Sonne, warm, erster Lauf mit der Rodenstock ProAct. Obgleich die Beziehung zu der sportlichen Sehhilfe etwas holprig startete, überzeugt die Sport-Sonnenbrille gleich beim ersten Einsatz. Das Sichtfeld ist dank ihrer großen Gläser sehr breit, die Sicht an sich überragend klar. Selbst die – gerade bei starker Fehlsichtigkeit meist starken – Verzerrungen an den Gläserrändern sind kaum wahrzunehmen. Die Eingewöhnungszeit der Augen fällt dadurch relativ kurz aus. Auf und ab geht es durch Wiesen und Felder, die Brille bleibt stets an ihrem Platz – trotz einer fehlenden Fixierung auf dem Nasenrücken. Bemerkenswert fällt der Blendschutz der Rodenstock aus: Schmerzen üblicherweise die Augen schon fast beim Lauf in Richtung Sonne, so kann mit der Sehhilfe davon keine Rede mehr sein. Die ProAct dämpft die Helligkeit überaus effektiv und taucht alles in ein angenehmes Licht.
Die Vorfreude auf den Test der Rodenstock-Brille war groß: Wer keine Sehschwäche hat und zwischen hunderten Sportbrillen (mit oder ohne Sonnenschutz) wählen kann, mag sich schwertun damit, dieses Gefühl nachzuempfinden. Wer indes wie der Autor gleich einem Maulwurf in die Welt blickt (-7.00 und -5.75 Dioptrien), wird die Euphorie über ein angepasstes Sportequipment wohl besser verstehen.
Ortstermin: Optik Renken, sesshaft in der Hamburger City, ermittelt mit modernem Equipment meine aktuellen Sehwerte und bestellt das Modell ProAct Basic Curved in der Fassung R3273. Die paar Wochen bis zum anstehenden Griechenlandurlaub reichen Rodenstock leider nicht zur Fertigstellung der Brille, erst über zwei Monate später kann ich sie bei Optik Renken in Empfang nehmen.
Und dann noch das: Beim Empfang der Brille löst sich ein verklebtes Nasenpad. Wenig erfreulich, vor allem wenn man den Preis bedenkt. Inklusive Korrektionsgläsern ruft Rodenstock für das getestete Modell ab 349 Euro auf. Je nach Art der Gläser und ihrer Beschichtungen kommt noch etwas oben drauf. Zurück zum Nasenpad: Beim vorliegenden Gestell ergibt es ohnehin nicht allzu viel Sinn, da es fest verklebt ist und sich nicht einstellen lässt. Die kundige Hand von Optikermeister Renken und etwas Sekundenkleber beheben den Fauxpaus, schnell noch die Bügel etwas zurechtbiegen (sehr praktisch) und schon sitzt die Brille fest im Gesicht. Nur nicht auf der schmalen Nase des Autors, die Fixierung gelingt allein über die einstellbaren Bügel. Für schlanke Riechorgane gäbe es andere Modelle versichert die für Rodenstock zuständige PR-Dame.
Im Alltag geht die ProAct als normale Sonnenbrille durch, nicht selbstverständlich bei manch ambitioniert designtem Modell auf dem Markt. Beim Radfahren beispielsweise spürt man ihre Eignung für den sportlichen Einsatz dann doch: Der Fahrtwind wird effektiv ferngehalten, auch seitlich weht nichts in die Augen – äußerlich fällt die seitliche Abschirmung der Augen nicht weiter auf. Das gefällt.
Um den Einsatz der Brille auch auf weniger sonnige Tage zu erweitern, wurde das Testexemplar mit selbsttönenden Gläsern geordert. Geliefert wurde die ProAct indes ohne diese komfortable Eigenschaft, die Gläser kamen in der Ausführung "Chestnut Brown Silver Moon". Das bedeutet übersetzt: Braune Gläser mit leicht silbern spiegelnder Oberfläche – gerade richtig dosiert, um cool, aber nicht prollig auszusehen. Grundsätzlich: Die Konfigurationsmöglichkeiten für die Rodenstock ProAct sind zahlreich. Somit ist sie gerade für Fehlsichtige (von -8 bis +8 Dioptrien) eine empfehlenswerte Wahl.