Ein einsamer Singletrail windet sich im Licht der Morgensonne durch eine liebliche Berglandschaft, im Hintergrund glitzert ein See. Mittendrin schwebt ein Läufer durch die Natur: So sehen wir uns Trailläufer. Aber oft sehnen wir uns auch nur nach dieser Szenerie, denn unsere alltägliche Laufrunde hat meist wenig mit der Traumwelt gemein. Um zum nächsten Trail zu gelangen, müssen wir oft zumindest einige Hundert Meter über Asphaltstraßen laufen. Und der Trailrun selbst ist für viele dann nicht der einmalige Genusslauf von Gipfel zu Gipfel über aussichtsreiche Singletrails, sondern eher ein schnöder Waldlauf.
Wald- und Feldwege am Stadtrand sind das klassische Laufterrain und dafür sind normale Laufschuhe oft ebenso gut geeignet wie ein Trailschuh – oder sogar besser. Denn ein Großteil dieser Wege ist entweder befestigt oder zumindest sehr eben und frei von Hindernissen. In der Realität werden an Trailschuhe andere Anforderungen gestellt als in unseren Wunschvorstellungen. Die Hersteller wissen dies natürlich und richten ihr Angebot danach aus.
Diese „Hybridschuhe“, die wir Ihnen hier vorstellen, tragen zwar das Hauptmerkmal von Trailschuhen: eine eher stark profilierte Außensohle. Was sie von diesen aber unterscheidet, ist der Aufbau der Mittelsohle. Diese ist deutlich weicher gedämpft als bei den „reinrassigen Bergziegen“, was auf befestigten Wegen für ermüdungsfreies Laufen sorgt. Möglich wurde dieser Spagat zwischen Robustheit und Komfort durch die modernen Mittelsohlenschäume, die bei vielen Herstellern seit Kurzem zu auffallend voluminösen, aber erstaunlich leichten Sohlenkonstruktionen führen und für ein ganz neues Laufgefühl sorgen. Selbst Trail-Spezialisten wie Salomon, Inov-8 oder La Sportiva setzen mittlerweile auf den Komfort-Faktor, wie die hier vorgestellten Modelle zeigen.
Während Trailläufer früher, wenn mal ein Kilometer Asphalt unter ihre Sohlen geriet, um ihre Kniescheiben und Menisken fürchteten, haben die neuen Modelle von Adidas, Brooks, New Balance und Nike ein Komfortniveau, das von Dämpfungsschuhen nicht mehr zu unterscheiden ist. „Wenn ich nicht wüsste, dass das ein Trailschuh ist, hätte ich es nicht gemerkt“, lautet der vielsagende Kommentar eines Testläufers, der auf alle vier Modelle gleichermaßen zutrifft.
Ein weiteres typisches Konstruktionselement von Trailschuhen neben der „Treckersohle“ ist die „Rockplate“ – eine feste Kunststoffplatte, die in die Mittelsohle integriert ist, etwa beim La Sportiva. Sie schützt den Fuß vor Steinen oder Ästen, die sich durch die Sohle drücken könnten, was umso wichtiger wird, je unwegsamer der Trail ist und je länger der Lauf. Nachteil der Platte ist, dass diese auf Kosten der Flexibilität und Dynamik geht. Auch das Gespür für die Bodenbeschaffenheit leidet. Auf festem, ebenem Untergrund und für ambitioniertere Läufer ist dieser Umstand ein Nachteil.
Wichtig bei der Beurteilung von Trailschuhen ist ein Blick auf die Außensohle: Die besseren Laufeigenschaften auf Straße oder festem Untergrund gehen bisweilen zulasten der Geländetauglichkeit, etwa beim Nike-Modell. Wer mehr Halt auf unebenem Terrain wünscht, wird ein gröberes Profil wählen. Wer dies nur selten braucht, fühlt sich von groben Stollen oft eher gestört. Dennoch erschließen die hier vorgestellten Modelle ein enormes Einsatzgebiet, das vom Asphalt bis zum Alpenpass reicht – ohne große Kompromisse.
Hier bestellen: Herrenmodell (129,99€) oder Damenmodell (129,99€)
UVP: 130 Euro
Konstruktion: Mittelsohle aus React-Schaum, 10 mm Sprengung, Gewicht 315 Gramm.
Laufeindruck: Als Trail-Version des sehr komfortablen Pegasus 37 (der bei uns im Test super abschnitt) ist er deutlich näher an der Straße als am rauen Trail. Wer bei Straßenläufen also kurz mal durchs Gelände laufen will, ist mit dem Peg gut beraten. Auch ein Komfort-Tipp für Ultra-Distanzen. Negativ: wenig Halt der Sohle, rutschig bei Nässe.
Hier bestellen: Herrenmodell (109,95€) oder Damenmodell (109,95€)
UVP: 110 Euro
Konstruktion: Rockplate im Vorfußbereich, textiles Obermaterial, 8 mm Sprengung, 292 Gramm.
Laufeindruck: Auch unter den Brooks-Trailmodellen ist der neue Divide der straßentauglichste, vor allem Fersenläufer profitieren von der voluminösen Mittelsohlendämpfung. Gut: Der Divide eignet sich prima für lange, ruhige Waldläufe. Das Obermaterial ist bequem, bietet in rauem Gelände aber zu wenig Schutz.
Hier bestellen: Herrenmodell (179,95€) oder Damenmodell (179,95€)
UVP: 180 Euro
Konstruktion: volumige Zwischensohle aus Boost-Dämpfungsschaum, Außensohle aus Continental-Gummi, Obermaterial mit Teilen von recyceltem Parley-Plastikmüll. 6mm Sprengung, 335 Gramm
Laufeindruck: „Ein Dämpfungsschuh mit guten Trailqualitäten“, so ein Testläufer. Fazit: Das Einsatzgebiet reicht von der Straße bis zum Feld- oder Waldweg. Herausragend ist die Sohle. Negativ: Der Schuh ist bei schnellerem Lauftempo etwas behäbig und bietet eher wenig Rückmeldung vom Untergrund.
UVP: 160 Euro
Konstruktion: breit konstruierte Sohleneinheit mit Fresh-Foam-Dämpfungsschaum, Außensohle von Vibram. Das Obermaterial ist dank Membran wasserdicht. 8 mm Sprengung, 343 Gramm
Laufeindruck: „Läuft sich wie ein komfortabler Straßenschuh“, urteilt ein Testläufer. Insbesondere Fersenläufer profitieren. Guter Halt auf Sand und Stein, gute Langstrecken- und Ultra-Eignung. Negativ: rutschig auf weicherem, tiefem oder matschigem Untergrund. Wenig Dynamik für schnelleres Lauftempo. Bei Sommertemperaturen zu warm.
Hier bestellen: Herrenmodell ohne Gore Tex (139,95€) oder Damenmodell ohne Gore Tex (139,95€)
UVP: 140 Euro
Konstruktion: integrierte Rockplate als Steinschutz in der Mittelsohle, Monosock-Obermaterial. 6mm Sprengung, 275 Gramm.
Laufeindruck: Die Passform ist Asics-typisch schmal, das Abrollverhalten für Fersen- und Mittelfußläufer geeignet. Einsatzgebiet: Einer für alles – mit Abstrichen bei der Wettkampf-Eignung für ambitionierte Läufer. Negativ: passt nicht für breitere Füße. Positiv: sehr gute Traktion, auch auf nassem Untergrund.
Hier bestellen: Herrenmodell (159,95€) oder Damenmodell (159,95€)
UVP: 160 Euro
Konstruktion: Mittel-Außensohleneinheit aus 20 sehr unterschiedlich großen Cloud-Elementen, Missiongrip-Außensohle, zweilagiges Obermaterial. 6 mm Sprengung, 295 Gramm.
Laufeindruck: Die einzelnen Clouds komprimieren bei Belastung und reagieren individuell, gleichzeitig verschieben sie sich leicht horizontal. Bergab wird so der Aufprallschock spürbar gemildert und die Traktion verbessert. Gute Laufeigenschaften für lange Trails. Negativ: In der Sohle setzen sich immer wieder Steinchen fest.
UVP: 200 Euro
Konstruktion: In der hier gewählten GTX-Version ist der Schuh wasserdicht, wobei die Membran direkt auf das Außenmaterial (das ist neu!) des robusten, viel Schutz bietenden Schuhs laminiert ist. 7mm Sprengung, 319 Gramm.
Laufeindruck: Die Sohle ist vergleichsweise sehr fest, torsionssteif und wenig flexibel: Was im rauen Gelände hilft, stört freilich beim Abrollen auf Asphalt. Somit taugt der Jackal eher für die längeren Trailläufe in ruhigem Lauftempo. Aber: Die Passform ist recht schmal, also nichts für breite Füße. Positiv: sehr gut anpassbare Schnürung, perfekter Sitz für schmalere Füße, sehr gute Traktion.
Hier bestellen: Herrenmodell ohne GTX oder Damenmodell ohne GTX
UVP: 110 Euro
Konstruktion: wasserdicht dank der Membran im Obermaterial; Ortholite-Einlegesohle und Contagrip-Sohlenkonstruktion, 10 mm Sprengung, 360 Gramm.
Laufeindruck: Der neue Salomon reiht sich unterhalb der Top-Trailmodelle ein, ist aber wegen der Contagrip-Sohle mit gutem Grip auf weichem Untergrund voll trailtauglich. Für kürzere Läufe auf festem Untergrund bietet er Komfort und Dynamik, da die Sohle (ohne Rockplate) ein gutes Gefühl für den Boden vermittelt. Sicherer Sitz bei schmaleren und normalen Füßen, für breite Füße weniger geeignet.
Hier bestellen: Herrenmodell ohne GTX (109,95€) oder Damenmodell ohne GTX (109,95€)
Hier bestellen: Herrenmodell oder Damenmodell
UVP: 165 Euro
Konstruktion: „Powerflow“-Mittelsohle mit 8 mm Sprengung, Graphene-Außensohle, Rockplate im Vorfußbereich, 280 Gramm.
Laufeindruck: Fans der Marke, die die auf harten Einsatz ausgelegten Trailschuhe kennen, überrascht der Komfort durch die voluminöse Mittelsohle. Damit liefert der 280 gute Langstrecken-Qualitäten. Die Außensohle mit Graphene ist haltbar und bietet sehr guten Grip selbst auf nassem Untergrund, taugt sogar für Alpentrails. Beachten: die eher schmale Passform.