Interview
„Der Münster-Marathon findet statt“

Nachdem auch für diesen Herbst wieder einige Marathon-Veranstaltungen abgesagt wurden, haben wir mit Michael Brinkmann, Organisationsleiter des Münster-Marathons gesprochen, wie es um sein Rennen steht. Seine wichtigste Nachricht: Der Münster-Marathon findet statt und es gibt sogar noch Startnummern!
„Der Münster-Marathon findet statt“
Foto: Veranstalter

Runner’s World: Der Düsseldorf-Marathon wurde für den Herbst wieder abgesagt, der Kassel-Marathon wurde abgesagt und viele fragen sich, kann denn Münster stattfinden? Also fragen wir Sie: Wird es am 12. September den Volksbank-Marathon in Münster geben?

Michael Brinkmann: 1000prozentig sicher kann man in diesen Zeiten nie sein, aber, ja, wir wollen den Marathon in Münster durchführen! Also Organisations-Team muss man irgendwann eine Entscheidung fällen und bei uns ist sie gefallen: Münster wird laufen! Ich hatte ja schon vor einiger Zeit gemeinsam mit Markus Frisch, dem Veranstalter des Köln-Marathons, ein Hygienekonzept für stadionferne Laufsportveranstaltungen entwickelt, das auch der Staatskanzlei des Landes NRW vorliegt, und wir haben dieses mit einem Vertreter unserer Stadt besprochen.

Ab 1. September soll es ja gelockerte Auflagen für Großveranstaltungen geben, davon werden sie vermutlich auch profitieren?

So ist es. Läufer können dann wieder in größerer Zahl an einem Rennen teilnehmen, vorausgesetzt, sie sind genesen, geimpft oder getestet. Schauen Sie, wir haben ja ‚nur‘ maximal 2000 Marathonläufer auf der Strecke, dazu kommen 1500 Staffelläufer – eine insgesamt überschaubare Zahl am Start auf dem vierspurigen Schlossplatz. Das Feld wird sich dann auch auf der Strecke schnell entzerren.

Ist dieses Konzept schon komplett durchgewunken?

Mit Polizei, Stadtwerken, Gesundheits- und Ordnungsamt tagen wir Mitte Juli, um uns ganz konkret zu besprechen, aber ich habe im Vorhinein schon den Kontakt mit einzelnen Stellen aufgenommen allen gepflegt, und diese sahen die Veranstaltungsdurchführung als sehr realistisch an – wenn die Inzidenzen so wie aktuell unter 35 bleiben.

Veranstalter
Michael Brinkmann ist seit Jahren der verantwortliche Organisationsleiter beim Münster-Marathon.

Und wer trägt die Verantwortung für ein Corona-konformes Verhalten der Zuschauer? Sie als Veranstalter oder die Stadt? An der Problematik sind ja zuletzt einige Veranstaltungen gescheitert…

Zuschauer sind ab dem 1. September eigentlich wieder ganz ohne die drei „Gs“ zugelassen. Aber in unserem Veranstaltungskonzept „Plan B“ bei Inzidenzen oberhalb von 35 haben wir in unserem Hygienekonzept Veranstaltungsflächen definiert, in denen wir mit einem erhöhten Zuschaueraufkommen rechnen, in den Orten Gievenbeck oder Nienberge zum Beispiel oder mitten in der Stadt, und auf diese Flächen übernehmen wir die Verantwortung für die Zuschauer. Aber an den anderen Streckenabschnitten sind wir dann nicht mehr verantwortlich.

Ursprünglich wollten wir die Zugänge zu den Zuschauer-Hotspots, dem Prinzipal-Markt zum Beispiel, mit einem Ticketsystem – kostenfrei natürlich – kontrollieren. Da hätten wir immer die Kontrolle über die Zuschauerzahlen behalten können. Aber nun hat die Stadt signalisiert, dass wir das komplett weglassen können. Um so besser. Bleibt uns als Plan B erhalten.

Das hätte aber zusätzlich nochmal Geld gekostet. Wäre das wirtschaftlich darstellbar gewesen?

Das hätten wir hinbekommen. Aber grundsätzlich musste nach dem verlustreichen Jahr 2020 jetzt eine Entscheidung gefällt werden und die lautet – ich wiederhole mich - der Marathon findet statt. Eine erneute Absage hätte noch weitreichendere wirtschaftliche Folgen gehabt und die Zukunft der gesamten Veranstaltung gefährdet.

Wie war denn bisher das Verhalten der Teilnehmer? Wie viele wollten ihr Startgeld zurück, wie viele haben den Start auf dieses Jahr verschoben?

Ungefähr zwanzig Prozent haben das Startrecht zurückgegeben, achtzig Prozent das Startrecht verschoben, aber wir sind jetzt schon wieder an den Teilnehmerzahlen von 2019. Das liegt auch daran, dass die Läufer einfach wieder heiß auf echte Wettkämpfe sind.

Beim Staffel-Marathon haben über neunzig Prozent der Gemeldeten auf dieses Jahr verschoben, und die paar Plätze, die wir dann noch hatten, waren innerhalb von zwei Stunden neu vergeben.

Wie sah es eigentlich Sponsoren-seitig aus…?

Von der überwiegenden Zahl der Sponsoren ist im letzten Jahr kein Geld geflossen. Ich hatte es ihnen freigestellt. 25 Prozent der Sponsoren hat gesagt, es ist auch für euch eine schwere Zeit, also zahlen wir zumindest einen Teilbetrag, aber der Rest hat mit den Zahlungen ausgesetzt.

Es wird trotz mancher Absage diverse weitere Marathons im Herbst geben. Der Luzern-, der Wien- und der Hamburg-Marathon liegen auf eurem Termin. Was macht Münster anders, was spricht für eure Veranstaltung?

Der Volksbank-Münster-Marathon bietet einen einzigartigen Mix aus Stadt- und Landschafts-Marathon. Das hat man so selten. Und wir konzentrieren uns bei der diesjährigen Veranstaltung komplett auf den Läufer. Es wird wieder und weiterhin ganz viel Unterhaltung an der Strecke geben. An all dem, was unterwegs Adrenalin bringt, wird nicht gespart: Trommelgruppen, Stelzenlauftheater etc. werden präsenter sein, denn je. Und was Münster auch anders macht: Wir sind eine familiäre Veranstaltung, die deshalb organisatorisch den Großen dennoch in nichts nachsteht. Unser Orga-Team besteht überwiegend aus Ehrenamtlichen und wenn jemand etwas nicht für Geld tut, sondern weil er Spaß daran hat, dann merken die Läufer das, ob an den Verpflegungspunkten unterwegs, am Start oder im Ziel. Dazu kommt unser fantastischer Zieleinlauf über den roten Teppich auf dem pittoresken Prinzipalmarkt, das ist ein unvergleichlicher Gänsehaut-Moment…

Woran wir in diesem Jahr sparen, sind die Budgets für Eliteläufer. Die Manager haben zwar wieder angefragt, aber wir werden 2021 keine Topläuferinnen und -läufer einladen, das wollen wir uns dieses Jahr nicht leisten. Preisgelder gibt es wie in den vergangenen Jahren, das könnte manchen deutschen Topläufer, speziell die aus der Region, motivieren, bei uns mitzulaufen.

Veranstalter
Die Läufer sollen auch am 12. September wieder einen Tag lang das Stadtbild von Münster dominieren.

Neben und nach der Pandemie ist das die Gesellschaft bestimmende Thema, das Thema Nachhaltigkeit. Auch Läufer werden in Zukunft seltener zum New York- zum London-Marathon reisen, spricht das nicht auch für eine Veranstaltung wie die Ihre, in der Mitte Deutschlands, leicht mit der Bahn zu erreichen?

Wir haben zwei Studentinnen, die zum Thema „Nachhaltigkeitskonzepte für den Volksbank-Münster-Marathon“ ihre Studienarbeiten geschrieben haben. Die Ideen werden wir nicht komplett in diesem Corona-Jahr umsetzen können, aber wir sind dran. Und im Vergleich mit anderen Großveranstaltungen ist unsere Ökobilanz übrigens schon jetzt keine schlechte. Münster gilt übrigens ja seit Jahren als die Laufstadt Deutschlands, das haben auch Sie und Ihre Leser im Magazin schonmal mit einem Preis „Lauffreundlichste Stadt“ honoriert.

Lassen Sie uns noch über ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal Ihres Marathons reden: die „Euregio-Meisterschaft“…

Ja, wichtiges Thema: Das ist eine Kooperation mit dem Frühjahrsmarathon in Enschede, Niederlande, der wieder am 24. April 2022 stattfindet, und in deren Rahmen es ein gemeinsames Ranking geben wird. Eine ähnliche Kooperation gab es schonmal vor zehn Jahren. Das wollen wir nun gern wieder aufleben lassen. Wer an beiden Marathons teilnimmt, bekommt einen attraktiven Rabatt auf die Anmeldegebühren und nimmt eben an der Euregio-Meisterschaft teil, also einer Aufrechnung beider Ergebnisse in einer Wertung – sogar mit Preisgeldern für die Besten. Die Euregio engagiert sich seit Jahrzehnten für den Aufbau und die Stärkung einer Zusammenarbeit im deutsch-niederländischen Grenzgebiet und hat uns jetzt nochmal neu motiviert, das Thema für den Marathon aufzugreifen. Abwarten, ob das diesmal funktioniert. Die Holländer sind bisher in Deutschland nur beim Berlin-Marathon wirklich zahlreich präsent, das wollen wir ändern. Und wo wir über Nachhaltigkeit sprachen, es gibt eine wunderbare Zugverbindung Enschede-Münster…

Zum Schluss gefragt: Wie sehen Zukunftspläne für den Volksbank-Münster-Marathon aus?

Eigentlich stünde das 20-jährige Jubiläum des Marathons an, das holen wir sicher im kommenden Jahr nach. Irgendwann steht auch eine neue Strecke an und irgendwann kommt auch der Halbmarathon nach Münster… das sind die Asse, die wir im Ärmel haben und mit denen wir in die Zukunft schauen.

Hört sich spannend an. Viel Erfolg am 12. September!