Der Marathon-Europameister Richard Ringer wird am 27. April beim Marathon Hamburg starten und somit auf die Verteidigung des kontinentalen Titels bei den Meisterschaften, die mit einem neuen Format früher im April stattfinden, verzichten. Die Verpflichtung des 35-jährigen Läufers des LC Rehlingen gaben die Veranstalter des größten deutschen Frühjahrs-Marathons heute im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt. Richard Ringer wird in Hamburg auf starke Konkurrenz treffen. Angeführt wird die derzeitige Startliste vom früheren London-Marathon-Sieger Amos Kipruto. Der Kenianer weist eine persönliche Bestzeit von 2:03:13 Stunden auf.
„Wir sind noch dabei, die Elitefelder zusammenzustellen. Aber so wie es aussieht, können wir uns auf ein faszinierendes Rennen freuen. Was die absolute Spitze bei den Männern betrifft, war das Feld nie stärker besetzt. Richard Ringer ist dadurch nicht der Favorit, aber er hat schon öfter gezeigt, dass er für eine Überraschung sorgen kann“, sagte Chef-Organisator Frank Thaleiser. Mit 15.000 Anmeldungen ist der Marathon bereits ausgebucht.
Richard Ringer kommt mit guten Erinnerungen nach Hamburg zurück. Vor zwei Jahren steigerte er sich bei dem Rennen auf 2:08:08 Stunden und blieb damit ganz knapp unter der Olympia-Norm von 2:08:10. Damals belegte er in einem starken Feld den sechsten Platz. „Der Marathon Hamburg ist mit seiner Strecke und der Stimmung in der Stadt einfach grandios. Daher fiel es mir nicht schwer, meine erneute Teilnahme zuzusagen. Dieses Mal richte ich mein Training noch mehr auf diesen Termin aus als in 2023, so dass ich auf den Punkt genau mein Top-Leistungsniveau erreichen kann“, sagte Richard Ringer, der bei den letzten beiden Olympischen Spielen bester deutscher Marathonläufer war.
Zudem betonte Europameist Richard Ringer, der als hervorragender Meisterschafts-Läufer bekannt ist: „Die Begeisterung von den Leuten in Hamburg– auch um acht Uhr in der Früh – findet man nicht überall.“ Letztes Jahr habe er ein sehr dichtes Wettkampf-Programm gehabt, „da war ich froh, dass ich die Olympia-Quali geschafft habe!“ Sein Vorbereitungsprogramm startet er in diesem Jahr mit einem Trainingscamp in Portugal, die Höhe Kenias sucht er nicht auf. Und in Hamburg könne er - „ich habe ja keinen Druck“ - entspannt an den Start gehen, die Qualifikationszeit für die WM in Tokio hat er (mit persönlicher Bestzeit von 2:05:46 h) bereits in Valencia im Dezember erbracht. Damit ist er der drittschnellste deutsche Marathonläufer aller Zeiten.
Und er lässt durchschauen: „Mal sehen, vielleicht gibt es ja noch eine Überraschung an dem Tag, man weiß nie, was in Hamburg auf der zweiten Hälfte passieren kann!“ Er habe ja schließlich erst acht Marathons gelaufen – „und jeder Marathon gibt mir neue Erfahrungen!“ Das Fernziel von Ringer ist die WM im September – die in Tokio, Japan, stattfindet: „Die hat dort gegenüber Olympia einen wesentlich größeren Stellenwert für die Japaner und für meinen Ausrüster Asics.“ Sein Traum wäre eine Top-8 Platzierung. Doch zunächst freut er sich auf den Start in Hamburg: „Wir passen gut zusammen – ich bin 36, der Hamburg-Marathon 39,“ stellt Richard fest und scherzt: „Wir sind beide Ü-35!
Zum ersten Mal stehen in Hamburg gleich drei Marathonläufer auf der Startliste, die bereits unter 2:04 Stunden gelaufen sind. Amos Kipruto lief seine Bestzeit von 2:03:13 in Tokio 2022, wo er als Zweiter hinter Superstar Eliud Kipchoge ins Ziel lief. Im selben Jahr gewann Kipruto den London-Marathon. Der Äthiopier Guye Adola ist die Nummer zwei auf der Liste. Er überraschte 2017 in Berlin, wo er Kipchoge herausforderte und schließlich als Zweiter mit 2:03:46 einen inoffiziellen Debüt-Weltrekord aufstellte. Dies ist nach wie vor die Bestzeit von Adola, der in der Folge immer wieder mit Verletzungsproblemen zu kämpfen hatte. Während sein Landsmann Kinde Atanaw 2019 in Valencia 2:03:51 Stunden erreichte, zeigte Philemon Kiplimo in den vergangenen beiden Jahren vielversprechende Leistungen: 2023 steigerte sich in Berlin auf 2:04:56 und im vergangenen Jahr war er beim Marathon Hamburg Dritter mit 2:05:37.
Die schnellste Frau auf der Hamburger Startliste ist zurzeit Workenesh Edesa. Die Äthiopierin lief 2019 in Berlin die Weltklassezeit von 2:18:51 und stellte dann 2024 bei ihrem Sieg in Osaka diese persönliche Bestzeit ein. Damit hält sie bei dem japanischen Rennen, das sie Ende Januar zum zweiten Mal in Folge gewann (2:21:00), auch den Streckenrekord. Während ihre Landsfrauen Waganesh Mekesha (Bestzeit: 2:20:44) und Kumeshi Sichala (2:20:42) zu den Favoritinnen gehören werden, gibt es mit Karoline Grovdal eine interessante Debütantin. Die 34-jährige Norwegerin ist die Halbmarathon-Europameisterin. Sie hat eine Bestzeit von 66:55 Minuten über die „halbe Distanz“. Die frühere Skilangläuferin wurde von 2021 bis 2023 dreimal in Folge Crosslauf-Europameisterin.
