Der Kraichgauman ist Duathleten seit Jahren ein Begriff. Schon mehrfach fanden dort die deutschen Meisterschaften im Cross-Duathlon statt. Auch die baden-württembergischen Meister wurden in der Kleinstadt Östringen schon gesucht. Wie selbst die Ausrichter des örtlichen TSV Baden Triathlon im Nachgang meinen, wird die Ausgabe 2020 als kurioseste überhaupt in Erinnerung bleiben. Nicht nur das gelungene Zusammenspiel mit der Stadt Östringen sowie das ausgefeilte Hygienekonzept trugen dazu bei. Auch das Starterfeld zeigte sich womöglich aufgrund der langen wettkampffreien Zeit als äußert hochklassig wie sonst nur bei einer der angesprochenen Meisterschaften. Am Samstag, den 26. September konnte Malte Plappert (Hep Sports Team/ Tri-Team Heuchelberg) seinen Vorjahressieg über die sieben Kilometer Crosslauf, 25 Kilometer Mountainbike und abschließenden 3,5 Kilometer Crosslauf in 1:34:51 Stunden wiederholen. Bei den Frauen dominierte die Profi-Triathletin Laura Zimmermann (SV Würzburg 05) vom Start weg und siegte in 1:46:18 Stunden.
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Auf 200 Starter war das Feld beim Kraichgauman 2020 limitiert, 192 standen 20 Stunden vor dem Startschuss in der Liste der Vorangemeldeten. Neben der Vierten des Ironman Hawaii 2019, Laura Philipp, musste im Vorhinein auch der Profi und Lokalmatador Markus Rolli auf einen Start verzichten. Dennoch konnte das Feld einige Hochkaräter aufweisen. Der mehrfache Sieger Malte Plappert wollte auch 2019 wieder ganz oben stehen. Doch niemand geringeres als der amtierende deutsche Meister im Cross-Duathlon, Jonas Hoffmann (Racextract Racing Team), wollte ihm dabei einen Strich durch die Rechnung machen. Auch dahinter reihten sich Namen, die zumindest im Kampf um das Podest ein Wörtchen mitreden wollten. Nach der krankheitsbedingten Absage ihrer Namensvetterin schien die Favoritenrolle bei den Frauen klar vergeben. Hier schien kein Weg an der vor allem auf der Triathlon-Mittel- und Langdistanz erfolgreichen Laura Zimmermann vorbeizugehen.
Jonas Hoffmann setzt auf seine Laufstärke und reißt große Lücke zu Malte Plappert
Um Punkt 14 fiel der Startschuss auf dem Sportgelände des TSV Baden Östringen. Alle fünf Sekunden wurden vier Athleten auf die Strecke geschickt. Bei kühlen Temperaturen um zehn Grad und frischem Wind blieben diese immerhin zu Beginn von weiterer Abkühlung von oben verschont. Diese sollte allerdings nicht allzu lange auf sich warten lassen. Ein abwechslungsreicher, aber fordender 3,5-km-Rundkurs durch den Östringer Wald war zu Beginn zweimal zu absolvieren. Mit einer 10-km-Bestzeit von 30:11 Minuten spielte der 23-jährige Jonas Hoffmann seine läuferische Überlegenheit aus und nahm dem einen Jahr älteren Malte Plappert mit 23:19 Minuten bis zum ersten Wechsel über zweieinhalb Minuten ab. Lediglich Dustin Uhlig (Tri-Team Heuchelberg), der später nach 1:39:58 Stunden auf Platz sechs einlief, konnte Hoffmann folgen.
Dominanz auf dem Mountainbike bringt Entscheidung
Von dem erwartbaren Rückstand in der ersten Wechselzone ließ sich Malte Plappert nicht beirren und spielte auf der durch den Regen aufgeweichten Radstrecke über drei Runden seine volle Stärke auf dem Rad aus. Das Herzstück neben vielen Singletrails war einmal mehr die Passage durch die Wienerberger Tongrube. Spätestens hier war die Schlammpackung für Athlet und Maschine garantiert. Mit über drei Minuten Vorsprung fuhr Plappert mit 54:40 Minuten den schnellsten Radsplit und ging vor dem abschließenden Lauf über 3,5 Kilometer in Führung. Die Minutenabstände in der zweiten Wechselzone ließen erahnen, dass es auf der abschließenden Laufrunde auf dem Podest der Männer wohl zu keinen Verschiebungen mehr kommen sollte. Der 24-jährige Radspezialist, der eine Woche zuvor noch bei der deutschen MTB-Marathon-Meisterschaft gestartet war, überquerte nach 1:34:51 Stunden die Ziellinie und verteidigte damit seinen Titel aus dem Vorjahr. Der amtierende deutsche Meister im Cross-Duathlon belegte dahinter nach 1:36:13 Stunden Platz zwei. Dritter wurde nach 1:38:20 Stunden Tibor Gjissen, der mit einem Radsplit von 57:41 Minuten die zweitschnellste Zeit fuhr.
Laura Zimmermann vom Startschuss weg allein auf weiter Flur
Ohne die kurzfristige Absage von Laura Philipp hätte es im Rennen der Frauen wohl ein ähnlich spannendes Duell geben können. Philipp wäre vermutlich auch aufgrund ihres dritten Platzes bei der MTB-Marathon-DM wenige Tage zuvor als leichte Favoritin ins Rennen gegangen. Mit Erfolgen wie etwa einem zweiten Platz in 8:49:12 Stunden bei ihrem Langdistanz-Debüt beim Ironman Barcelona im vergangenen Oktober war diese Rolle nun allein in der Hand von Laura Zimmermann. Schon im ersten Teil nahm sie mit 27:46 Minuten ihren Verfolgerinnen mehr als zwei Minuten ab. Um weitere sechs Minuten konnte Zimmermann ihren Vorsprung auf den matschigen drei Runden zwischen Östringen, Rettigheim und Mingolsheim auf dem Rad ausbauen. Spätestens als sie ohne Defekt die zweite Wechselzone betrat war der Sieg sicher. Gut neun Minuten Vorsprung hatte sie am Ende der insgesamt rund 35,5 Rennkilometer herausgelaufen und -gefahren und freute sich nach 1:46:18 Stunden über ihren Sieg. Spannender wurde es dahinter. Platz zwei sicherte sich Alexandra Rudl (Nonplusultra Esslingen) nach 1:55:19 Stunden. Kathrin Halter (SV Nikar Heidelberg) belegte eine gute Minute dahinter nach 1:56:35 Stunden den dritten Platz.
Sichtlich gezeichnet vom Schlamm und Dreck überquerten die Teilnehmer die Ziellinie. Doch die Freude über das Stattfinden des Kraichgauman in diesem Jahr war allen anzusehen. Statt klassischem Finisherbuffet bekamen die Teilnehmer im Ziel zur Stärkung ein kleines After-Race-Paket in die Hand gedrückt. Der ausrichtende TSV Baden Triathlon bedankte sich nach dem Event bei allen Helfern, der Stadt Östringen, dem Deutschen Roten Kreuz, der Feuerwehr, dem Bauhof, ihren Unterstützern sowie natürlich allen Teilnehmern.




