Jede(r)mannlauf Salzburg 2020
Staatsmeisterschaft mit großer Überraschung

Manuel Innerhofer siegte überraschend vor dem dreifachen Staatsmeister Valentin Pfeil. Julia Mayer holte sich den Titel bei den Frauen.
Staatsmeisterschaft mit großer Überraschung
Foto: Jedermannlauf / Alexander Schwarz

Das Salzburger Lauf-Comeback ist am Sonntag, den 4. Oktober gelungen. Beim Jede(r)mannlauf, dem traditionsreichen Salzburger Stadtlauf, sorgte die heimische Halbmarathon-Elite bei den Staatsmeisterschaften für den sportlichen Höhepunkt. Alle Laufbegeisterten sorgten derweil gemeinsam für den emotionalen Höhepunkt des bisherigen Laufjahres 2020. Für die Geschichte des Rennens sorgte ausgerechnet ein Salzburger: Manuel Innerhofer (LC Oberpinzgau) nutzte die perfekten Laufbedingungen mit kühlen Temperaturen am Start, welche im Laufe des Rennens leicht in den zweistelligen Grad-Celsius-Bereich anstiegen, wolkenlosem Himmel über der Mozartstadt und nur leichtem Wind aus südöstlicher Richtung zu einer persönlichen Bestleistung um fast zwei Minuten auf 1:05:06 Stunden. Mit dieser Leistung besiegte er die favorisierten Valentin Pfeil (LAC Amateure Steyr), der Zweiter wurde, und Lemawork Ketema (SVS Leichtathletik), der hinter Thomas Roach (SK Rückenwind) und Mario Bauernfeind (KUSÖBV Pro Team) nur als Fünfter das Ziel im Volksgarten erreichte. Bei den Frauen wurde es weniger spannend. Hier Siegte Julia Mayer in 1:16:03 Stunden deutlich.

Deutliche Bestleistung für Lokalmatador Manuel Innerhofer

Recht unbeschwert startete Innerhofer, der 2018 in Graz Silber in seiner bisherigen persönlichen Bestleistung von 1:06:58 Stunden geholt hatte, in den Jede(r)mannlauf 2020. „Mit dem Staatsmeistertitel im Berglauf habe ich letztes Wochenende mein großes Saisonziel erreicht. Daher hatte ich heute nichts zu verlieren und habe mich entschieden, das Tempo von Lema und Valentin mitzugehen“, erzählte der 25-Jährige nach dem Rennen. Das Risiko zahlte sich aus: Innerhofer genoss das ganze Rennen den Windschatten des Führenden Valentin Pfeil, bereits dreimal Halbmarathon-Staatsmeister, und klebte auch an dessen Fersen, als Rennfavorit Lemawork Ketema (SVS Leichtathletik) mit Beschwerden am hinteren Oberschenkel zurückfiel. „Mein Ziel war eine Medaille, im Finish konnte ich also nur noch gewinnen. Mein Plan war, aus einer guten Position eingangs der Zielgerade zu attackieren und das hat gut geklappt“, erzählte der Überraschungssieger. Das Manöver funktionierte, der Oberösterreicher konnte auf den letzten Metern nicht mehr gegenhalten. „Dass ich so schnell laufe, damit habe ich natürlich nicht gerechnet. Das ist weit mehr, als ich mir wünschen durfte“, strahlte der Salzburger angesichts seiner neuen persönlichen Bestleistung von 1:05:06 Stunden und genoss den größten Erfolg seiner Karriere abseits des Berglaufs.

Nur kurzer Moment der Enttäuschung für Marathon-Ass Valentin Pfeil

Das Duell Valentin Pfeil gegen einen Pinzgauer Außenseiter erinnerte sehr an die Halbmarathon-Staatsmeisterschaften von 2016, ebenfalls im Rahmen des Jedermannlauf. Vor vier Jahren hing der damals noch wenig bekannte Peter Herzog fast die gesamte Distanz im Windschatten von Pfeil, damals konnte sich der Oberösterreicher noch durchsetzen. Herzog ist heute wie Pfeil fixer Bestandteil der heimischen Marathon-Elite, Innerhofer seit Jahren Österreichs stärkster Bergläufer. Dass Pfeil erstmals bei seinem dritten Jedermannlauf-Start nicht als Sieger ins Ziel lief, störte ihn im ersten Moment schon. „So unmittelbar nach dem Rennen bin ich natürlich enttäuscht, dass ich nicht gewonnen habe. Nur kurz. Vielleicht hätte ich im letzten Viertel härter laufen müssen, aber dafür fehlen mir einfach noch zahlreiche harte Trainings nach meiner Fersen-OP“, schilderte er. Im Grunde genommen hatte er dennoch seine Ziele erreicht: „Ich habe mich die ganze Zeit über sehr gut gefühlt, mein Fuß hat überhaupt keine Rolle gespielt. Ich habe nie auf meine Uhr geschaut und bin so locker wie möglich gelaufen. Daher war diese Leistung heute ein gutes Statement“, so der 32-Jährige. Der Jedermannlauf gebe ihm ein gutes Gefühl Richtung Valencia-Marathon am 6. Dezember, wo er das Olympia-Limit (2:11:30 Stunden) attackieren will.

Bronzemedaille für Thomas Roach in 1:06:20 Stunden

Nachdem der angeschlagene und letztlich fünfplatzierte Lemawork Ketema im Schlussdrittel deutlich zurückfiel, freute sich Thomas Roach (SK Rückenwind), 2019 im Rahmen des Linz-Marathon Staatsmeister im Marathon, über die Bronzemedaille. Der seit sieben Jahren in Tirol lebende Brite erreichte im Alter von 40 Jahren eine neue persönliche Bestleistung von 1:06:20 Stunden. Dass die Strecke in Salzburg sehr gute Zeiten hergab, zeigt die Tatsache, dass angeführt vom viertplatzierten Mario Bauernfeind (KUS ÖBV Pro Team) acht Läufer, die ohne Staatsmeisterschafts-Medaille den Zielraum verließen, unter 1:09 Stunden geblieben sind. Sie alle landeten auf dem Stockerl von insgesamt sieben Landesmeisterschafts-Entscheidungen (alle außer Tirol und Vorarlberg), die allesamt in separatem Rahmen prämiert werden, da es beim Jedermannlauf aufgrund einer Verordnung keine klassischen Siegerehrungen gab. Die idealen Laufbedingungen ermöglichten diese individuellen Leistungssprünge.

Sololauf von Julia Mayer zum Staatsmeistertitel

Das Rennen der Frauen startete mit gemäßigtem Tempo. Nach etwa fünf Kilometern fasste sich Julia Mayer (DSG Wien) ein Herz und beschleunigte. Relativ rasch setzte sie sich vom Rest des Feldes ab und lief in einer Zeit von 1:16:03 Stunden einen klaren Sieg nach Hause. „Ich bin sehr zufrieden mit diesem Erfolg und, nachdem wir für die ersten fünf Kilometer rund 19 Minuten gebraucht haben, ist die Endzeit absolut in Ordnung“, bilanzierte die 27-Jährige, die ihren ersten Staatsmeistertitel im Halbmarathon in ihrem zweiten Wettkampf über diese Distanz überhaupt mit einer persönlichen Bestleistung garnierte. Zwei Wochen nach der Niederlage gegen Sandrina Illes (Union St. Pölten) bei den Österreichischen Meisterschaften im 10-km-Straßenlauf setzte sie in Salzburg einen Konter. „Wenn man vor einem Ausdauertalent wie Sandrina ins Ziel kommt, ist das immer etwas Besonderes“, freute sich die Wienerin, die den äußerst respektvollen und freundschaftlichen Umgang der beiden trotz der sportlichen Rivalität betonte. Illes sicherte sich in einer Zeit von 1:18:32 Stunden die Silbermedaille, Bronze ging an Anna Pabinger (ALC Wels) in einer persönlichen Bestzeit von 1:20:41 Stunden. Illes zog ein zwiespältiges Fazit: „Die Platzierung ist super, die Zeit nicht so. Hinten raus wurde es zäh, aber aufgrund meiner Verletzung im Sommer hat mir einfach die Zeit für Halbmarathon-spezifisches Training gefehlt. Daher geht das in Ordnung.“ Auch im Spitzenfeld der Frauen gab es etliche persönliche Bestleistungen zu bestaunen.