Abrollverhalten des Fußes
Pronation, Supination und Überpronation – was ist das eigentlich?

Supination und Pronation sind wichtig für die Abrollbewegung beim Laufen. Hier erfahren Sie, was Läufer über die Bewegungen des unteren Sprunggelenks wissen sollten und was diese für Laufstil und Laufschuhwahl bedeuten.
Wie der Fuß beim Laufen aufsetzt und abrollt ist höchst individuell.
Foto: Henning Lenertz
In diesem Artikel:
  • Welche Bewegungen macht das Sprunggelenk?
  • Was ist Supination?
  • Was ist Pronation?
  • Was ist Überpronation?
  • Ist Überpronation schlimm?

Dem Sprunggelenk kommt beim Laufen eine zentrale Aufgabe zu. Das menschliche Sprunggelenk besteht aus dem oberen und dem unteren Sprunggelenk, wobei das untere Sprunggelenk zusätzlich in das vordere untere Sprunggelenk und das hintere untere Sprunggelenk unterteilt wird.

Welche Bewegungen macht das Sprunggelenk?

Im oberen Sprunggelenk finden diese Bewegungen statt:

  • Dorsalextension (Fuß nach oben anziehen) und
  • Plantarflexion (Fuß nach unten strecken).

Das untere Sprunggelenk wiederum ist zuständig für die Bewegungen:

  • Supination (den Fußinnenrand aus neutraler Fußstellung anheben),
  • Pronation (den Fußaußenrand aus neutraler Fußstellung anheben),
  • Eversion (den Fußaußenrand anheben (Pronation), nach oben anziehen (Dorsalextension) und nach außen bewegen) und
  • Inversion (den Fußinnenrand anheben (Supination), nach unten strecken (Plantarflexion) und nach innen bewegen).

Die Supination und die Pronation kommen häufig zur Sprache, wenn es um den Kauf neuer Laufschuhe geht. Außerdem helfen die Drehbewegungen des Sprunggelenks dabei, das Fußgewölbe beim Laufen an verschiedene Untergründe anzupassen.

Was ist Supination?

Supination ist das Abrollverhalten des Fußes mit Hebung des inneren Fußrandes bei gleichzeitiger Senkung des äußeren. Es gibt nur wenige Läufer, die dieses Abrollverhalten zeigen und supinieren. Bei der Supination rollt man eher über die Fußaußenseite ab. Die Tibialis-Muskeln, die vom inneren Mittelfußbereich der Fußsohle hinter dem Innenknöchel zur Innenseite des Unterschenkels verlaufen, bewegen den Fuß in die Supination.

Was ist Pronation?

Pronation ist das normale Abrollverhalten des Fußes mit leichtem Einknicken nach innen bzw. Drehung des Fußes um seine Längsachse, bei der der äußere Fußrand gehoben und der innere gesenkt wird, ohne dass die Ferse sich bewegt. Die Pronation des Fußes ist eine natürliche Dämpfungsbewegung des Fußes. Die normale Bewegung des Fußes nennt man Pronation, dabei knickt der Fuß leicht nach innen ein. Knickt der Fuß stärker nach innen ein, spricht man von Überpronation. Die Peronaeus-Muskeln, die jeweils vom Außen- und Innenrand der Fußsohle hinter dem Außenknöchel zum äußeren Unterschenkel verlaufen, bewegen den Fuß in die Pronation.

Was ist Überpronation?

Bei der sogenannten Überpronation knickt der Fußrand sehr stark nach innen. Dadurch können Bänder, Sehnen und Gelenke stärker belastet werden. Allerdings ist der Abrollvorgang des Fußes – und damit auch die Überpronation – wesentlich durch die genetische Veranlagung beeinflusst. Als mögliche Ursachen für eine Überpronation werden darüber hinaus oft eine Fußfehlstellung (Senkfuß oder Plattfuß), Übergewicht oder starke Ermüdung bei langen Läufen angefügt. Bei Laufanfängern tritt die Überpronation öfter auf, da der Stützapparat noch nicht ausreichend trainiert ist. An den Sohlen ist dann eine starke Abnutzung an der Innenseite erkennbar.

Durch zu starke Pronation oder Supination beim Gehen und Laufen können an den Füßen Schwielen, Hühneraugen, Fersensporn und Hautentzündungen entstehen. Trainieren Sie bei diesen Beschwerden daher spezifisch Ihre Fuß- und Beinmuskulatur auf.

Ist Überpronation schlimm?

Jüngere Analysen zeigen: Überpronation ist kein zwingender Grund für Verletzungen, beziehungsweise die Sorge darum. Denn Überpronierer sind nicht häufiger verletzt als Läufer mit normalem Abrollverhalten. Die biomechanische Interpretation der Überpronation hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt – und damit auch die Beratung bezüglich der Laufschuhe: Früher galt die Devise, Überpronierern unbedingt stabile Laufschuhe zu empfehlen. Das hat sich als Fehler erwiesen, denn es gibt keine Norm für die Laufbewegung: Jeder Läufer hat seinen eigenen Bewegungsablauf. Der Schuh sollte immer individuell zum Laufstil passen. Die Anprobe und der persönliche Laufeindruck beim Probelaufen im Laden geben Ihnen bei der Laufschuh-Wahl die wichtigsten Hinweise. Hören Sie dabei auf Ihr Gefühl. Probieren Sie außerdem unbedingt Laufschuhe aus verschiedenen Kategorien an, besonders komfortable Dämpfungsschuhe und Halt gebende Stabilschuhe. Der Schuh, der sich dann individuell am besten anfühlt, ist mit großer Wahrscheinlichkeit auch der passendste für Sie.

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06 / 2023

Erscheinungsdatum 12.05.2023