Topzeiten trotz einer „Verschnaufpause“

Die Halbmarathon-Jahresbilanz der Männer 2022
Topzeiten trotz einer „Verschnaufpause“

Veröffentlicht am 24.01.2023
Johannes Motschmann
Foto: photorun.net

Hochklassig aber nicht ganz so spektakulär wie in den beiden Jahren zuvor waren die Ergebnisse im Halbmarathon der Männer 2022 im internationalen Bereich. Ähnlich war es auch bezogen auf die nationale Situation. Der aktuelle Weltrekordler Jacob Kiplimo lief im vergangenen Jahr erneut die schnellste Zeit des Jahres, während in Deutschland der nationale Rekordhalter Amanal Petros wiederum die Bestenliste anführt.

Nach den extrem starken Ergebnissen der Jahre 2020 und 2021 wurden die Weltbestenlisten in den vergangenen zwölf Monaten nicht ganz so durcheinander gewirbelt. Im Vergleich könnte man fast sagen, dass die Männer 2022 im Halbmarathon eine „Verschnaufpause“ einlegten. Dennoch gab es aber ein paar Zeiten, die zu den besten je erzielten zählen. Zwei Läufer erreichten Ergebnisse, mit denen sie unter die Top 10 der Alltime-Liste kamen: Jacob Kiplimo gewann in Ras Al Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate) in 57:56 Minuten. Damit lag er zwar 25 Sekunden über seinem im Jahr zuvor gelaufenen Weltrekord (57:31), erreichte aber die fünftschnellste je gelaufene Zeit über die 21,0975 km. Auf Rang zehn in dieser Liste sortierte sich Kibiwott Kandie (Kenia) ein, der beim Rennen in Valencia nach 58:10 ins Ziel lief. Vier weitere Ergebnisse aus dem vergangenen Jahr finden sich unter den schnellsten 25 je gelaufenen Zeiten.

Es waren diese beiden Läufe, die mit ihren Resultaten die Jahresweltbestenliste dominieren. Unter den Top 11 der letzten zwölf Monate findet sich kein Resultat eines anderen Rennens. Der Sieger des Rennens in Berlin, Alex Kibet (Kenia), folgt dann auf Rang zwölf mit 58:55. In Ras Al Khaimah blieben im vergangenen Februar gleich sieben Läufer unter 59:00 Minuten. Ein solches Resultat hatte es zuvor erst einmal gegeben: in Valencia 2021.

Für europäische Läufer sind Zeiten unter einer Stunde nach wie vor relativ selten. Zwei derartige Ergebnisse gab es im vergangenen Jahr: Der Italiener Yemaneberhan Crippa wurde dabei in Neapel mit 59:26 Minuten der zweitschnellste Europäer aller Zeiten und verfehlte den Kontinentalrekord des Schweizers Julien Wanders (59:13/2019) nur um 13 Sekunden. Mit 59:43 überraschte der bereits 40-jährige Tadesse Abraham dann in Kopenhagen. Er stellte damit nicht nur einen Schweizer Rekord auf sondern auch einen Master-Weltrekord.

Ebenfalls in Kopenhagen, wo die Rekordzahl von 15 Läufern Zeiten von unter einer Stunde erreichten, stellte Amanal Petros (TV Wattenscheid) die deutsche Jahresbestzeit von 61:34 auf. Der deutsche Rekordhalter kam aber nur rund einen Monat nach dem EM-Marathon nicht an seine nationale Bestmarke von 60:09 heran. Mit einer Steigerung auf 61:45 hatte zuvor im Frühjahr Johannes Motschmann (SCC Berlin/Marathon-Team) in Berlin überrascht. Er sortierte sich damit in der ewigen deutschen Bestenliste auf Platz zehn ein. Kein weiterer deutscher Läufer blieb 2022 unter 62 Minuten (2021 waren es noch vier), aber immerhin liefen noch fünf weitere unter 63:00.

Dass es nicht mehr schnellere Zeiten von deutschen Läufern gab, mag ein bisschen auch daran gelegen haben, dass der Lauf in Dresden 2022 nicht stattfand. Während der Pandemie hatte im Frühjahr 2021 dieses reine Elite-Rennen mit hervorragenden Ergebnissen für Furore gesorgt.

Die besten Zeiten weltweit 2022

57:56 Jacob Kiplimo UGA Ras Al Khaimah/UAE 19.2

58:10 Kibiwott Kandie KEN Valencia 23.10.

58:30 Rodgers Kwemoi KEN Ras Al Khaimah/UAE 19.2.

58:32 Yomif Kejelcha ETH Valencia 23.10.

58:35 Kenneth Renju KEN Ras Al Khaimah/UAE 19.2.

58:36 Seifu Tura ETH Ras Al Khaimah/UAE 19.2.

58:40 Amedework Walelegn ETH Ras Al Khaimah/UAE 19.2.

58:40 Daniel Mateiko KEN Valencia 23.10.

58:45 Daniel Mateiko KEN Ras Al Khaimah/UAE 19.2.

58:47 Tadese Worku ETH Valencia 23.10.

Die besten deutschen Läufer 2022

61:34 Amanal Petros (TV Wattenscheid) Kopenhagen 18.9.

61:45 Johannes Motschmann (SCC Berlin) Berlin 3.4.

62:29 Jonathan Dahlke (Bayer Leverkusen) Berlin 3.4.

62:35 Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg) Neapel 27.2.

62:52 Sebastian Hendel (LG Braunschweig) Usti nad Labem / CZE 17.9.

62:55 Richard Ringer (LC Rehlingen) New York 20.3.

62:59 Filmon Teklebrhan (LAC Freiburg) Linz 23.10.

63:05 Philipp Pflieger (SCC Berlin) Berlin 3.4.

63:44 Haftom Weldaj (Hamburger LL) Hamburg 26.6.

63:47 Tom Gröschel (TC Fiko Rostock) Berlin 3.4.

Die besten Zeiten aller Zeiten

57:31 Jacob Kiplimo UGA Lissabon 2021

57:32 Kibiwott Kandie KEN Valencia 2020

57:37 Jacob Kiplimo UGA Valencia 2020

57:49 Rhonex Kipruto KEN Valencia 2020

57:56 Jacob Kiplimo UGA Ras Al Khaimah/UAE 2022

57:59 Alexander Mutiso KEN Valencia 2020

58:01 Geoffrey Kamworor KEN Kopenhagen 2019

58:07 Abel Kipchumba KEN Valencia 2021

58:09 Rhonex Kipruto KEN Valencia 2021

58:10 Kibiwott Kandie KEN Valencia 2022

Die besten deutschen Läufer aller Zeiten

60:09 Amanal Petros (TV Wattenscheid) Valencia 2021

60:34 Carsten Eich (SC DHfK Leipzig) Berlin 1993

61:02 Kurt Stenzel (ASC Darmstadt) Grevenmacher/LUX 1988

61:14 Stephan Freigang (LC Cottbus) Berlin 1992

61:18 Michael Fietz (LG Ratio Münster) Kosice/CZE 1997

61:20 Homiyu Tesfaye (Eintracht Frankfurt) Den Haag 2018

61:33 Richard Ringer (LC Rehlingen) Dresden 2021

61:35 Nils Voigt (TV Wattenscheid) Dresden 2021

61:36 Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) Gdynia/POL 2020

61:45 Johannes Motschmann (SCC Berlin) Berlin 2022