Trainingstagebuch
Strecke: Neuer Garten, Potsdam
Wetter: bewölkt, 0 Grad
Distanz: 5,5 Kilometer
Zeit: 33:00 Minuten
Tempo: 6:00 Min./km
Dein neues Album heißt „April“. Warum? Worum geht es darin?
Ich habe nach etwas gesucht, das den Neuanfang aus Chaos beschreibt. Die letzten drei Jahre war es ja immer so, dass man sich etwas vorgenommen hat und kurz vorher wurde es dann abgesagt. Und ich hatte das Gefühl, dass alles ein bisschen aus den Fugen gerät. Dann habe ich aber festgestellt, dass mich das immer noch mehr motiviert, etwas Neues zu machen oder mich neu zu sortieren.
Inhaltlich geht es um das Hin und Her der Gefühle, das in den letzten Jahren die ganze Zeit in mir drin war. Und um dieses Gefühl, dass man wie in einer Parallelwelt lebt. Es gibt auch einen Song im Album, der „Parallelwelt“ heißt, der hat es gut zusammengefasst: Man hat die ganze Zeit das Gefühl, es ist alles sehr viel, was aber bei mir nicht bewirkt, dass ich keine Lust mehr habe. Im Gegenteil, im nächsten Moment ist man wieder voll auf Angriff. Und musikalisch ist das Album einfach anders als das, was ich bisher gemacht habe.
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Inwiefern musikalisch anders?
Das lässt sich schwer beschreiben. Es ist auf jeden Fall elektronischer und es sind deutlich mehr Nummern drauf, die wirklich nach vorn gehen und Spaß machen. Deutlich weniger Lagerfeuer, mehr Club! Ich habe auch noch nie ein Album über einen so langen Zeitraum geschrieben. Ich habe wirklich zwei, drei Jahre daran geschrieben. Und jetzt will man diese Songs endlich mal singen und den Leuten zeigen.
Warum läufst du?
Irgendwie fühle ich mich tief in meinem Herzen immer noch wie ein Leistungssportler, weil ich auf einer Sportschule war und meine ganze Kindheit aus Sport bestand. Ich bin einfach ein Fan davon, mit mir selbst zu kämpfen und mir Ziele zu setzen. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist dieser Effekt, dass du danach total entspannt bist. Das liebe ich. Es ist einfach ein total guter Ausgleich, weil mein Job schon oft aus Rumsitzen besteht. Die Leute kennen mich ja nur als den, der irgendwo auf einer Bühne rumhüpft. Aber um da herumhüpfen zu können, muss ich halt ganz viel im Keller sitzen, und dafür ist Sport einfach ein mega Ausgleich.

Wenn jetzt die Tour ansteht, ist dann noch Zeit für Sport?
Während der Proben ist es superschwierig, weil ich da ja im Prinzip den ganzen Tag Sport mache. Ich tanze die ganze Zeit rum wie ein Irrer und renne immer auf und ab. Aber jetzt ist gerade dieses Loch bis zur Tour, diese drei Monate, in denen ich nur alle paar Tage ein Interview habe. Also ist die Antwort: Ja! Ich habe gerade richtig Zeit dafür. Ich bin jetzt mit meinem Camper unterwegs und habe da immer alles am Mann: meine Sportklamotten oder auch mal eine Faszienrolle. Das ist super! Aber während der Tour werde ich nicht laufen gehen. Da mache ich keinen Ausdauersport, weil das Risiko, sich zu übernehmen, da einfach zu groß ist. Da mache ich eher Yoga.
Du hast gerade deinen Campervan erwähnt. Warum hast du dir den ausbauen lassen?
Ich kam darauf, weil mich diese Hotelsituation mega genervt hat. Man muss sich das so vorstellen: Ich reise immer am Konzerttag an, packe morgens meine Tasche, fahre ins Hotel und packe meine Sachen aus. Dann ist das Konzert, und am nächsten Morgen packe ich wieder alles ein. Zudem ist die Backstage-Situation meist nicht so luxuriös, wie man sich das vorstellt. Oft ist das einfach ein Baucontainer mit einem Stuhl drin. Da habe ich mir gedacht, es wäre ja schlau, wenn ich mit einem Camper unterwegs wäre und einfach immer alles dabeihätte. Ich kann immer im gleichen Bett schlafen und mich tagsüber mal zurückziehen. Für Sportsachen ist es auch supergeil: Ich kann immer mein Rennrad mitnehmen.
Du bist ja schon mehrmals Marathon und Halbmarathon gelaufen. Hast du für das Jahr 2023 sportliche Ziele?
Einen Triathlon möchte ich auf jeden Fall irgendwann noch machen, aber nicht mehr dieses Jahr. Das habe ich letztes Jahr schmerzlich lernen müssen – zu viel hilft dann auch nicht. Mich darauf vorzubereiten, das geht für mich nur in einem Jahr, in dem ich beschließe, nur das zu machen. Das ist nicht nur eine Frage der Anstrengung und der Kapazitäten. Ich habe ja auch eine Familie, die wollen mich auch mal sehen. Und ich neige sehr dazu, ständig neue Sachen zu machen: Ist die eine Baustelle vorbei, kommt die nächste. Und dann noch parallel Triathlontraining – wow!
Dieses Jahr ist es mein Ziel, einfach total fit zu sein. Ich werde in den nächsten Wochen und Monaten sehr viel Sport machen, mir aber ganz bewusst nicht irgendein Ziel setzen. Das sehe ich eher für das nächste Jahr, das hoffentlich etwas ruhiger wird. Aber dieses Jahr liegt der Fokus total auf Musik und Auf-Tour-Sein. Und immer, wenn es die Zeit hergibt, wird irgendeine Art von Sport betrieben. Aber frag mich das in einem Monat noch mal. Vielleicht beschließe ich dann doch wieder, einen Marathon zu laufen.
2015 hattest du uns im Interview verraten, du wolltest einen Marathon unter vier Stunden laufen. Hat das geklappt?
Ich habe mir irgendwann überlegt, was ich im Leben alles so schaffen möchte. Und es ist ungelogen so, dass ich alles davon erreicht habe, außer diesen Marathon in unter vier Stunden zu laufen. Als ich das letzte Mal ein Interview mit euch hatte, war ich kurz vorm Marathon und es wäre eigentlich gar kein Thema gewesen, weil ich so gut im Training war. Aber dann war ich leider verletzt und habe auch noch meinen Chip im Hotel vergessen.
Stell dir vor! Ich war in Berlin, habe alles mega vorbereitet und mir extra ein Hotel in der Nähe vom Start genommen, damit ich morgens nicht so lange hinfahren muss. Ich bin mit einem Klappfahrrad zum Start gefahren, komme da an und habe den Chip nicht am Schuh. Wie kann das passieren? Dann bin ich trotzdem losgelaufen und glaube, dass ich so 4:04 Stunden gelaufen bin. Aber rein leistungsmäßig dürfte es eigentlich kein Problem sein, obwohl ich schon merke, dass es auch nicht leichter wird, jetzt, wo ich auf die 40 zugehe. Aber das schaffe ich auch noch, da mache ich mir gar keine Sorgen.
Am 31.03.2023 kommt Tim Bendzkos neues Album "April", hier geht es zu den Terminen der Clubtour.