Zu viel Ehrgeiz ist einer der gefährlichsten Feinde der Gesundheit von Läuferinnen und Läufern. Mangelnde Ambition ist weniger riskant für die Gesundheit, sie lässt Sie lediglich im Rennen unter Ihren Möglichkeiten bleiben. Wo die eine zu ambitioniert rennt, bleibt der andere im Trainingsprogramm zu zaghaft. Was für ein Lauftyp sind Sie? Lassen Sie sich leicht mitreißen, oder ist Ihnen gleichgültig, wie es im Training oder Wettkampf für Sie läuft? Finden Sie in unserem Selbsttest heraus, wie es um Ihren Ehrgeiz steht!
Anschließend finden Sie Wissenswertes zum Ehrgeiz und Tipps für jeden Typ, damit Sie sich weder unter- noch überfordern und beides erreichen: Gesundheit und Leistungssteigerung (wenn Sie wollen).
Bedeutung: Was ist Ehrgeiz eigentlich?
Ehrgeiz ist das Streben nach persönlichen Zielen, sprachlich leitet sich das Wort aus den beiden althochdeutschen Begriffen für Ehre und Gier ab. Im Laufsport geht es bei den persönlichen Zielen beispielsweise um persönliche Bestzeiten oder gute Platzierungen bei einem Rennen. Allgemein streben ehrgeizige Menschen stärker nach Erfolg, Anerkennung, Macht und Einfluss. In einem gewissen Maße ehrgeizig zu sein, gilt als positiv, man spricht häufig von "gesundem Ehrgeiz". Vorsicht ist jedoch geboten, wenn das Erreichen der Ziele allzu verbissen verfolgt wird, sodass negative Begleiterscheinungen auftreten: Übertraining, Überlastungsbeschwerden und Verletzungen im Sport; persönliche Konflikte in der Familie, im Freundeskreis oder bei der Arbeit; Vernachlässigung anderer Interessen und Bedürfnisse.
Eigene Maßstäbe finden: Wie viel Ehrgeiz ist gesund?
Überambitionierte Freizeitsportler und Hobbyathletinnen laufen Gefahr, Opfer ihres ungesunden Ehrgeizes zu werden – und das gilt nicht nur für Läuferinnen und Läufer, die vordere Plätze im Klassement anstreben. Auf der anderen Seite ist eine zu lasche Einstellung auch nicht gerade ideal: Willensschwache Hobbyläufer sind permanent in Gefahr, von ihrem inneren Schweinehund besiegt zu werden. Gegen einen gesunden Leistungswillen ist nichts einzuwenden. Er fördert die Motivation und hilft am Ball zu bleiben. Idealerweise halten sich Ehrgeiz und Gelassenheit in etwa die Waage. Sich Ziele zu setzen hilft einem, konsequent ein Ziel zu verfolgen. Dabei sollte man sich allerdings nicht an anderen orientieren, sondern eigene Maßstäbe finden, auf seinen Körper hören und seine Bedürfnisse im Blick behalten.
Tipps für jeden Läufertyp
Haben Sie den Test gemacht? Dann wissen Sie jetzt, ob Sie dazu neigen, sehr ambitioniert unterwegs zu sein oder das Laufen lässig und entspannt angehen. Wir zeigen Ihnen hier, wie Sie sich in Situationen, die typisch für die jeweilige Veranlagung sind, richtig verhalten und die Freude am Laufen bewahren:
Ehrgeiziger und stark wettkampf-orientierter Typ
Typischer Fehler Nummer 1:
Sie trainieren nach dem Programm leistungsstärkerer Läufer und Läuferinnen und überfordern sich damit.
Lösung: Hören Sie immer auf Ihren Körper. Das ist allemal effektiver, als den Zielen eines anderen hinterherzuhecheln. Achten Sie darauf, ob Sie sich zunehmend schlapp und müde fühlen, Schlafprobleme haben oder sich körperliche Beschwerden einstellen. Wenn ja: Sofort Gas wegnehmen! Dann haben Sie vielleicht noch die Chance, eine Verletzung zu vermeiden, die Sie lange zurückwerfen könnte. Eine Faustregel lautet: Steigern Sie das Trainingspensum von Woche zu Woche um nicht mehr als zehn Prozent. So kann sich der Körper gut an die wachsende Belastung anpassen, Überlastungsbeschwerden werden vermieden. Tipp: Es gibt kein Programm, das für alle passt. Trainieren Sie ab und zu mit anderen, dann sehen Sie, dass Training eine sehr individuelle Angelegenheit ist.
Typischer Fehler Nummer 2:
Ihr Tag besteht nur aus Essen, Schlafen und Laufen.
Lösung: Wenn Sie vor lauter Wettkampforientierung andere Lebensbereiche vernachlässigen, kann das problematisch werden. Machen Sie sich eine Liste der Dinge, die Ihnen wichtig sind, und sorgen Sie dafür, dass jede Woche Zeit dafür bleibt. Indem Sie sich für andere Menschen und andere Aktivitäten Zeit nehmen, gewinnen Sie Abstand zum Laufen. So schlagen auch eventuelle Verletzungspausen nicht so sehr aufs Gemüt.
Typischer Fehler Nummer 3:
Sie werfen über den Haufen, was Sie sich für einen Wettkampf vorgenommen haben, nur um die Konkurrenz abzuhängen.
Lösung: Erstellen Sie sich in den Tagen vor dem Wettkampf einen Plan, den Sie immer wieder in Gedanken durchgehen. Machen Sie daraus eine Art Mantra, das sie während des Rennens ständig vor sich hinmurmeln (zum Beispiel „Langsam starten, später aufdrehen“). Setzen Sie sich realistische, auf Ihre eigenen Möglichkeiten und Bedürfnisse zugeschnittene Ziele (etwa: gleichmäßiges Tempo laufen), anstatt sich an anderen zu orientieren.
Typischer Fehler Nummer 4:
Beim Training in der Gruppe diktieren Sie stets das Tempo.
Lösung: Eine zu starke Wettkampforientierung im Training kann das Gegenteil dessen bewirken, was man eigentlich beabsichtigt. Zudem wird dadurch Stress aufgebaut. Tipp: Schreiben Sie auf, was Ihnen am Laufen gefällt, dann wird Ihnen klarer, warum Sie laufen. Starten Sie bei einem Fun-Run ohne Wettkampfcharakter oder stellen Sie sich bei einer Laufveranstaltung als Zug- und Bremsläuferin oder -läufer zur Verfügung.
Entspannter Typ
Typischer Fehler Nummer 1:
Ihre Leistungen im Training sind besser als im Wettkampf.
Lösung: Sie können zwar das Letzte aus sich herausholen, sind aber in der Wettkampfsituation unsicher? Unser Rat: Führen Sie sich vor dem Start vor Augen, wie erfolgreich Sie im Training waren. Bitten Sie einen Lauffreund, Sie darin zu bestärken, auch das kann helfen. Versuchen Sie es mit dem Mantra „Warum nicht ich?“ und machen Sie sich damit klar, dass auch Sie ein Recht darauf und gute Aussichten haben, im Wettkampf gut abzuschneiden.
Typischer Fehler Nummer 2:
Sie meiden Wettkämpfe und Tempoläufe in der Gruppe.
Lösung: Es gibt Läuferinnen und Läufer, die vermeiden es, sich Ziele zu setzen, weil sie den damit verbundenen Druck fürchten oder Angst haben, das Ziel zu verfehlen. Falls Sie den Wunsch haben, mehr Ehrgeiz zu entwickeln, legen Sie Wert darauf, zunächst die richtigen Ziele zu definieren: Setzen Sie sich Ziele, die leichter zu erreichen sind (zum Beispiel beim Marathon einfach nur anzukommen anstelle eines Zeitziels). Das wird Ihr Selbstbewusstsein stärken, sodass Sie sich Schritt für Schritt an ambitioniertere Ziele herantasten können.