Seit Wochen befindet sich Laura Philipp auf Maui, um sich an das spezielle Hawaii-Klima zu gewöhnen und den letzten Feinschliff für den Ironman 2025 zu holen. Wenn am Samstag in Kona der Startschuss fällt, geht sie als amtierende Weltmeisterin, Europameisterin und Challenge-Roth-Siegerin in das Rennen. Die Konkurrenz weiß: Laura Philipp ist die Frau, die es zu schlagen gilt.
Im Gespräch erzählt die Titelverteidigerin, ob sie in dieser Position besonderen Druck verspürt, was sie sich vom Rennverlauf erwartet und wie sie ihr Equipment optimiert hat, etwa ihr individuell entwickeltes Rad-Cockpit.
Deine Vorbereitung läuft auf Hochtouren – wie sieht ein typischer Tag auf Maui kurz vor dem Ironman aus?
Gestern sind wir kurz vor sieben zu meinem letzten Long Run gestartet – 23 Kilometer insgesamt. Eigentlich wollte ich danach noch eine Schwimmeinheit absolvieren, aber das Schwimmbad war geschlossen. Das ist hier einfach so. Dieses entspannte „Hang Loose“-Lebensgefühl kommt nicht von ungefähr (lacht). Man muss flexibel sein, also bin ich ins Meer ausgewichen. Dort war es allerdings sehr wellig, sodass es nur für eine kurze Runde gereicht hat. Am Nachmittag stand dann noch eine vierstündige Radeinheit auf dem Plan.
Die letzte Weltmeisterschaft fand in Nizza statt. Ab dieser Saison wird das Rennen jedoch wieder auf Hawaii ausgetragen. Bist du froh wieder hier zu sein – oder hatte Nizza für dich auch seinen ganz eigenen Reiz als WM-Standort?
Ich finde es schon sehr schade zu wissen, dass wir nicht mehr auf die Strecke zurückkommen werden. Hawaii ist natürlich etwas Besonderes: die exotische Insel, das Klima. Aber rein sportlich betrachtet ist die Strecke eher langweilig. Für viele Hobbyathleten ist es ein Lebenstraum, einmal einen Ironman auf Hawaii zu absolvieren. Für mich als Profi bedeutet es hingegen jedes Jahr dieselbe Vorbereitung. Ein Standortwechsel, etwa nach Neuseeland oder Asien, wäre spannend – einfach als neue Herausforderung.

Nach dem Sieg bei der Challenge Roth zählt Philipp zu den Top-Favoritinnen für die diesjährige Triathlon-WM.
Nach drei Jahren mit getrennten WM-Rennen von Frauen und Männern werden sie 2026 wieder gemeinsam auf Hawaii ausgetragen. Was bedeutet es dir, dass das Frauenrennen in diesem Jahr noch einmal allein im Fokus steht?
Ich versuche das jetzt noch mal richtig zu genießen, dass nur wir Frauen an den Start gehen. Das ist auch etwas, wofür ich mich stark gemacht habe, weil ich es wichtig finde, um den Frauensport zu pushen und zu vergrößern. Natürlich gibt es jetzt große Versprechungen, dass es künftig auch für die Frauen eine angemessene mediale Berichterstattung geben wird. Aber als ich mir das Männerrennen in Nizza angeschaut habe, das unglaublich spannend war, habe ich mich ehrlich gefragt: Wie will man bei solch einem Rennverlauf den Bildschirm teilen und gleichzeitig den Frauen dieselbe Aufmerksamkeit geben? Ich bin gespannt, wie das umgesetzt wird.
Lass uns über dein Material sprechen: Du startest wieder mit deinem individuell entwickelten Cockpit auf dem Canyon Speedmax. Was macht dieses Setup so wertvoll?
In Nizza war vor allem das geringe Gewicht entscheidend – Canyon hat mein Rad um mehr als ein Kilo leichter gemacht, was bei den vielen Höhenmetern enorm wichtig war. Für Hawaii ist das Cockpit vor allem so wertvoll, weil es auch aerodynamisch besser als das ist, was ich davor hatte. Auf einer Strecke wie Hawaii, bei der natürlich der Wind eine große Rolle spielt und es sehr schnell zugeht, ist Aerodynamik extrem wichtig. Ich weiß einfach, dass ich damit nochmal schneller sein werde. Hawaii ist jetzt wirklich das Rennen, um zu zeigen, wie viel Arbeit wir da reingesteckt haben - und hoffentlich spiegelt sich das dann auch in einem richtig schnellen Radsplit wieder.

Auch in Kona wird Laura Philipp mit ihrem individuell entwickelten Cockpit auf dem Canyon Speedmax CFR unterwegs sein.
Bei deinem WM-Titel in Nizza hast du auf dem Rad viele Plätze gutgemacht und bist bis an die Spitze gefahren. Erwartest du das auch in Hawaii?
Ich glaube schon, dass es gut laufen wird, denke aber nicht, dass ich mich nochmal so weit nach vorne arbeiten kann. Auf Hawaii geht es für mich auf dem Rad eher darum, keine Zeit zu verlieren und trotzdem das Bestmögliche für mich rauszuholen. Entschieden wird dieses Rennen vermutlich beim Marathon, einfach weil es wirklich der härteste Teil hier ist. Um die Mittagszeit, zwischen zwölf und ein Uhr, steht die Sonne am höchsten, die Hitze ist extrem, und die Laufstrecke bietet kaum Schatten. Dann zählt, wer seine Körperkerntemperatur am längsten unter Kontrolle halten kann. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass hier noch enorme Verschiebungen möglich sind. Rückstände von zehn bis zwölf Minuten können im Marathon durchaus aufgeholt oder verloren werden.
Du gehst als Titelverteidigerin und Europameisterin an den Start – erzeugt das für dich zusätzlichen Druck?
Im Moment spüre ich den Druck noch nicht. Das kann sich vielleicht vor Ort ändern, wenn die Atmosphäre intensiver wird – sicher werden auch manche Konkurrentinnen versuchen, mir den Druck in der letzten Pressekonferenz vor dem Rennen zuzuschieben. Auf der anderen Seite empfinde ich meine Situation eher als Freiheit, weil ich den Titel schon einmal geholt habe. Ich möchte das Rennen einfach genießen und zeigen, wofür ich in den vergangenen Monaten so hart gearbeitet habe.
Wann würdest du für dich sagen: Das war ein gelungenes Rennen?
Wenn ich für mich das Gefühl hatte, ich habe einfach das Beste rausgeholt und nie aufgegeben. Ich glaube, wenn man das schafft, dann kann man am Ende – unabhängig von der Platzierung – mit sich im Reinen und zufrieden sein. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, nicht vom Sieg zu träumen. Natürlich weiß ich, wie schwierig das ist und dass viele andere Athletinnen dasselbe Ziel verfolgen. Trotzdem glaube ich daran, auch wenn es vielleicht ein Quäntchen Glück braucht.