmerzen? Oder sind die Halsschmerzen die ersten Vorboten einer Mandelentzündung, einer Erkältung oder sogar einer Grippe? Wir erklären, unter welchen Voraussetzungen Sie weiter trainieren dürfen und wann eine Sportpause Pflicht ist, um gefährliche gesundheitliche Folgen zu vermeiden.
Kann ich mit leichten Halsschmerzen laufen?
Halsschmerzen haben einen Vorteil, wenn es darum geht, die Beschwerden richtig einzuschätzen: Sie kommen meistens nicht allein. Und wenn doch, dann sind sie in den meisten Fällen harmlos und kein Grund, komplett aufs Laufen und anderen Sport zu verzichten. Wenn leichte Halsschmerzen das einzige Symptom sind, Sie sich ansonsten fit fühlen und Ihre Herzfrequenz im gewohnten Bereich ist, dürfen Sie trotzdem locker laufen. Richten Sie sich jedoch nicht streng nach Ihrem Trainingsplan, sondern achten Sie beim Laufen auf Ihren Puls, die gefühlte Anstrengung, das Schwitzen und Ihr Durstgefühl (Pulsuhren: Test und Kaufberatung). Wenn Ihnen dabei etwas ungewohnt vorkommt, sollten Sie vorsichtshalber auf einen Spaziergang umsteigen, einen Tag abwarten und bei Verschlimmerung der Schmerzen oder Hinzukommen anderer Symptome einen Arzt oder eine Ärztin zur Abklärung aufsuchen.
Behalten Sie immer im Hinterkopf: Wenn ein Infekt im Anmarsch ist, ist eine frühzeitige Sportpause von ein oder zwei Tagen letztendlich effizienter als sich noch zwei Tage streng an den Trainingsplan zu halten, bevor aufgrund einer Verschlimmerung der Halsschmerzen und anderer Symptome für eine ganze Woche kein Training mehr möglich ist.
Ab wann sollte ich mit Halsschmerzen nicht laufen?
Halsschmerzen und Schluckbeschwerden sind oft die Vorboten einer Erkältung oder eines grippalen Infektes. Sie können aber auch als (Haupt-)Symptom einer anderen Erkrankung, zum Beispiel bei einer Mandelentzündung, Allergie (z. B. Heuschnupfen), Nahrungsmittelunverträglichkeit, Pfeifferschem Drüsenfieber, Scharlach, COVID-19 (Corona), starkem Husten (z. B. Reizhusten oder Bronchitis), Sodbrennen (Reflux-Krankheit), Nebenhöhlenentzündung oder Entzündungen des Rachens auftreten. Sobald Sie das Gefühl haben, dass Halsschmerzen, ein trockener Mund, Schluckbeschwerden und leichte Heiserkeit nicht die einzigen Symptome sind: Legen Sie eine Sportpause ein.
In den meisten Fällen weist der Körper durch ein diffuses allgemeines Schwächegefühl, geschwollene Lymphknoten am Hals, ein leichtes Druckgefühl in Nase und Nebenhöhlen, Druck auf den Ohren und eine gefühlt erhöhte Körpertemperatur oder Frösteln recht zuverlässig darauf hin, dass Laufen, Joggen oder andere sportliche Belastungen gerade nicht angesagt ist. Wer seine Herzfrequenz im Tagesverlauf und beim Training kontrolliert und regelmäßig verfolgt, wird in solchen Fällen sogar schon vor den Halsschmerzen bemerken, dass irgendwas nicht stimmt. Denn oft ist bereits am Vortag der Ruhepuls um drei bis zehn Schläge pro Minute erhöht. Spätestens, wenn Sie eine erhöhte Körpertemperatur oder Fieber mit dem Fieberthermometer messen, sollten Sie Ihre Laufschuhe für einige Tage in die Ecke stellen.
Welche Folgen drohen, wenn ich mit Halsschmerzen trainiere?
Halsschmerzen fordern das Immunsystem. Wenn wir krank, wenn auch nur leicht erkältet, laufen gehen, sollten wir bedenken, dass jedes Training, egal ob im Grundlagenausdauerbereich oder im intensiven Bereich, eine vorübergehende Schwächung des Immunsystems von bis zu 48 Stunden bedeutet (sogenanntes Open Window).
Das Hauptproblem bei Halsschmerzen, die im Rahmen einer Erkältung oder einer Grippe auftreten, entsteht somit eigentlich nicht durch die Halsschmerzen selbst, sondern durch die Erhöhung der Körpertemperatur, die gleichzeitig stattfindet. Fieber entsteht im Körper, wenn Viren oder Bakterien intensiv bekämpft werden sollen. In dieser Krankheitsphase wendet der Körper seine gesamte Energie dafür auf, wieder gesund zu werden. Sport bei Fieber birgt das Risiko, dass das Immunsystem dieser Aufgabe nicht gerecht wird, Keime in die Organe verschleppt werden und eine Lungenentzündung und/oder eine Herzmuskelentzündung als Folgeerkrankung entstehen.
Weniger gefährliche Folgen des Trainings mit Halsschmerzen, die für den Trainingserfolg jedoch ebenfalls ärgerlich sind, ist die reine Verschleppung eines Virusinfekts, die zu einer Verstärkung der Symptome und einer deutlich längeren Genesungsphase führen kann. Nach einer verschleppten Erkältung den richtigen Zeitpunkt für den Wiedereinstieg in den Sport zu finden, ist meist deutlich schwieriger als nach einer frühzeitigen konsequenten Trainingspause.
Halsschmerzen, die mit Schnupfen einhergehen, können eine Nebenhöhlenentzündung begünstigen, wenn der Körper keine Genesungspause bekommt. Sport bei Halsschmerzen und mit Husten wiederum kann zu chronischer Bronchitis führen.
Was muss ich beim Laufen mit Halsschmerzen beachten?
Dass jede Form der Verschlimmerung der Schmerzen der Grund für eine konsequente Sportpause ist. Sie haben sich vor dem Training – abgesehen von leichten Halsschmerzen – körperlich fit gefühlt und sind guten Gewissens in Ihre Trainingseinheit gestartet? Sehr gut. Wenn Ihnen jetzt während des Trainings ungewohnte Veränderungen Ihrer Leistungsparameter auffallen, sollten trotzdem die Alarmglocken läuten. Dazu zählen eine erhöhte Herzfrequenz, Hitzegefühle, plötzliche Gänsehaut oder Frösteln, Müdigkeit, allgemeine Schwäche und das Hinzukommen weiterer Erkältungssymptome wie Atembeschwerden.
Wenn die Halsschmerzen beim Laufen durch einen trockenen Hals bei regelmäßiger Atmung durch den Mund entstehen, hilft es, im Abstand von 15 bis 20 Minuten kleine Schlucke Wasser zu trinken. Dafür lohnt sich die Anschaffung eines Trinkgürtels oder eines Trinkrucksacks. Manchmal reicht sogar eine kleine flexible Trinkflasche (Soft Flask) für eine Einschubtasche an der Laufhose.
Wie lange sollte ich nach Halsschmerzen Sportpause machen?
Die Sportpause nach Halsschmerzen sollten Sie erst beenden, wenn alle Symptome abgeklungen sind und Sie sich körperlich wieder richtig fit fühlen. Das merkt man im Alltag am besten beim Treppenlaufen oder wenn man nach längerem Sitzen "mal eben schnell" in Eile etwas erledigen möchte. Wenn in diesen Situationen das Herz nicht mehr bis zum Hals schlägt und der Puls im gewohnten Rahmen bleibt, ist die nächste Laufeinheit nicht mehr weit. Auch vor dem Wiedereinstieg in den Sport ist die Kontrolle der Herzfrequenz in zuverlässiger Ratgeber. Liegt der Ruhepuls nur noch zwei bis drei Schläge über dem gewohnten Wert, dürfen Sie auch wieder die Laufschuhe schnüren. Wer sich nicht sicher ist, startet am besten mit lockerem Radfahren, Yoga oder entspanntem Vibrationstraining.
Fazit: Bei Halsschmerzen ist eine Sportpause meist sinnvoller als Weiterlaufen
Halsschmerzen kommen in den meisten Fällen plötzlich und in Begleitung anderer Symptome. Dazu zählen Beschwerden einer Erkältung oder Virusinfektion wie allgemeine körperliche Abgeschlagenheit, Schluckbeschwerden, Einschränkungen der Atmung, Schnupfen und Husten. Spätestens bei einer erhöhten Körpertemperatur oder Fieber sollten Sie eine Sportpause einlegen, bis alle Beschwerden abgeklungen sind und das Immunsystem wieder für effektive Trainingseinheiten bereit ist.
Wer seinem Körper bei starken Halsschmerzen keine Pause gönnt, riskiert bei Verschleppung der Symptome eine Lungenentzündung oder sogar eine Herzmuskelentzündung, die im schlimmsten Fall zum plötzlichen Herztod führen kann. Bei leichten Halsschmerzen ohne weitere Symptome ist entspanntes Laufen und Joggen erlaubt. Nach einer durch Halsschmerzen bedingten Sportpause sollten Sie langsam wieder in den Trainingsplan einsteigen und einzelne Trainingseinheiten durch weniger belastende Work-outs ersetzen.