Nur drei Tage nach der traurigen Nachricht, dass Queen Elisabeth II verstorben war, ging im Nordosten Englands der 41. Great North Run über die Bühne. Auch wenn landesweit fast alle Sportevents abgesagt wurden und das Vereinigte Königreich seit dem Tod der Queen im Ausnahmezustand ist, entschieden sich die Organisatoren für die Durchführung des Events. Dies begründeten sie damit, dass sie das Gefühl hätten, dass dies im Einklang mit den Wünschen der Königin stand, indem tausende Menschen zusammenkommen, um ihrer Leidenschaft nachzugehen. Gleichzeitig darf der Wert, der der Great North Run Jahr für Jahr für wohltägige Zwecke hat, nicht unterschätzt werden. Rund 30 Millionen Euro Spendengelder kommen so schätzungsweise jährlich zusammen. Nichtsdestotrotz war der Great North Run 2022 ein ganz besonderes Event, das allen Beteiligten wohl nie vergessen werden.
Die schönsten Bilder vom Great North Run 2022 finden Sie hier:





Nachdem der Great North 5K, bei dem bereits am Freitagabend die britischen Meisterschaften im 5-Kilometer-Straßenlauf hätten stattfinden sollen, sowie die Kinderläufe abgesagt bzw. verschoben wurden, freuten sich die zahlreichen aus aller Welt angereisten Läufer auf den Great North Run. Erstmals fand dieser wieder auf der Originalstrecke von Newcastle nach South Shields statt. Im vergangenen Jahr wurde Corona-bedingt noch auf einer abgeänderten Strecke gelaufen. Nach dem Start der Rollstuhlfahrer gingen um 10:20 Uhr rund 40 Elite-Athletinnen auf die Strecke und eröffneten so auch für die rund 60.000 Läufer das Rennen. Vor dem für 10:45 Uhr geplanten Start der männlichen Elite-Starter sowie aller weiteren Teilnehmer wurde es dann emotional. Auf einem riesigen Bildschirm über den aufgereihten Läufern wurde ein Bild der Queen eingeblendet, der Bischof sprach und eine Schweigeminute in Gedanken an die Queen folgte. Anschließend ertönte die britische Hymne „God Save the King“. Im Sinne der Queen und aller Beteiligten folgte anschließend das, worauf manche Teilnehmer seit vielen Jahren gewartet hatten: die 21,1 Kilometer vom südlich vom The Town Moor in Newcastle gelegenen Start bis hin zur Ziellinie an der Küste von South Shields.
Great North Run sorgt für unvergessliche Momente
Bereits nach wenigen Minuten wartete eines der größten Highlights des Rennens, die Überquerung der Tyne Bridge, die wie kein anderes Bauwerk für Newcastle und besonders den Great North Run steht. Schon nach nicht einmal zwei Meilen kam es zu für die Läufer zu einem ersten wahren Gänsehaut-Moment, der in Großbritannien maximal mit dem Überlaufen der Tower Bridge beim London-Marathon zu vergleichen ist. Kurz darauf ging es nach knapp fünf Kilometern, die bei vielen Läufern die schnellsten fünf Kilometer des gesamten Rennens sein sollten, am Gateshead Stadium vorbei. Auf den folgenden beiden Meilen wurde es anstrengend. Über drei Kilometer ging es mit wenigen kurzen Ausnahmen nach oben. Erst als die ersten fünf Meilen bewältigt waren, konnten sich die Laufbegeisterten wieder auf einen etwas entspannteren Streckenabschnitt, der alles in allem leicht abfallend war, freuen. Unabhängig davon, ob es gerade flach, aufwärts oder abwärts ging, war wurden die Läufer von der fabelhaften Stimmung entlang der Strecke nahezu getragen. Selbst an Stellen, an denen eher weniger Zuschauer standen, war die Stimmung sehr gut. Hierzu trugen auch zahlreiche Musiker und DJs bei, die für einen zusätzlichen Push sorgten.

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Nach einem letzten Anstieg, einem kurzen, steilen Bergab-Abschnitt und der finalen Linkskurve folgte nach knapp zwölf Meilen die fast zwei Kilometer lange Zielgerade. Besonders auf der ersten Rennhälfte hatten die Läufer bei Temperaturen von anfangs etwa 17 Grad Celsius, was jedoch zur Mittagszeit noch wärmer werden sollte, mit etwas Gegenwind zu kämpfen. Glücklicherweise war dieser jedoch nicht allzu stark. Durch das Einbiegen auf die Zielgerade wurde aus dem anfänglichen Gegenwind leichter Rückenwind, der im Endspurt für zusätzlichen Schub sorgte. Nach 13,1 Meilen bzw. 21,1 Kilometern wartete an der Küste von South Shields vor tausenden Zuschauern der stimmungsvolle Zieleinlauf, der bei den meisten Teilnehmern wohl ein weiteres Mal für Gänsehaut sorgte.
Jacob Kiplimo siegt verdient, Hellen Obiri im Endspurt
Nicht nur in Sachen Stimmung, sondern auch in Sachen gestartete Topläufer war der Great North Run wieder einmal auf höchstem Niveau. Besonders aus Afrika, Japan und Großbritannien nahmen etliche Weltklasseläufer teil. Zu diesen zählte etwa Halbmarathon-Weltrekordhalter Jacob Kiplimo. Der 21-Jährige aus Uganda setzte sich nach rund der Hälfte des Rennens von Kenenisa Bekele, dem zweitschnellsten Marathonläufer aller Zeiten, ab und distanzierte etwas später auch Debütant Selemon Barega. Am Ende gewann Kiplimo in hochklassigen 59:33 Minuten mit über einer Minute Vorsprung. Barega wurde in 1:00:39 Stunden Zweiter, Bekele in 1:01:01 Stunden Dritter. Knapp dahinter landete Suguro Osako (1:01:05 Stunden) auf Rang vier. Vorjahressieger Marc Scott von den Richmond & Zetland Harriers lief 1:02:28 Stunden und kam damit auf den sechsten Platz.

Spannender wurde es im gut 25 Minuten früher gestarteten Rennen der Elite-Läuferinnen. Hier gingen Hellen Obiri, Peres Jepchirchir und Almaz Ayana nach 66 spannenden Rennminuten gemeinsam auf die letzten 400 Meter. Dank der besseren Grundschnelligkeit konnte sich Obiri im Endspurt in 1:07:05 Stunden durchsetzen und so einen Achtungserfolg auf dem Weg zu ihrem Marathondebüt beim New York City Marathon feiern. Mit nur zwei Sekunden Rückstand folgte Peres Jepchirchir auf dem Silber-Rang. Dritte wurde Almaz Ayana in 1:07:10 Stunden. Ebenfalls eine herausragende Leistung zeigte auch Hiwot Gebrekidan, die in 1:07:22 Stunden Vierte wurde. Beste Europäerin war die Britin Charlotte Purdue in 1:10:11 Stunden, womit sie auf Platz fünf landete.
Ein Lauf, den man nicht vergisst
Auf die Zieleinläufe der Top-Stars der Szene folgten zehntausende Freizeitläufer, die allesamt ihr Bestes gaben und unterstützt vom Publikum überglücklich finishen konnten. Unter den vielen Läufern waren auch einige Deutsche, die extra nach Newcastle gereist waren. Am schnellsten liefen Natalie Wangler und Jonas Müller. Während Wangler 1:22:53 Stunden lief, benötigte Müller nur 1:11:20 Stunden, was für ihn eine neue persönliche Bestzeit bedeutete. „Auch wenn ich schon bei vielen Marathons in Europa und darüber hinaus am Start war und bei großartigen Rennen am Start war, haben mich Newcastle und der Great North Run richtig gepackt. Es war eine unglaubliche Erfahrung Teil dieses beeindruckenden Events sein zu können. Dass ich meine Bestzeit zudem noch um 38 Sekunden verbessern konnte, rundet das Gesamterlebnis natürlich perfekt ab“, so Jonas Müller nach dem Great North Run 2022.
Ebenfalls unter den 60.000 Läufern war auch Soh Wai Ching aus Malaysia. Der amtierende Sieger des Empire State Building Run-Up ist der beste Treppenläufer der Welt und gewann erst kürzlich in Streckenrekordzeit den KölnTurm Treppenlauf. Einmal jährlich läuft der Ausnahmeläufer einen Halbmarathon, was für ihn eine außergewöhnlich lange Distanz darstellt. „Mein Fokus liegt ganz klar auf dem Treppenlauf. Dennoch nehme ich auch gerne an Rennen über fünf oder zehn Kilometer auf der Straße teil. Da der Great North Run aber solch ein besonderes Event ist, habe ich es genossen zum wiederholten Mal hier zu starten. Nun warten aber wieder einige Treppenläufe, bei denen ich angreifen möchte“, so Soh Wai Ching.

Egal, ob Weltklasseläufer oder Gelegenheitsläufer, der Great North Run begeisterte alle und der Geist, der im extra für den 41. Great North Run produzierten und in mehreren Kinos in Newcastle und Umgebung ausgestrahlten Film, detailliert beschrieben wurde, war nicht nur für Läufer aus der Region spürbar. Auch wenn es bis zum 42. Great North Run noch fast ein ganzes Jahr dauert, freut sich die Laufwelt bereits auf die nächste Runde des Ausnahme-Events. Dieses wird am 10. September 2023 stattfinden. Weitere Informationen zum Great North Run finden Sie unter www.greatrun.org.




