Wings for Life World Run 2022
161.892 Laufhelden beim Wings for Life World Run​

Bei der neunten Ausgabe des World Runs konnten die Teilnehmer weltweit mit über 1,2 Millionen Kilometern rund 4,7 Millionen Euro Spendengelder erlaufen.
161.892 Laufhelden beim Wings for Life World Run​
Foto: www.redbullmediahouse.com

Am 8. Mai ging der Wings for Life World Run, der größte Spendenlauf der Welt, in seine neunte Runde. Fast 162.000 Starter aus 192 Nationen waren dabei und gaben ihr Bestes, dem Catcher Car möglichst lange zu entkommen. Jo Fukuda und Nina Zarina liefen in diesem Jahr am weitesten. Während Zarina in Los Angeles als App-Run-Teilnehmerin souverän zu ihrem vierten globalen Sieg lief, gewann der japanische 2:09-Marathonläufer Fukuda erstmals. Dabei setzte er sich jedoch nur knapp gegen vier weitere Männer durch, die in einem wahren Herzschlagfinale für das wohl spannendste Finale der Event-Geschichte sorgten. Unter den Top 5 war mit Jonas Müller von den Roadrunners Südbaden auch ein deutscher Starter. Am Ende landete der 27-Jährige, der an der Küste der schottischen Hauptstadt Edinburgh lief, weltweit auf dem Bronze-Rang. Neben zahlreichen App-Runnern, von denen es allein in Deutschland rund 21.000 gab, nahmen auch viele Läufer an einem der Flagship Runs teil. Beim deutschen Flagship Run, dessen Startlinie sich im Münchner Olympiapark befand, starteten so etwa 7.000 Sportler.

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Nach zwei Jahren, in denen der Wings for Life World Run nur als weltweiter App Run stattfinden konnte, kehrte das globale Laufevent im Mai 2022 zu seinem altbekannten Konzept zurück. Ganze 161.892 Laufbegeisterte, darunter ca. 21.000 in Deutschland, gingen an den Start und liefen bei einem der angebotenen Flagship Runs, einem organisierten App Run oder dem klassischen App Run, bei dem an jedem Ort weltweit teilgenommen werden konnte. Wie bei den acht World Runs der vergangenen Jahre wurde auch 2022 wieder für die Wings for Life Stiftung und somit für die Rückenmarksforschung gelaufen. Eine möglichst hohe Spendensumme zu erreichen, auf die Arbeit der Stiftung und die Forschung generell aufmerksam zu machen und natürlich sich selbst herauszufordern und dem Catcher Car somit so lange wie möglich zu enteilen, waren erneut die Ziele des Mega-Events.

Über 1,2 Millionen Laufkilometer in gut vier Stunden

Neben dem beliebten Flagship Run in München, bei dem dieses Mal mitten im Olympiapark rund 7.000 Läufer starteten, fanden auch in Wien, Zug, Ljubljana und Posen sowie in Zadar in Kroatien und im türkischen Izmir Flagship Runs statt. Die meisten Läufer waren derweil in Wien am Start, wo sich über 10.000 Sportler auf dem Rathausplatz der österreichischen Hauptstadt versammelten, um Doppel-Olympiasiegerin Anna Gasser, die am Steuer des Catcher Cars saß, davonzulaufen. Neben vielen Läufern waren auch einige Rollstuhlfahrer, die allerdings einen Alltags-Rollstuhl nutzen mussten, am Start.

Wings for Life World Run 2022
Einer der Flagship Runs fand im türkischen Izmir statt.

Während die Finisher durchschnittlich 11,9 Kilometer zur Gesamtdistanz von 1.231.813 Kilometern beitrugen, liefen 16 Läuferinnen und 228 Läufer mindestens die Marathondistanz. Insgesamt 50 Sportler passierten gar die 50-Kilometer-Marke. An der Spitze des weltweiten Teilnehmerfeldes entwickelte sich, nachdem die Marathondistanz von 42,195 Kilometern absolviert war, nach und nach ein hochspannendes Rennen, das an Dramatik kaum zu toppen ist. Lange Zeit lag der Brite Tom Evans, der sich in Wien rasch allein an die Spitze des Feldes gesetzt hatte, unter den Top 3 der Welt und führte das globale Ranking auch mehrfach an. In München liefen zu Beginn gleich mehrere Kandidaten auf eine weltweite Top-10-Platzierung zusammen. Gemeinsam hielten die deutschen Topläufer Florian Neuschwander, David Schönherr, Frank Schauer & Co. das Tempo hoch. Als die Führungsgruppe auseinanderfiel, lag Frank Schauer, der seine Marathon-Bestzeit bei den Deutschen Marathon-Meisterschaften kürzlich auf 2:14:43 Stunden verbessern konnte, in München allein in Front und belegte global Platz zwei. Dann bekam Schauer jedoch Probleme und wurde letztlich nach 55,10 Kilometern eingeholt.

Jonas Müller verpasst ersten deutschen globalen Sieg knapp

Über die Flagship Runs in München und Wien hinaus spielten besonders vier weitere Topathleten eine große Rolle. Beim Flagship Run in Zug in der Schweiz führte der Schweizer Raphael Josef, in Posen der Pole Dariusz Nozynski. Per App nahmen darüber hinaus Jo Fukuda in Japan und der Deutsche Jonas Müller in Schottland teil. Nachdem Jonas Müller nach rund 50 Kilometern noch auf Rang sieben gelegen hatte, übernahm der 27-jährige Doktorand, der aktuell an der Nachhaltigkeit von großen Laufveranstaltungen forscht, erst eine Top-3-Platzierung, später sogar die globale Führung. In einem Finale, das noch lange in Erinnerung bleiben wird, mobilisierten die besten fünf Läufer ihre letzten Kraftreserven, gaben alles und begeisterten das weltweite Publikum, das über etliche TV-Sender und die Online-Übertragung auf der ganzen Welt live dabei war.

Roadrunners Südbaden
Jonas Müller lief als bester Deutscher und Dritter weltweit 63,69 Kilometer.

Dann kam das Catcher Car, das seine Geschwindigkeit von anfangs 14 km/h nach und nach auf bis zu 34 km/h gesteigert hatte, jedoch spürbar näher. Erst wurde Tom Evans in Wien eingeholt. Er lief beeindruckende 63,41 Kilometer. Kurz darauf folgte Raphael Josef in Zug (63,59 Kilometer). Unter den Top 3 der Welt sicherte sich am Ende Jo Fukuda mit 64,43 Kilometern den Titel des Global Champion. Zweiter wurde Dariusz Nozynski, der in Polen 63,93 Kilometer lief. Für seinen großen Mut wurde der für die Roadrunners Südbaden startende Jonas Müller nach 63,69 Kilometern entlang der schottischen Küste mit Platz drei belohnt. Damit verpasste er den ersten globalen Sieg eines deutschen Starters zwar knapp, lag jedoch nur 740 Meter hinter dem Global Champion. Nie zuvor lief ein Deutscher so nah an den weltweiten Sieg ran. Kein Wunder, schließlich lief seit der Umstellung des Catcher-Car-Konzepts auf frühere, höhere Geschwindigkeiten kein Deutscher weiter als Müller, dessen erster Marathon schon ziemlich genau zehn Jahre zurückliegt. Nach Florian Neuschwander, Andreas Straßner und David Schönherr, die allesamt einmal auf dem globalen Podest standen, zählt Müller nun als vierter Deutscher zum auserwählten Kreis der globalen Top-3-Finisher in der Geschichte des Wings for Life World Runs.

„Der Wings for Life World Run ist etwas ganz Besonderes. Welchen Einsatz die Stiftung, das ganze Organisationsteam und deren Partner bringen, ist beeindruckend und verdient großen Respekt. Bei meiner sechsten Teilnahme in Folge wollte ich mit demselben Einsatz und Mut laufen, um so möglichst viele Kilometer beitragen und Aufmerksamkeit für Wings for Life generieren zu können“, so Jonas Müller nach seinem längsten Lauf seiner bisherigen sportlichen Laufbahn. Auch Florian Neuschwander, der 2022 in München mit 61,07 Kilometern gewann und weltweit Achter wurde, war mit seiner Leistung sehr zufrieden und betonte, dass alle, die beim Wings for Life World Run 2022 dabei waren, Sieger seien. Noch etwas weiter als Neuschwander lief auch Markus Scheller (61,63 Kilometer), der per App in Deutschland am weitesten lief.

Nina Zarina siegt zum vierten Mal global, Stelmach in München

Weniger spannend, aber dennoch hochklassig waren auch die Top-Ergebnisse der Frauen. Wie von einigen Experten vermutet, war Nina Zarina auch im vierten Jahr in Folge nicht zu schlagen. Die Ausnahmeläuferin nahm per App in Los Angeles teil und schaffte es bis zur 56-Kilometer-Marke. Ihren persönlichen World-Run-Rekord verpasste sie allerdings um ca. vier Kilometer. Ebenfalls deutlich über 50 Kilometer absolvierte auch Patrycja Talar in Posen. Die Polin wurde nach 53,5 Kilometern eingeholt, was den zweiten Platz weltweit bedeutete. Die Schwedin Sophia Sundberg verpasste zwar eine Distanz von 50 Kilometer um wenige hundert Meter, erreichte aber dennoch starke 49,39 Kilometer, womit sie in Ljubljana souverän gewann und weltweit auf dem Bronze-Rang landete. Ebenfalls sehr starke Leistungen zeigten auch Dominika Stelmach aus Polen, die in den vergangenen Jahren schon mehrfach eine globale Top-10-Platzierung erreichen konnte und dieses Mal mit 48,25 Kilometern den Flagship Run in München gewann, und Kasia Szkoda. Szkoda lief in Posen mit 47,02 Kilometern auf Rang zwei, wurde weltweit Fünfte und sorgte dafür, dass in den globalen Top 5 der Frauen gleich drei polnische Topläuferinnen landeten.

Hinter Dominika Stelmach lief in München Verena Repp mit 43,22 Kilometern auf den zweiten Platz. Dritte wurde Christina Streb, die nach 42,66 Kilometern vom Catcher Car eingeholt wurde. Bei den Männern komplettierte hinter Florian Neuschwander und Frank Schauer der Kroate Kristijan Ivanovic (52,12 Kilometer) das Münchner Podest. Dahinter übertrafen mit Pietro Liguori, Tom Ring, Gabriel Mairhofer und Marco Bscheidl gleich vier weitere Läufer die 50 Kilometer.

Gejagt wurden die Läufer in München von Rennfahrerin Sophia Flörsch und der ehemaligen Bahnradsportlerin Kristina Vogel, die seit ihrem Trainingsunfall im Jahre 2018 selbst querschnittsgelähmt ist. „Seit ich die Wings for Life Stiftung kenne, ist der Traum wieder da, irgendwann wieder gehen zu können. Daher bin ich super dankbar für jeden, der heute mitgelaufen ist und dazu beiträgt, meinen Traum zu verwirklichen“, so Kristina Vogel. Für Vogel und viele andere Menschen gingen beim Wings for Life World Run fast 162.000 Menschen an den Start, die so nicht nur Spaß hatten, sondern nachhaltig Gutes taten.

Der 10. Wings for Life World Run wird am 7. Mai 2023 starten. Alle weiteren Informationen zum Spendenlauf der besonderen Art finden Sie unter www.wingsforlifeworldrun.com/de.

Die aktuelle Ausgabe
10 / 2023

Erscheinungsdatum 19.09.2023