Wie rufe ich im Rennen meine volle Leistung ab?

Frag Debbie: Profi-Tipps für Freizeitläufer
Wie rufe ich im Rennen meine volle Leistung ab?

Frage an Debbie
ArtikeldatumVeröffentlicht am 02.08.2025
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Eine Läuferin sitzt nach dem Rennen enttäuscht neben der Laufbahn.
Foto: Getty Images

Liebe Kelly, glaub mir, mit diesem Problem bist du nicht allein. Auch ich kenne Tage, an denen es einfach gar nicht läuft. Oft sind es überzogene Erwartungen und die damit verbundene Nervosität, die schuld sind. Das war zumindest bei mir früher das Problem. Mittlerweile kann ich mit der Anspannung gut umgehen. Ich denke, das liegt daran, dass sich meine Einstellung zu Wettkämpfen geändert hat.

Wenn ich aufgrund von Verletzungen oder Krankheit nicht bei Wettbewerben starten konnte, obwohl ich hart trainiert hatte, habe ich das früher immer sehr bedauert. Heute sehe ich den Wettkampf eher als Belohnung für die harte Arbeit im Training. Niemand zwingt mich, an den Start zu gehen. Mir hilft es, mir zu sagen: „Ich muss nicht, aber ich kann.“ Wettkämpfe sind ein Privileg. Und Aufregung gehört dazu. Ein gewisses Maß davon fördert unsere Leistung und macht uns erst bereit für die bestmögliche Performance.

Ein anderes Thema ist die Angst vor dem Schmerz während des Wettkampfs. Daran arbeite ich tatsächlich derzeit mit meiner Sportpsychologin. Wir üben, dass ich achtsamer werde. Entsprechende Übungen gibt es viele. Im Prinzip geht es darum, Gedanken und Sinnesempfindungen ganz bewusst wahrzunehmen, sie aber nicht überzubewerten.

Wenn zum Beispiel der Schmerz beim Marathon allmählich beginnt, kann ich mir denken: „Oh Gott, ich muss stehen bleiben.“ Oder aber ich kann ihn im Sinne der Achtsamkeit wahrnehmen und vielleicht sogar begrüßen: „Hallo Schmerz, da bist du! Willkommen in unserer Pace-Gruppe.“ Mir hilft es auch, mich im Wettkampf auf andere Dinge zu fokussieren, die meine Performance verbessern. Zum Beispiel achte ich darauf, sauber zu laufen, bewusst zu atmen oder aber, mich schlau zu positionieren.

Nimm dir beim nächsten Wettkampf vielleicht kein Zeitziel vor, sondern dass du mit einer sauberen Technik läufst. Vielleicht hilft es dir, den Druck rauszunehmen. Merke: Es kann immer gute und schlechte Tage geben, aber jeder Tag hat die Chance verdient, ein guter zu werden.

Deborah „Debbie“ Schöneborn
Deborah „Debbie“ Schöneborn
Profiläuferin, Medizinerin, Kolumnistin