Zwei Läuferinnen haben 2024 mit großen Marathon-Siegen Sportgeschichte geschrieben: Sifan Hassan und Ruth Chepngetich. Die Holländerin gewann in Paris spektakulär das olympische Marathon-Gold, die Kenianerin durchbrach in Chicago sensationell die 2:10:00-Stunden-Barriere. Deutschlands schnellste Marathonläuferin war Melat Kejeta, die das Jahr fulminant startete, dann jedoch nicht mehr an diese Leistung herankam.
Bei den Olympischen Spielen schaffte Sifan Hassan im August ein Novum, indem sie nach Bronzemedaillen über 5.000 und 10.000 m den Marathon gewann. Nur eineinhalb Tage nach dem 10.000-m-Finale triumphierte sie auf der extrem schweren Strecke bei hohen Temperaturen. Das erinnerte an den großen Tschechen Emil Zatopek, der bei Olympia 1952 in allen drei Rennen triumphierte - eine Leistung, die heute unvorstellbar ist.
Mit einem unglaublichen Tempo lief Ruth Chepngetich im Oktober, geführt von Tempomachern, den Chicago-Marathon - und zur Überraschung aller brach die Kenianerin nicht ein. Mit 2:09:56 Stunden durchbrach die Marathon-Weltmeisterin von 2019 die Schallmauer des Frauen-Marathons. Dieser Schritt wäre wohl vergleichbar mit einer Männer-Marathonzeit von unter zwei Stunden. Bei Ruth Chepngetich gab es unmittelbar nach dem Rennen viele Spekulationen in Richtung Doping. Bei Sifan Hassan dagegen gar nicht - obwohl ihre Leistung der von der Kenianerin wohl nicht nachsteht. Der Holländerin ist zuzutrauen, dass sie versuchen wird, den Weltrekord zu brechen. Vielleicht könnte auch die Olympia-Zweite Tigst Assefa (Äthiopien), die zuvor den Weltrekord mit 2:11:53 hielt, in diesem Jahr einen solchen Versuch starten.
In der Jahresweltbestenliste ist Ruth Chepngetich ihren Konkurrentinnen weit voraus. Fast genau sechs Minuten hinter ihr folgt als Zweite die Tokio-Siegerin Sutume Kebede mit 2:15:55. Während die Äthiopierin die einzige Athletin mit einer 2:15er Jahresbestzeit ist, liefen gleich acht Athletinnen unter 2:17 und zwei weitere unter 2:18. Insgesamt 31 Läuferinnen erreichten 2024 zumindest einmal eine Zeit unter 2:20:00. Ergebnisse unter dieser früheren Traum-Barriere des Frauen-Marathons sind inzwischen nichts außergewöhnliches mehr. Die 2:20-Mauer wurde von der 2:10-Barriere abgelöst.
Abgesehen von Sifan Hassan ist für die besten europäischen Läuferinnen die Weltspitze derzeit weit weg. Einen sehr vielversprechenden Start ins Jahr 2024 hatte Melat Kejeta, die sich in Dubai auf 2:21:47 Stunden steigerte und damit „Last Minute“ noch für Olympia qualifizierte. Doch unterschiedliche Probleme führten dazu, dass sie bei Olympia in Paris nicht ins Ziel kam und beim Berlin-Marathon Ende September mit 2:23:40 nicht ihr Potenzial umsetzen konnte. Kejeta ist seitdem nicht mehr gestartet.
Nach ihrem Leistungssprung beim Berlin-Marathon 2023 (2:23:47) bestätigte Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) mit einem 2:23:50-Streckenrekord in Hannover ihre starke Entwicklung. Bei den Olympischen Spielen lief sie dann als beste deutsche Läuferin auf Rang 29. In der europäischen Jahresbestenliste lagen Kejeta und Mayer Ende 2024 immerhin auf den Plätzen vier und acht. Persönliche Bestzeiten liefen im Januar Deborah Schöneborn (SCC Berlin/Marathon-Team) mit 2:24:54 in Houston und Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) mit 2:24:56 in Osaka. Doch Deborah Schöneborn konnte danach verletzungsbedingt keinen Marathon mehr laufen. Und Katharina Steinruck litt nach einem unglücklichen Aus beim Hamburg-Marathon, wo sie gegen einen Verpflegungstisch lief, unter Long Covid, so dass auch sie nicht mehr antreten konnte. Verschiedene Probleme führten dazu, dass die EM-Vierte Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg) 2024 nach einer Aufgabe in Dubai bei keinem Marathon mehr startete. Und Alina Reh (SCC Berlin/Marathon-Team) musste Marathon-Pläne verletzungsbedingt erneut verschieben. Sie erlebte ein weiteres frustrierendes Jahr.
Fünf deutsche Läuferinnen erreichten 2024 Zeiten von unter 2:30:00 Stunden - eine weniger als im Jahr zuvor. Eine feine Steigerung gelang Melina Wolf (LG Region Karlsruhe) mit 2:27:34 in Berlin. Aber insgesamt war es ein schwieriges Jahr für die deutschen Marathonläuferinnen.
Die besten Zeiten aller Zeiten
2:09:56 Ruth Chepngetich KEN Chicago 13.10.2024
2:11:53 Tigst Assefa ETH Berlin 24.9.2023
2:13:44 Sifan Hassan NED Chicago 8.10.2023
2:14:04 Brigid Kosgei KEN Chicago 13.10.2019
2:14:18 Chepngetich (2) Chicago 9.10.2022
2:14:58 Amane Shankule ETH Valencia 4.12.2022
2:15:25 Paula Radcliffe GBR London 13.4.2003
2:15:37 Assefa (2) Berlin 25.9.2022
2:15:37 Chepngetich (3) Chicago 8.10.2023
2:15:51 Worknesh Degefa ETH Valencia 3.12.2023
2:15:55 Sutume Kebede ETH Tokio 3.3.2024
2:16:02 Kosgei (2) Tokio 6.3.2022
2:16:07 Tigist Ketema ETH Dubai 7.1.2024
2:16:14 Rosemary Wanjiru KEN Tokio 3.3.2024
2:16:16 Peres Jepchirchir KEN London 21.4.2024
2:16:22 Almaz Ayana ETH Valencia 3.12.2023
2:16:23 Assefa (3) London 21.4.2024
2:16:24 Joyciline Jepkosgei KEN London 21.4.2024
2:16:28 Wanjiru (2) Tokio 5.3.2023
2:16:34 Megertu Alemu ETH London 21.4.2024
Die schnellsten Läuferinnen 2024
2:09:56 Ruth Chepngetich KEN Chicago 13.10.
2:15:55 Sutume Kebede ETH Tokio 3.3.
2:16:07 Tigist Ketema ETH Dubai 7.1.
2:16:14 Rosemary Wanjiru KEN Tokio 3.3.
2:16:16 Peres Jepchirchir KEN London 21.4.
2:16:23 Tigst Assefa ETH London 21.4.
2:16:24 Joyciline Jepkosgei KEN London 21.4.
2:16:34 Megertu Alemu ETH London 21.4.
2:16:42 Tigist Ketema ETH Berlin 29.9.
2:16:49 Megertu Alemu ETH Valencia 1.12.
2:16:52 Yalemzerf Yehualaw ETH Amsterdam 20.10.
2:16:58 Amane Shankule ETH Tokio 3.3.
2:17:25 Hawi Feysa ETH Frankfurt 27.10.
2:17:32 Sutume Kebede ETH Chicago 13.10.
2:17:51 Irine Cheptai KEN Chicago 13.10.
Die besten Deutschen aller Zeiten
2:19:19 Irina Mikitenko (Wattenscheid) Berlin 28.9.2008
2:21:47 Melat Kejeta (Kassel) Dubai 7.1.2024
2:23:47 Domenika Mayer (Regensburg) Berlin 24.9.2023
2:24:32 Laura Hottenrott (Kassel) Valencia 3.12.2023
2:24:35 Katrin Dörre-Heinig (Leipzig) Hamburg 25.4.1999
2:24:54 Deborah Schöneborn (Berlin) Houston 14.1.2024
2:24:56 Katharina Steinruck (Frankfurt) Osaka 14.2.2023
2:25:37 Uta Pippig (Berlin) Berlin 26.9.1995
2:25:42 Fate Tola (Braunschweig) Frankfurt 30.10.2016
2:25:48 Fabienne Königstein (Mannheim) Hamburg 23.4.2023
2:26:01 Luminita Zaituc (Braunschweig) Frankfurt 28.10.2001
2:26:13 Sonja Oberem (Leverkusen) Hamburg 22.4.2001
2:26:21 Sabrina Mockenhaupt (Köln) Berlin 26.9.2010
2:26:44 Anna Hahner (Gengenbach) Berlin 28.9.2014
2:26:50 Miriam Dattke (Regensburg) Sevilla 20.2.2022
Die schnellsten Deutschen 2024
2:21:47 Melat Kejeta (Laufteam Kassel) Dubai 7.1.
2:23:50 Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) Hannover 14.4.
2:24:54 Deborah Schöneborn (SCC Berlin/Marathon-Team) Houston 14.1.
2:24:56 Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) Osaka 28.1.
2:27:34 Melina Wolf (LG Region Karlsruhe) Berlin 29.9.
2:30:54 Kristina Hendel (LG Braunschweig) Houston 14.1.
2:31:19 Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel) Paris 11.8.
2:33:23 Lisa Huwatscheck (Hannover 96) Berlin 29.9.
2:34:51 Natascha Mommers (TSV 1863 Herdecke) Houston 14.1.
2:35:07 Rabea Schöneborn (SCC Berlin/Marathon-Team) Hamburg 28.4.