In Tokio beginnen am 13. September 2025 die neuntägigen Leichtathletik-Weltmeisterschaften. Die Titelkämpfe finden rund einen Monat später statt als gewöhnlich, was mit den hohen Temperaturen zusammenhängt, die in Japan im Sommer herrschen. Der Kenianer Emmanuel Wanyonyi (800 m), der Norweger Jakob Ingebrigtsen (1.500 und 5.000 m), der Marokkaner Soufiane El Bakkali (3.000 m Hindernis), die Britin Keely Hodgkinson (800 m) sowie die Kenianerinnen Faith Kipyegon (1.500 m) und Beatrice Chebet (5.000 und 10.000 m) gehören zu den Stars, die bei den Lauf-Wettbewerben auf der Bahn antreten. Sie alle sind auch die aktuellen Olympiasieger.
Mehrere deutsche Läufer könnten über die Bahn-Laufstrecken gute Platzierungen erreichen oder sogar für eine Überraschung sorgen. Dies gilt vor allem für den Hindernisläufer Frederik Ruppert (LAV Stadtwerke Tübingen). Der deutsche Rekordhalter gewann zuletzt das hochkarätige Meeting in Zürich. Je nach Rennverlauf könnte auch Karl Bebendorf (Dresdner SC) über die Hindernisse eine gute Rolle spielen. Für Robert Farken (SC DHfK Leipzig) und Mohamed Abdilaahi (Cologne Athletics) geht es zunächst darum, das Finale zu erreichen. Bei den Frauen hat Lea Meyer (Bayer Leverkusen) über 3.000 m Hindernis die besten Chancen. Ihr ist eine sehr gute Platzierung im Finale, das aber auch erst einmal erreicht werden muss, zuzutrauen.
Marathon mit Richard Ringer und Amanal Petros
Der Marathon ist traditionell die einzige Straßenlauf-Disziplin bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften im Sommer. In der Vergangenheit waren WM-Marathonläufe oftmals nicht absolut hochklassig besetzt, da etliche Athleten lukrative Starts bei den City-Marathonrennen im Herbst vorzogen. Dies gilt teilweise auch dieses Mal, vor allen bei den Frauen. Bei den Männern stehen ein Dutzend Athleten mit Bestzeiten von unter 2:05:00 Stunden auf der Meldeliste. Eine solche Dichte in der Spitze gab es bei einem WM-Marathon noch nie. 13 weitere Läufer weisen persönliche Rekorde von unter 2:06:00 auf.
Die Äthiopier Deresa Geleta (Bestzeit: 2:02:38) und Tadese Takele (2:03:23) sowie der Kenianer Vincent Ngetich (2:03:13) sind die schnellsten Läufer auf der Startliste. Sie gehören am Montag zu den Favoriten. Jedoch kann bei voraussichtlich extrem feucht-heißen Bedingungen viel passieren. Mit Victor Kiplangat (Uganda) startet auch der Titelverteidiger, der vor zwei Jahren in Budapest in einem Hitzerennen überraschend triumphiert hatte.
Die beiden erfolgreichsten deutschen Marathonläufer der letzten Jahre werden in Tokio starten:
Richard Ringer (LC Rehlingen) und Amanal Petros (Hannover 96). Beide laufen zum ersten Mal einen WM-Marathon. Der Marathon-Europameister von München 2022, Richard Ringer, war sowohl bei Olympia 2021 als auch 2024 mit den Rängen 25 beziehungsweise 12 der beste deutsche Läufer. Er hatte sich zuletzt im Höhentraining in St. Moritz und anschließend im italienischen Viareggio am Mittelmeer bei warmem Wetter auf das Rennen in Tokio vorbereitet. „Beide Trainingslager liefen sehr gut. Ich bin in Bestform - wie vor jedem Marathon. Die Entwicklung geht immer noch voran“, sagte der 36-Jährige, der eine Bestzeit von 2:05:46 hat. „Mein Ziel ist eine Platzierung unter den ersten Acht - es kann aber natürlich immer viel passieren.“
Ebenso ambitionierte Ziele hat auch Amanal Petros. „Ich will in der Spitzengruppe mitlaufen, werde mich aber in der Gruppe eher hinten einsortieren und dann sehen, was möglich ist“, sagte Amanal Petros, der bei der EM 2022 Vierter war und ein Jahr später beim Berlin-Marathon als erster deutscher Läufer eine Zeit von unter 2:05 Stunden erreichte (2:04:58). Der 30-Jährige hat sich wie immer ausschließlich im kenianischen Höhentrainingslager in Iten auf den WM-Marathon vorbereitet. „Das Training läuft gut. Ich freue mich auf das Rennen in Tokio und bin gespannt“, sagte Amanal Petros in einem Telefonat im August.
Einen Tag vorher, am Sonntag, findet das Frauenrennen über die 42,195 km statt. Sieben Läuferinnen gehen mit Bestzeiten von unter 2:20:00 Stunden an den Start. Die mit einigem Abstand schnellste Athletin auf der Meldeliste ist als Favoritin anzusehen: Tigst Assefa (Äthiopien) hatte in Berlin 2023 mit 2:11:53 Stunden einen sensationellen Weltrekord aufgestellt. Vor einem Jahr war sie knapp hinter Sifan Hassan (Niederlande), die in Tokio nicht startet, Olympia-Zweite und in diesem Jahr gewann sie den hochkarätigen London-Marathon. Ihre Landsfrauen Sutume Kebede (Bestzeit: 2:15:55) und Tigist Ketema (2:16:07) sowie Kenias Marathon-Olympiasiegerin von 2021, Peres Jepchirchir (2:16:16), könnten die schärfsten Konkurrentinnen für Tigst Assefa sein. Aber auch hier gilt: aufgrund der extremen Wetterbedingungen kann viel passieren. Deutsche Läuferinnen sind beim WM-Marathon nicht am Start.
Die WM-Läufe: Daten, Favoriten, deutsche Starterinnen und Starter
Alle angegebenen Zeiten sind MESZ (deutsche Zeit), in Tokio ist es jeweils 7 Stunden später.
MÄNNER
800 m
Vorläufe: 16. September, 12.35 Uhr
Halbfinale: 18. September, 14.45 Uhr
Finale: 20. September, 15.22 Uhr
Favoriten / Medaillenkandidaten: Emmanuel Wanyonyi (Kenia) / Marco Arap (Kanada), Bryce Hoppel (USA), Djamel Sedjati (Algerien), Donovan Brazier (USA), Josh Hoey (USA)
Deutscher Starter: Alexander Stepanov (VfL Sindelfingen)
1.500 m
Vorläufe: 14. September, 2.35 Uhr
Halbfinale: 15. September, 14.30 Uhr
Finale: 17. September, 15.20 Uhr
Favoriten / Medaillenkandidaten: Cole Hocker (USA), Josh Kerr (Großbritannien),
Jakob Ingebrigtsen (Norwegen) / Azeddine Habz (Frankreich), Phanuel Koech (Kenia), Timothy Cheruiyot (Kenia)
Deutscher Starter: Robert Farken (SC DHfK Leipzig)
5.000 m
Vorläufe: 19. September, 13.05 Uhr
Finale: 21. September, 12.50 Uhr
Favoriten / Medaillenkandidaten: Jakob Ingebrigtsen (Norwegen) / Biniam Mehary (Äthiopien), Grant Fisher (USA), Nico Young (USA), Andreas Almgren (Schweden), Kuma Girma (Äthiopien), Jacob Krop (Kenia)
Deutsche Starter: Mohamed Abdilaahi (Cologne Athletics), Florian Bremm (LSC Höchstadt/Aisch)
10.000 m
Finale: 14. September, 14.30 Uhr
Favoriten / Medaillenkandidaten: Berihu Aregawi (Äthiopien), Selemon Barega (Äthiopien), Yomif Kejelcha (Äthiopien) / Biniam Mehary (Äthiopien), Grant Fisher (USA), Edwin Kurgat (Kenia), Mohammed Ahmed (Kanada)
Deutscher Starter: Aaron Bienenfeld (Düsseldorf Athletics)
3.000 m Hindernis
Vorläufe: 13. September, 11.05 Uhr
Finale: 15. September, 14.55 Uhr
Favoriten / Medaillenkandidaten: Lamecha Girma (Äthiopien), Soufiane El Bakkali (Marokko) /
Edmund Serem (Kenia), Ryuji Miura (Japan), Kenneth Rooks (USA), Frederik Ruppert (LAV Stadtwerke Tübingen)
Deutsche Starter: Frederik Ruppert (LAV Stadtwerke Tübingen), Karl Bebendorf (Dresdner SC), Niklas Buchholz (LSC Höchstadt/Aisch)
Marathon
Finale: 15. September, 1.00 Uhr
Favoriten / Medaillenkandidaten: Deresa Geleta (Äthiopien), Tadese Takele (Äthiopien), Vincent Ngetich (Kenia), Victor Kiplangat (Uganda), Tesfaye Deriba (Äthiopien)
Deutsche Starter: Richard Ringer (LC Rehlingen), Amanal Petros (Hannover 96)
FRAUEN
800 m
Vorläufe: 18. September, 12.55 Uhr
Halbfinale: 19. September, 13.45 Uhr
Finale: 21. September, 12.35 Uhr
Favoritinnen und Medaillenkandidatinnen: Keely Hodgkinson (Großbritannien) / Tsige Duguma (Äthiopien), Georgia Hunter Bell (Großbritannien), Nigist Getachew (Äthiopien), Mary Moraa (Kenia), Prudence Sekgodiso (Südafrika), Audrey Werro (Schweiz).
Starterinnen, Deutschland: Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler), Smilla Kolbe (Eintracht Frankfurt),
1.500 m
Vorläufe: 13. September, 12.50 Uhr
Halbfinale: 14. September, 14.05 Uhr
Finale: 16. September, 15.05 Uhr
Favoritinnen/Medaillenkandidatinnen: Faith Kipyegon (Kenia) / Diribe Welteji (Äthiopien), Jessica Hull (Australien), Nikki Hiltz (USA), Nelly Chepchirchir (Kenia)
Deutsche Starterinnen: Nele Weßel (TVW Wiesbaden), Jolanda Kallabis (FT 1844 Freiburg)
5.000 m
Vorläufe: 18. September, 12.05 Uhr
Finale: 20. September, 14.29 Uhr
Favoritinnen / Medaillenkandidatinnen: Faith Kipyegon (Kenia), Beatrice Chebet (Kenia) / Gudaf Tsegay (Äthiopien), Agnes Ngetich (Kenia)
Deutsche Starterinnen: Elena Burkard (LG Farbtex Nordschwarzwald), Lea Meyer (VfL Löningen)
10.000 m
Finale: 13. September, 14.30 Uhr
Favoritinnen / Medaillenkandidatinnen: Beatrice Chebet (Kenia), Agnes Ngetich (Kenia) Gudaf Tsegay (Äthiopien) / Janeth Chepngetich (Kenia), Nadia Battocletti (Italien)
Deutsche Starterin: Eva Dieterich (LAV Stadtwerke Tübingen)
3.000 m Hindernis
Vorläufe: 15. September, 2.15 Uhr
Finale: 17. September, 14.57 Uhr
Favoritinnen / Medaillenkandidatinnen: Winfred Yavi (Bahrain), Peruth Chemutai (Uganda), Faith Cherotich (Kenia) / Doris Lemngole (Kenia), Sembo Almayew (Äthiopien), Alice Finot (Frankreich), Norah Jeruto (Kasachstan)
Deutsche Starterinnen: Lea Meyer (Bayer Leverkusen), Gesa Krause (Silvesterlauf Trier), Olivia Gürth (Silvesterlauf Trier)
Marathon
Finale: 14. September, 1.00 Uhr
Favoritinnen / Medaillenkandidatinnen: Tigst Assefa (Äthiopien), Peres Jepchirchir (Kenia) / Sutume Kebede (Äthiopien), Tigist Ketema (Äthiopien), Sayaka Sato (Japan)