Die Sportmedizin hat in den letzten Jahrzehnten gewaltige Fortschritte gemacht. Früher wurde Läufern mit einer Muskel-oder Gelenkverletzung erst einmal Ruhe verordnet. Die Therapie folgte dem PECH-Prinzip: Pausieren, Eisbeutel, Kompression (Druckverband), Hochlegen. Wenn per Röntgenaufnahme ein Knochenbruch diagnostiziert wurde, steckte man das betroffene Glied in der Regel in einen Gipsverband. Anschließend wurde es wochenlang ruhiggestellt. Heute gibt es ganz neue Methoden zur Diagnose und Therapie: von Knochen-Scans bis zu MRTs, von biomechanischen Videoanalysen bis zu Laufstil-Anpassungen, von Muskelstimulation bis zum therapeutischen Kinesio-Taping. Sportmedizinern stehen mehr Hilfsmittel zur Verfügung als je zuvor, um verletzte Läufer zu behandeln und gesund zu erhalten. Eine Möglichkeit ist die Eigenbluttherapie.
Was ist das?
Bei der PRP-Therapie wird Eigenblut verwendet, um den Heilungsprozess in einer beschädigten Sehne oder einem Gelenk zu stimulieren. Ein Arzt entnimmt dem Patienten aus dem Arm eine kleine Menge Blut und schleudert es in einer Zentrifuge, bis sich die Blutkörperchen vom flüssigen Bestandteil des Bluts, dem Plasma, trennen. Letzteres enthält natürliche Wachstumsfaktoren und Heilungsproteine. Wie Jonathan Drezner von der University of Washington School of Medicine erklärt, wird das thrombozytenreiche Plasma (PRP) im Anschluss in die verletzte Stelle injiziert und so die Regeneration von Knorpelgewebe, Sehnen und Muskeln aktiviert.
Wann hilft es?
Im Allgemeinen bei langwierigen bis chronischen Verletzungen. „Je weiter fortgeschritten die Degeneration zum Beispiel einer Sehne ist, desto besser scheint die PRP-Therapie zu wirken“, so Drezner. Er empfiehlt allerdings, zuerst die konventionellen Möglichkeiten auszuschöpfen: Eisbehandlung, Ruhe, biomechanische Anpassungen und Physiotherapie. „Aber wenn diese Ansätze fehlschlagen, kann PRP einem die Freude am Laufen wiedergeben.“
Wie wirksam ist es?
Der Forschungsstand zum Thema ist uneinheitlich. Ein Artikel in der Zeitschrift „Current Pharmaceutical Biotechnology“ zur Wirksamkeit der PRP-Methode in der Sportmedizin kam jedoch zu dem Schluss, dass sie Bindegewebe sogar dann heilen kann, wenn andere Behandlungsmethoden versagen. Laut Drezner wurden in seiner Klinik bereits über 300 Sportler mit PRP behandelt – mit einer Erfolgsquote von 60 bis 70 Prozent.
Tut es weh?
Abgesehen von der Unannehmlichkeit der Injektion können leichte muskelkaterähnliche Schmerzen auftreten, die aber normalerweise nach zwei bis drei Tagen wieder verschwinden.
Wer bietet es an?
Alle größeren sportmedizinischen Abteilungen.
Wie läuft es ab?
In den meisten Fällen genügt eine einzige Injektion; mitunter ist drei bis sechs Monate später eine zweite erforderlich. Falls das Problem dann noch nicht behoben ist, war die Behandlung wohl erfolglos.