Keine sechs Monate nach der Ironman-Weltmeisterschaft in St. George im US-Bundesstaat Utah fanden an gleicher Stelle am 28. und 29. Oktober die Titelkämpfe über die Halbdistanz statt. Schon 2021 wurden hier die Weltbesten über den Ironman 70.3 gesucht und mit Gustav Iden und Lucy Charles-Barclay gefunden. Ein Jahr später krönten sich Kristian Blummenfelt und Taylor Knibb zu den Weltmeistern. Mit Mika Noodt (Platz vier), Frederic Funk (Platz fünf) und Anne Reischmann (Platz zehn) schafften drei Deutsche den Sprung unter die Top Ten.
Für runnersworld.de war der Fotograf Ingo Kutsche bei der Ironman 70.3 WM in St. George 2022 vor Ort. Seine schönsten Bilder von beiden Rennen finden Sie hier sowie am Ende des Artikels:





Statt von großer Hitze waren die Rennen bei der Ironman 70.3 WM 2022 eher von kalten Temperaturen geprägt. Lange Zeit war unklar, ob hier Ironman noch Maßnahmen ergreifen würde, doch letztendlich wurden wie geplant 1,9 Kilometer geschwommen, 90 Kilometer Rad gefahren und 21,1 Kilometer gelaufen. Besonders der Wechsel aus dem Wasser und anschließend nass aufs Rad bei noch einstelligen Temperaturen forderte den Athleten einiges ab – sowohl an Kälteresistenz als auch an Erfindergeist. Die ein oder andere Zusatz-Sekunde in der ersten Wechselzone, um sich etwas dicker einzupacken, sollte sich am Ende lohnen.
Taylor Knibb fährt Konkurrenz auf und davon
Wie fast schon vorprogrammiert, stieg die zum vierten Mal frisch gebackene Hawaii-Zweite Lucy Charles-Barclay nach knapp 24 Minuten als Führende aus dem Wasser. Dicht auf den Fersen war ihr allerdings die US-Amerikanerin Taylor Knibb. Rund eine halbe Minute trennte die beiden von der Olympiasiegerin Flora Duffy. Auf dem Rad eine Klasse für sich war an diesem Tag allerdings Knibb, die ihrer Konkurrenz keine Chance ließ. Mehr als sechs Minuten schneller als die spätere Zweite Paula Findlay war die US-Amerikanerin auf den 90 Radkilometern. Mit knapp sieben Minuten Vorsprung stieg sie vor dem Trio Charles-Barclay, Duffy und Findlay vom Rad. Auch beim abschließenden Halbmarathon ließ sie nichts mehr anbrennen und brachte nach weiteren 1:21:48 Stunden ihren ersten Ironman-70.3-WM-Titel sicher und souverän nach 4:03:20 Stunden ins Ziel. Die Kanadierin Paula Findlay folgte nach 4:08:57 Stunden als Zweite vor der Britin Emma Pallant-Browne, die noch von Rang neun nach dem Radfahren mit einem Halbmarathon von 1:17:45 Stunden auf der schweren Laufstrecke sechs Plätze nach vorn laufen konnte. Für sie stoppte die Uhr nach 4:10:45 Stunden. Titelverteidigerin und Landsfrau Lucy Charles-Barclay belegte nach 4:11:24 Stunden Platz vier vor der Olympiasiegerin Flora Duffy (4:13:33 Stunden). Beste Deutsche wurde Anne Reischmann, die wie schon im Vorjahr Zehnte wurde. Sie benötigte für den fordernden Kurs 4:16:50 Stunden. Katharina Krüger und Daniela Kleiser wurden bei ihren ersten WM-Teilnahmen 24. und 26 in 4:34:45 Stunden sowie 4:35:22 Stunden.





Kristian Blummenfelt nun wieder ganz oben auf dem WM-Podest
Nur drei Wochen nach dem Ironman Hawaii trauten sich die beiden norwegischen Überflieger Kristian Blummenfelt und Gustav Iden als zwei von wenigen Profis an die Startlinie in St. George. Besonders Blummenfelt ging mit etwas Wut im Bauch ins Rennen, da er auf Hawaii zwar das Podest als Dritter erreichte, aber alles andere als ein Sieg für ihn nicht zufriedenstellend war. Iden dagegen hatte das bedeutendste Rennen im Langdistanz-Triathlon gewonnen und war auch die letzten beiden Weltmeisterschaften im Ironman 70.3 siegreich. Nach dem Schwimmen lagen die Führenden noch eng zusammen. Bis zum Ende des Radfahrens hatten sich mit dem Dänen Magnus Ditlev, dem Norweger Kristian Blummenfelt, dem US-Amerikaner Ben Kanute sowie dem Deutschen Frederic Funk vier Athleten etwas vom Rest des Feldes abgesetzt und gingen in dieser Reihenfolge mit kleinen Abständen in die zweite Wechselzone. Ditlev fuhr mit 1:59:59 Stunden den schnellsten Radsplit, musste dann aber schnell die Führung an Blummenfelt abgeben, der wiederum Gesellschaft von Kanute bekam. Langsam, aber stetig konnten Blummenfelt und Kanute die Lücke auf den Dänen ausbauen. Funk hielt sich währenddessen stark auf dem vierten Rang, bis nach knapp der Hälfte der Laufstrecke sein 22-jähriger Landsmann Mika Noodt vorbeistürmte und ihn auf Rang fünf schob. Erst auf den letzten fünf Kilometern entschied sich an der Spitze das Rennen. Der Olympiasieger und Hawaii-Dritte Kristian Blummenfelt konnte sich von Ben Kanute lösen und lief nach 3:37:12 Stunden dem WM-Titel entgegen. Kanute wurde nach 3:38:01 Stunden Zweiter, der junge Däne Ditlev nach 3:39:52 Stunden Dritter. Nach einem sehr starken Rennen durfte sich Noodt nach 3:40:51 Stunden über Rang vier freuen, direkt gefolgt von Funk als zweitbester Deutscher in 3:42:34 Stunden. Jan Stratmann verpasste als Elfter in 3:46:52 Stunden die Top Ten knapp. Fabian Reuter (3:51:46 Stunden) und Ruben Zepuntke (3:53:28 Stunden) wurden 18. und 23.




