Lieber Adrian, je mehr Sport man treibt, desto besser wird die Ausdauerleistungsfähigkeit. Aber je mehr und länger man raucht, desto schlechter wird sie. Untersuchungen zeigen, dass der negative Einfluss des Rauchens auf unsere Ausdauerperformance auch durch umfangreicheres Training nicht wettgemacht werden kann. Wer also raucht, wird nie sein volles Ausdauerpotenzial erreichen können. Dies zum Punkt Performance.
Die Frage, inwieweit Sport nun die gesundheitlichen Folgen des Rauchens ausgleichen kann, lässt sich nicht pauschal beantworten. Nicht alle positiven Faktoren des Sports können mit den negativen des Rauchens verglichen werden. Ein paar wissenschaftliche Arbeiten gibt es aber, etwa zum Thema Einfluss auf das Gefäßsystem. Eine wissenschaftliche Arbeit hat 78 junge Männer auf die Steifigkeit ihrer Gefäße hin untersucht. Man geht davon aus, dass steife Gefäße eine Ursache vieler Erkrankungen verschiedener Organe sind. Rauchen macht die Gefäße steifer, während Ausdauersport sie flexibler macht. Die genannte Untersuchung zeigte: Raucher, die körperlich inaktiv waren, hatten sehr „steife“ Gefäße, wohingegen Raucher, die mindestens zwei Stunden Ausdauersport pro Woche betrieben, die gleichen Werte aufwiesen wie aktive Nichtraucher. Regelmäßiges Training scheint also zumindest im jüngeren Alter die negativen Auswirkungen auf unser Gefäßsystem positiv zu beeinflussen.
Zudem gibt es Untersuchungen an Mäusen, die darauf hindeuten, dass Entzündungsmediatoren der Lunge bei aktiven, rauchexponierten Mäusen zwar höher ausfallen als bei aktiven, nicht rauchexponierten, aber immer noch niedriger sind als bei inaktiven Mäusen. Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, durch das Zigarettenrauchen eine entzündliche Lungenerkrankung zu entwickeln, durch den Sport in gewissem Maß reduziert werden könnte. Gleiches zeigte übrigens eine andere Studie mit Mäusen zur Eindämmung des Verlusts von Muskulatur. Studien an Mäusen sind jedoch nur begrenzt aussagefähig, da die Ergebnisse nicht immer in vollem Umfang auf den Menschen übertragen werden können. Für eine klare Aussage braucht man Folgeuntersuchungen am Menschen. Die Datenlage hierzu ist generell sehr schwach.
Also, hier meine Einschätzung: Rauchen wird immer zu einem gewissen Grad gesundheitsschädlich sein, auch wenn der Sport den Schaden ein wenig einzugrenzen vermag. Aber Sport ist gesund – und damit würde ich jedem dazu raten, ob nun Raucher beziehungsweise Raucherin oder nicht. Ein möglicherweise motivierender Hinweis zum Schluss: In der Forschung mehren sich die Indizien, dass Sport tatsächlich dabei helfen kann, mit dem Rauchen aufzuhören. Es existieren zumindest wissenschaftliche Beweise dafür, dass vor allem Ausdauersport aufgrund der dabei vermehrt ausgeschütteten Hormone das Verlangen nach Zigaretten unmittelbar reduziert. Damit kann Sport an sich also bei der Therapie dieser Suchterkrankung helfen.

Deborah „Debbie“ Schöneborn ist eine der schnellsten deutschen Marathonläuferinnen (Bestzeit: 2:24:54 Stunden) und hat an der Berliner Charité Medizin studiert. In unserer Kolumne beantwortet sie eure Fragen zu Gesundheit, Training und Ernährung.
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