Ende August erreichte mich in der Redaktion ein Paket von Huawei. Darin: die neue Watch GT 6 Pro. Ich muss gestehen, dass ich bis dahin nicht viel mit Huawei-Produkten zu tun hatte. Einzig die Watch GT Runner hatte ich vor über dreieinhalb Jahren mal getestet – und nicht unbedingt für gut befunden. Dafür sind meine Kopfhörer, die ich seit einem Jahr täglich benutze, von Huawei: die FreeBuds 6i klingen gut, haben überzeugendes Active Noise Cancelling (ANC) und sind günstig. Was die Watch GT 6 Pro kosten soll, wusste ich zu Beginn meines Test noch nicht. Umso mehr war ich gespannt, ob sie mich so begeistert wie meine Kopfhörer oder doch eher enttäuscht.
Robustes Gehäuse aus Titan
Die Huawei Watch GT 6 Pro hat ein 46 Millimeter großes Titangehäuse mit Keramikunterseite, welches oben ein Saphirglas einfasst. Die Materialien sind also edel und die Verarbeitung ebenso wertig. Das AMOLED-Touchdisplay verfügt über 3000 Nits. Das heißt, es ist ausreichend hell, um auch bei direktem Sonnenlicht gut abgelesen zu werden. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass es auch eine GT6 ohne Pro gibt, welche es in zwei verschiedenen Gehäusedesigns und -größen gibt: 41 und 46 mm. Hier soll es aber ausschließlich um die GT 6 Pro gehen, da ich bislang nur diese Variante am Handgelenk hatte.
Neben dem Touchdisplay, welches zuverlässig auch Eingaben reagiert, gibt es zur Bedienung noch zwei Knöpfe, von denen einer eine drehbare Krone ist. Das Bedienkonzept weist den ein oder anderen Unterschied zu anderen Uhren auf – so fungiert ein Druck auf die Krone nicht als Bestätigung, sondern bringt einen immer wieder zurück auf den Startbildschirm. Eine Aktivität startet man mit der unteren Taste, doch pausieren und fortsetzen geht mit der oberen. Weil ich das von Coros und Suunto anders kenne, habe ich die Uhr an den ersten beiden Tagen noch ab und an falsch bedient. Doch spätestens am dritten Tag, hatte ich mich daran gewöhnt und war im Umgang mit der GT6 Pro sehr sicher. Das gilt auch für die Health App von Huawei, die als Schnittstelle zwischen Uhr und Smartphone dient.
Highlight-Funktionen fürs Traillaufen
Ich bin mit der Huawei Watch GT 6 Pro in den vergangenen Wochen mehr als 200 Kilometer gelaufen und habe sie auch bei insgesamt 170 Kilometern auf dem Rad getragen. Dennoch erwartet euch an dieser Stelle noch kein vollständiger Testbericht, sondern ein erster Eindruck. Wieso? Weil ich die Uhr nicht mit der finalen Firmware testen konnte, sondern noch mit einer Betaversion. Entsprechend waren gar nicht alle Funktionen verfügbar. Die Funktionen, die mich überzeugt haben, sind folgende:

Der optische Herzfrequenzsensor der Huawei Watch GT 6 Pro zeigte sich im Test zunächst als sehr fehleranfällig, doch ein Firmware-Update machte die Pulsmessung richtig gut. Selbst bei intensiven Einheiten ermittelte sie zuverlässig, wie schnell das Herz schlägt.
Die Akkulaufzeit
Laut Huawei soll der Akku der Watch GT 6 Pro 21 Tage im Smartwatch-Modus bzw. 40 Stunden Aktivitätsaufzeichnung durchhalten. Im Test waren nach 1,5 Stunden mal drei, mal vier Prozent weniger im Akku – hochgerechnet ergibt das tatsächlich exakt die versprochenen rund 40 Stunden. Bei aktiver Navigationsfunktion ist die Akkulaufzeit etwas geringer, mit 25 bis 30 Stunden aber immer noch beeindruckend. Eine Woche hielt die Uhr bei meinem durchschnittlichen Sportpensum von zwölf Stunden durch, bevor ich sie aufladen musste.
Die Navigation
Die Huawei Watch GT 6 Pro verfügt über die Möglichkeit, mithilfe von Offline-Karten zu navigieren. In der Health App kann man die Karten kostenlos herunterladen. Dabei erkennt die App, in welcher Region man gerade ist, und schlägt das passende Kartenmaterial vor. Der Download auf das Smartphone und die Übertragung auf die Smartwatch gehen richtig schnell – bei Suunto ist das Prozedere ähnlich, aber viel langsamer und insgesamt nervig. Good Job, Huawei. Routen können als Datei mittels der Health App auf die Uhr übertragen werden.
Als Drittanbieter-App wird derzeit nur Komoot unterstützt. Dort geplante Strecken werden in der Health App angezeigt und können direkt auf die Uhr übertragen werden. Die Kartennavigation an sich gefällt dann sehr gut. Die zu laufende Route wird farblich abgesetzt dargestellt und Abbiegehinweise gibt es auch. Einzig der helle Kartenmodus ist nicht optimal, weil der Kontrast zwischen Umgebung und Wegen zu schwach ist. Ich habe daher einfach den dunklen Modus aktiviert, in dem sich Wege deutlicher abheben. Richtig gut gefällt mir, dass beim Navigieren im Traillaufmodus alle relevanten Daten (verbleibende Distanz, verbleibende Höhenmeter, Höhenprofil, …) angezeigt werden.
Die Herzfrequenzmessung
In den ersten Tagen meines Tests war der optische Sensor eine absolute Katastrophe, aber nach einem Update der Beta-Firmware änderte sich das komplett. Plötzlich ermittelte die Uhr realistische Werte – und das sogar bei intensiveren Einheiten. Im Vergleich zu einer Uhr, die mit einem Pulsgurt verbunden war, betrug die Abweichung meist nur ein, zwei Schläge. Das ist echt beeindruckend. Im Alltag und beim Schlafen ist die Herzfrequenzmessung ebenfalls zuverlässig.
Die Schlafaufzeichnung
Die Uhr ist natürlich auch ein Aktivitäts- und Gesundheitstracker. Hierbei hat mich vor allem die Schlafaufzeichnung beeindruckt, die sehr zuverlässig erkennt, wann ich abends ins Bett gehe und wann ich morgens aufwache – selbst wenn ich nachts mal kurz wach werde, erkennt das die Uhr.
Die Sporterkennung
Die Huawei Watch GT 6 Pro erkennt, wenn ich mich bewege, und startet von selbst die Aufzeichnung der Aktivität. Das klappt erstaunlich zuverlässig. Wieso braucht man das? Ich brauche es beim Laufen nicht, aber beim Radfahren finde ich es ganz praktisch, denn wenn ich morgens mit dem Rad in die Redaktion pendele, vergesse ich meist, meine Uhr zu starten.
Was kann die Uhr sonst noch?
Eine weitere Highlight-Funktion, auf die ich sehr gespannt bin, die ich bislang aber nicht abschließend bewerten kann, hat nichts mit Laufen, sondern mit Radfahren zu tun: der virtuelle Powermeter. Die Huawei Watch GT 6 Pro soll beim Radfahren erkennen, mit wie viel Watt man in die Pedale tritt. Die Uhr kann das ohne externe Sensoren natürlich nicht messen, sondern muss eine Reihe von Daten mittels Algorithmus verarbeiten. Der Wert ist also berechnet. Da mir bislang während des Testzeitraums kein Fahrrad mit Powermeter zur Verfügung stand, um den Wert, den die Uhr mir beim Kurbeln anzeigte, zu verifizieren, werde ich das nachholen.
Die Watch GT 6 Pro ist natürlich nicht nur eine Sportuhr, sondern auch eine Smartwatch. So kann man dank integriertem Lautsprecher und Mikrofon bei bestehender Verbindung zum Smartphone mit ihr telefonieren. Nachrichten vom Handy zeigt sie auch an, die man, sofern man ein Android-Smartphone nutzt, auch direkt auf der Uhr beantworten kann.
Musik spielt sie auch ab, allerdings sprechen wir hier davon, dass man Audiodateien auf die Uhr laden muss. Musikdienste wie Spotify werden nicht unterstützt.
Mit an Bord sind außerdem diverse Gesundheits-Applikationen, um Bewegung, Stress und Wohlbefinden nicht nur zu erkennen, sondern auch Tipps und Anleitungen zu geben – das fängt bei Erinnerungen zum Dehnen an, geht über Atemübungen bis zu Entspannungsmusik. Eine EKG-Funktion, deren Ergebnisse per PDF direkt versendet werden können, hat die Huawei Watch GT 6 Pro natürlich auch an Bord. Bei all diesen Funktionen ist mir eines aufgefallen: Bei jeder einzelnen wird man vor der ersten Nutzung gefragt, ob man mit der Verarbeitung der verschlüsselten Daten einverstanden ist. Es scheint, als sei Huawei an dieser Stelle der europäische Datenschutz enorm wichtig – zumindest habe ich noch nie erlebt, dass ein technisches Gerät in dieser Vehemenz bei einzelnen Funktionen die Bestätigung einfordert.
Vorläufiges Fazit: starke Hardware mit starken Funktionen
Die Huawei Watch GT6 Pro liefert alle wesentlichen Funktionen aktueller Sportuhren. Mir gefällt neben der soliden Akkulaufzeit, die mich im Trainingsalltag problemlos durch eine Woche mit 12 Stunden Sport bringt, vor allem die Navigationsfunktion mit Offlinekarten. Sie ist prädestiniert für alle möglichen Sportarten und macht auch lange Abenteuer wie Ultratrailläufe mit. Der Preis von 379 Euro, den ich erst in dieser Woche erfahren habe, geht auf alle Fälle in Ordnung. Ich werde die Uhr weiter testen und diesen Testbericht aktualisieren, sobald ich mir einen Eindruck aller Funktionen der finalen Firmware machen konnte.