Trailrunning-Abenteuer bei der Arc’teryx Alpine Academy

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Arc’teryx Alpine Academy
Trailrunning-Abenteuer mit Philipp Reiter

Veröffentlicht am 10.07.2025
Arc’teryx Alpine Academy
Foto: Philipp Reiter // The Adventure Bakery

Es ist ziemlich wuselig am vereinbarten Treffpunkt im Alpine Village, das vier Tage lang das Zentrum der Arc’teryx Alpine Academy und den Startpunkt der mehr als 80 Clinics markiert. Obwohl die Temperatur bereits um kurz nach 8 Uhr die 20-Grad-Marke geknackt hat, sind da Menschen, die lange Hosen und robuste Jacken anhaben. An ihren riesigen Rucksäcken baumeln Helme, Eispickel, Steigeisen und ordentlich gewickelte Kletterseile. Und dann sind da zehn Männer in Shirts, Shorts und mit kleinen Laufrucksäcken. Einer von ihnen bin ich – ein anderer ist Philipp Reiter.

Der ehemalige Skibergsteiger und Trailrunningprofi ist der sportliche Pate der Clinic mit dem Namen „Adventure Trail & Bivy“. Zwei Tage und eine Nacht wollen wir in den Bergen laufen. Da wir „leicht und schnell“ unterwegs sein möchten, wie Philipp es ausdrückt, werden Zelte und Schlafsäcke sowie unser Essen für den Abend netterweise zum Zielpunkt des ersten Tages gebracht.

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Philipp Reiter // The Adventure Bakery

Tag 1: Der Mont Blanc überragt alles

Um dort hinzukommen, nehmen wir zunächst den Zug nach Argentière. Von dort aus geht sanft ansteigend hinauf zum Col des Montets. Die Clinic ist als „Advanced“ kategorisiert – es gibt auch „Beginner“- und „Intermediate“-Kurse. Und tatsächlich scheint unsere Gruppe sehr harmonisch zu funktionieren – und das, obwohl die Hintergründe recht unterschiedlich sind. Da ist Zihou aus China, der im Sommer den 170 Kilometer langen UTMB laufen möchte, aber auch Julian aus Frankreich, der erst vor einem Jahr mit dem Traillaufen begonnen hat, aber regelmäßig in den Bergen wandert und klettert.

Am ersten kurzen Downhill des Tages gibt Philipp ein paar Tipps für die richtige Lauftechnik auf Trails: Um nicht umzuknicken, sei es wichtig, möglichst mit dem Vor- oder Mittelfuß aufzusetzen, da so das Sprunggelenk stabilisiert wird. Auch Körperspannung helfe dabei, sicher über technische Passagen zu kommen, da Bänder, Sehnen und Muskeln wie eine Feder funktionieren. Außerdem solle man den Blick nach vorn und nicht nach unten richten, um die beste Linie wählen zu können. Mit diesen Tipps kommen wir alle heile am Fuße des ersten Anstiegs an. 1

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Philipp Reiter // The Adventure Bakery

10 Kilometer mit 1400 Höhenmetern liegen vor uns. Der Trail hinauf zum über 2700 Meter hohen Pointe de la Terrasse wird nach kurzer Zeit steil, sodass wir alle vom Lauf- in den Wanderschritt wechseln. Wer Stöcke dabei hat, holt diese nun hervor – nur um sie kurz darauf wieder wegzustecken. Statt eines Weges tut sich vor uns eine Felswand auf. Die beiden lokalen Guides Alex und Fred verraten uns, welcher Linie wir am besten folgen sollten, um diese Kletterpassage zu bewältigen. Gut, meist muss man sich eigentlich nur an den von oben herabhängenden Ketten entlanghangeln, aber ich setze mir das Ziel, es ohne die angebrachten Hilfsmittel zu schaffen. Einer nach dem anderen steigt hinauf. Mit Laufen hat das tatsächlich wenig zu tun, aber es macht unglaublich viel Spaß.

Nachdem wir alle diese Schlüsselstelle problemlos gemeistert haben, weitet sich die bis dahin schmale Schlucht zu einer weiten Ebene. Inmitten eines riesigen Geröllfeldes fließt ein kristallklarer Bach, der vom Gletscher Tré les Eaux gespeist wird. Wir alle füllen unsere Flaschen auf, manche, ich eingeschlossen, nutzen das Wasser auch um uns abzukühlen. Wir steigen weiter auf und bei manchen in der Gruppe fällt auf, dass wir bereits zwei Stunden unterwegs sind. Es wird Zeit für eine Pause in einer windgeschützten Ecke. Ich hole ein Baguette aus meinem Rucksack, Philipp isst eine Quiche und Zihou hat Beaufort dabei – selbst die Franzosen sind erstaunt, dass er bei einem Traillauf ein derart großes Stück Käse isst.

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Philipp Reiter // The Adventure Bakery

Frisch gestärkt geht es zum höchsten Punkt unserer Runde, von dem wir einen direkten Blick auf den Mont Blanc auf der gegenüberliegenden Seite des Tals bekommen, der nochmals 2100 Meter höher ist als wir. Im darauffolgenden Downhill zum Lac du Vieux Émosson zieht sich die Gruppe dann richtig auseinander. Das Gelände ist steil und steinig – wer hier noch nicht viel Übung hat, macht besser vorsichtig. Patrick aus Australien und ich haben aber Bock, es richtig krachen zu lassen. Gemeinsam stürmen wir den verblockten Pfad hinunter. Philipps Hinweis vom Morgen, dass wir mit einem möglichst kurzen Bodenkontakt weniger wahrscheinlich umknicken, geht hier voll auf. Als wir zwei Kilometer später am See ankommen, sind wir ziemlich fertig – nicht nur körperlich, sondern auch für den Kopf war diese Passage eine Herausforderung. Ohne es bemerkt zu haben, haben wir übrigens die Grenze in die Schweiz überquert.

Nach und nach erreichen auch die anderen aus der Gruppe den Stausee. Bis zu unserem Ziel, der Staumauer des größeren, etwas tiefer liegenden Lac d'Émosson, sind es noch rund fünf Kilometer. Allerdings haben wir weniger als eine Stunde, um dorthin zu kommen, weil unser Equipment für die Nacht im Restaurant abgestellt sein soll – und dieses schließt um 17 Uhr. So machen Patrick und ich uns auf den Weg, dort so schnell wie möglich hinzukommen. Am Ende haben wir eine halbe Stunde Puffer und bestellen uns schon mal alkoholfreies Bier und Radler. Als dann alle da sind, lassen die Wirte für uns sogar etwas länger auf, weil auf die erste Runde Bier noch eine zweite und bei manchem auch eine dritte folgt. Nach 23 Kilometern und insgesamt 6,5 Stunden auf den Beinen sind alle glücklich, die erste Etappe geschafft zu haben.

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Philipp Reiter // The Adventure Bakery

Neben einer Kapelle, unweit der Staumauer, bauen wir unser Zeltlager auf. Als wir gerade fertig sind, kommt ein Auto den Weg hinauf. Ein älterer Mann steigt aus und spricht unsere Guides an. Ich stehe etwas abseits und bekomme nicht mit, was besprochen wird – zumal ich kein Französisch spreche. Ich bin mir sicher, dass er uns gerade fragt, was zum Teufel wir hier zu suchen haben und dass wir gefälligst die Zelte abbauen sollen. Kurz darauf geht er zurück zum Auto und trägt anschließend einige Kisten in die Kapelle. Ich gehe zu Fred und frage ihn, was der Mann wollte. Er habe uns gesagt, dass wir das mit dem Feuer lassen sollten – und dass wir in der Kapelle schlafen dürfen, sollte in der Nacht ein Gewitter kommen. Einfach die Bänke zusammenschieben, aber bitte morgens wieder richtig hinstellen.

Doch bevor es für uns in die Schlafsäcke geht, muss erstmal der Hunger gestillt werden. Mit Gaskochern erhitzen wir Wasser, um unser gefriergetrocknetes Essen aus der Tüte zuzubereiten. Zum Glück sind für alle eine Suppe und zwei Hauptspeisen sowie ein Porridge zum Frühstück eingeplant. Philipp hat sogar einen Bluetooth-Lautsprecher mitgebracht, sodass sich – bestem schweizerischem Mobilfunknetz sei Dank – jeder sein Lieblingslied wünschen darf. Wie schon mit seinem Pausensnack überrascht Zihou hierbei erneut, indem er sich Macarena wünscht. Seine Bewegungen erinnern zwar nur bedingt an den bekannten Tanz, aber für Unterhaltung sorgt seine Darbietung allemal. Deutlich ruhiger, beinahe schon besinnlich, wird es dann zum Sonnenuntergang. Gemeinsam betrachten wir das Alpenglühen am Mont Blanc. Wir sind uns einig: Das war ein perfekter Tag in den Bergen.

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Philipp Reiter // The Adventure Bakery

Tag 2: Die Gruppe hält zusammen

Da die Nacht sternenklar werden soll, entscheide ich mich dazu, unter freiem Himmel zu schlafen. Auf 2000 Meter Höhe fernab großer Städte ist es derart dunkel, dass man keine einzelnen Sterne, sondern ein ganzes Sternenmeer erkennen kann. Und ich blicke lange nach oben, denn anders als normalerweise liege ich lange wach. Erst nach 0 Uhr schlafe ich ein. Und kurz darauf werde ich schon wieder wach und sehe am Himmel Blitze zucken. Mist, denke ich, jetzt kommt doch ein Gewitter und wir müssen alle in der Kapelle Unterschlupf finden. Da ich die Blitze zwar sehe, jedoch keinen Donner höre, muss das Gewitter weit weg sein. Und in der Tat ziehen die Wolken weiter nördlich vorbei. Beruhigt schlafe ich weiter und wache erst auf, als die Sonne bereits auf meinen Schlafsack scheint und die meisten der Gruppe wach sind. Zugegeben, ich habe schon besser geschlafen, aber das Gefühl hier oben war es wert.

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Philipp Reiter // The Adventure Bakery

Einige Instantkaffees später bauen wir unser Lager ab und machen uns bereit für den zweiten Tag unseres Abenteuers. Bevor wir pünktlich 9 Uhr aufbrechen, kontrollieren wir gründlich, dass wir keinerlei Spuren hinterlassen haben. Unser Lagerplatz sieht aus, als wären wir niemals hier gewesen. So soll es sein.

Unsere müden Beine bekommen nur ein paar hundert Meter zum Einlaufen, bevor die Strecke von Tag zwei richtig anspruchsvoll wird. Eigentlich soll es hinunter ins Tal gehen, doch zunächst führt die Strecke steil und technisch nach oben. Der kurze Anstieg lohnt sich allerdings, weil kurz darauf ein wunderbar laufbarer Trail folgt. Wir kichern und jauchzen wie kleine Kinder, als wir dicht hintereinander den leicht welligen Pfad mit Blick auf den Mont Blanc entlang rennen. Erst an einer Berghütte machen wir Halt – und müssen 20 Minuten auf Yonatan aus Italien warten. Er hatte sich bereits vor unserem zweitägigen Abenteuer am Fuß verletzt und war gerade bergab sehr unsicher. Weil es tags zuvor fast nur bergauf ging, war mir das gar nicht aufgefallen. Doch nun brauchen wir deutlich länger als geplant. Und nach dem ersten Downhill möchte Philipp mit uns eigentlich noch hinauf auf den Tête de Balme, dessen Downhill zurück nach Argentière ich bereits kenne – definitiv kein Weg, den man laufen sollte, wenn man nicht hundertprozentig fit ist.

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Philipp Reiter // The Adventure Bakery

So entscheiden wir uns als Gruppe dazu, einen einfacheren Weg zurück zum Bahnhof zu nehmen. Ein wenig traurig bin ich schon, dass der zweite Tag dadurch eher vorbei ist als geplant. Aber in den Bergen ist es wichtig, seinen Plan den Gegebenheiten anzupassen. Zwar spielt das Wetter heute mit, aber eben nicht der Fuß von Yonatan. Und spätestens, als wir in Argentière ankommen, uns abklatschen und anschließend Chips, Cola, Eis und Obst vor dem Supermarkt teilen, ist auch dieser Tag ein gelungener.

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Philipp Reiter // The Adventure Bakery

Zurück im Alpine Village stoßen wir auf unser gemeinsames Abenteuer an und schauen dem Boulder-Wettbewerb zu. Das etwas abrupte Ende haben wir da schon wieder vergessen. Wir hatten zwei sensationelle Tage in den Bergen. Obwohl ich die Jungs erst am Tag zuvor kennengelernt habe, fühle ich mich ihnen verbunden. Die Berge schweißen zusammen.

Nach einer ordentlichen Dusche und einer warmen Mahlzeit treffen wir uns abends fast alle wieder, um die Party im Alpine Village zu genießen. Die Atmosphäre ist wie auf einem Festival – und die Berge, deren Silhouette sich vor dem Himmel abzeichnet, sind der perfekte Rahmen dafür.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, im kommenden Jahr zur 15. Arc’teryx Alpine Academy wieder nach Chamonix zu reisen. Dann würde ich allerdings etwas ganz anderes, eventuell eine Gletschertour, ausprobieren. Denn das ist wirklich das Tolle am Konzept der Alpine Academy: Vier Tage lang kann unter den wachsamen Augen von Guides und Profis in ganz unterschiedliche alpine Disziplinen hineinschnuppern oder vorhandene Fähigkeiten erweitern.