Liebe Johanna, ich fühle mich total geschmeichelt von dieser Frage! Ich habe tatsächlich keine „klassische“ Leichtathletik-Laufbahn durchlebt, da ich als Quereinsteigerin erst mit 22 Jahren zur Leichtathletin geworden bin. Mit klassisch meine ich, dass ich in jungen Jahren in einem Leichtathletikverein mit Kindertraining angefangen hätte und mich dann im Laufe der Jahre immer mehr auf eine Disziplin fokussiert hätte. Meine erste große „sportliche Liebe“ war der Moderne Fünfkampf, für den ich mit zwölf Jahren strukturiert zu trainieren begann. Das ist eine olympische Randsportart, die (damals) aus Schwimmen, Fechten, Springreiten, Schießen und Laufen bestand.
Mein Antrieb für den Sport war damals vor allem meine sportliche Familie. Meinen ersten Straßenlaufwettkampf bin ich mit meiner Zwillingsschwester und meinen Eltern gemeinsam gelaufen. (Ich glaube 2011?) Es gab einen großen Pokal und einen Schoko-Nikolaus als Preis, das fand ich damals super.
In jungen Jahren war bei mir, ob Training oder Wettkampf, alles spielerisch und sollte vor allem Freude und Abwechslung bringen. Das Training war zwar anstrengend, aber ich habe mir nie einen Kopf gemacht, ob das, was ich tue, optimal für meine spätere Karriere ist. Ich wollte Spaß haben und mich mit meinen Freunden auspowern.
Dadurch, dass ich viele Sportarten ausprobiert und teilweise parallel betrieben habe, war ich immer vielseitig aktiv. Langstreckenlaufen ist am Ende doch eine sehr einseitige Bewegung, die ein hohes Verschleißpotenzial mit sich bringt, wenn man zu früh zu hart und zu einseitig trainiert. Aber für die Marathonkarriere hat man Zeit. Und es gibt auch nicht „den einen Weg“. Alle Marathonprofis, die ich kenne, haben eine andere sportliche Vergangenheit. Das ist auch das Spannende an diesem Sport: Es gibt kein Patentrezept. Solange du Spaß am Sport hast, zielstrebig bist und gut auf deinen Körper achtest, solange wirst du dich auch verbessern und vielleicht eines Tages zu den Olympischen Spielen fahren. Ich drücke dir für deinen Weg ganz fest die Daumen!

Deborah „Debbie“ Schöneborn ist eine der schnellsten deutschen Marathonläuferinnen (Bestzeit: 2:24:54 Stunden) und hat an der Berliner Charité Medizin studiert. In unserer Kolumne beantwortet sie eure Fragen zu Gesundheit, Training und Ernährung.
Hast du auch eine Frage an Debbie? Dann sende diese an leserservice@runnersworld.de, Stichwort „Frag Debbie!“