"Die ist aber klein", lautet mein erster Gedanke, als ich die Apple Sport Watch aus der edlen Verpackung löse und mir ums Handgelenk lege. Das Aluminium-Gehäuse und das Retina-Display wirken äußerst hochwertig, das Kunststoffarmband etwas deplatziert. Doch das kann bei Bedarf beispielsweise gegen ein Edelstahlarmband mit Magnetverschluss oder ein Gliederarmband ausgetauscht werden. Die Uhr wird in zwei (Display-)Größen ausgeliefert: 38 mm und 42 mm.
Erste Inbetriebnahme der Apple Watch Sport
Bevor man die Apple Watch, die mit einem Touch-Display ausgestattet ist, in Betrieb nehmen kann, muss sie zunächst mit dem iPhone gekoppelt werden: Sprache einstellen, App auf dem iPhone auswählen, koppeln - das war's schon. Der Kopplungsvorgang funktioniert problemlos und ist schnell erledigt. Als iPhone- und iPad-User bin ich bestens mit Apple-Produkten vertraut. Die Apple Watch bereitet mir allerdings Schwierigkeiten bei der Bedienung. Das mag sicherlich an der neuartigen Navigation liegen. Durch die "Digital Crown", so nennt Apple die Krone am oberen rechten Gehäuserand, erfolgt die Navigation. Drückt man die Krone, kommt man ins Menü oder eine Menüebene zurück. Das ist für iPhone- und iPad-User deswegen irritierend, weil man gewohnt ist, durch den Home-Button stets auf den Home-Screen zu gelangen. Durch Drehen der Krone lässt sich in Listen scrollen oder Objekte vergrößern. So wirklich rund fühlt sich das meiner Meinung nach nicht an, doch mit ein bisschen Übung erschließt sich die Bedienlogik bald.
Activity Tracker, Smartwatch und Sportuhr in einem
Die spannendste Frage für Läufer ist wohl: Was kann die Apple Watch Sport eigentlich und was bringt sie beim Laufen? Zum einen misst das neueste Gerät aus der Apple-Familie die Aktivität, ähnlich wie man es von Activity Trackern kennt. Dabei unterscheidet die Uhr zwischen Stehen, Bewegen und Training. Schritte werden auch erfasst. Ein Schlafprotokoll liefert die Smartwatch nicht - wohl deshalb, weil die Uhr über Nacht aufgeladen werden muss. Denn der Akku soll bei durchschnittlicher Nutzungsdauer etwa einen Tag lang durchhalten. Dieser von Apple angegebene Wert konnte im Test bestätigt werden. Nach einem 30 Minuten langen Lauf, mehrmaligem Ablesen der Uhrzeit und sonstigen Spielereien am Gerät zeigte die Uhr nach 12 Stunden Benutzungsdauer noch 50 Prozent der Akkukapazität an. Neben der Messung der Aktivität kann man die Apple Watch Sport auch zur Trainingsaufzeichnung nutzen - entweder über eine Smartphone-App oder über eine vorinstallierte App auf der Apple Watch Sport.
Trainingsaufzeichnung via Smartphone-App
Viele Läufer nutzen ohnehin das Smartphone beim Laufen, greifen auf spezielle Apps zurück und hören über das Smartphone Musik während des Trainings. Viele Smartphone-Apps (sofern sie für die Apple Watch existieren) lassen sich mit der Apple Watch bedienen und können so direkt am Handgelenk gesteuert werden. So greift die Uhr zum Beispiel auch auf das Smartphone-GPS zurück. Das funktionierte während des ersten Testlaufs mit der Strava-App ziemlich gut. So kann man über die Apple Watch den Stand der Trainingseinheit ablesen oder sie stoppen. Wer will, kann indes den Eingang seiner E-Mails oder Whats-App-Nachrichten überprüfen sowie Musik hören und auswählen.
Vorinstallierte Trainingsaufzeichnungs-App
Während der nächsten Einheit testete ich die vorinstallierte Trainings-App, Workout genannt. Man kann zwischen verschiedenen Sportarten wählen, beispielweise Outdoorlaufen oder Rudern. Anschließend lassen sich verschiedene Ziele definieren, vorherige Einheiten überbieten oder kann auch einfach ohne Ziel gelaufen werden. In der Trainingsübersicht kann man durch Wischen die Anzeigen wechseln: Pace, Distanz, Zeit, Herzfrequenz zeigt die Apple Watch Sport an. Die Distanz wird nicht - wie man fälschlicherweise annehmen könnte - über ein integriertes GPS gemessen, sondern anhand von Bewegungssensoren erfasst. Optisch sieht das alles sehr ansprechend auf dem glasklaren Farbdisplay aus, aber so richtig funktional ist das nicht. Zum Beispiel stört es, dass man, um die Einheit zu unterbrechen oder zu beenden, ganz nach links wischen muss, während Puls und Zeit weiterlaufen. Zusätzlich vermisst man als Läufer eine Gesamtübersicht. Die Werte, die die Uhr über die Bewegungssensoren erfasst, weichen allerdings von GPS-Referenzwerten ab (Einzelheiten dazu weiter unten).
So genau ist die Herzfrequenzmessung der Apple Watch Sport
Die Apple Watch misst während der sportlichen Aktivität die Herzfrequenz permanent, im Alltag alle 10 Minuten. Die Puls-Messung am Handgelenk über spezielle Sensoren konnte im Test überzeugen und lieferte ein realistisches Abbild der Herzfrequenz. Das Problem allerdings: Die Messung reagiert stets verzögert. Wer durch einen plötzlichen Zwischensprint seinen Puls in die Höhe treibt, wird warten müssen, bis die Apple Watch mit der Messung nachzieht - ein technisches Phänomen, das wir in der Vergangenheit bei Konkurrenzprodukten ebenso beobachtet haben.
Testfazit zur Apple Watch Sport
Die Frage, ob die Apple Watch Sport für Läufer geeignet ist, ist eher eine Frage danach, was Läufer suchen. Wer eine Erweiterung seines Smartphones sucht, sein Training mit Apps aufzeichnet und während des Laufens Musik hört, hat mit der Apple Watch ein nützliches und schickes Gadget mit Activity-Tracker-Funktion am Handgelenk. Für ambitionierte Athleten, die auf einen großen Funktionsumfang legen (Intervalltrainings programmieren, Display-Ansichten manuell konfigurieren, integriertes GPS nutzen, barometrischer Höhenmesser, ...), eignet sich die Apple Watch Sport nicht - zu rudimentär die Workout-App, zu ungenau die Distanz-Erfassung über Bewegungssensoren, zu verzögert die Herzfrequenz-Messung. Aber gut möglich, dass Apple in Zukunft hier nachbessern wird. Solange werden ambitionierte Läufer auf die traditionellen Puls- und GPS-Uhren zurückgreifen müssen.
Vergleichswerte während der ersten drei Testläufe
1. Apple Watch, iPhone 6, Strava vs. Polar V800
Distanz: 12,8 km vs. 13,2 km
2. Apple Watch Workout-App vs. Polar V800 (ohne Pulsmessung, konstantes Tempo)
Distanz: 5,8 km vs. 5,1 km
3. Apple Watch Workout-App vs. Polar V800 (mit Pulsmessung, stark wechselndes Tempo mit Zwischensprints)
Distanz: 6,9 km vs. 7,7 km
Durchschnittspuls: 154 bpm vs. 151 bpm