Bei den Wettkampfschuhen haben die Carbonmodelle in den letzten Jahren alles verändert. Sämtliche Straßenrekorde wurden verbessert. Nicht nur auf Elite-Level haben sich die Zeiten verbessert. Auch für uns Hobbyläufer, ob Einsteiger oder Ambitionierte, bringen Wettkampfschuhe Vorteile – allerdings muss (oder sollte) es nicht immer ein Carbonschuh sein.
Die Alternativen zu Carbonschuhen
Wer hobbymäßig läuft und an einem organisierten Lauf teilnimmt, braucht nicht zwingend einen Carbonschuh. Im Gegenteil, diese Modelle sind zum Beispiel für Einsteigerinnen und Einsteiger eher ungeeignet. Gerade, wenn es mehr um die Teilnahme an sich oder ums Finishen geht, bist du mit einem normalen Laufschuh ohne Carbonplatte vermutlich besser ausgerüstet.
Worin unterscheiden sich Wettkampfschuhe?
Die Frage nach dem perfekten Wettkampfschuh kann immer nur individuell für dich beantwortet werden. Diese Kriterien spielen dabei eine wichtige Rolle:
- Wie schnell willst du laufen?
- Welche Distanz und auf welchem Untergrund läufst du?
Warum nicht immer ein Carbonmodell?
Die Laufschuhe mit einer steifen Carbonplatte haben nur einen Einsatzzweck: schnell laufen. Ihre Funktion ist auf höheres Lauftempo ausgelegt. Deshalb kann es tatsächlich die falsche Wahl sein für einen Läufer, der vier Stunden oder langsamer läuft im Marathon. Unsere Faustregel: Bei einem Tempo langsamer als 5 Minuten pro Kilometer ist ein Carbonmodell meist die schlechtere Wahl. Denn die Konstruktion der Carbonschuhe ist auf entsprechendes Tempo ausgelegt – und auf entsprechende Läufertypen. Sprich: Die meisten Läuferinnen und Läufer, die den Marathon unter 3 Stunden finishen, wiegen unter 70 Kilo. Die Dämpfung und Reaktivität des Mittelsohlenschaums sind bei Wettkampfschuhen à la Adidas Adizero Evo oder Nike Alphafly für diese Gewichtsklasse ausgelegt.
Wettkampfschuhe für schwerere Läufer
Schwerere Läufer und Läuferinnen, die über 70 Kilo wiegen, finden geeignetere Modelle, bei denen die Mittelsohle besser mit Körpergewicht und der entsprechend höheren Belastung für den Schuh ausgelegt sind.
Drei Kategorien von Wettkampfschuhen
Wie oben gesagt: Es gibt keine Wettkampfschuh-Empfehlungen, die für alle Läuferinnen und Läufer gelten. Aber für eine Orientierung bietet sich eine Unterteilung in drei Zielgruppen:
Erste Kategorie: Für Zeitziele unter 3 Stunden
Die für Topleistungen auf der Straße entwickelten Carbon-Wettkampfschuhe eignen sich für Athleten und Athletinnen, die den Marathon unter drei Stunden laufen wollen. Drei Elemente sind entscheidend:
- Die Carbonplatte sorgt für eine Versteifung der Sohle, der Fuß knickt im Bereich des Zehengelenks nicht mehr ab (oder weniger).
- Deshalb hat der Schuh auch eine "Rocker"-Konstruktion: Die Sohle ist unter Ferse und Vorfuß aufgebogen; das sieht von der Seite betrachtet aus wie eine Schaukelstuhl-Form.
- Der reaktive Mittelsohlenschaum: Die dicken Sohlen mit geringer Dichte bieten eine hohe Rückstellkraft – sind aber auf das Körpergewicht von Topathleten ausgelegt. Hobbyläufer wiegen oft (deutlich) mehr.

Asics Metaspeed Edge Tokyo: Für Bestzeiten geeignet.
Beispiel-Modelle für diese Kategorie:
- Adidas Adios Adizero Pro 4. Gewicht: 200 Gramm, Preis: 250 €
- Asics Metaspeed Edge Tokyo. Gewicht: 170 Gramm, Preis: 270 €
- Brooks Hyperion Elite 5. Gewicht: 196 Gramm (Unisex), Preis: 275 €
- Nike Zoom Vaporfly Next% 4 Proto. Gewicht: 170 Gramm, Preis: 260 €
- New Balance Fuelcell SC Elite v5. Gewicht: 215 Gramm (Unisex), Preis: 280 €
- Kiprun KD 900 X2. Gewicht: 227 Gramm (Männer); 181 Gramm (Frauen), Preis: 140 €
- Puma Deviate NITRO Elite 3. Gewicht: 209 Gramm, Preis: 230 €
- Hoka Rocket X3. Gewicht: 227 Gramm, Preis: 250 €
Zweite Kategorie: Marathon-Zielzeit von 3 bis 4 Stunden
Im Leistungsbereich zwischen drei und vier Stunden kommt es beim Wettkampfschuh einerseits auf Leichtigkeit und Reaktivität der Mittelsohle an. Andererseits sind die Eignung für den Körpertyp und die biomechanischen Eigenschaften wichtig. Die Wettkampfschuhe für diese Zielgruppe sollten etwas mehr Komfort und Stabilität bieten.

Vereint Tempo und Komfort: der Asics Novablast 5.
Beispiel-Modelle für diese Kategorie:
- Adidas Adizero Boston 13. Gewicht: 236 Gramm, Preis: 160 €
- New Balance Fuelcell Rebel v5, Gewicht: 227 Gramm (Männer); 179 Gramm (Frauen), Preis: 160 €
- Asics Novablast 5, Gewicht: 255 Gramm (Männer), 225 Gramm (Frauen), Preis: 150 €
Dritte Kategorie: Marathon-Zielzeit von 4 Stunden und länger
Gerade für Marathon-Neulinge empfiehlt sich, bei der Wahl des Wettkampfschuhs kein Wagnis einzugehen. Ein zu leichter, flexibler Schuh kann sich im letzten Drittel des Marathons als zu instabil erweisen und die Biomechanik eher belasten als befördern. Wer dann auf einer zu weichen Mittelsohle unterwegs ist, „eiert mehr rum als dass der reaktive Schaum in Kombination mit der Carbonsohle einen Vorteil brächte“, drückt es ein RUNNER’S WORLD-Testläufer aus. Übrigens kommen hier auch die normalen Trainingsschuhe durchaus infrage: Viele aktuelle Trainingsschuhe sind so leicht geworden, dass sie unter 300 Gramm pro Schuh wiegen. Und dabei bieten sie einen Mehrwert durch den zusätzlichen Komfort und die Stabilität. Und: Auf diese Schuhe ist Verlass, wenn sie sich im Training bewährt haben.

Eine Alternative: True Motion U-TECH Energy
Beispiel-Modelle für diese Kategorie:
- On Cloudboom Max. Gewicht: 296 Gramm (Männer), 250 Gramm (Frauen), Preis: 240 €
- Brooks Ghost 17. Gewicht: 286 Gramm (Männer), 227 Gramm (Frauen), Preis: 150 €
- Altra Experience Flow 2. Gewicht: 231 Gramm, Preis: 150 €
- Asics GEL-Cumulus 27. 265 Gramm, Preis: 160 €
- True Motion U-Tech Energy. 270 Gramm (Männer), 230 Gramm (Frauen), Preis: 150 €
Fazit: Die Suche frühzeitig beginnen
Es ist nicht unbedingt immer der leichteste oder neueste Wettkampfschuh, der sich am besten für den Marathon eignet. Sondern für jede Marathonläuferin und für jeden Marathonläufer muss die Frage individuell beantwortet werden. Entscheidend ist nicht nur die angestrebte Marathon-Zielzeit, sondern auch die Biomechanik – auch auf der zweiten Hälfte der Marathonstrecke. Anstelle eines bis aufs letzte Gramm optimierten Carbonschuhs kann sich für Einsteiger ein etwas komfortablerer oder stabilerer Schuh auszahlen, auch wenn er ein paar Gramm mehr wiegt. Testen kann man das nur in der Wettkampf-Simulation, beziehungsweise bei den langen Trainingseinheiten: Hier sollte sich ein potenzieller Marathon-Wettkampfschuh bewährt haben.
Eine Sache wird beim derzeitigen Hype um Carbonschuhe nämlich oft überschätzt: Nur, weil ein Spitzenläufer mit einem bestimmten Modell eine Weltklassezeit erzielt, heißt das nicht, dass der Schuh jeden Läufer schnell macht. Wichtiger ist: Wenn man an der Startlinie steht, muss man die beruhigende Gewissheit haben, dass man sich erstens mit einem passenden Trainingsplan gut vorbereitet und zweitens den für sich optimalen Schuh am Fuß hat.