Alternative Proteinquellen

Für eine nachhaltige Ernährung
Alternative Proteinquellen

Veröffentlicht am 14.02.2025

Warum sind alternative Proteinquellen wichtig?

Sie stecken in Muskeln und Gewebe, in Hormonen und Enzymen: Proteine (Eiweiß). Als Läuferin oder Läufer legst du vermutlich ein besonderes Augenmerk auf diesen Makronährstoff. (Falls nicht, hier entlang: » Warum Proteine für Läufer so wichtig sind.) Aber egal ob Sportlerin oder Couch-Potato, Proteine sind für uns alle unerlässlich. Die Zunahme der Weltbevölkerung sorgt daher schon seit einigen Jahren für einen erhöhten Proteinbedarf, der nur schwer zu decken ist. Prognosen zufolge wird schon 2050 doppelt so viel Protein benötigt wie heute.

Derzeit decken wir den Großteil unseres Proteinbedarfs aus Fleisch, Fisch, Eiern und Milchprodukten. Diese Quellen sind jedoch sehr ressourcenintensiv und belasten unseren Planeten erheblich. Für ein Kilogramm Rindfleisch beispielsweise werden 15.000 Liter Wasser, 250 Quadratmeter Land und zirka 10 Kilogramm Futter benötigt. Warum also sollten wir angesichts des Hungers in der Welt nicht einmal nach Alternativen Ausschau halten.

Was versteht man unter alternativen Proteinquellen?

„Alternative Proteinquellen“ bezeichnen jene Nahrungsmittel, die einen Ersatz für herkömmliche tierische Proteine darstellen. Sie werden dabei als gesündere und auch nachhaltigere Option betrachtet. Quelle dieser Proteine sind häufig Pflanzen, Insekten, Algen oder Pilze. Auch innovative Lösungen wie In-vitro-Fleisch oder fermentierte Proteine werden als vielversprechende Proteinlieferanten betrachtet. Sie alle gewinnen aufgrund des steigenden Umweltbewusstseins und zunehmend fleischfreien Ernährungsformen an Bedeutung. In den Jahren von 2010 bis 2020 ist der Verkauf alternativer Proteinquellen um 10 % angestiegen.

Der Begriff „alternativ“ bezieht sich dabei auf die Tatsache, dass diese Proteine eine andere Herkunft als die herkömmlichen, weitverbreiteten tierischen Proteine haben. Sie sind oft mit einem geringeren ökologischen Fußabdruck verbunden, da ihr Anbau oder ihre Herstellung weniger Ressourcen wie Wasser und Land erfordern und weniger Treibhausgase verursachen.

Welche alternativen Proteinquellen gibt es?

Insekten

Alternative Proteinquelle: Mehlwürmer
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Während Insekten in der asiatischen Küche schon seit Jahrhunderten auf dem Speiseplan stehen, werden sie bei uns immer noch eher als Schädlinge wahrgenommen. Könntest du dir vorstellen, in einen knusprigen Mehlwurm zu beißen? Zugegeben, die Vorstellung ist nicht sehr appetitlich. Neben den Mehlwürmern sind in der EU dennoch drei weitere Insektenarten zum Verzehr zugelassen. Auch Heuschrecken, Hausgrillen und Buffalowürmer können hier bedenkenlos auf dem Teller landen. Auch wenn der Gedanke im ersten Moment eventuell eher Ekel als Appetit auslöst, Insekten sind eine optimale Protein- und Nährstoffquelle. Sie bestehen aus bis zu 77 % Eiweiß und enthalten alle essenziellen Aminosäuren. Dabei verursacht die Produktion von beispielsweise einem Kilogramm Grillenprotein ganze 95 % weniger CO₂-Äquivalente gegenüber Rindfleisch. Die kleinen Tierchen liefern uns damit eine Menge Protein, während sie kaum Ressourcen in Anspruch nehmen.

Ob gefroren, getrocknet, als Mehl oder mit Schokolade überzogen, je nach Zulassung ist ihre Zubereitungsweise sehr vielfältig. Besonders Insektenmehl kann als Ergänzung in bestimmten Produkten sinnvoll sein, da man die kleinen Tierchen so kaum im Produkt wahrnimmt und trotzdem von den Vorteilen profitiert. Aufgepasst bei Allergien! Insekten haben das Potenzial, ähnliche allergische Reaktionen auszulösen wie Meeresfrüchte.

Nährwerte in der EU zugelassener Insekten (auf 100 Gramm gefriergetrocknet):

Mehlwürmer

  • Energie: 516 Kilokalorien
  • Fett: 31 Gramm
  • Kohlenhydrate: 11,5 Gramm
  • Protein: 45,1 Gramm
  • Salz = 0,45 Gramm

Hausgrillen

  • Energie: 146 Kilokalorien
  • Fett: 5,6 gramm
  • Kohlenhydrate: 0,6 Gramm
  • Protein: 21,6 Gramm
  • Salz: 0,4 Gramm

Buffalowürmer

  • Energie: 484 Kilokalorien
  • Fett: 24,7 Gramm
  • Kohlenhydrate: 6,7 Gramm
  • Protein: 58,6 Gramm
  • Salz: 0,36 Gramm

Heuschrecken

  • Energie: 557 Kilokalorien
  • Fett: 38,1 Gramm
  • Kohlenhydrate: 1,1 Gramm
  • Protein: 48,2 Gramm
  • Salz: 0,43 Gramm

Algen

Alternative Proteinquelle: Algen
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Die Meerespflanzen bieten als alternative Proteinquelle zahlreiche Vorteile: Während ihres Wachstums absorbieren sie CO₂ und können auf Flächen gezüchtet werden, die für herkömmliche Landwirtschaft ungeeignet sind, etwa in Wüstenregionen oder an Meeresküsten. Außerdem benötigen sie kein tierisches Futter, was sie besonders ressourceneffizient macht – im Gegensatz zur Rindfleischproduktion, bei der etwa 10 kg Futter für die Herstellung von 1 kg Fleisch benötigt werden. Arten wie Spirulina können zudem einen beeindruckenden Proteinanteil von bis zu 70 % in ihrer Trockenmasse erreichen und bieten alle essenziellen Aminosäuren, die der Körper benötigt. Zusätzlich liefern sie Ballaststoffe und pflanzliche Nährstoffe, die in tierischen Proteinen oft fehlen.

Um die Akzeptanz von Algen als Lebensmittel zu steigern, arbeiten Forscherinnen und Forscher daran, Varianten mit einer weniger intensiven grünen Farbe und einem reduzierten Meeresgeschmack zu entwickeln, sodass sie sich leichter in unterschiedliche Lebensmittel integrieren lassen.

Nährwerte Spriulina Alge (pro 100 Gramm):

  • Energie = 290 Kilokalorien
  • Fett = 7,7 Gramm
  • Kohlenhydrate = 23,9 Gramm
  • Protein = 57 Gramm
  • Ballaststoffe = 3,6 Gramm

In-vitro-Fleisch/Laborfleisch

Alternative Proteinquelle: In-vitro-Fleisch oder Laborfleisch
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In-vitro-Fleisch, auch bekannt als Laborfleisch, soll in Zukunft tierisches Fleisch ohne die Notwendigkeit von Tierhaltung und Schlachtung teilweise ersetzen. Sowohl Geschmack als auch Textur sind dabei identisch zu natürlichem Fleisch. Um dies zu erreichen, werden Tieren Stammzellen entnommen und in ein Nährmedium gegeben, in dem sie sich vermehren und auf Gerüsten zu Muskelgewebe heranwachsen. Studien zeigen, dass die Produktion von Laborfleisch bis zu 92 % weniger Treibhausgase verursachen könnte als konventionelles Rindfleisch, da ressourcenintensive Prozesse der Viehzucht – wie der Futteranbau und die Methanemissionen durch Wiederkäuer – umgangen werden.

Da die Technologien in der Entwicklung stehen und rechtliche Rahmenbedingungen sowie Sicherheitsstandards noch geklärt werden müssen, sind die Produktionskosten derzeit noch hoch. Ein entscheidender Vorteil von In-vitro-Fleisch ist die flexible Anpassung der Nährstoffe, die industriell variiert werden können. So können spezifische Nährstoffprofile erstellt werden und es besteht die Möglichkeit einer individualisierten und ressourcenschonenden Nahrungsquelle in der Zukunft. Daher lässt sich hier jedoch keine einheitliche Nährstoffzusammensetzung definieren.

Fermentierte Produkte (Beispiel Mykoprotein)

Pilze
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Die Fermentation von Biomasse bietet eine innovative Methode zur Proteinproduktion und nutzt das schnelle Wachstum proteinreicher Mikroorganismen wie Hefe, filamentöse Pilze und Mikroalgen. Diese Organismen können ihr Gewicht innerhalb weniger Stunden verdoppeln und erreichen oft über 50 % Protein in der Trockenmasse. Die entstehende mikrobielle Biomasse wird entweder als eigenständiges Lebensmittel oder als Zutat in verschiedenen Lebensmitteln verwendet. Ein bekanntes Beispiel ist das Mykoprotein, das durch die Fermentation von filamentösen Pilzen hergestellt wird und als Fleischersatz dient. Durch den Fermentationsprozess entstehen faserige Strukturen, die in Textur und Biss echtem Fleisch ähneln und auf andere Weise schwer nachzuahmen sind.

Während einige Unternehmen in den USA diese Technologie bereits anwenden, ist die Nutzung fermentierter Biomasse in Deutschland bislang nicht zugelassen. Die Vorteile dieser Methode liegen jedoch auf der Hand: Fermentierte Biomasse kann in großen Mengen effizient produziert werden und eröffnet neue Möglichkeiten für nachhaltige, proteinreiche Lebensmittelalternativen.

Nährwerte Mykoprotein (pro 100 Gramm):

  • Energie: 86 Kilokalorien
  • Fett: 2,9 Gramm
  • Kohlenhydrate: 1,7 Gramm
  • Protein: 11,5 Gramm
  • Ballaststoffe: 6 Gramm

Pflanzliche Proteinquellen

Pflanzliche Burgerpatties
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Hergestellt aus Zutaten wie Gemüse, Hülsenfrüchten, Getreide, Nüssen und Samen bieten pflanzliche Produkte mit hohem Eiweißanteil dir eine tierfreundliche und umweltschonende Alternative, ohne dass du dein Ess- und Kochverhalten verändern musst. Die pflanzenbasierten Produkte werden so entwickelt, dass sie in Aussehen, Geschmack und Zubereitung den tierischen Originalen ähneln. Neue Technologien ermöglichen dabei immer realistischere Produkte, wie etwa einen „blutigen“ Burger aus Pflanzenprotein, der durch Rübensaft eine fleischähnliche Farbe erhält.

Durch den Anstieg der Produktion und Nachfrage könnten die Preise dieser Produkte in Zukunft weiter sinken, wodurch pflanzliche Alternativen für noch mehr Menschen zugänglich werden. So ist beispielsweise Tofu, der aus Soja hergestellt wird, deutlich ressourcenschonender als Rindfleisch: Die Produktion von 1 kg Tofu verursacht nur etwa 3 kg CO₂-Äquivalente, was rund 95 % weniger ist als bei Rindfleisch. Auch andere Zutaten wie Hülsenfrüchte sowie Pseudogetreide wie Quinoa und Amaranth bieten hohe Proteinwerte und tragen zur Nährstoffvielfalt bei. Je nach Grundlage enthalten pflanzliche Ersatzprodukte sehr unterschiedliche Nährstoffe.

Sind alternative Proteinquellen gesünder als Fleisch?

Alternative Proteinquellen wie pflanzliche Proteine, Insekten, Algen und In-vitro-Fleisch bieten im Vergleich zu Fleisch zahlreiche gesundheitliche Vorteile, während sie gleichzeitig ökologische und ethische Bedenken adressieren. Pflanzliche Proteine wie Bohnen, Linsen und Tofu enthalten in der Regel weniger gesättigte Fette und Cholesterin, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken kann. Im Gegensatz dazu enthält rotes Fleisch oft hohe Mengen an gesättigten Fetten, die bei übermäßigem Verzehr das Risiko für Herzkrankheiten erhöhen können.

Insekten und Algen sind besonders interessante alternative Proteinquellen, da sie nicht nur reich an Proteinen, sondern auch an Omega-3-Fettsäuren sind, die entzündungshemmende und herzschützende Eigenschaften haben.

In-vitro-Fleisch, das im Labor gezüchtet wird, könnte ebenfalls eine gesunde Alternative zu herkömmlichem Fleisch sein. Es enthält hochwertiges Protein und kann so angepasst werden, dass es gesündere Fettsäuren enthält und frei von Antibiotika oder Hormonen ist. Durch den künstlichen Herstellungsprozess können Nährstoffe nach Belieben angepasst werden.

Fazit: Unumgänglicher Wandel

Alternative Proteinquellen stellen eine vielversprechende Lösung für die wachsenden Herausforderungen unserer Nahrungsmittelversorgung dar. Angesichts des steigenden Bedarfs an Protein und der Belastung, die die herkömmliche Fleischproduktion für Umwelt und Ressourcen darstellt, bieten pflanzliche Proteine, Insekten, Algen, Mykoprotein und In-vitro-Fleisch nachhaltige und innovative Alternativen. Diese Optionen verbrauchen weniger Wasser, Land und Energie und reduzieren Treibhausgasemissionen deutlich. Gleichzeitig liefern sie wertvolle Nährstoffe und bieten eine große Vielfalt an Geschmacks- und Verarbeitungsmöglichkeiten, die an tierische Produkte angelehnt sind. Alternative Proteine bieten eine Chance, die globale Proteinversorgung auf eine umweltfreundliche, gesundheitsfördernde und ethische Weise sicherzustellen.