Filimon Abraham mit großen Zielen

Frankfurt-Marathon 2025
Filimon Abraham mit großen Zielen

ArtikeldatumVeröffentlicht am 24.10.2025
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Filimon Abraham
Foto: Victah Sailer

Drei Tage vor dem Mainova Frankfurt-Marathon ist Filimon Abraham direkt aus dem Höhentraining in Eritrea kommend in Frankfurt gelandet. „Ich bin in der besten Marathon-Form meines Lebens“, sagte der 32-jährige Langstreckenläufer, der im oberbayerischen Traunstein zu Hause ist und für die LG Telis Finanz Regensburg startet, während eines Presse-Termins am Donnerstagnachmittag im Marriott Hotel. „Wenn das Wetter am Sonntag gut ist, möchte ich unter 2:08:00 Stunden laufen und meine Bestzeit möglichst deutlich unterbieten.“ In Sevilla hatte sich Filimon Abraham im Februar auf 2:08:11 verbessert und ist damit zurzeit der sechstschnellste deutsche Läufer aller Zeiten.

„Meine Form ist besser als vor dem Rennen in Sevilla. Damals hatte ich im Vorfeld Probleme mit einer Knochenhautentzündung am Schienbein“, erzählt Filimon Abraham, der zuletzt sechs Wochen lang in der Nähe der eritreischen Hauptstadt Asmara in Höhen von rund 2.400 Metern trainiert hat. „Ich schließe mich dort einer Gruppe mit rund 30 Läufern an. Es sind einige darunter, die im Marathon Zeiten zwischen 2:05 und 2:06 Stunden laufen können.“ Trainiert wird diese Gruppe von Mikile Kifle, dem Bruder des früheren eritreischen Weltklasseläufers Yonas Kifle. In Deutschland wird Filimon Abraham von Thomas Dreißigacker trainiert. „Wenn ich in Eritrea bin, unterstützt mich Thomas telefonisch.“

2014 war Filimon Abraham aus Eritrea geflüchtet. Die politische Lage hatte sich nach vielen Jahren so gefestigt, dass er wieder zum Training in seine Heimat zurückkehren konnte. „Ich fühle mich wohl dort und habe Anschluss“, erzählt Filimon Abraham, der mit dem Auto während der sechswöchigen Trainingszeit zweimal in seinen ursprünglichen Heimatort Mendefera gefahren ist, um seine Eltern zu besuchen. Als Kind hatte er sich für den in Eritrea sehr populären Radsport interessiert. „Es war für mich finanziell nicht möglich, diesen Sport zu betreiben. Ich konnte mir kein Rad kaufen“, erzählte Filimon Abraham, der im Fernsehen und in Zeitungsberichten die Läufer-Karrieren des äthiopischen Superstars Haile Gebrselassie und des aus Eritrea kommenden Zersenay Tadese verfolgte. Tadese wurde unter anderem fünfmal Halbmarathon- und einmal Crosslauf-Weltmeister. „Es war ein Kindheitstraum, so erfolgreich zu sein wie sie.“ Diese beiden Ausnahme-Athleten sind seine Vorbilder.

Das große Ziel von Filimon Abraham ist es, im Marathon bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles für Deutschland zu starten. „Ich denke, um einen Startplatz zu erreichen, wird eine Zeit von zumindest 2:05 Stunden nötig sein.“ Filimon Abraham traut sich zu, ein derartiges Niveau zu erreichen. Dass sich der deutsche Männer-Marathon derart stark entwickelt hat ist für ihn eine Motivation und eine Herausforderung zugleich. „Ich muss so schnell laufen, denn die anderen laufen diese Zeiten ja auch“, sagt Filimon Abraham, der die Erfolge von Amanal Petros als „inspirierend“ beschreibt. Seit zwei Jahren betreibt er als Vollprofi den Laufsport. Zunächst hatte Filimon Abraham nach seiner Flucht nach Deutschland eine Lehre zum Schreiner gemacht, danach arbeitete er halbtags als Elektriker bei einer Lampenfirma.

Beim Mainova Frankfurt-Marathon will Filimon Abraham nun zunächst einen weiteren Schritt machen und mit einer persönlichen Bestzeit zeigen, dass mit ihm im Rennen um die olympischen Startplätze zu rechnen ist.