Verletzungsrisiken durch Carbonschuhe?

Frag Debbie: Profi-Tipps für Freizeitläufer
Verletzungsrisiken durch Carbonschuhe?

Frage an Debbie
ArtikeldatumVeröffentlicht am 08.09.2025
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Puma Fast-R Nitro Elite 3
Foto: Hersteller

Lieber Markus, neue Schuhtechnologien haben in den letzten Jahren die Laufwelt revolutioniert. Seit der Erfindung der Carbonschuhe 2016 wurde mit ihnen jeder Weltrekord von 5 Kilometer bis zum Marathon gebrochen. Es sind wohl vor allem die reaktiven Schaumstoffmaterialien der Zwischensohle, die so revolutionär funktionieren. Hinzu kommen Faktoren wie eine erhöhte Rückfußsohle und ein sehr leichtes Obermaterial.

Da die Technologie noch recht jung ist, existieren bisher aber nur wenige wissenschaftliche Studien zu den Schuhen. Jene, die es bisher gibt, deuten je nach Laufstil und Modell eine durchschnittliche Verbesserung der Laufzeiten um rund ein Prozent an, beim Marathon sollen es sogar zwei bis vier Prozent sein. Wichtig ist hierbei jedoch, dass diese Zahl den Durchschnitt angibt. Es gab Probanden, bei denen sogar 14 Prozent Verbesserung nachgewiesen wurden, aber auch solche, bei denen die Carbonschuhe eine zehnprozentige Verschlechterung brachten.

Allen potenziellen Leistungsverbesserungen durch neue Schuhtechnologien stehen potenzielle Verletzungsrisiken gegenüber. Jüngste Studien deuten an, dass die Mehrbelastung der Mittelfußstrukturen dort zu einer erhöhten Zahl von Knochenverletzungen führen könnte (Stichwort Stressfrakturen). Auch Überlastungsverletzungen von Plantarfaszie, Achillessehne und der Wadenmuskulatur kommen in den sportmedizinischen Sprechstunden häufiger vor. Wie schon erwähnt hat sich bei Untersuchungen eine große Spannbreite an Reaktionen auf die „Superschuhe“ gezeigt.

Ich persönlich kann bestätigen, dass ich, sobald ich mich durch regelmäßiges Training an den Schuh gewöhnt hatte, den Nutzen deutlich gespürt habe. Und: Meine langjährigen Achillessehnenprobleme scheinen durch die neuen Schuhe deutlich verbessert. Ich würde dir empfehlen, verschiedene Modelle auszuprobieren und den Einsatz im Training sehr langsam zu steigern, damit der Bewegungsapparat sich anpassen kann. Faustregel fürs Training: maximal 20 Prozent Nutzungssteigerung pro Woche.

Deborah „Debbie“ Schöneborn
Deborah „Debbie“ Schöneborn
Profiläuferin, Medizinerin, Kolumnistin