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Bislang war die Garmin Forerunner 935 meine liebste GPS-Sportuhr. Was ich an ihr mag und nicht mag, habe ich vor zwei Jahren in diesem ausführlichen Testbericht beschrieben. Bis heute bin ich sehr überzeugt von der 935, doch jetzt ist ihre Nachfolgerin, die Garmin Forerunner 945, auf dem Markt und die Frage ist: Ist sie noch besser? Was kann sie mehr? Und hat sie gar den einzigen wirklichen Makel (die ungenaue optische Herzfrequenzmessung) abgelegt? Zwei Jahre sind bei technischen Produkten eine Welt. Entsprechend viele neue Features und kleine Änderungen stecken in dem neuen Modell.
Bekanntes Design, neue Funktionen
Von diesen Änderungen ist aber nichts zu sehen. Die FR 945 sieht der FR 935 auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich. Gestaltung, Größe und Gewicht (nachgewogene 50 Gramm) sind gleichgeblieben. So sitzt das eher kompakte, faserverstärkte Polymer-Gehäuse mit dem weichen, dehnbaren Silikon-Armband weiterhin auch an dünnen Handgelenken ohne zu wackeln und zu drücken. Garmin setzt auch diesmal auf echte Knöpfe und verzichtet auf eine Touch-Bedienung. Einzig die Knöpfe sind nun etwas dunkler und im Grunde das einzige Detail, an dem man die neue Version erkennt.
Deutlich auffälliger sind die Veränderungen in Sachen Funktionen. Die FR 945 hat viele Funktionen aus anderen Garmin-Modellen wie etwa der Fenix 5X Plus spendiert bekommen und zudem auch eine Reihe ganz neuer Funktionen. Hier eine kurze Übersicht: Die Garmin Forerunner 945 speichert und spielt nun Musik via Bluetooth ab. Sie hat eine Kartendarstellung mit Navigations- und Routingfunktion. Zudem kann man dank NFC-Chip und Garmin Pay bargeldlos bezahlen (was allerdings in Deutschland noch kaum eine Bank unterstützt, man aber mittels einer elektronischen Kreditkarte, wie sie etwa VIMPay anbietet, lösen kann). Ebenfalls neu ist ein Sicherheits-Feature, beim dem wie etwa auch bei der Apple Watch 4 Stürze/Unfälle erkannt werden und die Koordinaten an einen Notfallkontakt gesendet wird.
Für ambitionierte Ausdauersportler, egal ob Läufer, Radfahrer oder Triathlet, sind sicher die Funktionen der Uhr interessanter, die das Training analysieren und daraus Schlüsse auf die Leistungsfähigkeit ziehen. Schon die alte Garmin Forerunner 935 war als Coach am Handgelenk wirklich überzeugend. Neu bei der 945 ist jetzt eine Funktion namens Trainingsbelastungsfokus. Sie soll helfen, die Intensität des Trainings besser zu steuern, indem sie anzeigt, in welchen Trainingsbereichen man in den letzten vier Wochen trainiert hat. Der neue optische Pulssensor an der Gehäuseunterseite, der im Sekundentakt die Herzfrequenz aufzeichnet, misst nun auch die Sauerstoffsättigung, wodurch bei der Berechnung des Trainings- und Leistungszustands die Akklimatisierung an Höhe und Hitze mit einbezogen wird.

Ebenfalls einen Einblick in die körperliche Leistungsfähigkeit sollen die Funktionen Stress Tracking und Body Battery geben. Das muss man sich so vorstellen, dass man morgens nach dem Schlafen mit aufgeladenen Körperakkus aufwacht und über den Tag hinweg Energie verliert. In die Berechnung werden Herzfrequenzvariabilität (hier erklären wir, was die Herzfrequenzvariabilität (HRV) genau ist), Stresslevel, Schlafqualität und Aktivität mit einbezogen. Apropos Aktivität: Selbstverständlich fungiert die Garmin Forerunner 945 auch als Activity-Tracker, der ihre gesamte Bewegung und sogar ihren Schlaf überwachen kann.
Der neue Satellitensensor von Sony, der so auch in den neuesten Uhrenmodellen von Suunto und Polar steckt, unterstützt neben den amerikanischen GPS- und den russischen GLONASSS-Navigationssatelliten auch das europäische Galileo-System. Dabei kann man wählen, welche Satelliten die Uhr nutzen soll: nur GPS, GPS und GLONASS oder GPS und Galileo.
Genaues GPS, lange Akkulaufzeit
Tragekomfort und Bedienung sind Garmin-typisch sehr gelungen. Das Koppeln und Synchronisieren der Einheiten mit dem Smartphone klappt problemlos. Überhaupt funktioniert Garmins Connect-App einwandfrei. Seine Arbeit als Activity-Tracker verrichtet die Uhr sehr gut – sie zählt Schritte, überwacht den Schlaf und erkennt Bewegungsabläufe. So werden in der Connect-App etwa auch Radfahrten und Spaziergänge angezeigt, obwohl man gar keine Aktivität gestartet hat. Die Funktionen Stress Tracking und Body Battery hatten für mich keinen praktischen Nutzen, weiß ich doch selbst, dass ich nach einem anstrengenden Tag müde bin. Um dauerhafte Überlastungen zu erkennen, können die Funktionen jedoch sehr praktisch sein.
Insgesamt habe die Uhr mehr als vier Wochen getestet und mich dabei ausschließlich auf die Funktionen konzentriert, die für mich als Läufer entscheidend sind. Besonders wichtig: der neue Satellitensensor. Er misst sehr zuverlässig. So hatte ich im kompletten Testzeitraum keinerlei Probleme mit der Messung. Selbst in einer engen Klamm in den Alpen gab es keine Ungenauigkeiten in Form von GPS-Sprüngen, die sonst gerne in engen (Häuser-)Schluchten auftreten. Im Gegenteil: Die GPS-Messung der Garmin Forerunner 945 ist die genaueste, die ich je bei einer Uhr gesehen habe. Bei einem vermessenen 10-Kilometer-Wettkampf maß der neue Sony-Sensor exakt 10,00 Kilometer.
Ein Grund für Garmins Wechsel zu einem Satelittensensor-Chip von Sony ist übrigens sein geringerer Energieverbrauch. In Folge sind die Akkulaufzeiten der Garmin Forerunner 945 nochmal einen Tick besser als die der Forerunner 935. Laut Garmin soll die Akkulaufzeit im reinen GPS-Modus bei 40 Stunden liegen, im UltraTrac-Modus, bei dem nicht jede Sekunde aufgezeichnet wird, sollen sogar 60 Stunden drin sein. In der Praxis zeigt die Batterie nach einer Woche mit 12 Stunden Training, durchgehender optischer Herzfrequenz- und Sauerstoffsättigungsmessung sowie Kopplung zum Handy noch 32 Prozent an. Ein Lauf über 5:10 Stunden, bei dem ich durchgehend die Navigationsfunktion mit Kartendarstellung genutzt und GPS und GLONASS im genauesten Aufzeichnungsintervall eingeschaltet hatte, kostete 21 Prozent Akkuladung.
Tolle Kartendarstellung, nützliche Routenerstellung

Apropos Karten und Navigation, für mich ist das eine der wichtigsten Neuerungen der Multisportuhr. Ich habe mich bereits häufig von der Wurmnavigation einiger Laufuhren leiten lassen. Mit einer hinterlegten Karte auf der Uhr ist es aber noch deutlich komfortabler einem Track zu folgen, da Wege um einen herum sichtbar sind und die Orientierung vereinfachen. Beispiel: Sie laufen auf eine Weggabelung zu, deren Wege sich im spitzen Winkel trennen. Nur mit der Wurmnavigation besteht die Chance, dass man den falschen Weg einschlägt. Wird die Strecke jedoch auf einer Karte dargestellt, ist es eindeutig, wo es langgeht. Für mich, der gerne auf Trails unterwegs ist und neue Gegenden erläuft, ist die Kartenfunktion genial. Nettes Gimmick der Garmin Forerunner 945 ist die Routing-Funktion, die Routen automatisch erstellt, ohne vorab einen Track auf die Uhr geladen zu haben. Praktisch ist dabei der Round-Trip-Modus: Man gibt an, wie viele Kilometer man laufen möchte und die Uhr berechnet mehrere Streckenvorschläge, von dem man anschließend einen nachlaufen oder auch -fahren kann. Das alles funktioniert wirklich einwandfrei.
Ungenaue Pulsmessung, clevere Trainingsanalyse
Nicht einwandfrei ist leider die optische Herzfrequenzmessung der Garmin Forerunner 945. Ich schreibe es seit Jahren bei all meinen Tests: Optische Pulsmessung am Handgelenk funktioniert beim Laufen nicht zuverlässig. Egal welcher Hersteller, egal welches Modell: Es gibt immer wieder unerklärliche Aussetzer. Das hat sich (leider) auch bei der FR 945 nicht geändert. Während die Herzfrequenz im Alltag zuverlässig gemessen wird, gibt es bei Aktivitäten oft völlig unrealistische Werte. Bei einem 10-Kilometer-Rennen etwa, hatte ich laut der Garmin auf den ersten 5 Kilometern einen Puls von 120 bis 150 Schlägen und auf den zweiten 5 Kilometer plötzlich konstant über 180 Schläge. Da sich die Uhr also nach kurzer Zeit fing und realistische Werte anzeigte, fallen andere Gründe (lockeres Armband, starke Körperbehaarung, dunkle Hautfarbe) weg.

Solche Aussetzer können einerseits während des Laufens nerven, wenn man nach Puls laufen möchte, andererseits wirken sie sich auf die Ermittlung der weiter oben genannten Funktionen zur Analyse des Trainings und Ermittlung der Leistungsfähigkeit aus. So sank etwa meine von der Uhr berechnete VO2max in den beiden ersten Wochen, die ich mit der Garmin Forerunner 945 unterwegs war, von 65 auf 60 – einfach, weil der Puls oft falsch gemessen wurde. Wer die durchaus sehr gelungenen Möglichkeiten der Trainingsanalyse und -steuerung nutzen möchte, sollte unbedingt einen Brustgurt nutzen, um zuverlässig genaue Herzfrequenzwerte zu erhalten. Ein Pulsgurt lässt sich ganz einfach via Bluetooth mit der Garmin verbinden. Genauso lassen sich weitere Geräte wie etwa Wattmesssysteme, Fußsensoren über Bluetooth und ANT+ koppeln.
Was die beiden neuen Funktionen Höhen- und Wärmeakklimatisierung angeht, kann ich leider nicht viel sagen. Im Testzeitraum war ich zwar in den Bergen und die Uhr erkannte auch, dass ich mich in der Höhe aufhalte, doch die ausgegeben Werte hatten keine Aussagekraft für mich. Ich werde diese Funktionen weiterhin testen und meinen Eindruck hier in Kürze ergänzen.

Fazit der Garmin Forerunner 945
Im Grunde ziehe ich bei der 945 den gleichen Schluss wie bei der 935: Es ist die beste Multisportuhr auf dem Markt. Je nach Sichtweise kann man viele Funktionen der Garmin Forerunner 945 als Spielereien abtun, die im (sportlichen) Alltag kaum jemand braucht. Schon beim Vorgänger habe ich im Grunde nur wenige Funktionen wirklich benötigt. Ich finde die 945 gut, weil sie die für mich wichtigen Features (lange Akkulaufzeit, genaues GPS, leichtes Gehäuse, barometrischer Höhenmesser, funktionierende Software) bietet. Hinzu kommt eine wirklich sehr gute Navigationsfunktion mitsamt Kartendarstellung. Einziger Makel ist und bleibt in meinen Augen die ungenaue optische Herzfrequenzmessung, die sich massiv auf die Aussagekraft der Trainings- und Leistungsanalyse auswirkt. Wer diese Funktionen wirklich nutzen möchte, sollte einen Pulsgurt benutzen.
Wer gerade auf der Suche nach einer neuen Multisportuhr ist, macht mit der Garmin Forerunner 945 definitiv einen guten Kauf. Wer allerdings noch eine 935 am Handgelenk trägt, muss definitiv nicht zu einem Update greifen – außer er wünscht sich eines der neuen Features.
Plus- und Minuspunkte der Garmin Forerunner 945
+ tolles Design mit hervorragender Passform und geringem Gewicht
+ einfache Bedienung mit klarer Rückmeldung
+ steckt voller Sensoren und Funktionen
+ tolle Karten- und Navigationsfunktion
+ exakte GPS-Messung
+ sinnvolle Trainingsrückmeldung und -steuerung (bei Verwendung eines Brustgurtes zur Herzfrequenzmessung)
+ gelungene App zur Synchronisation und Auswertung (Garmin Connect)
- fehleranfällige Herzfrequenzmessung am Handgelenk
- hoher Preis
Sie haben Fragen zum Test oder zur Garmin Forerunner 945? Dann schreiben Sie mir!