BOclassic Südtirol 2019
Faniel siegt als erster Italiener seit 31 Jahren

Über drei Jahrzehnte warteten die italienischen Laufsportfans auf einen italienischen Sieg beim BOclassic Südtirol. Eyob Faniel holte diesen.
Faniel siegt als erster Italiener seit 31 Jahren

31 Jahre nachdem Salvatore Antibo als letzter Italiener den BOclassic Südtirol gewinnen konnte, gelang dies am letzten Tag des Jahres 2019 Eyob Faniel. Unter dem Jubel der italienischen Zuschauer finishte er in der Altstadt Bozens vor Top-Favorit Telahun Haile Bekele. Die 10 Kilometer lief er in 28:21 Minuten und distanzierte den Äthiopier so um sieben Sekunden. Bei den Damen setzte sich die Kenianerin Margaret Chelimo Kipkemboi durch, die die fünf Kilometer in 15:30 Minuten absolvierte. Damit stellte sie den Streckenrekord ein, worüber sie sich nach dem Rennen freute: „Das Rennen war sehr schnell. Den Streckenrekord einzustellen, ist natürlich eine tolle Sache.“

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Zum 45. BOclassic Südtirol, dem bekannten Bozener Silvesterlauf, kamen auch 2019 wieder viele Laufsportbegeisterte. Ein Grund für die zahlreichen Zuschauer war zweifelsohne die Anwesenheit einiger internationaler Topläufer. So gingen etwa Eyob Faniel, der in Eritrea geboren wurde und seit 2004 in Italien lebt, Homiyu Tesfaye (Eintracht Frankfurt) und Favorit Telahun Haile Bekele aus Äthiopien bei den Herren an den Start. Bei den Damen gingen die Blicke besonders auf die kenianische Vize-Weltmeisterin über 5.000 Meter, Margaret Chelimo Kipkemboi, und die Vorjahressiegerin Netsanet Gudeta aus Äthiopien.

Eyob Faniel lässt die Italiener jubeln

Für eine Überraschung konnte beim BOclassic Südtirol Eyob Faniel sorgen. Der 27-Jährige, der für die Polizei-Sportgruppe startet, zeigte in Bozen ein beherztes Rennen und belohnte sich am Ende mit dem Sieg. Damit gewann nach über 30 Jahren erstmals wieder ein italienischer Läufer. Der favorisierte Telahun Haile Bekele, WM-Vierter über 5.000 Meter, hatte das Nachsehen und wurde in 28:28 Minuten Zweiter. Faniel finishte hingegen bereits nach 28:21 Minuten. Nach Alberto Cova 1985 und Salvatore Antibo 1988 ist Faniel nun der dritte italienische Läufer, der in der 45-jährigen Eventgeschichte in Bozen gewinnen konnte. Auf dem Bronze-Rang landete Amos Kipruto. Auch er zeigte bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Doha vor wenigen Monate seine Klasse, indem er über die Marathondistanz Bronze gewann. In Südtirol erreichte er das Ziel nach 28:37 Minuten. Albert Chemutai vom Athletic Club 96 Alperia wurde in 28:50 Minuten Vierter, Publikumsliebling Yemaneberhan Crippa (28:54 Minuten) aus dem Trentino Fünfter.

Wimpernschlag-Finale bei den Damen

Mindestens ebenso stark besetzt wie das Herren-Rennen war das Rennen der Damen, das über die 5-Kilometer-Distanz führte. Rasch setzte sich ein afrikanisches Quintett ab. Aus dieser Spitzengruppe fiel jedoch Tariku Alemitu aus Äthiopien bald heraus, sodass die schnellsten vier Damen den Sieg unter sich ausmachten. Im Zielsprint hatte schließlich Margaret Chelimo Kipkemboi die größten Kraftreserven, sodass die 26-Jährige in 15:30 Minuten mit nur einer Sekunde Vorsprung gewann. Den Streckenrekord, den Agnes Tirop 2017 aufgestellt hatte, egalisierte Kipkemboi. Auf den zweiten Rang lief derweil Gudeta, die 2018 gewonnen hatte. Dritte wurde Gloriah Kite in 15:32 Minuten. Beste Europäerin war die Italienerin Nadia Battocletti (16:11 Minuten). Sie freute sich im Ziel über ihre gute Leistung zum Jahresabschluss: „Das war heute eine sehr starke Leistung von mir. Darauf kann ich sicherlich aufbauen. Das Publikum hier in Bozen hat uns unglaublich angefeuert und das hat mich zusätzlich gepusht. Ich habe mich in diesen Lauf verliebt.“ Noch vor Battocletti landeten Mercy Cherono (15:38 Minuten) und Alemitu Tariku (16:00 Minuten).

Sieger und Veranstalter zeigen sich hochzufrieden

Am Ende eines hochklassigen Laufsporttages war Sieger Eyob Faniel überglücklich: „Ich bin überglücklich, wie das Rennen heute verlaufen ist. Ich wusste, dass ich schnell laufen kann. Dass es zum Sieg reichen würde, hätte ich mir aber nicht gedacht, denn es waren Athleten der absoluten Weltklasse am Start. Eigens vorbereitet habe ich mich nicht auf den BOclassic, denn eigentlich trainiere ich in Hinblick auf meinen nächsten Marathon.“ Auch die Bilanz von Christof Brandt, Präsident des ausrichtenden Läufer Clubs Bozen Raiffeisen, fiel durchweg positiv aus: „Wir haben heute tolle Wettkämpfe gesehen. Angefangen bei den vielen Hobbyläufern, wo wir mit über 970 Teilnehmern in den verschiedenen Altersklassen und Rennarten einen neuen Rekord erzielen konnten. Die Eliterennen, die immer der Höhepunkt unseres Sportevents sind, waren an Spannung nicht zu überbieten. Zuerst die Einstellung des Streckenrekords durch Margaret Chelimo Kipkemboi, dann der erste Sieg eines Italieners seit mehr als drei Jahrzehnten durch Eyob Faniel – es war das i-Tüpfelchen auf einem grandiosen Sport-Tag. Das heutige Rennen war für uns sehr wichtig, denn wir haben als Träger des IAAF Road Race Bronze Label debütiert. Wir sind eines von wenigen Rennen in Italien, die diese Auszeichnung erhalten haben. Die Supervisoren, die in Bozen waren, haben uns für die Organisation sehr gelobt. Danken möchte ich zum Schluss noch unseren vielen Helferinnen und Helfer – und natürlich auch unseren treuen Sponsoren, ohne deren Unterstützung wir den BOclassic Südtirol sicher nicht durchführen könnten.“