Und sie läuft und läuft und läuft... Mit diesem vom VW Käfer geklauten Werbespruch könnte Huawei auch seine Watch GT 2 bewerben. Denn neben besonders vielen Funktionen für Läufer (Sportler) macht die Uhr vor allem wegen einer Zahl auf sich aufmerksam: 30 Stunden. So lange soll der Akku der Variante mit 46 Millimeter großem Gehäuse im GPS-Modus und durchgehender Herzfrequenzmessung durchhalten (im 42-Millimeter-Gehäuse sollen es immerhin 15 Stunden sein). Das ist ein sehr, sehr ordentlicher Wert für eine Sportuhr. Doch ist die GT 2 eigentlich eine Sportuhr? Oder doch eher eine Smartwatch? Oder gar ein Fitness-Tracker?

Bevor wir diese Frage weiter unten beantworten, kommen wir zu den harten Fakten des Datenblattes. Das Gehäuse besteht aus Edelstahl, Kunststoff und Keramik. Das Gewicht liegt mit Silikonarmband bei 70 Gramm im 46-Millimeter-Modell und 60 Gramm im 42-Millimeter-Modell. Das AMOLED-Touchdisplay ist in der großen Modell 3,53 Zentimeter groß und hat eine Auflösung von 454x454 Pixeln. Die kleinere Variante kommt mit einem 3,05 Zentimeter großen Display und 390x390 Pixeln daher. Beide Größen verfügen über einen optischen Herzfrequenzsensor an der Gehäuseunterseite, magnetischen Kompass, Gyroskop und sogar einen barometrischen Höhensensor. Die Wasserdichtigkeit ist mit 50 Metern (5 ATM) angegeben.

Wie ist der erste Testeindruck der Huawei Watch GT 2?
Im Test hatten wir die Huawei Watch GT 2 in der Sport Edition mit großem 46-Millimeter-Gehäuse. Was zunächst auffiel: Die Uhr wirkt sehr wertig. Die Lünette (gibt’s nur am großen Modell) mitsamt der beiden Knöpfe an der rechten Seite lassen die Uhr klassisch wirken und deuten nicht gleich an, dass man eine sportlich-smarte Uhr am Handgelenk hat. Dort trägt sich die Uhr dank Silikon-Armband sowohl an dünnen und kräftigen Armen gleichermaßen angenehm. Das Display verfügt über einen hohen Kontrast und hohe Helligkeit, spiegelt draußen bei starkem Lichteinfall jedoch etwas. Die Lesbarkeit ist dennoch super. Die Uhr reagiert beinahe verzögerungsfrei auf Eingaben über das Touchdisplay. Auch das Heben des Armes schaltet das Display schnell und vor allem zuverlässig an.
Wie schlägt sich die Huawei Watch GT 2 beim Laufen?
Dass die Uhr auf Sport ausgelegt ist, merkt man sofort. So gibt es 15 vorinstallierte Sportmodi fürs Laufen (drinnen wie draußen), Radfahren (drinnen wie draußen), Wandern, den Triathlon, das Schwimmen (drinnen wie draußen) sowie für Ruderergometer, Crosstrainer oder ein freies Training. Dazu gibt es 13 Laufkurse, die Anfänger beim Einstieg begleiten und Fortgeschrittene zu besserer Leistung verhelfen wollen.

Wir haben uns bei diesem Test auf den Laufmodus fokussiert. Die Bedienung ist einfach und intuitiv. Wer den unteren Knopf drückt, kommt in die Sportprofil-Auswahl. Über das gut zu bedienende Touchdisplay scrollt man durch die Sportprofile. Ein weiterer Knopfdruck bestätigt die Auswahl. Nun dauert es zwischen 1 und 20 Sekunden, bis das GPS-Signal gefunden ist und man den Lauf erneut mit einem Knopfdruck unten rechts starten kann. Ein leichtes Vibrieren sowie eine akustische Ansage (beides einzeln abstellbar) geben Rückmeldung, dass die Einheit gestartet wurde. Gleiches gilt für Pausen und „Erinnerungen“ nach einer bestimmten Distanz (etwa jeden Kilometer) oder Zeit. Ist der Lauf gestartet, zeigt das Display Herzfrequenz, Tempo, Distanz und Dauer sowie kleiner die Uhrzeit an. Mit Wischen nach oben oder unten kann man durch die sechs Trainingsseiten scrollen. Leider lassen sich die einzelnen Sportmodi weder direkt in der Uhr noch am Smartphone anpassen. Wer andere Daten sehen oder eine andere Darstellung der Daten haben möchte, geht leer aus. Mit einem Wischen nach links kommt man zum Musikplayer, der Musik aus dem eingebauten Lautsprecher oder angeschlossen Bluetooth-Kopfhörer spielen lässt.

Top: Anders als die meisten anderen Smartwatches und Activity-Tracker verfügt die Huawei Watch GT 2 auch über Knöpfe und muss nicht ausschließlich über das Touch-Display bedient werden – gerade beim Sport ein großer Vorteil, etwa um einen Lauf zu pausieren. Unverständlich ist das Fehlen einer Rundenfunktion. Durch die beiden Knöpfe wäre die Uhr prädestiniert, Runden zu nehmen. Schade! Vielleicht liefert Huawei diese Funktion ebenso wie anpassbare Datenfelder noch mittels Firmware-Update nach.
Die beim Laufen angezeigten Werte wirken nachvollziehbar und realistisch. So fühlt man sich stets gut informiert. Und auch die Auswertung im Nachhinein zeigt nachvollziehbare, realistische Werte an. So maß die Huawei bei einem Lauf 7,64 Kilometer an, während eine Garmin Forerunner 945 (den Testbericht finden Sie hier) 7,80 Kilometer ermittelte. Auch bei anderen Läufen war die Abweichung minimal. Meist maß die Uhr etwas kürzere Strecken. In puncto Herzfrequenz zeigte die Uhr die üblichen Schwächen optischer Herzfrequenzsensoren, ermittelte bei lockeren Läufen aber meist sehr ähnliche Werte wie die Vergleichsuhr mit Pulsgurt.

Apropos Auswertung: Die erfolgt entweder direkt an der Uhr oder über die Huawei Health App (getestet haben wir die iOS-Version). Beides liefert die wichtigsten Werte (Dauer, durchschnittliche Pace, Herzfrequenz mitsamt Herzfrequenzverlauf und Zonendauer, Höhendiagramm, Schrittfrequenz und -länge. Was die sportliche Ausrichtung der Uhr untermauert, sind zudem die Angaben zum Trainingseffekt (anaerob und aerob), Regenerationszeit sowie VO2max (Leistungsvermögen). Nach unseren Eindrücken ermittelt die Uhr hier durchaus realistische Näherungswerte, die zur Trainingssteuerung für Laufeinsteiger und Fortgeschrittene geeignet sind.
Wie lange hält der Akku der Huawei Watch GT 2?
Läuft und läuft und läuft die Huawei Watch GT 2 wirklich? Ja! Nach einer Woche mit fünf Laufeinheit von einer Gesamtdauer von 4,5 Stunden zeigte die Uhr noch 35 Prozent Akku an. Um die Ausdauer der Uhr herauszufordern, ließen wir sie zudem mit 85 Prozent Akkustand knapp 17 Stunden im GPS-Modus laufen, wonach noch immer 30 Prozent im Akku waren. Klar, wer über die Uhr Musik hört, das Display dauerhaft eingeschaltet lässt, muss mit geringen Laufleistungen rechnen, doch die sind dann im Vergleich zur Konkurrenz nach wie vor überragend.
Wie smart ist die Huawei Watch GT 2?
Zu sagen, welche Uhr der GT 2 Konkurrenz macht, ist überdies gar nicht so einfach. Denn dafür muss man erst einmal entscheiden, ob die Huawei Watch GT 2 eine Smartwatch, ein Fitness-Tracker oder doch eine Sportuhr ist. Wir sagen: Sie ist eher Fitness-Tracker und Sportuhr.
Als Smartwatch kann man mit ihr wunderbar telefonieren (sofern es mit dem Smartphone verbunden ist), Musik hören (über Bluetooth-Kopfhörer oder den eingebauten Lautsprecher) und Benachrichtigungen erhalten. Sprachassistenten und Bezahlfunktionen fehlen allerdings. Zudem setzt Huawei als Betriebssystem auf eine eigene Software namens Lite-OS, welche, anders als bei den Uhren von Apple oder jenen mit Wear OS von Google, keine Möglichkeit bietet, zusätzliche Apps zu installieren. Das System ist geschlossen und bietet keinerlei Erweiterungsmöglichkeiten. Von daher gibt es Abstriche in Sachen „smartness“.

Als Activity-Tracker punktet die Huawei Watch GT 2 jedoch: Schlaftracking, 24-Stunden-Pulsmessung und Schrittzähler funktionieren einwandfrei. Über die App kann man zudem sein Gewicht eingeben (beziehungsweise über eine geeignete Waage übertragen lassen). Wichtig: Die Stressüberwachung funktioniert nur mit einem Android Smartphone.
Als Sportuhr sind neben der zuverlässigen Aufzeichnung von GPS und Puls während einer Aktivität vor allem die Funktionen zum Trainings-, Belastungs- und Leistungszustand hervorzuheben. Sie geben eine durchaus nachvollziehbare individuelle Bewertung des Trainings, der Erholung und der Fitness.
Für wen ist die Huawei Watch GT 2 geeignet?
Unser Fazit: Wir empfehlen die Huawei Watch GT 2 all jenen, die für überschaubares Geld (UVP: ab 199 Euro (42 Millimeter), ab 229 Euro (46 Millimeter)) einen gelungenen Mix aus Sportuhr und Activity-Tracker mit extrem langer Akkulaufzeit haben möchten. Wer wirklich ambitioniert trainiert (wofür es unserer Meinung nach wichtig ist, Runden stoppen zu können) greift besser zu einer reinen Sportuhr.
Plus- und Minuspunkte der Huawei Watch GT 2
+ schlichtes Design und gute Passform
+ einfache Bedienung mit klarer Rückmeldung
+ steckt voller Sensoren und Funktionen
+ exakte GPS-Messung
+ sinnvolle Trainingsrückmeldung
+ Activity-Tracker
+ solide Herzfrequenzmessung am Handgelenk
+ günstiger Preis
- nur rudimentäre Smartwatch-Funktionalitäten
- keine Apps
- Rundenfunktion fehlt
- Datenfelder nicht anpassbar