Der internationale Männer-Marathon erlebte 2024 ein turbulentes und zugleich wiederum hochklassiges Jahr. Vor zwölf Monaten sah es so aus als könnte Kelvin Kiptum als erster Läufer in einem regulären Rennen eine Zeit von unter zwei Stunden erreichen. Auf der flachen Strecke des Rotterdam-Marathons wollte er es im April versuchen. Und der Kenianer, der Superstar Eliud Kipchoge den Rang abgelaufen hatte und im Oktober 2023 den Weltrekord auf 2:00:35 Stunden geschraubt hatte, war der Top-Favorit für die Olympischen Spiele. Doch ein Autounfall riss Kelvin Kiptum am 11. Februar aus dem Leben.
Mit dem Äthiopier Tamirat Tola wurde dann im August ein im letzten Augenblick nominierter Ersatzläufer souverän Olympiasieger. Tola war freilich kein Unbekannter, denn 2022 war er in Eugene bereits mit großem Vorsprung zum WM-Titel gelaufen. Zudem hatte er unter anderem die Marathonrennen in Dubai, Amsterdam und New York gewonnen. Für seinen verletzten Trainingspartner Sisay Lemma, der im April so dominierend den Boston-Marathon gewonnen hatte, dass er in Paris zu den Top-Favoriten gezählt hätte, sprang Tola ein und stürmte zur Marathon-Goldmedaille. Dagegen konnte Kenias Marathon-Legende Eliud Kipchoge keine Akzente mehr setzen. Beim olympischen Marathon kam der zu diesem Zeitpunkt 39-Jährige, der 2016 und 2021 das Marathon-Gold gewonnen hatte, nicht ins Ziel.
Am Jahresende ging jedoch ein weiterer kenianischer Marathon-Stern auf: Sabastian Sawe lief in Valencia ein glänzendes Debüt und gewann mit einer Jahresweltbestzeit von 2:02:05 Stunden. Damit war er nur zwölf Sekunden langsamer als Kelvin Kiptum bei seinem Marathon-Debüt an gleicher Stelle zwei Jahre zuvor. Nicht ausgeschlossen, dass der Halbmarathon-Weltmeister Sawe zu einem Nachfolger von Kiptum werden könnte.
Was die Marathon-Weltspitze angeht, gab es auch 2024 herausragende Ergebnisse. Unter den 20 schnellsten je gelaufenen Zeiten finden sich fünf aus dem vergangenen Jahr - genau so viele waren es auch 2023. Diese fünf Athleten liefen jeweils unter 2:03:00 Stunden. Insgesamt gibt es jetzt schon 18 Zeiten unter dieser Marke. Zwölf davon wurden in den vergangenen drei Jahren gelaufen. Hier spiegelt sich weiterhin die Wirkung der leistungsfördernden neuen Laufschuh-Generation wider. 2024 gab es im Marathon elf Zeiten unter 2:04:00 und gleich 29 unter 2:05:00. 122 Ergebnisse von unter 2:07:00 Stunden finden sich in der Datenbank von World Athletics alleine aus dem vergangenen Jahr.
Der Franzose Morhad Amdouni war 2024 mit einer Steigerung auf 2:03:47 in Sevilla der schnellste europäische Marathonläufer. Er kam damit bis auf elf Sekunden an den Europarekord des Belgiers Bashir Abdi (2:03:36 in Rotterdam 2021) heran. Während der Schweizer Tadesse Abraham seine Karriere in Valencia mit einem weiteren nationalen Rekord von 2:04:40 beendete, wurde an gleicher Stelle Samuel Fitwi (Verein Silvesterlauf Trier) zum deutschen Läufer des Jahres. Im Januar hatte er bereits beim Dubai-Marathon mit einer Steigerung auf 2:06:27 überrascht, dann war er in Paris auf Platz 15 zweitbester deutscher Läufer, und schließlich lief er in Valencia mit 2:04:56 einen deutschen Rekord. Im gleichen Rennen in Spanien gelang Richard Ringer (LC Rehlingen) eine starke Steigerung auf 2:05:46, nachdem der Europameister in Paris bei Olympia ein weiteres sehr gutes Meisterschaftsrennen gelaufen war (12. Platz). Der bisherige deutsche Rekordhalter Amanal Petros (SCC Berlin) hatte den Hannover-Marathon mit einem Streckenrekord von 2:06:05 gewonnen, doch kurz vor Olympia hatte er großes Pech: Ein Infekt bremste ihn aus und er kam in Paris nicht ins Ziel.
Beachtliche Steigerungen gelangen Hendrik Pfeiffer (TK Hannover) in Houston mit 2:07:14 und Sebastian Hendel (LG Braunschweig) in Berlin mit 2:07:33. Zwei deutsche Marathonläufer mit Zeiten von unter 2:06:00, drei weitere mit Ergebnissen von unter 2:08:00 und insgesamt acht mit Zeiten von unter 2:10:00 - das gab es noch nie. Allerdings muss man auch berücksichtigen, dass aufgrund der Gesamt-Entwicklung eine Zeit unter 2:10:00 Stunden längst nicht mehr den Wert hat wie noch vor zehn Jahren.
Mit einem 2:12:59-Rennen in Berlin hat Tom Gröschel (TC Fiko Rostock) seine Karriere beendet. Er war 2018 bei der EM in Berlin Elfter und erreichte eine Bestzeit von 2:11:03.
Die besten Zeiten aller Zeiten
2:00:35 Kelvin Kiptum KEN Chicago 8.10.2023
2:01:09 Eliud Kipchoge KEN Berlin 25.9.2022
2:01:25 Kelvin Kiptum (2) KEN London 23.4.2023
2:01:39 Eliud Kipchoge (2) KEN Berlin 16.9.2018
2:01:41 Kenenisa Bekele ETH Berlin 29.9.2019
2:01:48 Sisay Lemma ETH Valencia 3.12.2023
2:01:53 Kelvin Kiptum (3) KEN Valencia 4.12.2022
2:02:05 Sabastian Sawe KEN Valencia 1.12.2024
2:02:16 Benson Kipruto KEN Tokio 3.3.2024
2:02:37 Eliud Kipchoge (3) KEN London 28.4.2019
2:02:38 Derese Geleta ETH Valencia 1.12.2024
2:02:40 Eliud Kipchoge (4) KEN Tokio 6.3.2022
2:02:42 Eliud Kipchoge (5) KEN Berlin 24.9.2023
2:02:44 John Korir KEN Chicago 13.10.2024
2:02:48 Birhanu Legese ETH Berlin 29.9.2019
2:02:55 Mosinet Geremew ETH London 28.4.2019
2:02:55 Timothy Kiplagat KEN Tokio 3.3.2024
2:02:57 Dennis Kimetto KEN Berlin 28.9.2014
2:03:00 Evans Chebet KEN Valencia 6.12.2020
2:03:00 Gabriel Geay TAN Valencia 4.12.2022
Die schnellsten Läufer 2024
2:02:05 Sabastian Sawę KEN Valencia 1.12.
2:02:16 Benson Kipruto KEN Tokio 3.3.
2:02:38 Derese Geleta ETH Valencia 1.12.
2:02:44 John Korir KEN Chicago 13.10.
2:02:55 Timothy Kiplagat KEN Tokio 3.3.
2:03:17 Milkesa Mengesha ETH Berlin 29.9.
2:03:22 Cybrian Kotut KEN Berlin 29.9.
2:03:27 Deresa Geleta ETH Sevilla 18.2.
2:03:31 Haymanot Alew ETH Berlin 29.9.
2:03:37 Stephen Kiprop KEN Berlin 29.9.
2:03:47 Morhad Amdouni FRA Sevilla 18.2.
2:04:01 Alexander Munyao KEN London 21.4.
2:04:15 Kenenisa Bekele ETH London 21.4.
2:04:18 Vincent Ngetich KEN Tokio 3.3.
2:04:24 Bernard Koech KEN Hamburg 28.4.
Die besten Deutschen aller Zeiten
2:04:56 Samuel Fitwi (Trier) Valencia 1.12.2024
2:04:58 Amanal Petros (Wattenscheid) Berlin 24.9.2023
2:05:46 Richard Ringer (Rehlingen) Valencia 1.12.2024
2:07:14 Hendrik Pfeiffer (Hannover) Houston 14.1.2024
2:07:33 Sebastian Hendel (Braunschweig) Berlin 29.9.2024
2:08:22 Filimon Abraham (Regensburg) Barcelona 19.3.2023
2:08:24 Haftom Welday (Hamburg) Valencia 3.12.2023
2:08:33 Arne Gabius (Stuttgart) Frankfurt 25.10.2015
2:08:47 Jörg Peter (Dresden) Tokio 14.2.1988
2:09:03 Michael Heilmann (Berlin) Hiroshima 14.4.1985
2:09:23 Christoph Herle (Waldkraiburg) London 21.4.1985
2:09:25 Simon Boch (Regensburg) Linz 16.4.2023
2:09:45 Stephan Freigang (Cottbus) Berlin 30.9.1990
2:09:55 Waldemar Cierpinski (Halle) Montreal 31.7.1976
2:10:10 Ralf Salzmann (Kassel) Tokio 14.2.1988
Die schnellsten Deutschen 2024
2:04:56 Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier) Valencia 1.12.
2:05:46 Richard Ringer (LC Rehlingen) Valencia 1.12.
2:06:05 Amanal Petros (SCC Berlin) Hannover 14.4.
2:07:14 Hendrik Pfeiffer (TK Hannover) Houston 14.1.
2:07:33 Sebastian Hendel (LG Braunschweig) Berlin 29.9.
2:08:29 Haftom Welday (TB Hamburg Eilbeck) Sevilla 18.2.
2:08:52 Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg) Berlin 29.9.
2:09:46 Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) Valencia 1.12.
2:10:34 Nils Voigt (TV Wattenscheid) Valencia 1.12.
2:10:39 Johannes Motschmann (SCC Berlin) London 21.4.