Noch mehr Mittelsohle, noch mehr Dämpfung
Hoka Clifton 10 im Test

ArtikeldatumVeröffentlicht am 04.08.2025
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Hoka Clifton 10 im Test
Foto: Hersteller

Auf die Idee, die Mittelsohlen der Laufschuhe ordentlich aufzuschäumen, kam zuerst die Entwicklungsabteilung von Hoka. Hoka zeigte bereits 2014 mit dem ersten Clifton eine fortschrittliche konstruktionstechnische Lösung, als sich viele Hersteller noch mit Barfuß-Technologie und Natural-Running-Theorien beschäftigen.

Der Clifton als Vorreiter

Das Grundprinzip ist beim Clifton seit der ersten Version unverändert: Eine sehr voluminöse, hoch aufbauende Mittelsohle, die sehr viel Energie aufnimmt – im Läuferjargon: Dämpfung. Damit der Vorwärtstrieb nicht jäh im weichen Komfortschaum versinkt, soll sich das Material schnell wieder in die Ausgangsposition zurückbegeben – im Läuferjargon: Reaktivität.

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Dazu kommt beim Clifton noch die sogenannte „Rocker“-Konstruktion, die „Aufbiegung“ der Mittelsohle: Der Schuh steht nur auf etwa 75 Prozent seiner Sohlenfläche. Denn hinten an der Ferse und vorn ab dem Ballenbereich ist die Sohle nach oben gebogen. Dieser Konstruktionskniff befördert den Abrollvorgang und wird als „Rocker“-Geometrie bezeichnet.

So gut wie eh und je – und besser

So viel zur Grundkonstruktion – und die ist auch, das ist eine gute Nachricht, bei der zehnten Version des Clifton so geblieben. Der Schuh ist nur behutsam überarbeitet. Und das grundsätzliche Laufverhalten, die Laufcharakteristik, blieb ebenso erhalten – wenngleich in Nuancen spürbar verbessert. Auch das ist eine gute Nachricht. Die optisch kaum auffallenden Änderungen betreffen:

  • Das Obermaterial ist im Vorfuß weiter
  • Geänderte Laschen-Konstruktion
  • Schnürung mit zusätzlicher Öse
  • Neue Mittelsohlenform mit mehr Sprengung: 8 mm
  • Die Mittelsohle ist etwas unterstützender

Kleine Änderungen – große Wirkung

Optisch ist der Clifton 10 seinem Vorgänger sehr ähnlich. Auffällig ist das neue Jacquardstrick-Obermaterial – es bietet etwas festeren Halt. Die Lasche hängt frei, ist nicht mit einem elastischen Band mit der Mittelsohle verbunden, wie es noch beim Vorgänger der Fall war. Im Bereich des Großzehengrundgelenks ist jetzt etwas mehr Platz für den Fuß. Auffällig ist auch der an der Ferse nach hinten gebogene Einstiegsbereich – als ob sich der Schuh von der Achillessehne fernhält. Im Schuhkragen ist der Clifton jetzt sehr gut ausgepolstert – eine Komfortmaßnahme. Außen an der Ferse ist ein Reflektorstreifen angebracht – eine Sicherheitsmaßnahme. Die Schnürung hat zudem eine zusätzliche Öse erhalten – die Anpassung an den Fuß ist damit noch besser.

Dickere Mittelsohle

Bei genauerem Vergleich mit dem Vorgänger fällt auch auf: Der Clifton ist noch höher geworden: Die Mittelsohle überragt jetzt die 40-Millimeter-Grenze. Der Schuh baut unter der Ferse 42 Millimeter hoch, 3 Millimeter mehr als beim Vorgänger.

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Laufeindruck: Wird seinem Ruf gerecht

Wie eingangs erwähnt: Der Clifton war als Komfort-Laufschuh einer der wegbereitenden Mitbegründer einer eigenen Laufschuh-Kategorie. Und auch die zehnte Ausführung steht in dieser Tradition – aber, so viel vorab, er steht auch an der Spitze der Clifton-Modellentwicklung, so waren sich die Testläufer einig. Denn der Clifton ist definitiv sehr gut gedämpft – aber er ist tatsächlich nicht mehr der softeste Schuh, den es auf dem Markt gibt. Im direkten Vergleich mit den Vorgängermodellen fühlt es sich sogar so an (gerade im Vergleich mit dem sehr soften Clifton 8), dass der Clifton 10 etwas direkter und weniger stark gedämpft ist.

Vergleich auf der Waage

Der Clifton 10 wiegt in US-Größe 11 zwar nur 311 Gramm, aber der Clifton 9 in Testschuh-Größe US 11 wog lediglich 286 Gramm. Aber im direkten Vergleich mit anderen Komfortschuhen schneidet der Clifton 10 sehr gut ab auf der Waage, er ist keineswegs zu schwer. Übrigens, eine Info für die Laufschuh-Nerds: Der bislang leichteste Hoka Clifton, den wir auf der RUNNER’S WORLD-Testwaage hatten, war der Clifton 7, der auf 283 Gramm in US-Größe 11 kam.

Mehr Gewicht – neue Konstruktion

Der Gewichtszuwachs beim Clifton 10 kommt durch das neu gestaltete Obermaterial und durch die überarbeitete Mittelsohle: Deren grundsätzliche Form wurde zwar beibehalten, aber vor allem seitlich ist der Schuh weiter hochgezogen, was im Rück- und Mittelfußbereich mehr Stabilität bringt. Die Ferse steht jetzt höher im Schuh: Die Sprengung beträgt beim Clifton 10 jetzt 8 Millimeter und ist damit um 3 Millimeter angestiegen, was allerdings nur im direkten Laufvergleich auffällt. Aber auch das Obermaterial wird mit einem neuen „Tooling“ mit der Mittelsohle verbunden – und das ist eine kleine, aber spürbare Veränderung: Denn im Vorfußbereich bietet der Clifton 10 etwas mehr Platz – nämlich genau den Platz, den wir als Mangel beim Clifton 9 noch kritisiert hatte. Obendrein gibt es für Läufer mit breiterem Fuß die Option, eine weitere Weite zu bestellen.

Ein echter Rocker

Hervorzuheben bei der Mittelsohle ist die „Early Meta-Rocker“-Konstruktion: Der Sohlenkonstruktion ist bereits unter dem Großzehen-Grundgelenk nach oben aufgebogen, was den Abrollkomfort dynamisch unterstützt, „ich laufe gerne auch mal flotter mit dem Clifton“, formuliert es eine Testerin.

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Der Allrounder

Der Vergleich mit anderen Komfortschuhen ist interessant – zumal das Angebot in diesem Umfeld sehr viel dichter geworden ist. Der Clifton 10 ist vergleichbar etwa mit Modellen wie dem Adidas Ultraboost 5, dem Asics GEL-Nimbus 27 oder einem Nike Invincible Run 3, New Balance FF More oder Brooks Glycerin. Der Hoka Clifton 10 ist trotz 42 mm Aufbau (Ferse) dabei nicht der weichste, nicht der am meisten gedämpfte Schuh; der Nike Invincible Run 3 oder Asics GEL-Nimbus 27 sind softer in der Dämpfung. Aber im Vergleich ist der Clifton 10 sicher einer der dynamischsten Schuhe. Er ist wie schon der Vorgänger Clifton 9 etwas direkter, direkter als der Clifton 8, „und er erinnert mich eher an den Clifton 6“, urteilt ein Testläufer, „und zwar im positiven Sinne: Der Clifton tendiert jetzt weiter in Richtung aktiver Laufstil. Manch Vorgänger war mir persönlich zu weich.“

Für Wald geeignet

Ein weiteres Plus des Clifton 10 (was auch für die Vorgänger galt): Die Außensohle weist ein gutes Profil auf und eignet sich neben Asphalt auch sehr gut für Wald- und Wirtschaftswege. Sie ist rutschfest und bietet durch die breite Sohlenplattform auch gute seitliche Stabilität (auch wenn der Clifton natürlich kein Trailschuh ist). Negativ fällt dabei eventuell auf, dass das Obermaterial schnell verschmutzt, zumal in den helleren Farbvarianten (es gibt auch gesetztere Farbtöne).

Fazit: Einer der besten Trainingsschuhe am Markt mit breitem Einsatzgebiet

Es gibt komfortablere Dämpfungsschuhe, etwa den Bondi von Hoka. Es gibt schnellere Trainingsschuhe, etwa den Mach von Hoka. Und es gibt bessere Schuhe für Wald und Gelände, etwa den Mafate Speed von Hoka. Aber der Hoka Clifton 10 ist ausgewogen wie kaum ein anderer neutraler Dämpfungsschuh und eine Empfehlung für ein großes Läuferpublikum. Der Schuh dämpft sehr gut – egal ob Mittelfuß- oder Fersenläufer, egal ob niedriges, mittleres oder hohes Gewicht. Für schwere Läufer ist eventuell der Hoka Bondi noch besser geeignet. Der Hoka Clifton 10 ist in der Gesamtsumme seiner ausgewogenen Eigenschaften sicher einer der besten Trainingsschuhe, die es derzeit gibt. Mit der etwas höheren Sprengung ist der Clifton in seiner 10. Ausgabe vielleicht sogar noch etwas anfängerfreundlicher geworden. Der Clifton 10 ist das Rundum-Sorglos-Paket, so formulierte es ein Tester, wenn man nach einem Laufschuh-Allrounder sucht.

Preis: 160 Euro

Sprengung: 8 mm

Gewicht: 278 Gramm (Männer, Mustergröße), 205 Gramm (Frauen, Mustergröße)